Euro 2024: Der Anpfiff ist ertönt. Die Teams der Gruppen A und B haben ihr erstes Spiel hinter sich gebracht. Und die Kräfteverhältnisse wurden direkt klar gestellt. Wir blicken auf die ersten vier Partien der Europameisterschaft und ordnen die Siege von Deutschland, der Schweiz, Spanien und Italien ein. (Bild: IMAGO / osnapix)
Deutschland – Schottland 5:1
Deutschland ist der EM-Auftakt mehr als gelungen. In München gelang es den Nagelsmännern die Schotten von Anfang an in die Schranken zu weisen. Mit viel Einsatz, einer hohen Laufbereitschaft und einer guten Ballbeherrschung war man den Bravehaerts in allen Belangen überlegen. Das frühe Tor von Florian Wirtz in der 10. Spielminute und das 2:0 von Jamal Musiala bereits in der 19. Spielminute haben früh klar gestellt, an wen diese Partie gehen wird. Dass die fünf Tore der Deutschen von fünf verschiedenen Spielern erzielt wurden ist kein Zufall. Die Gegner werden es schwer haben, die allgemein gefährliche deutsche Mannschaft auszurechnen und Tore zu verhindern.
Schottland im Gegenzug hat mit den frühen Gegentoren und der roten Karte in der 45. Spielminute maximal schlecht ins EM-Turnier hineingefunden. Spielerisch waren die Schotten derart unterlegen, dass ihnen in der ersten Hälfte kein einziger Torschuss gelang. Da passt es ins Bild, dass das einzige Tor schließlich von einem Deutschen erzielt wurde. Kampfbereit und körperlich gewiss nicht unterlegen, konnte Schottland in Halbzeit zwei mehr Spielanteile für sich beanspruchen. Doch das haben sie vermutlich auch Deutschland zu verdanken, die nach der deutlichen Halbzeitführung ein paar Gänge heruntergeschaltet haben.
Ballbesitz: 68 – 32
Torschüsse: 20 – 1
Expected Goals: 2,275 – 0,0
Ungarn – Schweiz 1:3
Nach dem klaren Sieg der Deutschen am Freitagabend war den Gruppengegnern des Gastgebers klar, dass ein Sieg am ersten Spieltag direkt die Tür weit für das Achtelfinale aufstoßen wird. Dieser gelang schließlich der Schweiz. In der ersten Halbzeit sind die Eidgenossen immer wieder gefährlich vors gegnerische Tor gekommen, indem sie das Spiel mit Steilpässen schnell gemacht haben und ihre schnellen Offensivspieler in Szene gesetzt haben. Vor allem wenn sie bis zur Grundlinie vorgestoßen sind und den Ball in den Rücken der Abwehr gespielt haben, wurde es ein ums andere Mal gefährlich. Durch Tore Kwadwo Duah und Michel Aebischer wurde die Feldüberlegenheit auch im Ergebnis sichtbar.
Ungarn kam in der ersten Hälfte in nahezu jeder Situation einen Schritt zu spät. Ab der 35. Spielminute jedoch präsentierten sie sich deutlich stärker. Über gefühlt mehrere Minuten hinweg pressten sie die Schweizer extrem hoch, so dass diese zwar weiterhin viel Ballbesitz vorweisen konnten, damit aber nichts anzufangen wussten. Mehr und mehr gingen die zweiten Bälle an die Ungarn. Belohnen durften sie sich jedoch erst in der 66. Spielminute, als Barnabas Varga zum Anschlusstreffer einnetzte. Kurz davor verpasste er knapp. In den letzten rund 30 Minuten waren die Ungarn drauf und dran den Ausgleich zu erzielen. Die Schweiz wurde zunehmend nervöser und war vor allem anfällig, wenn die Ungarn ihre Angriffe über die Außenbahn lancierten. Schließlich gelang der Befreiungsschlag durch den Ex-Schalker Breel Embolo in der Nachspielzeit. 3:1 – Deckel drauf.
