Ob du es glaubst oder nicht, einer der besten jungen Innenverteidiger der Welt hätte beinahe den Basketball dem Fußball vorgezogen. Die Geschichte von Cristhian Mosquera (20) beginnt in Alicante, Spanien, einer Küstenstadt im Süden der Region Valencia. Er wurde als Sohn kolumbianischer Eltern geboren und wird von sämtlichen Topklubs gejagt. Doch was macht ihn so spannend? (Bild: IMAGO / Photo Players Images)
Während in Spanien nach wie vor der Fußball dominierte, war Mosquera inspiriert von der weltweiten Popularität der NBA und den Erfolgen der spanischen Basketball-Ikone Pau Gasol bei den Los Angeles Lakers. Der junge Spanier mit kolumbianischen Wurzeln verfeinerte seine Fähigkeiten zunächst mit einem anderen Ball. Seine bereits in der Jugend bemerkenswerte Statur schien ihn für den Erfolg im Basketball zu prädestinieren.
Doch schon bald führte Mosqueras Weg zum Futsal, wo er zusammen mit seinem Cousin bei San Blas Cañavate an verschiedenen Turnieren teilnahm. Dieser Übergang ebnete seinen ersten Schritt zum Fußball, wenn auch in abgewandelter Form. Im Jahr 2013, im Alter von neun Jahren, betrat Mosquera schließlich die Welt des traditionellen Fußballs und trat der Jugendakademie von Hércules bei.Teenager mit der meisten Einsatzzeit
Mosqueras Fähigkeiten zeigten sich schon in jungen Jahren, und schließlich wechselte er mit 12 Jahren in die Jugendmannschaft des FC Valencia. Dort stieg er schnell auf und gab sein Debüt in der ersten Mannschaft im Januar 2022 bei einem Sieg in der Copa del Rey gegen CD Atlético Baleares. Mit 17 Jahren, 6 Monaten und 23 Tagen war er der achtjüngste Debütant in der Vereinsgeschichte der „Murciélagos“ und der jüngste Innenverteidiger aller Zeiten.
Seitdem hat er sich zu einem Eckpfeiler der Spanier entwickelt und allein letzte Saison in La Liga unglaubliche 3.075 Minuten für den Verein absolviert. Im Alter von 19 Jahren hat er die neuntmeisten Minuten aller Feldspieler in Spaniens erster Liga gespielt. Das sind die meisten Spielminuten eines La Liga-Teenagers seit Thibaut Courtois, der in der Saison 2011/12 ganze 3.261 Minuten für Atlético Madrid sammelte.
Man müsste bis zu Cesar Azpilicueta
zurückgehen, der in der Saison 2008/09 für Osasuna spielte, um
einen Feldspieler zu finden, der in einer einzigen Saison mehr
Minuten gespielt hat, bevor er 20 Jahre alt wurde. Mit gerade einmal
19 Jahren die Abwehr eines Klubs von der Größe Valencias zu führen,
ist schon eine große Leistung, aber dass er erst später als die
meisten anderen mit dem Fußballspielen begonnen hat, ist noch
beeindruckender. Aber was genau an Mosqueras Spiel macht ihn so
besonders?
Cristhian Mosquera ( 20 )
— The Coolest Chels (@Coolest_Chels) December 2, 2024
Hey @paulwinstanley9 and @Loz_Stew you guys need to do something here
Mosquera is an underrated talent
Baller 🤤 pic.twitter.com/CdQZm5AZCL
Besser als 95 Prozent seiner Kollegen
Unter José Bordalas bekam Mosquera seine ersten Erfahrungen in der A-Mannschaft, doch erst unter Ruben Baraja etablierte er sich wirklich als Abwehrchef bei Valencia. Der 191 cm große Rechtsfuß ist bekannt für seine soliden defensiven Fähigkeiten, seine Athletik, sein Stellungsspiel und seine Schnelligkeit. Er fühlt sich sowohl in der Vierer- als auch in der Dreierabwehrkette wohl und springt bei Bedarf auch mal als rechter Außenverteidiger ein.
Zwei Attribute stechen bei Cristhian sofort ins Auge: die Anzahl der Defensivaktionen und die Zweikampfhäufigkeit. Die Komponente der Defensivaktionen ist spannend, kann aber stark vom Ballbesitz beeinflusst werden, und da Valencia letzte Saison die drittwenigsten Ballkontakte in La Liga hatte, erklärt dies einen guten Teil seines Erfolgs.
Eine Platzierung im 95. Perzentil der Erfolgsquote bei defensiven Zweikämpfen ist jedoch geradezu Weltklasse. Dies ist wahrscheinlich die wichtigste defensive Statistik, die es gibt, und Mosquera schneidet hier absolut hervorragend ab. Stell dir vor, du wärst in einem der wichtigsten Aspekte deines Berufs oder Studienfachs besser als 95 Prozent deiner Kollegen, und das in deinem ersten Berufsjahr. Unglaublich.
Rohdiamant mit Ecken und Kanten
Ich weiß schon, was du denkst... die Defensivwerte sind beeindruckend, aber in allen anderen Phasen des Spiels fehlt ihm bestimmt etwas. Ich verstehe dich – aber auch am Ball, was das Passspiel, die Ballmitnahme betrifft, besagen die Statistiken, dass er in diesen Kategorien leicht über dem Durchschnitt liegt. Man darf nicht vergessen, dass er noch ein Teenager ist und gerade seine erste Saison in La Liga hinter sich gebracht hat.
