Toni Kroos ist einer der am meisten unterschätzten Spieler der modernen Fußballgeschichte. Sein ganzes Leben spricht dafür, doch seine Karriere war eine Visitenkarte für die Hall of Fame. Denn der deutsche Nationalspieler hat sich nie Grenzen gesetzt und alle seine Kritiker zum Schweigen gebracht.
Geboren am 4. Januar 1990 in Greifswald, in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik, als die Wiedervereinigung Deutschlands kurz bevorstand, musste Kroos im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal allein von zu Hause weggehen, weil er das dem Fußball "schuldig" war.
Ein Kind, das in die Welt der Erwachsenen katapultiert wurde, das sich mit den Füßen behaupten kann, aber sein Leben abseits des Platzes noch organisieren muss. Mit siebzehn Jahren wurde Toni in die erste Mannschaft von Bayern München berufen und war bei seinem Debüt der jüngste Profi in der Geschichte des Vereins.
Wenige Monate nach Kroos' Ankunft sagt ihm Miroslav Klose, beeindruckt von der Ruhe und dem Selbstvertrauen des Jungen, dass er ein Fußballstar werden wird! Denn sonst hätte Miro nichts von diesem Sport verstanden, wenn er da falsch liegen würde.
Wenig Wertschätzung bei den Bayern
Als er im Alter von 20 Jahren von Bayer Leverkusen ausgeliehen wurde (wo er Platz und Minuten fand, um sich zu zeigen), geht er in Rummenigges Büro, um seine Vertragsverlängerung bei den Bayern zu unterschreiben. Doch wenige Zeit nach der Unterschrift bereut er die Entscheidung. In München hat er immer den Eindruck, einer von vielen zu sein, wenn nicht sogar einer von zu vielen.
Von dort aus entschied er sich, zu Real Madrid zu gehen, dem berühmtesten Verein der Welt und voller Stars. Ein wichtiger Schritt in seinem Leben, den sich Toni nicht entgehen ließ, genauso wie er es auf dem Spielfeld immer tat und bei seinem Abschied (ohne viel Drama) Klasse und Eleganz bewahrte. Der Rest ist Geschichte. Bis heute 22 Titel in 463 Spielen: 4 Champions League Titel, 5 Klubweltmeisterschaften, 4 Europäische Super Cups, 4 Meisterschaften, 1 Copa del Rey und 4 Super Cups - Pokale aus Spanien.
Eine Karriere in weiß endete mit einem weiteren Champions League-Titel, dem sechsten seiner Karriere. Wieder war Kroos trotz seines fortgeschrittenen Alters einer der Protagonisten. Allerdings eher unspektakulär, mit wenig Aufsehen, aber viel Effizienz. Vielleicht war er gerade deshalb so einzigartig.
Este hombre es el culpable de que Toni Kroos se fuera del Bayern y de que todos los entrenadores de Europa rechacen ser su entrenador.
— Andrés Weiss (@andresweiss_) May 22, 2024
Uli Hoeneß, señoras y señores.pic.twitter.com/Hww8rTrnQG
Einzigartig, in jeder Hinsicht
Ein einzigartiger Spieler, im Großen wie im Kleinen. Als gebürtiger Ostdeutscher ist er der erste und einzige Spieler aus der DDR, der eine Weltmeisterschaft gewonnen hat. Ein historischer Rekord, den ihm niemand abnehmen kann, so wie ihm auch niemand die Schuhe abnehmen konnte.
Die 2011er Adidas „Adipure“, die Toni 13 Jahre lang trug, waren die einzigen auf der Welt, die er wollte, so sehr, dass das Unternehmen gezwungen war, sie nur für ihn zu produzieren. Der Grund? Er hat sich an die Farben gewöhnt. "Wenn ich nach unten schaue, muss ich weiße Schuhe sehen, wenn ich spiele, sonst bin ich nicht glücklich. Ich war schon immer sehr besessen davon, sie sauber zu halten und ständig zu waschen".
Was man über ihn sagt
Zu beschreiben, was Toni Kroos als Fußballer war, ist nicht einfach. Man läuft Gefahr, ins Banale, ins Offensichtliche zu verfallen. Zusammen mit Modric und Casemiro bildete er eines der besten Mittelfeld-Trios in der Geschichte der Königlichen und des Fußballs. Es sind seine beiden Weggefährten, die seinen Stellenwert für den Fußball am besten beschreiben:
"Mit Kroos zu spielen ist ein Vergnügen, ein Privileg. Wenn Toni langsam spielen will, machen wir langsamer. Wenn er schnell spielen will, werden wir schneller. Wir spielen im Takt von Toni. Er ist die Seele von Real Madrid" - Casemiro
"Kroos scheint wie in Zeitlupe zu spielen, in einem Fußball, in dem alles hektisch ist wie im Berufsverkehr" - Modric.
Kommentare seiner beiden ehemaligen Mitspieler, die pure Wertschätzung für den Deutschen Techniker unterstreichen. Wertschätzung die er bei Bayern in Persona von Uli Hoeneß nicht bekam, welcher ihn als „Querpass-Toni“ abtat.
Am Ende von seiner Karriere muss Bayerns Macher zugeben, dass es wohl einer seiner größten Fehler war nicht auf Toni Kroos zu setzen. Denn dieser hat mit Leistung und nicht mit Worten seinen Kritikern die Antwort gegeben – und das auf edelste Art und Weise.
Gar nicht auszudenken, wie viele Champions-League-Titel der FC Bayern mit Toni Kroos gewonnen hätte, wenn man ihn nicht einfach so hätte gehen lassen. #FCBayern #Kroos #UCL @ToniKroos #Rummenigge #Hoeneß pic.twitter.com/TdZS82zNA1
— Bananenflanke (@dirk_adam) June 2, 2024
Abgang auf dem Höhepunkt
Toni Kroos war einer der stärksten und intelligentesten Fußballer der letzten 15 Jahre, hat aber beschlossen, mit nur 34 Jahren in den Ruhestand zu gehen, obwohl er immer noch einer der besten Mittelfeldspieler der Welt ist. Der deutsche Nationalspieler beendete seine Zeit im Verein, mit dem Gewinn der begehrtesten Vereinstrophäe und geht mit Würde im Gegensatz anderer Berufskollegen.
Beispielsweise Ronaldo der von Portugal bis ins Viertelfinale mitgeschleppt wurde und kaum noch einen Einfluss aufs Spiel hatte, ganz im Gegenteil, eher dem Team schadete. Toni hatte eine tragende Rolle bei der deutschen Nationalmannschaft und ist wie ein Dirigent aufgetreten, welcher das Team besser gemacht hat.
Viele fragen sich, warum ein Fußballer, der einen so positiven Einfluss auf das Spiel seiner Mannschaft hat, in den Ruhestand gehen sollte, aber Toni Kroos hat die Antwort schon vor einiger Zeit gegeben: "Mein Ziel war es immer, meine Karriere auf höchstem Niveau zu beenden.“
Der 1990 geborene Kroos will seine Karriere beenden, wenn er noch zu den Besten gehört und nicht, wenn er sich in der absteigenden Phase seiner Karriere befindet. Eine Selbstverpflichtung, an die er sich gehalten hat und die von großer Intelligenz zeugt. Danke für Alles Toni!