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Spitzenklasse oder überbewertet? | Jonathan David (23) im Porträt

Spitzenklasse oder überbewertet? | Jonathan David (23) im Porträt

Jonathan David war im letzten Sommer einer der gefragtesten Stürmer in ganz Europa, da er mit seinen Toren Lille ins internationale Geschäft verhalf. Ablösesummen um die 65 Millionen Euro wurden für den Kanadier gehandelt, daher gehen wir in diesem Artikel dem ganzen Trubel um ihn auf den Grund, und ob er das Geld wirklich wert ist.

Bis zu seinem sechsten Lebensjahr lebte Jonathan David mit seinen Eltern auf Haiti, wo er als Kind mit seinen Freunden auf den Strassen der karibischen Insel kickte. Mit sechs Jahren zog es die Familie dann Richtung Kanada. David schloss sich der Jugend von Ottawa ISC an und durchlief die für ihn wichtigste Ausbildung für den Profifußball.

"Mein größtes Glück war es mit elf meinen damaligen Trainer getroffen zu haben, der mich bis zu meinem Wechsel nach Belgien ausgebildet hat. Er war perfekt für mich, da es ihm am Herzen lag uns für den Profifußball in Europa vorzubereiten", erklärte der Kanadier im Interview mit Sky Sports.

Sein Idol war Ronaldinho

Als Kind bewunderte er vor allem sein Idol Ronaldinho, weshalb er am meisten die La Liga verfolgte, aber auch ein Auge auf die Serie A und die Premier League geworfen hat. Eins war ihm schon damals klar, sein großes Ziel war es, irgendwann in Europa zu spielen.

Dieser Traum ging mit seinem Wechsel über Gent nach Lille mittlerweile in Erfüllung, wenngleich er noch nicht in den von ihm präferierten Ligen kickt. Doch es war alles andere als einfach für den jungen Stürmer, denn er musste sich vielen Herausforderungen stellen.

Die letzten Spielzeiten bei seinem aktuellen Verein Lille waren sowohl auf als auch neben dem Platz turbulent. Der Verein hat den Besitzer gewechselt und musste sich mit Problemen im Zusammenhang mit langjährigen Schulden, den Auswirkungen von COVID-19 und dem gescheiterten Mediapro-TV-Deal auseinandersetzen.

Daher war es für den Verein von entscheidender Bedeutung, weiterhin auf junge Talente mit großen Potenzial zu setzen, die man zu Stars ausbilden kann, und sie mit Gewinn weiterverkauft, um die Finanzen zu sanieren. Dies war beispielsweise der Fall bei Spielern wie Nicolas Pépé oder Victor Osimhen und auch unser Protagonist könnte diesen beiden bald folgen.

David lässt Osimhen vergessen

Doch trotz dieses Chaos schaffte der Verein das seltene Kunststück, 2020/21 vor Paris Saint-Germain den Titel in der Ligue 1 zu gewinnen. Und das, obwohl Osimhen und Arsenals Innenverteidiger Gabriel Magalhães im Sommer vor Saisonbeginn verkauft wurden. Doch wen hat man als Ersatz für Osimhen noch im selben Fenster verpflichtet? Niemand anderes als Jonathan David vom belgischen Klub Genk. Auf ihn kommen wir gleich zu sprechen.

Oberflächlich betrachtet war die Saison 2022/23 für Lille zwar solide, aber unspektakulär. Die Mannschaft hat ihre Punktzahl aus der letzten Saison übertroffen und hat sich für die UEFA Europa Conference qualifiziert. Aktuell rangieren „Les Dogues“ auf dem fünften Tabellenplatz und sind damit wieder voll auf Europe League-Kurs.

28 Scorerpunkte letzte Saison

Einer der Gründe, warum Lille letzte Saison in der Lage war, starke Offensivzahlen zu produzieren, lag daran, dass Jonathan David seine beste Saison seit seinem Wechsel in die Ligue 1 gespielt hat. Der Kanadier erzielte 24 Tore, bereitete weitere vier vor und lag damit nur fünf Treffer hinter Torschützenkönig und Superstar Kylian Mbappé.

Seine Offensivleistungen waren in dieser Saison außergewöhnlich, was ihn zum Ziel großer europäischer Klubs gemacht hat, und Lille möchte sich erneut eine große Ablöse sichern. Aber was für ein Spieler ist David? Wie gut könnte er einmal werden? Und wie würden sich seine Fähigkeiten außerhalb Frankreichs entwickeln?

Herausragendes Positionsspiel

Davids Laufwege während des Ballbesitzes sind faszinierend, aber noch nicht ganz vollständig. Häufig lässt er sich etwas tiefer in den Raum fallen und sucht den Ball, wobei er sich auf seine Fähigkeiten als Empfänger und Ballsicherer verlässt.

Manchmal versucht er in koordinierten Sequenzen, einen Innenverteidiger aus seiner Position zu locken, während die Flügelstürmer (letzte Saison meist Jonathan Bamba oder Rémy Cabella) den frei gewordenen Raum besetzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass David in der Zone in der Mitte des Spielfelds unmittelbar vor dem gegnerischen Strafraum - am aktivsten ist.

