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Passt Lopetegui zum AC Milan?

Passt Lopetegui zum AC Milan?

Da Stefano Pioli inoffiziell am Ende seiner Amtszeit steht, hat der AC Milan, laut dem zuverlässigen Matteo Moretto, ein Auge auf Julen Lopetegui geworfen, und den Spanier als Topnachfolge auserkoren. Wie sieht also seine Taktik aus und passt er zu Milan? (Bild: IMAGO / Pressinphoto)

In Ballbesitz

Lopetegui spielt in einem sehr offensiven 4-3-3, das manchmal auch ein 4-2-3-1 sein kann. Wie in einem typischen 4-3-3 lässt er seine Außenverteidiger hoch aufrücken, während sich die Innenverteidiger nach außenn bewegen. Um die Formation auszubalancieren und Passoptionen zu schaffen, lässt sich der DM zurückfallen und schafft ein Passdreieck, so dass ein 3v2 gegen zwei pressende Stürmer geschaffen wird.

Die Hauptidee von Lopetgui, vor allem mit seinen spanischen Mannschaften, war es, Räume in den Halbräumen zu schaffen, indem die beiden Achter diese Mittelfeldbereiche überladen.

Scheiterte er bei Sevilla aufgrund falscher Spielertypen

Vielleicht hat Lopetegui in seiner Zeit als spanischer Nationaltrainer den besten Fußball gespielt, weil er Spieler wie Iniesta, Koke, Isco, David Silva und viele andere im Kader hatte. Mit diesen Spielern waren sie in der Lage, Passkombinationen und Tempowechsel zu kreieren. Mit dem jeweiligen Außenverteidiger, der Nummer 8 und dem Flügelspieler wurden Passdreiecke gebildet.

Bei Milan hätte er mit vielen sehr ballsicheren und kreativen Mittelfeldspielern die perfekten Spielerprofile für seinen Ballbesitzfußball. Adli, Reijnders, Bennacer oder Loftus-Cheek sind alle in der Lage den Ball lange in den eigenen Reihen zu halten und die ersten drei genannten Akteure können jederzeit einen tödlichen Pass in die vertikale spielen.

Normalerweise bevorzugt Lopetegui eine falsche Neun als Stürmer, um die Verteidiger herauszulocken oder um Verwirrung unter den Verteidigern zu stiften, was erklären würde, warum Milan einen Stürmer wie Joshua Zirkzee jagt, welcher diese Position adäquat ausfüllen könnte.

Aber bei Sevilla hatte er Luuk De Jong und Neysiri, die eher klassische Stürmer sind. Neysiri sorgte für Läufe in die Tiefe, während Luck De Jong seine Läufe von der linken Seite aus startete und Flanken schlug, wie bei seinem Tor gegen Inter. Eigentlich nicht die Spielertypen die er für seine Vorstellung von Fußball benötigt hätte.

Gegen den Ball

Lopetegui liebt hohes Pressing mit einem hohen Block. In einem 4-2-3-1 würde sich der offensive Mittelfeldspieler dem Stürmer anschließen, um die Innenverteidiger unter Druck zu setzen, während die Flügelspieler die Außenverteidiger unter Druck setzen würden. Die Idee ist es, das Spiel so in die Breite zu pressen, damit man die Seitenlinie als zusätzlichen Gegner nutzt.

Dafür müssen aber alle elf Mann zu 100 Prozent mitverteidigen und sich an die Vorgaben des Trainers halten. Beim AC Mailand sollte das mit einem Rafael Leao sehr schwer werden, da dieser gegen den Ball fast schon durch Arbeitsverweigerung auffällt. Meist sieht man von ihm nur halbherziges Anlaufen des Gegners bzw. Alibiläufe ohne den letzten Biss den Ball wirklich vom Gegner erobern zu wollen.

Selbst wenn es darum geht die Passwege zuzustellen, ist der Portugiese eine Fehlbesetzung, was im heutigen Fußball, wenn du ganz oben angreifen willst, einfach nicht mehr tragbar ist. Pioli konnte daher nie wirklich ein effizientes hohes Pressing implementieren und setzte daher eher auf ein Mittelfeldpressing. Da käme es für Lopetegui sicherlich zum Härtefall bei der Umsetzung seiner Spielidee.

