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Die Karibik-Sensation | Curaçaos historischer Weg zur WM 2026

Die Karibik-Sensation | Curaçaos historischer Weg zur WM 2026

Es ist die größte Überraschung der laufenden WM-Qualifikationen: Curaçao, eine Karibikinsel mit gerade einmal rund 156.000 Einwohnern – so viele wie eine mittelgroße deutsche Stadt wie Paderborn – hat sich als kleinstes Land aller Zeiten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 qualifiziert. Doch wie war dieser sensationelle Erfolg möglich? (Bild: IMAGO / Imagn Images)

Ein torloses 0:0 am 18. November 2025 im National Stadium von Kingston gegen Jamaika reichte dem absoluten Underdog, um die Gruppe B der CONCACAF-Qualifikation ungeschlagen als Erster abzuschließen. Curaçao überholt damit Island (2018 etwa 330.000 Einwohner) und schreibt Fußball-Geschichte.

Die "Blaue Welle" – so der Spitzname der Nationalmannschaft – blieb in allen sechs Spielen der dritten Qualifikationsrunde unbesiegt und sammelte 12 Punkte. Der Weg dorthin war ein Mix aus niederländischem Know-how, karibischer Leidenschaft und der günstigen Ausgangslage durch die WM-Erweiterung auf 48 Teams sowie die automatische Qualifikation der Gastgeber USA, Kanada und Mexiko.

Der Trainer-Coup - Dick Advocaat und das „Oranje-Rezept“

Der Architekt dieses Wunders ist ein 78-jähriger Niederländer: Dick Advocaat. Der ehemalige Coach der Oranje, von Borussia Mönchengladbach, PSV Eindhoven, Glasgow Rangers und Nationalmannschaften wie Südkorea oder Russland übernahm 2024 das Amt. Advocaat, der das entscheidende Spiel gegen Jamaika aus familiären Gründen aus der Ferne verfolgte, setzte voll auf die Diaspora:

Fast die gesamte Stammelf besteht aus in den Niederlanden geborenen oder aufgewachsenen Profis mit curaçaoischen Wurzeln. Spieler, die früher für niederländische Jugendnationalteams aufliefen, jedoch es nie in die A-Nationalmannschaft schafften und per FIFA-Regeln wechseln durften. So avancierte die Nationalmannschaft des Karibikministaates zu einer zweiten niederländischen Nationalmannschaft.

„Wir mixen wie ein guter Barkeeper“, sagte Advocaat einmal scherzhaft. Das Ergebnis: Eine disziplinierte, kompakte Truppe, die defensiv kaum zu knacken war und vorne eiskalt zuschlug. Stars wie Leandro Bacuna (ehemals Aston Villa), Juninho Bacuna (Rotherham United) oder Kenji Gorré brachten europäisches Niveau auf die Insel.

Der Qualifikationsweg im Überblick

Curaçao startete in der ersten und zweiten Runde mit makellosen Siegen gegen schwächere karibische Nachbarn wie St. Lucia, Aruba, Barbados und sogar Haiti (das sich später ebenfalls qualifizierte). In der entscheidenden dritten Runde traf man in Gruppe B auf stärkere Konkurrenz:

• 3:2 und ein 7:0-Kantersieg gegen Bermuda (13. November 2025) – ein Statement

• Sieg gegen Jamaika im Hinspiel (2:0 am 10. Oktober 2025)

• zwei Mal Remis gegen Trinidad & Tobago und das dramatische 0:0 in Jamaika, bei dem ein Elfmeter für die Gastgeber in der Nachspielzeit per VAR zurückgenommen wurde

Am Ende stand Curaçao mit 12 Punkten vor Jamaika (11 Punkte), Trinidad & Tobago (9) und Bermuda (0). Ungeschlagen – eine Leistung, die selbst Advocaat als „unmöglich möglich“ bezeichnete.

Profiteure der Diaspora

Von den 27 Spielern, die Nationaltrainer Dick Advocaat und sein Nachfolger kürzlich nominierten, spielen mehr als 20 in europäischen Ligen. Die meisten von ihnen wurden in den Niederlanden geboren, durchliefen dort die renommierten Jugendakademien und entschieden sich erst in den letzten Jahren für die Nationalmannschaft Curaçaos – ein legaler Wechsel, den die engen verfassungsrechtlichen Bindungen zum Königreich der Niederlande ermöglichen.

Zu den prominentesten „Europäern“ im Kader gehören:

Armando Obispo (PSV Eindhoven), Tahith Chong (Sheffield United), Sherel Floranus (PEC Zwolle) und Godfried Roemeratoe (RKC Waalwijk) – allesamt aktuell oder ehemals in der Eredivisie aktiv.

Livano Comenencia (FC Zürich), Xander Severina (Casa Pia/Portugal) und Sontje Hansen (FC Middlesbrough) ergänzen das Kontingent in anderen starken europäischen Ligen.

• Selbst Talente aus der zweiten Reihe wie Jordi Paulina (Borussia Dortmund II) oder Arjany Martha (Rotherham United) unterstreichen die Tiefe des europäischen Pools.

Nur eine Handvoll Leistungsträger wie Juninho Bacuna (Türkei) oder Kenji Gorré (Israel) verdienen ihr Geld außerhalb des klassischen Europas. Auf der Insel selbst spielt praktisch kein einziger Nationalspieler professionell.

Dieser ungewöhnliche Mix aus karibischem Pass und europäischer Ausbildung hat Curaçao innerhalb weniger Jahre von einem Außenseiter zu einer ernstzunehmenden Größe im CONCACAF-Raum gemacht. Bei der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada wird die Mini-Nation nun erstmals auf der ganz großen Bühne stehen.

Ein Rekord, der die Fußballwelt staunen lässt

Noch nie hat ein Land mit weniger als 160.000 Einwohnern an einer WM-Endrunde teilgenommen. Die FIFA-Weltrangliste katapultierte Curaçao auf Platz 82 – die zweitbeste karibische Mannschaft hinter Jamaika. Auf der Insel selbst explodierte die Begeisterung: Von einst 100 Zuschauern bei Heimspielen sind es nun über 10.000. In niederländischen Städten wie Rotterdam oder Amsterdam feierten Tausende mit curaçaoischen Wurzeln in Cafés die Qualifikation.

Im Sommer 2026 wird Curaçao in den USA, Kanada und Mexiko antreten – gegen die Weltstars von Messi, Mbappé oder Haaland. Der Kaderwert liegt bei bescheidenen 26 Millionen Euro, doch das Märchen geht weiter. Advocaat wird mit 79 Jahren der älteste Trainer der WM-Geschichte.

Für die kleine Inselnation ist es mehr als Fußball: Ein Beweis, dass Träume wahr werden können – selbst gegen alle Wahrscheinlichkeiten. Curaçao hat bewiesen: Fußballerische Größe misst sich nicht an Einwohnern, sondern an Herz und Teamgeist.

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