Der in der Krise steckende AC Mailand bekommt es am Sonntag um 15 Uhr mit dem Favoritenschreck aus Parma zu tun. Für Milan-Trainer Stefano Pioli eine ganz besondere Partie, da dieser lange Zeit als aktiver Spieler für die Toskaner auflief.
FC Parma – Beide Mittelstürmer fehlen
Der Tabellenachte der höchsten italienischen Spielklasse musste am vergangenen Spieltag ein bitteres 2:2-Remis gegen den abstiegsbedrohten FC Bologna hinnehmen. Dabei dominierte die Truppe von Trainer Roberto D’Aversa nach Belieben die Partie und sorgte wiederholt mit einem enorm gefährlichen Umschaltspiel für hochkarätige Torchancen.
Doch obwohl der ehemalige Parmalat-Klub zweimal durch die Tore von Iacoponi und Kulusevski in Front gingen, patzten die „Ducali“ bei den Standards. Beide Tore fielen nach Eckbällen. Besonders schmerzvoll war der Zeitpunkt des Ausgleichs, denn dieser fiel durch Bologna-Kapitän Blerim Dzemaili in der 95. Spielminute!
"Wir müssen mit der richtigen Entschlossenheit in die Partie gehen, die Enttäuschung des Bologna-Spiels nutzen und diese in positive Energie umsetzen. Jeder Spieler muss etwas mehr geben“, gab sich Parma-Coach D'Aversa kämpferisch.
Nur eine Niederlage aus den letzten sechs Spielen
Doch sollte das Unentschieden dem Selbstvertrauen der „Crociati“ nicht geschadet haben. Denn in der laufenden Spielzeit rang man Inter ein 2:2 ab, schlug die Roma mit 2:0 und verlor aus den letzten sechs Partien lediglich ein Spiel. Für die Entwicklung seiner Truppe hatte der Erfolgscoach ebenso lobende Worte.
"Ich denke, dieses Team wächst, wird reifer und in der letzten Saison wollten wir unsere Position nur festigen. Mailand liegt zwar derzeit in der Tabelle hinter uns, aber wir analysieren unsere Gegner nicht anhand ihrer Position, sondern an ihren Stärken, Schwächen und Eigenschaften.“
"Wollen zunächst den Abstieg verhindern"
Daher sind sich alle in Parma bewusst, dass der Gegner stärker scheint, als es der Rang widergibt. "Es wird sicherlich kein einfaches Spiel, da wir es mit einer Qualitätsmannschaft zu tun haben, die in letzter Zeit einige gute Leistungen erbracht hat. Milan hat vorwiegend mit den Ergebnissen zu kämpfen, aber es zuletzt nicht so schlecht gemacht.“
Vom Kampf um die internationalen Ränge, will der Fußballlehrer der Toskaner jedoch zunächst nichts wissen. "Wir wollen zunächst den Abstieg verhindern, daher können wir es uns nicht leisten, mit einer oberflächlichen Haltung da rauszugehen. Wir müssen unser Ziel so schnell wie möglich erreichen, was gute Ergebnisse auch gegen die größeren Vereine bedeutet."
Gervinho kehrt zurück
Personell gesehen darf sich Trainer D’Aversa auf die Rückkehr seines Leistungsträgers Gervinho freuen. Der Ivorer bildet mit Supertalent Kulusevski ein kongeniales Flügel-Duo in Parmas „Tridente“. Doch da dem gebürtigen Stuttgarter Mittelstürmer Roberto Inglese verletzungsbedingt fehlt, wird wohl wieder Mattia Sprocati den Dreizack komplettieren.
Die zuletzt treffsichere Alternative Andreas Cornelius wird nach seiner Verletzung zumindest wieder dem Kader angehören. "Andreas Cornelius hat gestern und heute mit dem Team trainiert, also wird er wahrscheinlich auf der Bank sitzen", bestätigte D‘Aversa in der Spieltags-PK. Neben Inglese muss der 44-jährige Italiener weiterhin auf Yann Karamoh und Matteo Scozzarella verzichten.