Bester Fußball mit spanischer Nationalmannschaft

Es ist ziemlich schwierig, den Spanier zu beurteilen. Ein Trainer, der bei kleineren Vereinen gut abgeschnitten hat, sich aber bei größeren Vereinen (vielleicht dem größten Verein der Welt) schwer tat. Bei Sevilla hat er, da er Zeit hatte, die Europa League gewonnen und 3 von 4 Saisons unter den Top 4 beendet. In Porto erreichte er das Viertelfinale der UCL und kämpfte sich bis zum Rückspiel gegen Peps Bayern gut durch.

Vielleicht hat er mit der spanischen Nationalmannschaft seinen besten Fußball gespielt, was angesichts der Ereignisse vor der Weltmeisterschaft sehr bedauerlich war. Seine Amtszeit bei Sevilla wurde auch durch Zwischenfälle abseits des Spielfelds und durch die Instabilität an der Vereinsspitze getrübt.

Unberechenbar wie Conte

In den drei Monaten bei Real Madrid erlebte er eine schreckliche Zeit, einschließlich einer 1:5-Demütigung gegen Barcelona, die ihn seine Entlassung kostete. Manche warfen den Königlichen vor, dass sie ihm nicht genügend Zeit gaben, doch das ist nun Mal so bei Topclubs, dass du direkt liefern musst und der Druck wird im San Siro nicht weniger sein.

Zudem ist er ähnlich wie Conte unberechenbar in seinen Handlungen, und hat den ein oder anderen Verein schon kurzfristig im Stich gelassen. Nachdem er mit den Wolves den Abstieg überstanden hat, beschließt er, den Verein nur 6 Tage vor Beginn der Premier-League-Saison zu verlassen und begründet dies mit den finanziellen Problemen des Clubs.

Fehlendes professionelles Verhalten

2018 führt er die spanische Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft und wird nach einer bemerkenswerten Qualifikation entlassen, weil er bei Real Madrid unterschrieben hat, ohne den spanischen Verband rechtzeitig zu informieren, mit dem er kurz zuvor eine Vertragsverlängerung unterzeichnet hatte, was nicht wirklich professionelles Verhalten darstellt.

Zudem konnte er ähnlich wie Pioli, vor seinem Engagement bei Milan, sich nicht wirklich lange bei seinen Vereinen halten. Er gewann beispielsweise mit Sevilla in der ungewöhnlichen Covid-Saison die Europa League und wird dann zu Beginn der folgenden Spielzeit entlassen, als Sevilla nach drei Spielen aus der Gruppenphase der Champions League ausscheidet und in La Liga auf Platz 16 abstürzte.

Mit Porto lieferte er in Europa gut ab, aber auf nationaler Ebene lief es dagegen durchwachsen, so dass er auch nach eineinhalb Jahren entlassen wurde. Natürlich gehören bei solchen Ereignissen immer zwei Parteien dazu, jedoch dürfte das die Milanfans zurecht zweifeln lassen.

Zu großes Risiko für Milan?

Er ist nicht der strahlendste Kandidat, hat aber durchaus nachgewiesen, dass er junge Spieler weiterentwickeln kann und eine klare Spielphilosophie hat. Sollte Milans Management unserem Protagonisten aller erforderlichen Spielertypen liefern, dann könnte dieses Experiment funktionieren.

Erfahrungsgemäß muss man jedoch konstatieren, dass es ausländische Trainer in der höchsten italienischen Spielklasse nicht wirklich weit gebracht haben und daher eine Verpflichtung des ehemaligen Sevilla-Coaches ein großes Risiko wäre, da auch die Transfers in Abstimmung mit dem neuen Trainer vollzogen werden.

Sollte das Experiment schief gehen, dann müssten sich die Rossoneri mit "Lopeteguis Spielermaterial" während der Saison nach einem passenden Ersatz umschauen. Für Milans Ambitionen scheint dies sehr risikoreich zu sein, daher steht die Verpflichtung meiner Meinung nach unter keinem guten Stern...

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