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Italiens neue EM-Hoffnung? | Mateo Retegui (24) im Porträt

Italiens neue EM-Hoffnung? | Mateo Retegui (24) im Porträt

Es gab eine Zeit, in der Italien Topstürmer am laufenden Band produzierte. Heute ist die Situation ganz anders, so sehr, dass Luciano Spalletti und Vorgänger Roberto Mancini in Argentinien fischen mussten. Der neue Name im italienischen Fußball heißt Mateo Retegui, ein Stürmer, den die italienische Öffentlichkeit bis zu seiner Nominierung kaum kannte. (Bild: IMAGO / Sportimage)

Der ehemalige Tigre-Akteur brauchte weniger als 60 Minuten, um sich im Debüt-Spiel gegen England zu profilieren, als er sein Debüttreffer für die Azzurri erzielte. Und auch das zweite Tor ließ nicht lange auf sich warten: Im zweiten Spiel gegen Malta erzielte er mit einem wuchtigen Kopfballtreffer den Ausgleich.

Der Start mit Genua

Mit Genua lief es sogar noch besser: Bei seinem Debüt in offiziellen Spielen, in der ersten Runde der Coppa Italia gegen Modena, brauchte Retegui ganze 30 Sekunden, um sein erstes Tor in Rot und Blau zu erzielen, und schnürte während des Spiels noch einen Doppelpack.

Im Olimpico gegen Lazio, am zweiten Spieltag, gelang ihm ebenfalls sein erstes Tor in der Serie A TIM. Am vierten Tag dann eine weitere große Genugtuung: ein Tor gegen den italienischen Meister Neapel im Stadio Luigi Ferraris. Schauen wir uns mal die Biographie, den Werdegang und die technischen Eigenschaften des neuen Gesichts der italienischen Nationalmannschaft an.

Warum wurde Retegui von Italien einberufen?

Lass uns zunächst erklären, wie es möglich ist, dass ein Argentinier wie Retegui in die italienische Nationalmannschaft berufen werden kann. Der Sohn von Carlos Retegui, Trainer und ehemaliger Eishockeyspieler, besitzt die italienische Staatsbürgerschaft dank seines Großvaters mütterlicherseits, der aus Canicattì in der Provinz Agrigento stammt.

Der Großvater väterlicherseits stammte dagegen aus Sestri Levante in der Provinz Genua, so dass der Transfer zu Liguriern die Rückkehr zu den alten Wurzeln der Familie Retegui darstellt.

Die Anfänge

Retegui widmete sich in seiner Jugend zuerst mehr dem Eishockey, der Disziplin seiner Familie. Sein Vater führte die argentinische Herren-Nationalmannschaft zu Olympia-Gold in Rio 2016 und die Damen-Nationalmannschaft zu zwei Silbermedaillen (London 2012 und Tokio 2020, an denen auch seine Schwester Micaela teilnahm).

In kurzer Zeit schaffte es Mateo in den Kader der Jugendnationalmannschaft, aber seine größere Liebe galt dem Fußball. Im Sommer 2016 wurde er am Strand von Diego Mazzilli, einem Scout der Boca Juniors, entdeckt.

Retegui ging zum Probetraining, bestand es auf Anhieb und begann als Stürmer, als die argentinische Eishockeynationalmannschaft ihn für die World Juniors nominierte. Die Entscheidung fiel ihm nach viel Bedenkzeit schwer, doch schließlich entschied er sich für den Ball und damit für die Boca Juniors.

Er reifte in der Jugendabteilung des argentinischen Traditionsvereins extrem schnell heran und gab sein Debüt in der ersten Mannschaft bereits als 18-Jähriger am 17. November 2018 beim 1:0-Sieg in der Primera División gegen Patronato in der Bombonera, als er in den letzten Minuten für Carlos Tévez eingewechselt wurde.

Im Januar 2019 wurde der Italo-Gaucho an Estudiantes de La Plata ausgeliehen, wo er im darauffolgenden Monat bei der 1:2-Heimniederlage gegen Argentinos Juniors sein Debüt gab. Sein erstes Karriere-Tor erzielte er am 10. Oktober im Achtelfinale der Copa Argentina gegen Estudiantes de San Luis.