Er scheut sich nicht davor, mit seinen Läufen hohe Verteidigungslinien zu überwinden, aber gute Stürmer versuchen in der Regel, solche Situationen auszunutzen. Die sehr guten Stürmer finden offene Räume, auch wenn sie kaum Ballkontakte haben.

Meiste Abschlüsse nach Flanken und Rückpässen

Fairerweise muss man sagen, dass David gegen stabile Abwehrreihen einige gute Momente hat. Wenn er kurz vor dem Strafraum auftaucht und sich sicher ist, dass er angreifen kann, stürmt er in die Box, um kurze Pässe anzunehmen, die zu Abschlüssen führen können.

Wenn er bereits im Strafraum ist, lässt er sich manchmal in Richtung des Außenpfostens fallen, um auf eine Flanke zu warten. Gelegentlich nutzt er auch Körpertäuschungen, um den Ball am langen Pfosten zu erhalten und sich auf dem Wege dahin aus dem Gedränge herauszulösen.

Laut Opta Analyst kommt David am öftesten nach Flanken und Rückpässen zu Abschlüssen. Vier seiner Ligue-1-Tore in der letzten Saison sind direkt auf Flanken zurückzuführen, und er schlug selbst mehr Flanken als jeder andere Spieler von Lille. Darüber hinaus produzierten nur Kylian Mbappé und Lionel Messi in dieser Saison mehr Flanken als David.

Bei Konterangriffen ist David aufgrund seiner Schnelligkeit und seinem soliden Dribbling ein wertvolles Mitglied um die Gegner blitzartig zu überwinden. Wenn er mehr Raum zur Verfügung hat, startet er auch klug in die Tiefe. Beim 4:3-Sieg von Lille gegen Monaco im vergangenen Jahr hat er dies sehr effektiv vorgeführt.

Qualität seiner Abschlüsse

Was seine individuelle Treffsicherheit betrifft, war dies Davids beste Saison. Sein Schussvolumen ohne Strafstöße ist um 37,7 % auf 2,95 pro 90 Minuten gestiegen, womit er sich in der Ligue 1 im 83 Perzentil einreiht. Normalerweise geht ein Anstieg des Schussvolumens, insbesondere in diesem Ausmaß, mit einem Rückgang der Schussqualität einher, aber das war nicht der Fall. Seine erwarteten Tore pro Schuss (0,22) liegen im 80. Perzentil und sind auf einem ähnlich gutem Niveau wie in den beiden vorangegangenen Spielzeiten geblieben.

Was ihm als Schütze hilft, ist die Tatsache, dass er mit beiden Füßen gut abschließen kann. Von Davids 95 Schüssen in der Ligue 1 in dieser Saison wurden 30 (31,5 %) mit seinem schwächeren linken Fuß abgegeben. Seine Fähigkeit, beidfüßig zu schießen, macht ihn für den Gegner schwer ausrechenbar.

In diesem Stadium seiner Karriere ist es jedoch aufgrund seiner geringen Laufdistanz ohne Ball schwer vorstellbar, dass er in den Bereich von mehr als 3,5 Schüssen pro 90 Minuten kommt, welcher den besten Stürmern der Welt vorbehalten bleibt.

Passspiel und Kombinationsspiel

David hat sich zu einem fähigen, instinktiven Passgeber und Spielgestalter entwickelt. Er kann Pässe am Boden annehmen und hat ein gutes Händchen diese klug weiterzuleiten. Der Stürmer ist ein hervorragender Zielspieler für seine Mannschaft - nur Mbappé hat letzte Saison mehr Pässe erhalten als der Kanadier.

David ist sehr kreativ bei der Ausführung von verschiedenen Dribblings und verfügt über die technischen Fähigkeiten, um schnelle Kombinationen zu spielen. In Situationen, in denen das Tempo erhöht wird, kann David dank seiner schnellen Auffassungsgabe kurze Pässe nach vorne spielen, um seine Mitspieler in nächster Nähe in Szene zu setzen.

Wie gut ist Jonathan David?

David hat ein interessantes Profil, denn er verfügt über eine Reihe von Stärken, von denen aber wohl noch keine zur Spitzenklasse gehört. Seine Bewegungen abseits des Balls sind nicht weltklasse, obwohl man darüber streiten kann, wie weit er von diesem Niveau noch entfernt ist, und er verfügt aufgrund seiner Beidfüßigkeit über eine gewisse Flexibilität beim Schießen. Er behauptet sich eindeutig, wenn er die Bälle halten soll um sein Team zu entlasten, aber alles noch nicht auf Spitzenniveau.

Davids Passspiel und seine Fähigkeit Kombinationsspiele zu initiieren, tragen dazu bei, das komplette Team in höhere Bereiche des Spielfelds mitzuziehen. Insgesamt ist er als Spielmacher jedoch eher auf seine eigene Art und Weise unterwegs. Er stand 2022/23 zwar an siebter Stelle in der Liga, wenn es um das Erzeugen von Chancen ging, aber nicht viele davon waren Langstreckendribblings, bei denen er die Verteidigung umkurvte, bevor etwas passiert.

