Für den südkoreanischen Innenverteidiger Ji-soo Kim ist der Weg zum europäischen Profifußball nicht mit Abkürzungen oder Titeln gepflastert. Er ist geprägt von Wachstum, Spielzeit und mutigen Entscheidungen - und in diesem Sommer hat er vielleicht die wichtigste Entscheidung seiner bisherigen Karriere getroffen. Wir stellen euch den Neuzugang des 1. FC Kaiserslautern genauer vor. (Bild: IMAGO / Jan Huebner)
Der 20-Jährige Asiate wechselt auf Leihbasis für eine Saison vom Premier-League-Klub Brentford FC zu den roten Teufeln. Auf den ersten Blick ist es ein sinnvoller Wechsel - ein vielversprechender junger Spieler, der in der 2. Bundesliga Spielpraxis sammeln soll. Doch wenn man genauer hinsieht, wird klar, dass es sich um eine klare Absichtserklärung eines Spielers handelt, der seine Zukunft selbst in die Hand nehmen will und bereit ist England den Rücken zu kehren.
Kim Ji Soo na wypożyczeniu w Niemczech!
— Brytyjska Piłka (@BrytyjskaP1lka) July 26, 2025
20-letni obrońca Kim Ji Soo przenosi się na sezon 2025/26 do 1. FC Kaiserslautern. Koreańczyk został wypożyczony z Brentford FC, gdzie w grudniu 2024 roku zadebiutował w Premier League i zaliczył trzy występy w pierwszym zespole.
Młody… pic.twitter.com/TvtfVbrqbh
Von London auf den Betzenberg - mit Ziel
Der 1,92 Meter große Kim wurde 2023 von Brentford für die B-Mannschaft unter Vertrag genommen, nachdem er für den koreanischen Klub Seongnam FC beeindruckt und bei der U-20-Weltmeisterschaft mitgespielt hatte, indem er Süd Korea zu einem überraschenden Halbfinaleinzug verhalf. In der Saison 2024/25 debütierte er in allen nationalen Wettbewerben in England - in der Premier League gegen Brighton, im FA Cup gegen Plymouth und im League Cup gegen Leyton Orient gab er sein Debüt für die Profimannschaft.
Doch der Durchbruch gelang ihm nie so recht. Bei fünf Einsätzen in der A-Mannschaft kam Kim gerade einmal auf 131 Spielminuten. Er benötigt allerdings viel mehr um seine Entwicklung auf Profiniveau voranzutreiben.
Warum Kaiserslautern?
Na, weil es ein geiler Klub ist! Nein, nicht nur. Die Antwort liegt in der Gelegenheit. Während mehrere Vereine aus ganz Europa ihr Interesse bekundeten, fand das sportliche Projekt von Kaiserslautern den größten Anklang bei Kim. Laut Quellen, die dem Spieler nahe stehen, haben die roten Teufel deutlich gemacht, dass Kim in dieser Saison eine Schlüsselrolle in ihrer Abwehr spielen würde.
Dieses Versprechen und ein kohärenter Entwicklungsplan überzeugten sowohl Brentford als auch Kim davon, einem reinen Leihgeschäft ohne Kaufoption zuzustimmen. In der offiziellen Mitteilung des Vereins erläuterte Kaiserslauterns Sportdirektor Marcel Klos die Beweggründe für die Verpflichtung des Abwehrhünen:
"Wir haben immer gesagt, dass wir einen starken Innenverteidiger - vorzugsweise einen Linksfuß - suchen, um unsere Flexibilität in der Defensive zu erhöhen. Dank unseres Netzwerks ergab sich die Chance, einen Spieler wie Jisoo Kim zu verpflichten. Er hat bereits in jungen Jahren großes Potenzial gezeigt und verfügt über technische Qualität, Physis und die seltene Fähigkeit, beide Füße zu benutzen.“
Mit diesen Eigenschaften sei er bereits auf dem internationalen Radar von zahlreichen Erstligisten angekommen. Der Zweitligist sei davon überzeugt, dass er eine echte Bereicherung für die Verteidigung sein wird, und sie ihm helfen wollen den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu machen offenbarte Klos.
OFFICIAL | FC Kaiserslautern have confirmed the signing of Kim Ji-soo on loan from Brentford. pic.twitter.com/El8oNfJJjy
— Korea Football News (@KORFootballNews) July 23, 2025
Die Komfortzone verlassen
Was diesen Schritt noch bemerkenswerter macht, ist das, was Kim aufgibt. Indem er England in dieser Saison verlässt, vergibt er die Chance, sich als einheimischer Spieler für die Premier League registrieren zu können - ein strategischer Vorteil, den die Vereine in ihrer Kaderplanung sehr schätzen.