Der Wechsel zu Tigre

Nach zwei Spielzeiten auf Leihbasis bei Talleres de Córdoba wechselte Retegui 2022 nach Tigre, wo er in seiner ersten Saison in 42 Einsätzen 23 Tore erzielte. Dass diese beachtliche Quote für sein junges Alter Interesse aus Europa auf sich ziehen würde, war keine Überraschung. Im Sommer letzten Jahres war es dann der CFC Genua, welcher sich die Dienste des Talents sicherte.

"Wir haben die Entscheidung als Familie getroffen und wir denken, dass es die beste Entscheidung ist. Ich gehe zu einem großen Verein, ich bin glücklich und bereit zu lernen. Ich möchte dem italienischen Fußball näher kommen und mein Bestes geben, um zu wachsen, zu lernen und bereit zu sein, wenn sie mich rufen", sagte er am Tag seiner Ankunft in der Serie A.

Tordebüt nach 30 Sekunden

In seinem ersten offiziellen Spiel brauchte er wie bereits gesagt nur etwas mehr als 30 Sekunden, um sich in die Torschützenliste einzutragen: Er traf sofort gegen Modena und legte im Laufe des Spiels noch einen Doppelpack und einen Assist nach. Ein Traumdebüt.

Nach einem torlosen Remis gegen die Fiorentina folgte sein erstes Tor in der Serie A TIM: ein Kopfballtor gegen Lazio im Stadio Olimpico. Mateo Retegui hatte Blut geleckt und knüpfte an diese Form an indem er gleichermaßen gegen den SSC Neapel und gegen die Roma traf – und bewies damit, dass er auch gegen die Topteams der höchsten italienischen Spielklasse mithalten kann.

Doch ab dem November gelang dem Mittelstürmer kein einziger Scorer mehr bis zum 21. Januar, als er wieder gegen Salernitana (ein Tor) und gegen Lecce (Tor + Vorlage) traf. Es fehlt also bei all den Lobeshymnen noch die Konstanz, wobei das bei einem so jungen Spieler als normal bewertet werden darf und man auch eine gewisse Adaptionszeit berücksichtigen muss.

Die Einberufung in die Nationalmannschaft

Zu einem zahlenmäßig besonders schwierigen Zeitpunkt, da einige Stürmer nicht in Topform waren, wurde er von Nationaltrainer Roberto Mancini bereits am 17. März 2023 für die Qualifikationsspiele zur Euro 2024 gegen England und Malta einberufen. Zu diesem Zeitpunkt kannten die wenigsten der Tifosi unseren Protagonisten.

Ein Spiel des Leidens, an dessen Ende die Genugtuung stand, ein Tor erzielt zu haben. Es war kein leichter Abend für Mateo Retegui, der von Mancini bei seinem Debüt in der Qualifikation für die Euro 2024 eingesetzt wurde. In der Partie im Stadio Maradona gegen England war der Mittelstürmer von Tigre in der gesamten ersten Halbzeit nicht zu sehen.

Maguire und seine Mitspieler überwältigten ihn mehrmals, und mit bloßem Auge war zu erkennen, dass ihm die Chemie zu seinen Mannschaftskameraden (Berardi und Pellegrini agierten um ihn herum im Dreizack) völlig fehlte.

Dann die plötzliche Überraschung: Nach einer Stunde spielte Pellegrini Retegui mit einem genialen Pass frei, und der Argentinier traf nach einem kurzen ersten Kontakt eiskalt ins Tor. England gewann zwar mit 2:1, aber man muss sagen, dass Reteguis Geistesblitz die Männer von Mancini zwischenzeitlich aufgeweckt hatte.

Retegui wie Orsolini: Tor bei Debüt in der Nationalmannschaft

Mateo Retegui hat gleich bei seinem ersten offiziellen Auftritt in der Nationalmannschaft den Weg zum Tor gefunden. Abgesehen von Freundschaftsspielen war der letzte Azzurri, der bei seinem Debüt ein Tor erzielte, Riccardo Orsolini im Jahr 2019. Damals spielte Italien gerade ein EM-Qualifikationsspiel (gegen Armenien).

