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Vom Karriereende in die Königsklasse? | Riccardo Calafiori (21) im Porträt

Vom Karriereende in die Königsklasse? | Riccardo Calafiori (21) im Porträt

Der 21-jährige Innenverteidiger des FC Bologna galt als einer der besten Nachwuchsspieler des italienischen Fußballs und begann, sich mit18 Jahren in der ersten Mannschaft der AS Roma zu etablieren. Doch dann wurde er von Mourinho, auch aufgrund der Folgen einer sehr schweren Verletzung, aussortiert. Wie er es zurück an die Spitze der Serie A geschafft hat, erzählen wir euch jetzt. (Bild: IMAGO / sportphoto24)

Im zarten Alter von 16 Jahren hatte man das Gefühl, dass Calafioris Karriere bereits beendet war, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Bei seinem zweiten Einsatz für die U19 der Roma in der UEFA Youth League gegen Viktoria Plzen im Oktober 2018 wurde Calafiori in der 82. Minute Opfer eines brutalen Foulspiels von Vaclav Svoboda, bei dem sein rechtes Knie "in Stücke gerissen" wurde.

Beendet seine Verletzung die Karriere?

Alle Bänder in Calafioris Gelenk waren gerissen, ebenso der Meniskus und die Gelenkkapsel. Die Ärzte erklärten damals, dass es sich um eine Verletzung handele, die "einmal alle 10 Jahre vorkommt" und eher mit der Art von Trauma vergleichbar sei, die ein Motorcross-Fahrer erleiden würde, als ein Fußballer.

Dem jungen Mann wurde unmissverständlich gesagt, dass die Verletzung seine Karriere enorm gefährdet. Ein Mensch mit weniger Ehrgeiz es an die Spitze zu schaffen, hätte seinen Traum vielleicht sofort aufgegeben, aber Calafiori war zu weit gekommen, um aufzugeben. Nachdem er sich in den Vereinigten Staaten einer Operation unterzogen hatte, begann sein langer Weg zurück auf das heilige Grün.

Der gebürtige Römer war seit seinem neunten Lebensjahr ein hochgeschätztes Mitglied der Roma-Akademie. In der Saison 2017/18 machte er erstmals auf sich aufmerksam, als er als 15-Jähriger eine Schlüsselrolle beim Gewinn des Double aus Meisterschaft und Pokal durch die U17 des Vereins innehatte.

Sein Talent war so groß, dass der Superagent Mino Raiola schnell zu seinem Vertreter wurde, doch nur wenige Monate später lag der junge Mann im Krankenhaus und fragte sich, wie es weitergehen und ob er überhaupt wieder gegen das runde Leder treten würde. Calafiori war auf dem absoluten Tiefpunkt seiner Karriere angekommen.

Profis würdigen den Primavera-Akteur

An dem Tag, an dem er sich verletzte, wurde deutlich, wie sehr man im Umfeld des Vereins um sein Talent wusste. Später am selben Tag feierte der Roma-Stürmer Edin Dzeko sein Tor gegen die erste Mannschaft der Viktoria in der Champions League, indem er zur Bank lief, sich Calafioris Trikot schnappte und es den Zuschauern zu Ehren des verletzten Jungstars zeigte.

Insgesamt vergingen 347 Tage zwischen Calafioris Verletzung und seiner Rückkehr in den Spielbetrieb der Primavera-Mannschaft zu Beginn der Saison 2019/20. Zu diesem Zeitpunkt begann seine zweite Karriere. "Die Reise war definitiv das Schwierigste, was mir bevorstand", sagte er nach seiner Genesung gegenüber Roma TV. "Ich hatte ein Knie, das dreimal so groß war wie das andere."

Abgesehen davon, dass er im Herbst dreimal im Kader von Paulo Fonseca stand, verbrachte Calafiori den größten Teil seiner ersten Saison in der U19 und erzielte in den letzten drei Spielen der Saison jeweils ein Tor, als Covid-19 den vorzeitigen Abbruch der Jugendsaison erzwang.

Als die Serie A nach der Sperre wieder aufgenommen wurde, durfte er jedoch mit der ersten Mannschaft trainieren, und Fonseca gab ihm sein Debüt, als er am letzten Spieltag gegen Meister Juventus Turin in der Startformation stand.

Calafiori, der als linker Außenverteidiger spielte, machte einen guten Eindruck, als er einen Elfmeter herausholte, den Diego Perotti verwandeln konnte, bevor er selbst ins Tor traf. Der Treffer wurde jedoch wegen Abseits nicht anerkannt, so dass die Roma „nur“ mit 3:1 in Turin gewann.

Sensationstor gegen Young Boys

Obwohl Calafiori im Sommer 2020 mit Manchester United, Juventus, Paris Saint-Germain und Inter in Verbindung gebracht wurde, blieb er beim Hauptstadtklub und wurde in den Kader der ersten Mannschaft berufen. Denn der gebürtige Römer folgte lieber seinem Herzen und hielt den „Lupi“ die Treue.

