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Ein Schotte mischt die Serie A auf | Lewis Ferguson (24) im Porträt

Ein Schotte mischt die Serie A auf | Lewis Ferguson (24) im Porträt

Für den einen Schotten, der Bologna verließ (Hickey), kam ein Neuer. Die Rossoblu verpflichteten bereits letzten Sommer Lewis Ferguson (24) vom FC Aberdeen für 2,5 Millionen Euro inklusive Boni. Bologna setzte sich damit gegen die Konkurrenz aus Lecce durch, die schon seit einiger Zeit ein Auge auf den Spieler geworfen hatte. Ferguson erhielt einen Vierjahresvertrag mit einer Option für das fünfte Jahr. Seine aktuellen Leistungen bestätigen das Vertrauen des Vereins. (Bild: IMAGO / AFLOSPORT)

Scout Francesco Strozzi entdeckte 2020 Aaron Hickey für den FC Bologna. Der junge Schotte wechselte letzte Saison für eine stolze Ablöse von 16,5 Millionen Euro auf die Insel, nachdem die Emilianer 2020/21 lediglich 1,7 Mio. für den Linksverteidiger an die Hearts überwiesen hatten. Ein satter wirtschaftlicher Gewinn konnte in die Mannschaft reinvestiert werden, was in dieser Spielzeit Früchte zu tragen scheint.

"Mein erster Gedanke zum schottischen Fußball ist, dass die Premiership eine unglaublich unterschätzte Liga ist“, so Strozzi. "Meiner Meinung nach wird sie in den Augen vieler Scouting-Abteilungen in der ganzen Welt nicht ausreichend beachtet.“

Strozzi ist der Meinung, dass es im schottischen Fußball eine Reihe von Rohdiamanten gibt, und der aktuelle Zustrom von jungen Spielern, die von Schottland nach England wechseln, beweist, dass die Liga ernster genommen werden sollte.

Schottische Liga körperbetont wie die Serie A

"Der schottische Fußball ist schnell, dynamisch und körperbetont. Für italienische Vereine, die auf der Suche nach jungen Spielern sind, die diese Voraussetzungen mitbringen, ist die schottische Liga meiner Meinung nach gut zu beobachten, und im Moment gibt es nicht allzu viel Konkurrenz um Spieler.“

"Meiner Meinung nach arbeiten sie sehr, sehr hart daran, wettbewerbsfähig zu sein und ihre jungen Talente auch außerhalb des Vereinigten Königreichs zu einem wichtigen Aktivposten für Vereine werden zu lassen. Ich denke, dass die jüngsten Schritte den schottischen Fußball auf den Radar von viel mehr Vereinen in Italien bringen werden.“

In Bezug auf Ferguson erwartete Strozzi letztes Jahr, dass sich der Mittelfeldspieler unter der Leitung von Sinisa Mihajlovic gut entwickeln wird. Er fügte hinzu: "Ich glaube, dass er sehr, sehr wichtig für die Spielweise des Vereins sein wird, denn Sinisa Mihajlovic ist ein Trainer, der die Qualitäten von Lewis Ferguson noch besser zur Geltung bringen kann.“

Kaum Anpassungszeit, Ferguson liefert

"Ferguson ist ein zentraler Spieler, der aus dem Mittelfeld heraus wichtige Tore schießt, was man in der Serie A nicht so oft sieht. Bei einem Verein wie Bologna und mit der Spielweise, die Mihajlovic will, kann man also Großes von Lewis Ferguson erwarten.“

Unter Sinisa Mihajlovic kam der Neuzugang in seiner ersten Serie A-Saison direkt auf 32 Einsätze in denen er sieben Tore erzielen konnte. Unter dem aktuellen Trainer Thiago Motta spielt Ferguson meist als Trequartista und konnte in elf Partien bereits 5 Scorerpunkte (3 Tore & 2 Vorlagen) für den italienischen Erstligisten sammeln und avancierte zu einer der Protagonisten des aktuellen Tabellenachten.

Doch wer ist dieser schottische Rohdiamant, den Strozzi da für den FC Bologna an Land gezogen hat?

Mit Brot und Fußball aufgewachsen

Lewis Ferguson wurde am 24. August 1999 in Hamilton, einem Industrievorort von Glasgow, geboren. Seine Familie ist eine Familie von Fußballern: Sein Vater Derek ist ein ehemaliger Spieler, vor allem für die Rangers und Hearts, während sein Onkel Barry, wenn man so will, mehr Glück hatte: Er wurde eine Rangers-Legende und feierte auch in England einige Erfolge in den Trikots der Blackburn Rovers, von Birmingham City und Blackpool.

