Nach der überraschenden Entlassung von Paolo Maldini, sind viele Fans des AC Mailand ziemlich aufgebracht und demonstrierten zahlreich vor dem Casa Milan, der Geschäftsstelle der Rossoneri. Doch war neben den ganzen Emotionen diese Entscheidung von Klubbesitzer Gerry Cardinale die Richtige?
Dass die Clublegende eine große Beliebtheit bei den Fans genießt, wusste man auch schon vor der Entlassung des technischen Leiters. Maldini hatte zudem Erfolge vorzuweisen, da er den damals am Boden liegenden Riesen wieder in die Königsklasse führte und den Scudetto gewann.
Maldini formte eine junge und sehr talentierte Mannschaft, hatte bei seinen Transfers eine klare Vision und sorgte dafür, dass Milan es sogar dieses Jahr bis ins Halbfinale der Champions League schaffte. Doch so schön sich das alles anhört, war nicht alles gut was die Milanlegende machte.
Teure Spieler gingen ablösefrei
Ein großes Defizit kann Maldini in puncto Spielerabgaben angekreidet werden. Denn gleich drei absolute Leistungsträger, wie Donnarumma, Calhanoglu und Kessie verließen zum Nulltarif den Verein – Spieler die die klammen Kassen der Rossoneri hätten gut füllen können.
Besonders schwer wog der Abgang von Hakan Calhanoglu, welcher wegen 1,5 Millionen Differenz bei den Gehaltsvorstellungen abgegeben wurde, und somit auch noch den finanziell am Boden liegenden Erzfeind Inter ablösefrei verstärkt hat. Hakan war sicherlich nicht der konstanteste Zehner, aber ersetzen konnte Maldini ihn trotzdem nicht bis heute.
Stattdessen wurde ¾ des gesamten Transferbudgets für Charles de Ketelaere rausgeschmissen, welcher zu keiner Zeit der vergangenen Saison überzeugen konnte und es war dann kein Geld mehr für andere Baustellen des Kaders übrig, was sich diese Saison absolut bemerkbar gemacht hat.
Moncada wurde oftmals ignoriert
Sportlich gesehen hat es der AC Mailand diese Saison nicht in die Champions League geschafft, da man lediglich vom Punktabzug von Juventus Turin profitierte und in die Königsklasse als eigentlicher Tabellenfünfte einzog. Bei all der erreichten Halbfinal-Euphorie vergessen das viele Fans der Lombarden.
Das Saisonziel Platz 1-4 wurde also verfehlt was Cardinale nicht entgangen ist. Zudem wollte Maldini zu viel Macht im Verein, soll Chefscout Jeffrey Moncada oft nicht die größte Aufmerksamkeit geschenkt und seinen eigenen Willen durchgesetzt haben, obwohl Moncada als einer der besten Scouts der Welt gilt.
🗣️ Paolo Scaroni: “Where do I start from? From the fact that all of us, and particularly me, have always had an excellent relationship with Paolo Maldini, who is a gentleman. He is a person attached to Milan and who did well at Milan. However, we follow a bit innovative model, at… pic.twitter.com/vUMXP2LpgL
— Milan Eye (@MilanEye) June 8, 2023
Leao Verlängerung fast gescheitert
Darüber hinaus soll Maldini bei den Verhandlungen mit Rafael Leao nicht das größte Fingerspitzengefühl gezeigt haben und fast wären diese gescheitert, hätte sich nicht CEO Giorgio Furlani eingeschaltet und die Verhandlungen zum Abschluss gebracht. Die teuerste Aktie des Vereins hätte also unter Maldinis alleiniger Führung stark ermäßigt den Verein verlassen können.
Meiner Meinung nach gibt also durchaus berechtigte Kritik an Paolos Handeln, jedoch muss man ihm auch eingestehen, dass er nicht viel Erfahrung als Manager hatte und dafür hat er es sensationell gemacht.
Entscheidung ohne Weitsicht?
Maldini ist unter den Managern ein Rookie, der eine Menge Entwicklungspotenzial mitgebracht hat und das hätte man ausschöpfen können. Zudem hat er als Legende viele Spieler wie beispielsweise Theo Hernandez zu Milan gezogen. Daher muss die Vereinsführung unbedingt eine neue Legende (Zlatan oder Baresi) im Verein installieren um diese Strahlkraft nicht zu verlieren.
Ja Maldini hat beim letzten Mercato versagt, aber ich bin mir sicher er hätte aus seinen Fehlern gelernt und es dieses Jahr besser gemacht. Maldini hätte alleine durch seine Erfolge und Legacy für den Verein wesentlich mehr Kredit verdient gehabt, als es ihm von Cardinale eingestanden wurde.
Mangel an Respekt vor der Vereinskultur
Daher kommt für mich diese Entlassung ein Jahr zu früh und zeugt ebenfalls nicht von Fingerspitzengefühl. Diese Entscheidung wurde rein rational nach Zahlen getroffen, ohne Weitsicht hinsichtlich des Entwicklungspotenzial Maldinis und ohne die Emotionen und die Liebe der Fans zu berücksichtigen.
Willkommen im heutigen Fußballgeschäft, welches die Worte von Carlo Ancelotti treffend beschreibt: "Was mit Maldini passiert ist, zeigt einen Mangel an historischer Kultur, an Respekt für die Mailänder Tradition. Wenn es wahr ist, dass man durch Geschichte nicht gewinnen kann, dann ist es auch wahr, dass man durch Geschichte lernen kann, wie man gewinnt." Mehr gibt es auch für mich nicht mehr zu sagen…