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Ist Gattuso der richtige Mann für Napoli?

Ist Gattuso der richtige Mann für Napoli?

Vor wenigen Tagen war es soweit, was die Gazzetten schon seit Wochen ankündigten. Trotz des Einzuges ins Achtelfinale der Königsklasse entließ der SSC Neapel seinen Trainer Carlo Ancelotti, aufgrund des schwachen Abschneidens in der Liga. Platz sieben und acht Punkte Rückstand auf einen Champions-League-Platz entsprachen nicht annährend den Erwartungen von Napoli-Präsident Aurelio De Laurentis.

Motivation nur in der Königsklasse

Die sportliche Talfahrt soll nun ein Mann stoppen, welcher die sogenannte „Grinta“ (dt. Kampfgeist) verkörpert wie kein anderer in der Geschichte des italienischen Fußballs – Gennaro Gattuso! De Laurentis kennt das Problem genau, denn Ancelottis Team zeigte in den letzten Wochen die manschaftliche Geschlossenheit einer zusammengewürfelten Söldnertruppe.

Lediglich in der Königsklasse demonstrierten die Süditaliener die Werte, welche eine Mannschaft benötigt um Spiele zu gewinnen. Ansonsten fehlte jener Teamspirit gerade gegen die vermeintlich „Kleinen“ der Liga, wie die Resultate gegen Udinese (1:1), Bologna (1:2), Genua (0:0) oder SPAL Ferrara (1:1) unterstreichen.

Der Motivator

Wenn jemand es versteht einen neuen Teamgeist zu beschwören, dann ist Gennaro Gattuso. Bereits beim AC Mailand hauchte er einer toten Mannschaft ohne „Grinta“ und taktischer Ordnung neues Leben ein. Gattuso war in der Lage das neue zusammen gekaufte Team der Lombarden bis unter die Haarspitzen zu motivieren. Jeder Spieler ging in den Zweikampf, als würde dessen Leben davon abhängen.

Selbst Leonardo Bonucci, mittlerweile wieder in Diensten für Juventus Turin, bestätigte damals in einem Interview mit Sky Italia, dass noch kein Trainer in seiner gesamten Laufbahn ihn so motivieren konnte wie „Rino“ es tat. Daher scheint der Weltmeister von 2006 in puncto Mentalität genau der richtige Mann für Neapel zu sein.

Die Spreu vom Weizen trennen

Im Gegensatz zu Ancelotti wird jeder, welcher nicht mitzieht, aussortiert werden. Daher ist es durchaus denkbar, dass Spieler wie Mertens oder Callejon in Zukunft die Partien von der Tribüne aus bewundern dürfen.

Doch Gattuso hat mehr zu bieten, als reine Motivation, Zielstrebigkeit und Disziplin. Neapel offenbarte in dieser Saison gegen den Ball wiederkehrend Defizite, welche der "Hitzkopf" gleichermaßen ausmerzen kann. Denn dessen Spielidee ist vorwiegend defensiv ausgerichtet. Neapel wird unter ihm zu einer ehernen Bastion avancieren, die mit Innenverteidigern wie Manolas und Koulibaly nur schwer einzunehmen sein wird.

4-3-3 oder 4-4-2?

Gattusos taktischer Ansatz mit einem 4-3-3-System wird dem Kader der Neapolitaner ebenso entgegen kommen. Denn dieser wurde eigentlich für dieses System konzipiert, während Ancelotti es stur in seine 4-4-2-Wunschformation pressen wollte, was ein weiterer Grund, neben den Störfeuern ausserhalb des Platzes, für das schwache Abschneiden in der Liga war.

Doch gibt es natürlich auch Kritikpunkte am neuen Fußballlehrer des Tabellensiebten. Denn eine attraktive offensive Spielphilosophie werden die „Azzurri“ nicht erwarten können. Denn der Ex-Milan-Coach setzt weder auf ein schnelles Umschaltspiel, noch verleiht er seinem Team bei Ballbesitz eine überragende Spielphilosophie.

Individuelle Qualität gegeben

Damit Gattusos Plan nach vorne aufgeht, brauch dieser individuelle Qualität. Spieler die durch ihre Kreativität oder ein starkes Dribbling Überraschungsmomente bzw. Räume schaffen können. Attribute die der Kader des amtierenden Vizemeisters durchaus hergibt.

Im Mittelfeld sind Namen wie die von Fabian Ruiz, Eljif Elmas oder Piotr Zielinski sehr vielversprechend für Gattusos Ansatz von Fußball und auch auf den Flügeln sind mit Hirving Lozano, Lorenzo Insigne oder Amin Younes durchaus starke Dribbler aufzufinden.

Gerade Insigne könnte unter dem neuen Übungsleiter wieder stärker aufspielen, da dieser von Ancelotti nicht auf dessen Idealposition, dem linken Flügel, eingesetzt wurde. Lozano, von Hause aus ein Rechtsaußen, sollte seine Qualität nun auf der Außenbahn besser abrufen können, als in der Rolle der hängenden Spitze.

Wird Gattuso die Spieler erreichen?

Doch über all diesen angesprochenen Punkten steht die entscheidende Frage, ob der 41-jährige Italiener die Spieler erreichen wird! Denn das Tischtuch zwischen Präsident, Fans und Mannschaft scheint nach den Vorfällen die ich schon in meinen vorigen Blogs angesprochen habe, mehr als zerschnitten.

Viele Akteure beschäftigen sich bereits mit einem Abgang, so dass die Milan-Legende dazu gezwungen sein dürfte, mit harter Hand Spieler auszusortieren. Dann könnte der Calcio Napoli vielleicht sogar schon diese Saison wieder zu den internationalen Rängen aufschließen.

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