Lewis wurde den Rangers als Fußballer in die Wiege gelegt: Das konnte nur so sein. Im Alter von 14 Jahren wurde er jedoch von den Light Blues aussortiert und wechselte zu seinem Heimatverein, der für die Förderung junger Talente berühmt ist, wie der Name des Vereins verrät Hamilton Academical Football Club.

Sein Debüt in der ersten Mannschaft gab er mit gerade einmal 18 Jahren im schottischen Pokal, sein erstes Spiel in der schottischen Premier League datiert vom 24. Januar 2018, Hamilton gegen Hearts (0:3). Von da an findet er, auch aufgrund des Transfers von Greg Doherty zu den Rangers, regelmäßig einen Platz in der Startformation. Am Ende der Saison wechselt er ablösefrei zum höher eingeschätzten Aberdeen, das aber Hamilton eine Entschädigung für die fußballerische Ausbildung des Spielers zahlen muss.

Bester junger Spieler des Jahres

Bei Aberdeen wurde er sofort zum Stammspieler und erzielte gleich in seinem zweiten Spiel, in der Europa-League-Vorrunde zu Hause gegen Burnley, ein wunderschönes Tor mit der Hacke. Sein wichtigster Treffer war das Kopfballtor in Hampden im Halbfinale des Ligapokals 2018/2019 gegen die Rangers, das Aberdeen den Sieg im Finale ermöglichte.

Mit seinen gerade einmal 20 Jahren war Lewis Ferguson bereits ein erfahrener Spieler. Er absolvierte in diesem jungen Alter schon seine dritte Saison in der schottischen Premier League und wurde aufgrund seiner Leistungen von der Scottish Football Writers Association als „Bester junger Spieler des Jahres“ ausgezeichnet. Ferguson war damit der erste Spieler aus Aberdeen, der diese Auszeichnung in ihrer 19-jährigen Geschichte erhielt.

In vier Spielzeiten im Pittodrie-Stadium absolvierte Lewis 169 Spiele und erzielte 37 Tore. Das ist praktisch ein Durchschnitt von 42 Spielen und über neun Toren pro Saison. Ferguson hat bereits vier Spiele für die schottische A-Nationalmannschaft bestritten, sein Debüt gab er am 1. September 2021 bei der 0:2-Niederlage gegen Dänemark. Letztes Jahr im Sommer dann der Wechsel zu Bologna in eine Spitzenliga wie die Serie A, ein Jahr nachdem Aberdeen noch das Angebot vom FC Watford ablehnte.

Ein vielseitiger Mittelfeldspieler

Ferguson kann als moderner Fußballer bezeichnet werden, der in verschiedenen Rollen spielen kann. Anfangs spielte er hauptsächlich die Rolle des Flügelspielers im 4-2-3-1 und im 4-3-3, während er in der letzten Saison oft als Trequartista spielte und versuchte, seine Torjägerqualitäten auszuspielen. Er verfügt über eine große Physis, die es ihm ermöglicht, ein klassischer Box-to-Box-Mittelfeldspieler zu sein, d.h. er kann sowohl verteidigen als auch angreifen.

Wenn er auf den etwas tieferen Positionen, als Sechser oder Achter, gespielt hat, hat er eine Vielzahl von Qualitäten im Aufbauspiel gezeigt. Am auffälligsten ist vielleicht seine Körperlichkeit, die es ihm ermöglicht, unter Druck den Ball zu halten. Er kann seinen Gegenspieler physissch in Schach halten und nach hinten oder zur Seite passen, oder sich drehen und Raum schaffen, um nach vorne zu spielen.

Sein sauberes und präzises Kurzpassspiel hilft ihm auch bei der Ballsicherung. Er spielt kurze Pässe selten zu kurz oder zu weit, und macht seinen Mitspielern mit schlecht abgespielten Bällen nicht mehr Arbeit als nötig.

Passsicher auch über lange Distanzen

Die Fähigkeit, das Spiel in der Tiefe zu kontrollieren und effektiv zu verteilen, wird in der heutigen Zeit vielleicht unterschätzt, aber sie ist das erste Kästchen, das angekreuzt werden muss, um dumme Umstellungen und anschließende gegnerische Gegenangriffe zu vermeiden.

Ferguson kümmert sich auch um das Kästchen "Progression", da er regelmäßig nach vorne passt, wenn es möglich ist. Wenn er den Ball im Raum hat, versucht er, den Angriff voranzutreiben, vor allem mit langen Bällen.