Obwohl er zwischen Oktober und November einen Monat lang ausfiel, nachdem er positiv auf das Coronavirus getestet worden war, kehrte der Teenager in die Mannschaft zurück und wurde von Fonseca für das Spiel in der Europa League gegen den rumänischen Klub CFR Cluj sofort in die Startelf berufen.

Traumtor in der Euro-League

Bei seinem zweiten Auftritt sorgte er jedoch aus den richtigen Gründen für Schlagzeilen. Im Spiel gegen die Schweizer Young Boys im Stadio Olimpico erzielte Calafiori ein spektakuläres Weitschusstor aus 25 Meter in den rechten Winkel – dieses tolle Tor war sein erster Treffer im Profifußball.

"[Es war] leichter als es aussah", sagte er nach dem Spiel zu Reportern. Natürlich wäre es mit dem Publikum besser gewesen, aber ich bin sehr zufrieden", so Romas Jungedprodukt.

Fonseca wollte seinen neuen Schützling nicht zu sehr in den Vordergrund stellen und sagte: "Calafiori ist ein junger Spieler mit Talent, aber er braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Ihn plötzlich so zu behandeln, als wäre er jetzt der Beste der Welt, ist nicht hilfreich für den Spieler. Wir vertrauen darauf, dass er eine große Zukunft haben wird."

„Ein Traum wird wahr“

Er war bereits Mitglied der italienischen U21-Nationalmannschaft und verlängerte seinen neuen Vertrag mit der Roma, der ihn bis zum Sommer 2025 an seinen Heimatverein binden sollte. "Das ist mein Traum, seit ich ein Kind war", sagte er, als er seinen neuen Vertrag unterschrieb. "Es ist die schönste Sache der Welt. Es bedeutet mir sehr viel.“

"Jeder Junge, der hier aufgewachsen ist, mit einer Leidenschaft für diese Farben, träumt davon es eines Tages so weit zu bringen. Es scheint, dass ich es geschafft habe, und ich kann es immer noch nicht fassen. Mein Traum ist es nun, mit diesem Trikot etwas zu gewinnen“, schwärmte der Teenager damals.

Traum wird zum Alptraum

Die Fans der Roma teilten diesen Traum, denn nach den Rücktritten von Francesco Totti und Daniele De Rossi suchten sie nach einer neuen Integrationsfigur. Nach all dem, was Calafiori in seiner Karriere bereits durchgemacht hatte, hofften viele in Rom und darüber hinaus, dass er sein zweifellos vorhandenes Potenzial voll ausschöpfen würde. Doch es sollte anders kommen.

Die Verletzung schien Spuren bei dem jungen Talent hinterlassen zu haben. Weder statistisch noch per Augenmaß konnte Calafiori anschließend bei seinem Herzensverein überzeugen.

Er gewann seine Zweikämpfe nicht, traf oftmals falsche Entscheidungen, war kaum in das Spiel der Giallorossi eingebunden und wirkte oft zu verkopft – ja geradezu ängstlich, wenn er in ein Duell mit dem Gegenspieler musste.

Verletzung Schuld an seiner Unsicherheit?

Kein Wunder bei der schweren Verletzung die er sich Jahre zuvor im zarten Alter von 16 zuzog. Calafiori hatte diese offensichtlich mental noch nicht verarbeitet und das sah man deutlich in all seinen Aktionen. Die Roma glaubte nach einer gescheiterten Leihe zum CFC Genua (nur 80 Spielminuten) nicht mehr an ihr Talent und verkaufte es für 2,6 Mio. Euro nach Basel.

In der Schweiz baut der ehemalige Roma-Spieler seine körperliche Struktur auf, lässt sich nach und nach die Haare wachsen, zu denen er dann ein Stirnband hinzufügt, das ihm die Aura eines Verteidigers der frühen 00er Jahre verlieh, wechselt vom Außenverteidiger zum linken Innenverteidiger und verfeinerte seine Fähigkeiten gerade gegen den Ball, was die Aufmerksamkeit des FC Bologna auf ihn zog.

Nach nur einem Jahr beim FC Basel, und hinzugewonnener Zweikampf- und Antizipationsstärke verpflichteten die Rossoblu den ehemaligen Roma-Akteur für knapp 4 Millionen Euro. Mit seiner Ankunft bei Bologna begann die zweite Wiedergeburt des Abwehrspielers, dieses Mal jedoch in der Serie A, welche ihm ein Jahr zuvor noch eine Nummer zu groß war.

Spielertyp

Riccardo Calafiori etablierte sich anschließend in Bologna als eines der interessantesten Profile seiner Zunft. Er wurde als Linksverteidiger ausgebildet, aber der Wendepunkt in seiner Karriere kam in dieser Saison, als Thiago Motta ihn - entweder aus Notwendigkeit oder Intuition - zum Innenverteidiger umschulte.

Im heutigen Fußball hat der zentrale Verteidiger seine destruktive Rolle abgelegt und ist zu einem Aufbauspieler geworden. Wenn man die Serie A und Italien im Allgemeinen betrachtet, verkörpert niemand diesen Wandel besser als Riccardo Calafiori, der die Rolle des Innenverteidigers auf meisterhafte und vor allem moderne Weise neu interpretiert.

