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Ist er sein Geld wert? | Victor Osimhen im Porträt

Ist er sein Geld wert? | Victor Osimhen im Porträt

Du kannst an ihm zerren und ziehen, doch er läuft weiter wie ein Stier, den das rote „Muleta“ des Matadors gereizt hat. Diesen Eindruck bekommt man, wenn man Victor Osimhen in seinen aufreibenden Zweikämpfen mit den gegnerischen Abwehrhünen beobachten darf. Kein Wunder, dass Neapels Trainer Gennaro Gattuso von der Attitüde des jungen Nigerianers angetan ist und ihn unbedingt als Sturmführer für die nächste Spielzeit verpflichten möchte.

"Gott ist gut", das bedeutet Osimhen im einheimischen Dialekt der Ishan, einer ethnischen Gruppe, die einige Teile Südnigerias bevölkert. Doch Gott meinte es nicht immer gut mit dem mittlerweile 21-jährigen Fußballprofi, denn alles begann im Süden Nigerias in den ärmlichsten Verhältnissen die du dir vorstellen kannst.

Seine bettelarme Familie war gezwungen nach Lagos, der wirtschaftlichen Hauptstadt des afrikanischen Landes, umzusiedeln. Eine soziale Not, die ihn dazu zwang, zumindest in den ersten Jahren seines Lebens an alles andere, als an Fussball zu denken.

Osimhen verliert früh seine Mutter

Unter der brühend heißen Sonne und dem stickigem Straßenverkehr verkauft seine Mutter Wasser in Beuteln. Als Victor sechs Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Diesen harten Schicksalsschlag konnte er nicht lange verarbeiten, da er nun für sie zur Ampel gehen musste. "Das war die einzige Art mir essen kaufen zu können", gestand er gegenüber "France Football". Der Fußball sollte Osimhen aus diesen unglücklichen Umständen retten, das war wohl sein Schicksal.

Die Begegnung mit dem geliebten Ballsport, kam während des Besuchs der Olososun-Grundschule zustande, wohin er und sein Bruder Andrew jeden Abend gingen, um die lokalen „Fussballstars“ ihrer Gemeinde zu bewundern. Andrew selbst bringt seinem jüngeren Bruder Victor, der begabter ist als er selbst, die "Skills des Handwerks" bei, und dessen Lehrstunden sollten bald Früchte tragen.

Ein Mitarbeiter seines jetzigen Agenten, Jean Gerard Benoit Czajka, bemerkte den schmächtigen Jungen und brachte ihn zur Ultimate Strikers Academy, einer renommierten Fußballschule in Lagos. Dort bekam er sein erstes Paar Fußballschuhe geschenkt, welche samt den Trainern seine Entwicklung nun richtig ins Rollen brachten.

Mit 19 in die Bundesliga

Rasch wurde Osimhen für die Jugendnationalmannschaften Nigerias nominiert und traf nach Belieben: elf Tore in zehn Einsätzen mit der U17, mit der er 2015 sogar die Weltmeisterschaft gewann, drei Treffer in vier Partien mit der U23. Es war unvermeidlich, dass er nun in den Fokus zahlreicher europäischer Scouts rücken würde.

Im Sommer 2017, im zarten Alter von 19 Jahren, fand er sich in der Bundesliga wieder. Es waren die Wolfsburger, die den Afrikaner für 3,5 Millionen Euro von der Ultimate Strikers Academy loseisten, aber auf seinen Durchbruch musste er noch etwas warten.

Eine Schulterverletzung und vor allem das Malaria-Fieber, welches er sich während einer Reise nach Afrika zugezogen hatte, sorgten dafür, dass er den Großteil der Saison und aufgrundessen den Zug zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland verpasste.

Durchbruch in Belgien

Es ist jedoch noch zu früh, um aufzugeben und nach Nigeria zurückzukehren. Bei Leihclub und späteren permanenten Arbeitgeber Charleroi, wird sein Aufstieg unaufhaltsam: 20 Tore in 36 Spielen erzielte dieser für den belgischen Erstligisten, was im Sommer 2019 den OSC Lille veranlasste den Mittelstürmer für 12 Millionen Euro zu verpflichten.

Auch in Frankreich durfte man das große Talent, welches körperliche Stärke mit großer Technik kombiniert, bewundern. Wettbewerbsübergreifend folgten weitere 18 Tore und sechs Vorlagen für die Nordfranzosen und das obwohl die Saison vorzeitig aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen wurde.

Osimhen beeindruckt wohl am meisten mit seiner außerordentlichen Schnelligkeit und seinem Torinstinkt. Trotz seines jungen Alters rennt dieser die freien Räume wie ein routinierter Spitzenstürmer an und knippst zuletzt in der Ligue 1 statistisch nach jedem dritten Torschuss. Darüber hinaus ist er technisch unheimlich versiert und weiß in engen Spielsituationen gleichermaßen im Dribbling zu überzeugen.

Ähnlichkeiten mit Didier Drogba

Auch bei hohen Geschwindigkeiten lässt er sich physisch nur schwer aus der Balance bringen was unter anderem an die Standfestigkeit eines Didier Drogba erinnern lässt. Zudem ist er genau wie der Ivorer unheimlich stark in der Luft und kann daher als kompletter Stürmer betrachtet werden, was ihn zum alleinigen Zielspieler in Neapels 4-3-3 prädestiniert.

Angesichts seines Fähigkeitenprofils kann der „Tifoso“ nun annähernd nachvollziehen, warum der „Calcio Napoli“ für den jungen Afrikaner so tief in die Tasche greift und wie zuletzt berichtet, Ersatztorhüter Karnezis, plus kolportierte 50 Millionen Euro plus etwaiger Boni an den OSC zu überweisen möchte.

Eine wirklich imposante Menge an materiellem Gut für einen Ligue-1-Stürmer, welcher die Ablöse nicht unbedingt mit seinen Statistiken rechtfertigt. Es ist davon auszugehen, dass die Kampanier für das Entwicklungspotenzial zahlen, welches sie in Osimhen vermuten.

Es bleibt abzuwarten, ob der pfeilschnelle Offensivmann diese ungeheure Ablöse mental stemmen kann und vor allem ob er ihr in den Reihen des SSC Neapel gerecht wird ... es wäre ihm bei all seinen Schicksalsschlägen zu wünschen.

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