In einem anderen System könnten diese langen diagonalen Pässe jedoch zu Eins-gegen-Eins-Situationen für gute Dribbler führen. Seine Passgenauigkeit über längere Distanzen ist auch im offensiven Umschaltspiel von Nutzen, wo er Stürmer mit Bällen in den freien Raum schicken kann.

Zu risikoscheu im finalen Drittel

Ferguson gibt den Ball nur selten unnötig her und versucht progressiv zu agieren. Ein Punkt bleibt jedoch unangetastet - seine Durchschlagskraft im finalen Drittel des Feldes. Zu oft entscheidet er sich dafür, das Spiel breit zu machen, anstatt mal den vertikalen Pass in die Tiefe zu versuchen. In diesem Punkt muss er etwas mutiger werden.

Selbst wenn es Möglichkeiten gibt, seine Mitspieler in die Defensive zu drängen, geht er lieber auf Nummer sicher und umspielt die Gegner, als dass er vertikal durchpasst, oder ins Dribbling geht. Daher muss er noch an seiner Entscheidungsfindung im offensiven Drittel arbeiten.

Lewis ist nicht nur sehr kopfballstark, sondern hat auch einen guten Fernschuss. Manchmal ist er zu ungestüm in seinen Einsätzen, was ihm manchmal vermeidbare Karten einbringt, während seine Technik, obwohl sie im Vergleich zum durchschnittlichen Niveau der schottischen Premier League solide scheint, in einer Liga wie der Serie A vielleicht etwas bescheiden ist. Wir werden sehen, ob er diese mögliche technische Lücke mit seiner Lernfähigkeit schließen wird.

Dank seiner Physis stark im Pressing

Trotz seiner imposanten Statur (er ist 1,81 m groß) verfügt er über eine solide Grundtechnik und zeigt auch bei der Ballzirkulation, im Luftduell und vor allem im Spielaufbau hervorragende Fähigkeiten.

Ferguson spielt abseits des Mittelstürmers, auf den Thiago Motta in der Regel setzt - entweder Joshua Zirkzee oder Sydney van Hooijdonk - und sorgt dafür, dass der Schotte in der Nähe des Stürmers weilt, um Bälle abzufangen oder nach direktem Spielaufbau von hinten nach vorne um zweite Bälle kämpft.

Hier erweisen sich seine Körperlichkeit und Aggressivität als besonders effektiv, da er mit Innenverteidigern und defensiven Mittelfeldspielern auf eine Art und Weise konkurrieren kann, wie es andere Zehner nicht können.

Ferguson besitzt neben seinem ausgezeichneten Distanzschuss auch Geschicklichkeit bei Freistößen. Sein bevorzugter Fuß ist der rechte, aber er verschmäht auch nicht den Abschluss mit dem linken Fuß. Dass er oft zum Abschluss kommt liegt auch an seinen exzellenten Laufwegen, mit denen er Räume öffnet und fast immer anspielbar ist.

Große Konkurrenz im Kader

Natürlich ist die Konkurrenz in den Reihen der Emilianer groß, denn im Kader stehen Spieler wie Zirkzee, Freuler, Saelemaekers, Aebischer oder Orsolini. So startet der Brite derzeit in der Hierarchie zwar ganz vorne, jedoch darf er sich keine größeren Formkrisen erlauben. Unter der Leitung von Thiago Motta scheint er sich verbessert zu haben, und auf der Zehnerposition alle seine Stärken am besten ausspielen zu können.

Sollte der junge Schotte von größeren Verletzungssorgen verschont bleiben, dann könnte für den FC Bologna nächsten Sommer wieder ein millionenschwerer Verkauf anstehen der die klammen Kassen des italienischen Traditionsvereins füllen würde. Für Ferguson wäre es in seiner Karriere der nächste sinnvolle Schritt sich einem ambitionierteren Verein anzuschließen.

Denn er besitzt das Fähigkeitenprofil eines fast kompletten Mittelfeldspielers, welche im modernen Fußball von sämtlichen Topklubs gejagt werden. Solide Technik, Kopfballstärke, Physis, Abschluss- und Passstärke, kombiniert mit seinem vorbildlichen Defensivverhalten machen Lewis Ferguson zu einem der heißesten Aktien der höchsten italienischen Spielklasse. Es bleibt spannend wo es den aufstrebenden Profi nächstes Jahr hinziehen wird.

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