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Bekommt Deutschland ein Torwartproblem?

Bekommt Deutschland ein Torwartproblem?

Sepp Maier, Bodo Ilgner, Oliver Kahn, Jens Lehmann, Manuel Neuer - die Liste der deutschen Weltklasse-Torhüter ist lang. Doch nicht erst seit der schweren Skiverletzung von Manuel Neuer wächst in Deutschland die Angst vor einem Torwartproblem. Hat Deutschland bald das erste Mal seit Ewigkeiten keinen Weltklasse-Keeper im Tor? (Bild: IMAGO / Laci Perenyi)

Beginnen wir mit der Nummer 1, Neuer selbst. Mit bald 37 Lenzen auf dem Buckel und einem gebrochenen Unterschenkel ist Neuer kein Mann für die Zukunft. Als Torhüter, vor allem mit seiner Klasse, kann er selbstverständlich auch bis ins höchste Fußballalter Leistung bringen. Doch Berichten zufolge zweifelt selbst sein Arbeitgeber aus München an einer schnellen Genesung und sucht aktiv nach einem Nachfolger.

Seit Jahren ist Marc-André ter Stegen der designierte Nachfolger. Der Schlussmann des FC Barcelona gehört schon lange zur Weltklasse, in den vergangenen zwei Jahren zeigte er jedoch immer häufiger durchwachsene Leistungen. Trotzdem ist die nähere Zukunft der Torwartposition in sicheren Händen. Doch auch ter Stegen ist schon 30 Jahre alt, eine langfristige Lösung sieht anders aus.

"Hier soll ich hart arbeiten und um die Position kämpfen." - Marc-André ter Stegen

Und die anderen Optionen? Bei Kevin Trapp, Bernd Leno und Oliver Baumann steht auch schon die 3 vorne. Alexander Nübel ist mit 26 Jahren in seiner zweiten Saison als Stammspieler beim AS Monaco. Ob er jedoch jemals auch nur in die Nähe der Weltklasse kommt, darf bezweifelt werden. Weitere deutsche Torhüter existieren, zeigten in den vergangenen Jahren aber nicht konstant Leistungen, die eine namentliche Erwähnung rechtfertigen. Die nähere Zukunft ist also geklärt, an ter Stegen führt kein Weg vorbei. Und danach?

Nach Sport1-Informationen gibt es eine Untersuchung der DFB-Akademie, wonach Deutschland 2028 keinen Weltklasse-Torwart mehr hat. Aber woran liegt das, hat man in Deutschland verlernt, Torhüter auszubilden? Vermutlich nicht. Aber was die Herren Neuer, ter Stegen, Trapp, Leno und Baumann gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie vor ihrem 21. Geburtstag die Nummer 1 eines Bundesligaclubs waren. Außerdem standen am ersten Spieltag der Saison 2012/2013 14 deutsche Torhüter in der Startelf - 10 Jahre später waren es deren 8. Der jüngste davon ist der Stuttgarter Marius Müller (25), ihr Altersschnitt liegt jenseits der 30.

"Wir haben das Ziel, dass in der Bundesliga möglichst viele deutsche Keeper gesetzt sind. Die Spielpraxis ist für die Jungs entscheidend." - Marc Ziegler, DFB-Torwartkoordinator

Genau diese Spielpraxis auf höchstem Niveau geht den jungen deutschen Keepern aktuell ab. Anstatt auf einen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen, holt man bewährte Kräfte aus dem In- und Ausland. Selbst die Möglichkeit, sich als Ersatztorhüter zu beweisen, ist oft nicht gegeben. Lieber setzen die Vereine auf Spieler wie Sven Ulreich (34), Alexander Meyer (31) oder Janis Blaswich (31) - erfahrene Torhüter, denen man in Drucksituationen wohl weniger Wackler zutraut als einem Nachwuchsspieler. Meiner Meinung nach ein Nebeneffekt der stetig wachsenden Menge Geld im Fußballgeschäft: ein einziger Fehler kann potenziell unzählige Millionen kosten, was die Vereine zu konservativem Handeln zwingt.

Die vielversprechendsten Talente sammeln aktuell in anderen Ligen Spielpraxis. Die ehemalige Torwart Hoffnung der Bayern, Christian Früchtl, ist bei der Wiener Austria Stammtorhüter, jedoch auch schon 22 Jahre alt. Der Dortmunder Luca Unbehaun (21) hat seinen Stammplatz in der Zweitvertretung kürzlich an Marcel Lotka (ebenfalls 21) verloren, der bei den Junioren-Auswahlen bisher für Polen auflief. Nico Mantl (22) verließ RB Salzburg nach eineinhalb Jahren auf der Bank im Winter leihweise gen Aalborg, er wird wohl auf einen baldigen Wechsel von Stammkraft Philipp Köhn hoffen.

Besser ergeht es aktuell Tim Schreiber (20), der von RB Leipzig an Holstein Kiel verliehen ist und sich gegen Ende der Hinrunde den Stammplatz ergattern konnte. Doch meine größte Hoffnung spielt aktuell in der 3. Liga: der 20-jährige Noah Atubolu vom SC Freiburg. Aktuell für Spielpraxis in der zweiten Mannschaft eingesetzt, ist der U21 Nationalspieler klarer Vertreter der Nr. 1 Mark Flekken. Doch das könnte sich im Sommer ändern.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in dieser Konstellation in die Saison 2023/24 gehen, ist eher gering.“ - SC-Sportdirektor Clemens Hartenbach

Berichten zufolge könnte Flekken den Verein bei einem passenden Angebot verlassen. Dann stünde Atubolu bereit, um mit dann 21 Jahren zur mit Abstand jüngsten Nr. 1 der Liga zu werden. Und da für einen Torhüter nichts wichtiger ist als Spielpraxis, würde es mich nicht wundern, wenn er zum Nachfolger von Marc-André ter Stegen wird. Ob er jemals die Weltklasse erreicht, ist heute unmöglich zu sagen, aber ausgeschlossen ist es keinesfalls. Hoffen wir also, dass sich der Freiburger in die lange Liste der überragenden deutschen Keeper einreihen kann.

Abschließend muss ich deutlich sagen, dass wir kein Torwartproblem bekommen, sondern eines haben. Nicht personell, genug Talent ist in den Mannschaften und den Akademien definitiv vorhanden, sondern strukturell. Es ist an den Vereinen, diese Kette zu durchbrechen und ihren jungen Torhütern das Vertrauen zu schenken.

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