Anstatt ihn in diesen Statistiken mit allen Innenverteidigern in La Liga, sollten wir ihn mit seinen „Altersgenossen“ vergleichen. Anhand zweier fortschrittlicher Statistiken (progressive Passdistanz pro Passversuch und Genauigkeit bei langen Pässen) sehen wir, dass Cristhian zwar nicht überragend ist, aber durchaus im akzeptablen Bereich für seine Altersgruppe liegt.
Mosquera lernt schnell
Die beiden größten Ausreißer in
Bezug auf die Genauigkeit der langen Pässe sind Eric García und Pau
Cubarsí, die viel Zeit in der technisch fortschrittlichsten
Jugendakademie der Welt, La Masia, verbracht haben.
In Anbetracht von
Mosqueras Position auf dem Spielfeld kann sein Passspiel als
„akzeptabel, aber nicht hervorragend“ eingeschätzt werden,
wenngleich er sich in diesem Punkt in der aktuellen Saison
beispielsweise bei langen Bällen um fast 20 Prozent auf 67 Prozent
gesteigert hat. Ein sensationeller Fortschritt der die schnelle Lernfähigkeit des Rookies unterstreicht.
Cristhian Mosquera seems to be so underrated/under-appreciated by the masses compared to other defenders his age.
— Ben Mattinson (@Ben_Mattinson_) October 30, 2024
At only 20 he’s one of the best backline aggressors of his age whilst having the quality on the ball too.
A dominant ground dueller and at wide channel defending. pic.twitter.com/Vv7MVH5D9B
Durch Futsal stark im Dribbling?
Interessanterweise liegt seine Erfolgsquote beim Dribbling bei 86 Prozent, was für einen Innenverteidiger ein außergewöhnlicher Wert ist (78. Perzentil). Dies zeigt, dass er beim Dribbeln mit dem Fuß selektiver vorgeht und gegenüber anderer Verteidiger nur dann ins Dribbling geht, wenn er sehr gute Erfolgschancen besitzt.
Diese Fähigkeiten hat er sich wahrscheinlich beim Futsal angeeignet, denn er begann auf dem Flügel und spielte auf beiden Außenverteidigerpositionen. Ich gehe davon aus, dass seine Bereitschaft, den Ball nach vorne zu tragen, mit zunehmender Vertrautheit auf dem Spielfeld zunehmen wird. Das Potenzial ist da und der Mut wird mit zunehmenden Selbstbewusstsein folgen.
Kopfballschwacher Riese
Die Luftduelle sind wahrscheinlich der einzige Bereich, die in seinem Profil wirklich besorgniserregend ist, selbst wenn man sein Alter berücksichtigt. Die meisten Spieler verbessern ihre Fähigkeiten in der Luft mit zunehmendem Alter, aber auch ohne Berücksichtigung des Alters bietet Mosqueras Luftprofil mit nur 44,2 Prozent gewonnen Duellen immer noch ein düsteres Bild.
Dies ist aus zwei Gründen besonders verwunderlich. Erstens sieht er in der Luft nicht fehl am Platz aus, wenn man ihn beobachtet. Er besitzt eine gute Sprungtechnik, und bei einer Größe von 1,91 m sollte man doch eigentlich davon ausgehen, dass Mosquera eine Bastion in der Luft sei. Jedoch überzeugt er laut der Statistik von who.scored und opta.data nicht wirklich. 44,2 Prozent gewonnene Luftduelle sind einfach zu wenig für einen Mann seiner Größe.
Hyped every time I watch Valencia, their investment in academy and youth players has been impressive
— António Mango (@AntonioMango4) November 29, 2024
Starting Xl Tonight:
🇪🇸Cristhian Mosquera (20, 2004)
🇪🇸Yaren Gasiorowski (19, 2005)
🇪🇸Javier Guerra (21, 2003)
🇦🇷Enzo Barrenetxea (23, 2001)
🇪🇸Diego Lopez (22, 2002)
I’m seated. pic.twitter.com/WrDU26JEmO
Spanien oder Kolumbien?
Cristhian Mosquera ist bereits jetzt einer der besten 1-gegen-1-Verteidiger in La Liga, und mit seinen gerade einmal 20 Jahren hat er sich seinen Platz in Valencias Abwehr für die nächsten Jahre sicher verdient. Er muss sich noch in den Bereichen Ballmitnahme und Zweikampfverhalten in der Luft verbessern, aber es gibt Grund zu der Annahme, dass sich beide Bereiche mit der Entwicklung seines Spiels verbessern werden.
Er kann sowohl in der Dreier- als auch
in der Viererkette spielen und hat Vertrauen in seine Fähigkeiten,
was auch sein Trainer bestätigt, da er seit August 2023 kein
Ligaspiel mehr verpasst hat. Mit der spanischen U-23-Mannschaft
gewann er im Sommer olympisches Gold, aber seine Zukunft liegt
möglicherweise nicht bei „La Furia“, da er durch seine Eltern
einen kolumbianischen Pass besitzt.
Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber beide Nationen dürften sich über eines der spannendsten Innenverteidigertalente der höchsten spanischen Spielklasse freuen.