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Ist er wirklich Juves neuer Regista? | Arthur Melo im Porträt

Ist er wirklich Juves neuer Regista? | Arthur Melo im Porträt

Juventus Turin setzt in der neuen Spielzeit nicht nur auf einen neuen Trainer, sondern revolutioniert gleichermaßen mit der Verpflichtung von Arthur Melo (24) die Identität des Mittelfelds. Denn der junge Brasilianer verkörpert Attribute, die der zu Barcelona abgewanderte Miralem Pjanic der „alten Dame“ zuletzt nicht mehr bieten konnte.

Arthur wuchs in einer von Armut weitesgehend verschonten Gegend Goianias auf, einer Großstadt in Zentralbrasilien, welche vor allem 1987 wegen ihres schwerwiegenden Unfalls mit radioaktivem Material in der Welt Bekanntheit erlangte. Doch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten verdankt er sicherlich nicht dem nuklearen Supergau sowie einst „Radioactive-Man“.

Nein, das Kicken lernte er wie alle brasilianischen Kinder auf der Straße mit Freunden und Brüdern. Gespielt wurde natürlich klassisch barfuß, was ihm die ein, oder andere Verletzung einbrachte.

„Meine Nachbarschaft war sehr ruhig, deshalb spielte ich auf der Straße mit meinen Freunden und Brüdern, von denen ich einiges lernte. Ich erinnere mich, dass wir immer barfuß spielten und ich mir bei mehreren Gelegenheiten das Knie und den großen Zeh verletzt habe. Fußball war schon immer das was ich am meisten mochte“, erzählte der junge Brasilianer enthusiastisch.

3 Jahre Futsal-Akademie

Auf dem heißen Beton ging es nie um das Team, Formationen oder Taktiken, sondern um Skills wie Dribbling, Abschluss, Kreativität und Technik. Nachdem Arthur und dessen Bruder Henrique die Eltern überzeugen konnten eine Profifußballkarriere anzustreben, ohne dabei die Bildung zu vernachlässigen, meldete Vater Ailton Melo die Beiden in einer Futsal-Akademie an.

Diese wertete Arthurs Fähigkeiten ungemein auf und sorgte dafür, dass er Attribute wie Technik, Kurzpassspiel, Dribbling und Dynamik auf ein wesentlich höheres Niveau heben konnte. Während sein Bruder das Interesse am Ballsport verlor, arbeitete Arthur zielstrebig weiter.

Nach drei Jahren Futsal, wagte er 2014 den Sprung zu Gremio Porto Alegre. Dank herausragenden Leistungen in der U20 und der zweiten Mannschaft des brasilianischen Erstligisten, spielte er bereits zwei Jahre später im zarten Alter von 20 für das Profiteam. Dort avancierte er schnell zum absoluten Anführer. Im damaligen 4-2-3-1-System, setzte ihn Trainer Renato Gaucho als spielaufziehenden Sechser ein und das mit Erfolg.

Der „Titelsammler“

Nach dem Gewinn des brasilianischen Pokals, der Recopa Sudamericana 2016 und der Copa Libertadores 2017, verlieh ihm die brasilianische Presse gar den Spitznamen „Titelsammler“. Zudem stellte der Edeltechniker im Trikot von „Imortal Tricolor“ einen neuen Rekord auf, als er in einer Partie eine Passquote von 100 Prozent erlangte.

Vor allem nach dem Gewinn der Copa Libertadores, an der Arthur einen großen Anteil hatte, standen die Interessenten aus Europa Schlange. Den Zuschlag bekam dessen Herzensclub, der FC Barcelona. Denn es war schon immer sein Kindheitswunsch irgendwann das Trikot der „Blaugrana“ zu tragen.

Doch der ganze große Durchbruch blieb ihm bei den Katalanen verwehrt, die Konkurrenz war mit Sergio Busquets, Arturo Vidal, Frankie De Jong und Ivan Rakitic extrem hoch. Zwar bekam der brasilianische Nationalspieler regelmäßig seine Spielzeit, doch als Protagonist konnte er sich nie etablieren.

Mezzala oder Regista?

Nun also der Wechsel zu Juventus. Die alte Dame fahndet nach dem Abgang von Miralem Pjanic nach einem neuen „Regista“. Doch ist Arthur der richtige Mann für den Job, vor allem nach der Entlassung seines Befürworters Maurizio Sarri?

Zunächst muss berücksichtigt werden, dass Arthur im spekuliert präferierten 4-3-3-System Pirlos, in Barcelona lediglich als „Mezzala“ Erfahrung sammeln konnte. Arthur ähnelt in seinem Spielstil eher Bayerns Thiago, welcher auf der „Acht“ adäquater aufgehoben scheint.

Der Ballkünstler wird daher sicherlich nicht der letzte kreative Neuzugang der „Bianconeri“ bleiben. Doch Andrea Pirlo darf sich freuen, dass er mit dem 24-jährigen Edeltechniker einen sehr flexiblen Mann unter sich hat, der aufgrund seiner Allrounder-Qualitäten als echter Hybrid bezeichnet werden kann.

Werte wie ein Innenverteidiger

Denn neben seiner Passstärke, Übersicht, Dynamik, Kreativität und Dribbelstärke, ist Arthur auch noch ungemein zweikampfstark. In der abgelaufenen Spielzeit gewann dieser 63 Prozent seiner Duelle am Boden für sich – Innenverteidigerwerte, und das als „Mezzala“!

Daher könnte er nach etwas Eingewöhnungszeit sicherlich die Rolle des „Regista“ ausfüllen, jedoch ist er kein Spieler, welcher die Passwege (nur 4 abgefangene Bälle in 21 Partien in La Liga) der gegnerischen Teams durchschaut und in Luftduellen (nur 33 Prozent gewonnene Kopfbälle) dominiert, das muss Juve-Coach Andrea Pirlo bewusst sein.

Denn vor allem das „Antizipieren“ von Pässen ist eine fundamentale Eigenschaft, die gegen den Ball enorm wichtig ist. Daher wäre dieser wohl als „Mezzala“ besser aufgehoben, wenngleich er dort oftmals dazu neigt das Spiel zu verschleppen und zu lange den Ball zu halten. Darüber hinaus gelangen ihm auffällig wenig tödliche Pässe (12), da der Brasilianer meist das wenig effiziente Passspiel in die Breite bevorzugt.

Egal wie man es dreht und wendet, oder auf welcher Position der Neuzugang beim italienischen Rekordmeister zum Einsatz kommt, ein weiterere Neuzugänge fürs Mittelfeld müssen her.

Regista-Frage also doch nicht gelöst?

Möchte der amtierende italienische Meister den höchsten Ansprüchen genügen, dann sollten sie einen echten „Regista“ verpflichten, welcher auch das Spiel des Gegners lesen kann, damit die defensive Kompaktheit auf internationalem Niveau gewahrt wird und Arthur als „Mezzala“ einsetzen.

Eine weitere Alternative wäre es auf ein 4-2-3-1-System umzustellen und Arthur als zweiten Sechser aufzubieten – doch dieses System scheint aktuell keine Rolle in Juves Planungen zu spielen.

Eins scheint sicher. Die Ankunft des Brasilianers wird das phlegmatische Mittelfeld der alten Dame durcheinander wirbeln und eingerostete Strukturen aufbrechen. Es könnte also der Wendepunkt in der schwächsten Abteilung der „alten Dame“ sein.

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