Auch gegen Malta, am zweiten Tag der nächsten EM-Qualifikation, gab Mancini ihm eine wichtige Chance. Und Mateo gab dem Trainer wieder Recht: ein Kopfball, der das Spiel entschied. Es war das zweite Tor in zwei Spielen.

In seinem Jubel wandte er sich an die Menge und "zeichnete" mit seinen Händen den Buchstaben M. Der Grund dafür? Es ist nicht nur der Anfangsbuchstabe seines Namens, Mateo, sondern auch zu Ehren seiner Mutter Maria und seiner Schwester Michela.

Mancini über Retegui

"Er ist erst seit 3-4 Tagen hier und weiß nichts über den europäischen Fußball. In der ersten Halbzeit hat er gelitten, es ist nicht einfach, gegen die englische Abwehr zu spielen und die Mannschaft hat ihm nicht viel geholfen. In der zweiten Halbzeit hat er sich viel besser bewegt und schließlich ein Tor erzielt.“

Mateo Retegui kommentierte seine erste Erfahrung mit der italienischen Nationalmannschaft: "Ich fühle mich hier zu Hause. Ich bin glücklich und stolz, dieses Trikot zu tragen. Ich muss mich bei Mancini, dem Trainerstab und der Mannschaft dafür bedanken, wie ich aufgenommen wurde. Ich habe einige unglaubliche Tage erlebt. Ein Traum“, so der junge Neunationalspieler.

Technische Eigenschaften

Retegui ist ein klassischer Mittelstürmer, der seine Rolle modern interpretiert: Schnell, körperlich stark, in der Luft dominant und eiskalt im Abschluss. Selbst aus der Distanz sind seine Fernschüsse enorm gefährlich und das weiß unser Protagonist auch, daher fackelt er meist nicht lange und sucht meist nach einem kurzen ersten Kontakt den schnörkellosen Torabschluss.

Teilweise (zur Tigre-Zeit) erreichte er in seiner noch jungen Karriere eine Torabschlussquote von über 50 Prozent! Quasi jeder zweite Torabschluss zappelte im Netz. Darüber hinaus hilft ihm seine Physis Bälle zu verwalten, so dass seine Mitspieler aufrücken können, oder er einfach Räume für sie schafft.

Doch es gibt auch Defizite, an denen er arbeiten muss. Retegui ist kein besonders passstarker Mittelstürmer, oder gar eine falsche neun. Ein schnelles Kombinationsspiel und Retegui werden mit Sicherheit keine Freunde mehr in diesem Leben, es sei denn der Italo-Gaucho stellt das letzte Glied in diesem Spiel dar und verwertet es.

Darüber hinaus ist er auch kein großer Dribbler und beschränkt sich daher auf das was er kann, nämlich den Ball an den nächstbesten positionierten Spieler abzugeben, ihn fest zu machen oder eben abzuschließen.

Status Quo

Mit vier Toren in sechs Länderspielen für die Squadra Azzurra, steht Retegui in der Stürmerhierarchie ganz oben auf der Liste von Luciano Spalletti. Zuletzt erzielte der Stürmer ein Doppelpack im Testspielsieg über Venezuela.

Auch beim CFC Genua konnte er in 24 Partien starke elf Scorerpunkte (8 Tore und 3 Vorlagen) sammeln und damit einen sehr wichtigen Beitrag leisten, so dass der Aufsteiger aktuell im gesicherten Mittelfeld verweilt. Da er vielen Topclubs im Sommer abgesagt hatte, wird Retegui wahrscheinlich bis zu seinem endgültigen Durchbruch zu keinem Topverein wechseln.

Der nächste kluge Schritt wäre ein etwas ambitionierterer Verein wie beispielsweise die Fiorentina, Bologna oder Torino um eine gesunde und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Aber ich bin überzeugt davon, dass Mateo Retegui sehr wertvolle Tipps von seinem Vater bekommt, der seinen Filius behutsam aufbauen möchte und da auch mit seiner Erfahrung aus dem Eishockey helfen kann.

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