Um zu verstehen, was ich meine, brauchst du dir nur ein beliebiges Spiel der Mannschaft von Thiago Motta anzusehen. Und hier ein konkreter Vorschlag: Am 9. Januar 2024, zu Beginn der Verlängerung im Viertelfinale der Coppa Italia, zu Hause gegen die Fiorentina, entstand eine der gefährlichsten Aktionen des Spiels in einem Zweikampf zwischen Bonaventura und Calafiori.

Ein Zweikampf, in dem der Verteidiger von Bologna seinem Gegner in jeder Hinsicht überlegen ist: Er ist ihm körperlich überlegen, weil er 188 Zentimeter groß ist; er ist ihm geistig überlegen, weil er seine Absichten vorausahnt; und schließlich ist er ihm im reinen Zweikampf überlegen, da er ihm den Ball abnimmt und den Konter einleitet.

Calafiori beeindruckt Motta am meisten

In seiner Art zu verteidigen scheint Calafiori von einer pessimistischen Wahrnehmung des Geschehens auszugehen, in dem Sinne, dass er immer mit dem Schlimmsten rechnet - eine Haltung, die laut Giorgio Chiellini u.a. eine elementar wichtige Eigenschaft für einen Verteidiger ist. Er tut dies auch im Zweikampf mit Bonaventura und gewinnt schließlich den Ball zurück. Einen Moment später ändert sich jedoch alles.

Calafiori zieht explosionsartig an, legt eine Leichtigkeit und Eleganz an den Tag, die man nicht von einem Abwehrspieler erwartet, lässt Bonaventura nach seinem ersten Pass hinter sich, während Arthur nach einem verzweifelten Versuch ihn zu foulen zu Boden geht.

Calafiori geht noch ein paar Schritte weiter, mit hoch erhobenem Kopf und geradem Rücken, und durchschneidet die Reihen der Fiorentina mit seinen langen und vom Wind zerzausten Haaren, die ihn fast noch schneller zu machen scheinen. Bis er mit einem zarten Außenristpass, eine Kombination zwischen Saelemaekers und Zirkzee auslöst, die schließlich am Pfosten endet.

Auf die Frage wer ihn diese Saison am meisten beeindruckt habe, wies Thiago Motta auf unseren Protagonisten hin: "Neulich kam er rein und wir haben etwas anderes von ihm gefordert. Er hinterfragt meine Entscheidungen nicht, sondern er ist direkt überzeugt davon. Sobald man ihm etwas sagt, setzt er es stark um."

Verletzung machte ihn mental stärker

Die Aufgabe des Innenverteidigers endet seiner Meinung nach nicht sofort nach einer Balleroberung, sondern umfasst auch das Einleiten einer neuen Aktion. "Calafiori spielt als Außenverteidiger, und er macht es gut; als Innenverteidiger, und er macht es gut. Ich wette, er könnte auch gut im Mittelfeld spielen. Er ist eine seriöse und großartige Persönlichkeit", fügte Motta hinzu.

Calafioris Verletzung spielt für ihn heute ebenfalls eine zentrale Rolle. "Es war der Schritt, der mich erkennen ließ, dass ich ein Fußballer auf hohem Niveau werden kann, vor allem mental. Bei jeder Schwierigkeit denke ich immer daran, was ich erlebt habe. Und ich mache stärker weiter als zuvor“, offenbarte der junge Italiener.

Wie stark der ehemalige Spieler der Roma geworden ist unterstreichen seine Statistiken: in 23 Einsätzen eroberte er 151 Bälle, gewann 61,3 seiner Boden- und 73 Prozent seiner Luftduelle. Seine Passgenauigkeit liegt bei nahezu 90 Prozent, obwohl er häufig lange (55) und schwierige Pässe spielt und im Aufbauspiel mit 1152 Pässen der Hauptinitiator ist.

Besser als die Nationalspieler

Seine Zahlen übertreffen selbst die von Alessandro Bastoni, welcher mittlerweile ein fester Bestandteil der Squadra Azzurra geworden ist. Auch die anderen aktuellen Nationalspieler um Francesco Acerbi (Inter), Alessandro Buongiorno (Torino), Federico Gatti (Juventus) oder Gianluca Mancini (Roma) können mit den Stats unseres Protagonisten nicht mithalten.

Lediglich Buongiorno (45) schaffte es sechs Bälle mehr abzufangen als Calafiori, das war aber auch die einzige defensive Disziplin in der sich der Mann von Bologna gegen die aktuellen Nationalspieler laut dem Portal „Fotmop“ geschlagen geben musste. Alleine durch das Datenscouting müsste Luciano Spalletti Bolognas Abwehrboss als ernsthaften Anwärter auf einen EM-Platz erkannt haben.

Neben Fiorentinas Kayode haben wir also auch beim FC Bologna einen jungen Wilden der die etablierten Kräfte der Squadra Azzurra herausfordern wird. Aufgrund des schwachen Niveaus der Nationalmannschaft dürften die wenigsten Akteure fest im Sattel sitzen, daher rechne ich auch in der Abwehr mit Überraschungsnominierungen. Eine davon könnte jener Calafiori werden…

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