Wäre er noch eine Saison bei Brentford oder einem anderen englischen/walisischen Verein geblieben, hätte er die Drei-Jahres-Regel des englischen Fußballverbands (FA) erfüllt, bevor er 21 Jahre alt wird. Stattdessen hat er sich für Wachstum statt Bequemlichkeit entschieden - Minuten statt Etiketten.
"Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung in Kaiserslautern. Die Zusage des Vereins bedeutet mir sehr viel. Ich möchte diese Chance nutzen, um mich weiterzuentwickeln und der Mannschaft zu einer erfolgreichen Saison zu verhelfen. Ich habe schon viel von der Atmosphäre auf dem Betzenberg gehört und kann es kaum erwarten, diese hautnah zu erleben."
Eine mutige Entscheidung, vor allem, wenn man bedenkt, dass Brentford ursprünglich geplant hatte, Kim nicht nur zu einem Verteidiger von Premier-League-Niveau, sondern auch zu einem langfristigen Eigengewächs zu formen. Doch die Dinge änderten sich - vor allem, weil Thomas Frank, der Manager, der sich für Kims Transfer und seine schrittweise Integration eingesetzt hatte, den Verein verließ, um bei Tottenham Hotspur zu übernehmen. Da sein größter Förderer, der ihm am meisten Vertrauen entgegengebracht hatte, nun weg ist, schien die Zeit für Kim reif für eine neue Herausforderung.
🇰🇷🛡️ Kim Ji-soo’s big German test begins!
— Han June Football-Asian.com (@holazuni) August 10, 2025
After making history as 🇰🇷’s youngest EPL debutant, the 21-year-old CB shines in his first 2. Bundesliga start 🇩🇪💥
📊 80% aerial duels won | 78% pass accuracy | 6 clearances | 7.3 rating
⚽ Helped Kaiserslautern to 1-0 win vs Schalke &… pic.twitter.com/uER0Xtbv21
Stärken & Schwächen
Er ist bekannt für seine Schnelligkeit und seine Fähigkeit, die Gegner im Spielaufbau auch gerne auszudribbeln, was ihn daraus resultierend gleichermaßen zu einer Gefahr in Angriffssituationen macht. Darüber hinaus verfügt Ji-soo Kim über ein gutes Passspiel, vor allem wenn er den Ball von hinten heraus spielt. Seine höchste Erfolgsquote gelingt ihm bei Pässen aus dem eigenen Strafraum.
Zudem verfügt er über gute technische Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, den Ball schnell zu kontrollieren und rasche Entscheidungen zu treffen. Doch neben seinen Vorzügen gibt es natürlich auch noch Baustellen an denen er arbeiten muss.
Denn trotz seiner imposanten Größe, kann er öfters körperlich unterlegen sein. Er weiß noch nicht sein Gewicht im richtigen Moment gewinnbringend einzusetzen, vor allem gegen robustere Stürmer. Sein Aggressionsniveau ist im Vergleich zu anderen Spielern relativ gering, was seine Fähigkeit, Zweikämpfe zu gewinnen, beeinträchtigen kann. Als Abwehrspieler braucht man eine gewisse Grundaggressivität um die Stürmer aus der Balance zu bringen, Kim ist da einfach noch zu „nett“.
Wetten auf sich selbst
Es gibt nichts zu beschönigen - dies ist ein Glücksspiel. Kim verlässt die Annehmlichkeiten der Premier League und einen möglichen Heimvorteil für die unerbittliche Härte und den Druck der 2. Bundesliga. Aber er bekommt auch das, was jeder junge Fußballer am meisten braucht: beständigen, bedeutungsvollen Fußball auf hohem Niveau und leidenschaftlichen Fans im Rücken.
Er setzt also darauf, dass, wenn er sich zu dem Spieler entwickelt, von dem er glaubt, dass er es werden kann, das fehlende Etikett „Eigengewächs“ kaum eine Rolle mehr spielen wird. Sein Talent kommt zum Vorschein, wie so viele seiner koreanischen Vorgänger bewiesen haben - mit oder ohne administrative Vergünstigungen und das demonstriert das er genau das richtige Mindset besitzt, um ein großer Fußballer zu werden.
Jetzt, wo er das Trikot der Roten Teufel trägt, hat Jisoo die Chance, Europa zu zeigen, warum er von Anfang an so hoch eingeschätzt wurde. In seinem ersten Startelfeinsatz beim 1:0 Sieg gegen den FC Schalke 04 deutete der Abwehrhühne bereits mit einem starken Debüt an, dass er für Klauterer noch sehr wichtig werden kann.