Juventus und Max Allegri gerieten unmittelbar nach dem schwachen Unentschieden gegen Sampdoria in den Fokus der Kritik. Es war das zweite Meisterschaftsspiel, in dem die Bianconeri es versäumten, eine präzise taktische Marschroute ihres Trainers umzusetzen, die sich angesichts der schonungslosen Analyse nach dem Spiel als nutzlos und fast schädlich erwies. (Foto: IMAGO / ZUMA Press)
Es handelt sich um den bekannten "Allegriball", ein Synonym, das von Kritikern verwendet wird, um das Juventus-Spiel im Marassi zu verhöhnen. Doch hinter den offensichtlichen Fehlern bei der Umsetzung der Spielidee steckte eigentlich eine taktische Entscheidung, die Sampdorias Abwehrreihe aushebeln sollte.
Allegri orientierte sich am Gegner und machte aus den verletzungsbedingten Abwesenheiten einer großen Anzahl von Leistungsträgern eine Tugend. Um gegen Sampdoria, die oft mit einem zentrumslastigen 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld antrat, wollte man versuchen, vor allem auf den Außenbahnen eine numerische Überlegenheit zu schaffen, was den Mittelfeldspielern viel Laufarbeit abverlangte.
Bonuccis Fehlen offenbart Mängel
Hier der erste Haken: Auf dem Papier könnte Allegris taktische Idee auch funktionieren, das Spiel konsequent in die Breite zu ziehen, die Technik und Schnelligkeit eines 4-3-3 mit Danilo-McKennie-Cuadrado auf der rechten und Alex Sandro-Rabiot-Kostic auf der anderen Seite zu nutzen. Ohne Bonucci fehlte es jedoch an langen Pässen zu den Außenverteidigern, Bremer wagte sich nie in den Versuch und Rugani war oft unpräzise oder unglücklich in seinen Entscheidungen.
'La Samp apre interrogativi': troppe scelte discutibili, Juve e Allegri riflettono, con la Roma sotto esame https://t.co/VBH1PYeYLR
— informazione sport (@infoitsport) August 24, 2022
Dies führte zu einem immer dichter werdenden Netz von Querpässen, die chronisch nach einer Lücke suchten, um die Überlegenheit auszunutzen, und hier liegt der zweite Haken: Wenn es stimmt, dass die von Allegri vorgegebene taktische Linie genau diese war, dann stimmt es auch, dass das Timing der so wichtigen Abspiele in die Mitte zum richtigen Zeitpunkt fehlten.
Vor allem Spieler wie Locatelli, die die Fähigkeit haben, Lücken zu erkennen und vertikale Pässe zu spielen, blieben außen vor – beziehungsweise in diesem Fall „mitte vor“. All dies führte zu einem erdrückenden Ballbesitz mit horizontalen Pässen, durch welches die Verteidigung von Samp nie wirklich litt.
Fans stellen sich gegen Allegri
Allegri hatte keinen Plan B, sicherlich auch mangels Alternativen auf der Bank, und erkannte nicht das große Loch im Zentrum und tat nichts gegen das falsche Timing im Positionsspiel von Rabiot und McKennie in den Ballbesitzphasen. Verschiebt das komplette Team ballorientiert, dann wäre das Loch im Zentrum nicht entstanden und es hätte weitere Anspielstationen im Zentrum gegeben. War es also eine falsche taktische Ausrichtung, oder die Fehler der Spieler?
Es scheint ein Mix aus beidem zu sein, zumal der Juve-Coach mit seiner trotzigen Antwort auf die Frage nach seiner Taktik lediglich antwortete „dass die Spieler nur den Ball zu einem Spieler passen müssen, welche dasselbe Trikot tragen“. Allegris schwaches Coaching und die Schuldzuweisung an die Spieler nach der Partie haben einen großen Teil der Bianconeri dazu gebracht, sich nach nur zwei Ligaspielen gegen den Trainer zu stellen, während mit Mourinhos Roma nun eine echte Herausforderung vor der Tür steht.