AC Mailand – Punkte müssen her
Seit Wochen ist es dasselbe Bild. Der siebenfache Champions-League-Sieger spielt phasenweise attraktiven Fußball, dominiert selbst gegen die Topteams überwiegend die Partie, doch am Ende stehen entweder null oder lediglich ein Punkt unter dem Strich. Schuld daran sicherlich die fehlende Effizienz und die kapitalen Fehlpässe im Aufbauspiel, welche die Gegner zu hochkarätigen Torchancen einladen.
So auch am letzten Spieltag gegen ein schwaches, sich ebenso in der Krise befindendes Napoli. Mit 1:1 trennten sich die "Rossoneri" von den Süditalienern in einer schwachen Partie.
Den in der Kritik stehende Krzysztof Piatek scheint jedoch immer noch das Vertrauen von Milans Übungsleiter zu genießen. „Piatek ist im Strafraum sehr präsent, hat aber bisher keine aussichtsreichen Torchancen genutzt. Er kann es besser machen, wie jeder in der Mannschaft“, so der ehemalige Lazio-Coach.
„Leao kein Mittelstürmer“
Ausnahmetalent Rafael Leao sieht Pioli derzeit nicht als Alternative für den polnischen Nationalspieler. "Leao hat wichtige Eigenschaften, aber er ist an sich kein Mittelstürmer, der in der Box wirklich den Unterschied macht und noch viel an sich arbeiten muss.“
Seit dem Amtsantritt Piolis zeigt sich das Team zwar verbessert, der endgültige Durchbruch bleibt jedoch mit nur einem Sieg aus den letzten sechs Partien auch ihm verwehrt und soll nun gegen Parma endlich gelingen. „Im Laufe einer Saison gibt es Spiele, die mehr wert sind, als nur drei Punkte. Wir müssen endlich den Bock umstoßen und unsere Chancen nutzen“, appellierte Pioli an seine Truppe.
„Wir müssen den Geist unserer letzten Spiele bewahren, jedoch die Technik und Qualität verbessern. Vor allem sollten wir aufhören, den Ball so leichtfertig abzuschenken“, mahnte der 54-jährige Italiener.
Bennacer und Calhanoglu kehren zurück
Personell gesehen drückt der Schuh die „Rossoneri“ nach der langwierigen Verletzung von Leo Duarte vor allem im Abwehrzentrum. Denn während Matia Caldara zunächst bei der Primavera zum Einsatz kommen soll, befindet sich Riccardo Rodriguez in keiner guten gesundheitlichen Verfassung für einen Spot in der Startelf.
Für Ante Rebic sieht es aufgrund einer Knieprellung ebenso schlecht aus, daher wird Suso für den Kroaten auf dem rechten Flügel erwartet. Zudem kehren Hakan Calhanoglu und Ismael Bennacer nach ihren Gelb-Sperren zurück in die erste Elf. Wähend der Startplatz des jungen Algeriers sicher scheint, könnte der Türke für den gegen Napoli starken Giacomo Bonaventura ins Mittelfeld rücken.
Ebenso besteht die Möglichkeit, dass der angeschlagenen Lucas Paqueta auf der Acht durch den ehemaligen italienischen Nationalspieler ersetzt wird. Pioli besitzt zumindest bei dieser Personalrochade die Qual der Wahl.
Prognose:
Der Ausgang dieser Partie ist tatsächlich enorm schwer einzuschätzen. Das Pendel könnte in jede Richtung ausschlagen. Aufgrund des Heimvorteils und der zuletzt starken Form scheinen die Toskaner jedoch die Rolle des Favoriten einzunehmen, wenngleich die Lombarden ihnen auf Augenhöhe begegnen und den Gastgebern alles abverlangen werden.
Aufstellungen:
Parma: Sepe; Darmian Iacoponi, Bruno Alves, Gagliolo; Kucka, Hernani, Barillà; Kulusevski, Gervinho, Sprocati
Milan: Donnarumma; Conti, Musacchio, Romagnoli, Theo Hernandez; Bonaventura, Bennacer, Krunic; Suso, Piatek, Calhanoglu