Im Vergleich zu anderen Spielern in den fünf großen europäischen Ligen ist Davids Torquote zwar gut, liegt aber ein paar Stufen unter der absoluten Weltklasse. Seine Torquote in der Ligue 1 wird durch die zehn Elfmetertore, die er verwandelt hat, ordentlich aufgepeppt. Wenn man diese herausrechnet, gelingt ihm nur noch alle 226 Minuten ein Tor aus dem Spiel heraus – ein guter, jedoch kein überragender Wert.

Top 40 Europas

Bei den erwarteten Toren (23,96) und Assists (5,67) ist er in den Top 40 besser platziert, aber immer noch eine Stufe unter denen von Victor Osimhen und Erling Haaland. Wie bereits erwähnt, ist David ein Nicht-Elite-Torjäger und Spielmacher, was seine Gesamtleistung der abgegebenen Schüssen unterstreicht (jedoch zugegebenermaßen letzte Saison immer noch recht solide war).

Der Versuch, die künftige Adaption in einer anderen Liga zu beurteilen, ist nie eine exakte Wissenschaft, aber es ist möglich, eine vernünftige Schätzung abzugeben. Offensivtalente aus der Ligue 1 haben sich im Allgemeinen in verschiedenen europäischen Topligen bisher gut geschlagen.

David hat bereits Erfahrung in einer ballbesitzorientierten Mannschaft, die immer wieder mit tiefstehenden Abwehrreihen konfrontiert wird und deshalb häufig auch die Breite des Spielfelds nutzt, um den Gegner auseinander zu ziehen. Das ist sicherlich ein Pluspunkt. Bei seiner nächsten Station wird er wahrscheinlich auch stärkere Mitspieler haben, was seinem Spiel natürlich auch entgegen kommt.

Ähnlicher Spielertyp wie Firminho

Es ist zumindest einigermaßen plausibel, sich David in einer ähnlichen Rolle vorzustellen wie Roberto Firmino in seiner Glanzzeit bei Liverpool, wo er an der Seite von Mohamed Salah und Sadio Mané spielen durfte, die nach hinten loslegten, während der Brasilianer die tieferen Räume besetzte und für Bewegung sorgte.

In diesem Fall müsste man von Davids Spiel aus der Tiefe und seiner Spielweise sehr überzeugt sein, damit dies sein bester Weg zum Ruhm ist. Vielleicht landet er wieder in einem Stürmerduo, wie es mit Burak Yılmaz der Fall war, aber das könnte von dem ablenken, was David in dieser Saison auszeichnete.

Wenn es darum geht, über Davids Spielerprofil nachzudenken, könnte ein bemerkenswerter Vergleich Alexandre Lacazette sein. Beide haben ein gutes Kombinationsspiel und können andere Spieler mitreißen. David ist ein bisschen schneller, während Lacazette etwas geschickter darin war, individuelle Torchancen zu kreieren. Beide machten mit Anfang 20 einen Sprung nach vorne, und Lacazette fügte seinem Spiel immer wieder neue Elemente hinzu, was dazu führte, dass er von 2015 bis 2017 in Frankreich 0,75 Tore und Assists pro 90 Minuten erzielte.

65 Millionen Ablöse realistisch?

Sollte David Lille nächsten Sommer für die kolportierte Ablösesumme von 65 Millionen Euro verlassen, wäre es zwar unwahrscheinlich, dass er ein kompletter Reinfall wird, aber er könnte auch keinen Mehrwert bieten, wie es bei Lacazette bei Arsenal der Fall war (obwohl David fast zweieinhalb Jahre jünger wäre als Lacazette, als er wechselte).

Es ist nicht ausgeschlossen, dass er einen Punkt erreicht, an dem er den Angriff eines großen Vereins auf ein sehr hohes Niveau heben kann. Aber das würde einen bemerkenswerten Sprung in den Fähigkeiten bedeuten.

Jonathan David ist zweifelsohne ein guter Spieler, der in seiner besten Zeit vielleicht zu einem großen Spieler werden kann. Die europäischen Spitzenvereine werden hoffen, dass der kanadische Stürmer einen weiteren Sprung machen wird, aber eine Garantie werden sie bei einem Transfer nun mal nicht haben. Somit wird ein Transfer aufgrund der hohen Ablöse ein immenses finanzielles Risiko darstellen.

Allerdings spielt David in der aktuellen Saison unter Trainer Paulo Fonseca bei weitem nicht so stark wie letzte Spielzeit. Sowohl leistungstechnisch als auch statistisch (nur 2 Tore und eine Vorlage in elf Partien) steckt der 23-Jährige eher in einer Abwärtsspirale, was auch seine Ablösesumme wiederum erschwinglicher machen könnte und somit auch ein Transfer weniger finanzielles Risiko bedeuten könnte.

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