Ballbesitz: 46 – 54
Torschüsse: 2 – 7
Expected Goals: 1,34 – 2,5
Spanien – Kroatien 3:0
Gruppe B hat Spanien am Samstag um 18 Uhr eröffnet. Nach zuletzt schwachen Turnieren und einer guten EM-Quali gelang den Männern in Rot ein Auftakt nach Maß. Das junge Team präsentierte sich gegen Kroatien vom Anpfiff weg spielbestimmend. Sicheres Passspiel und eine enorme Ballsicherheit zeichnen die Spanier aus. Sinnbildlich dafür war das 2:0, als Fabian den Ball innerhalb weniger Augenblicke von Fuß zu Fuß wechselte, noch einen Haken schlug – Tor. Sind die Spanier in Ballbesitz, sind sie nur schwer vom Ball zu trennen. Haben sie gegen die Kroaten den Ball nicht gehabt, wurde eine enorm hohe Pressinglinie aufgefahren. Noch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte stellt Spanien das 3:0-Endergebnis fest. In Halbzeit zwei gelang nicht mehr viel – musste es aber auch nicht.
Kroatien war in der ersten Halbzeit mindestens zwei Klassen schwächer als Spanien. Mit eigenem Ballbesitz wusste man wenig anzufangen und wenn die Spanier die Kugel in ihren Reihen hatten, ging es den Kroaten zu schnell. Viel zu statisch und behäbig war der Spielaufbau, die Geschwindigkeit der Gegner zu hoch. Erst in der zweiten Hälfte, als die Spanier vermutlich einige Gänge heruntergeschaltet haben, war es (fast) ein Spiel auf Augenhöhe. Letztendlich können die Kroaten sogar mehr XG vorweisen. Wer jedoch einen Elfmeter verschießt, darf sich am Ende nicht über die hohe Niederlage beschweren.
Ballbesitz: 47 – 53
Torschüsse: 5 – 5
Expected Goals: 2,11 – 2,265
Italien – Albanien 2:1
Schlechter hätte die EM für den Titelverteidiger nicht beginnen können. Nach nur 23 Sekunden liegt Italien 0:1 gegen den klaren Underdog aus Albanien zurück. Durch einen eigenen Einwurf, der direkt zum Gegner geworfen wurde, gerieten die Blau-Weißen früh in Rückstand. Doch davon ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit großem Selbstvertrauen blieben die Italiener ihrem Matchplan treu. Durch zwei schnelle Tore – eines per Kopf nach einer Ecke und eines durch einen Fernschuss – gelang die Antwort prompt. Anschließend flachte die Partie enorm ab. Vor allem die zweite Hälfte wird bei dieser Europameisterschaft wohl nicht in positiver Erinnerung bleiben. Italien verwaltete die Führung, spielte vorwiegend Querpässe und nahm merklich das Tempo aus dem Spiel. Nur selten wurde der Speed aus Hälfte eins wieder aufgenommen, für den vor allem Nicolò Barella und Federico Chiesa zuständig waren. Insgesamt präsentierten sich die Italiener nach ihrem Fauxpass grundsolide, wurden jedoch auch nicht gefordert.
Mit einer super Stimmung wurde Albanien in Dortmund von zahlreichen und lautstarken Fans begrüßt. Und dann gingen sie durch Nedim Bajrami auch nach das schnellste Tor der EM-Geschichte – was für ein Start. Doch dann machte sich der Qualitätsunterschied bemerkbar. Italien riss die Partie an sich und Albanien konnte nur noch zusehen. Wie im Handball verteidigten sie ihr eigenes Tor, griffen oft erst an, wenn der Ball im eigenen Abwehrdrittel auftauchte. Albanien agierte viel zu statisch, sowohl mit Ball, als auch ohne. Freundlich ausgedrückt, könnte man davon sprechen, dass ihr Spiel schnörkellos war. Man könnte aber auch von einfallslos sprechen. Treten die Albaner so auch gegen die Spanier auf, könnte es richtig krachen. Gegen die Kroaten sollten sie aber nicht chancenlos sein, wenn sie defensiv gut stehen.
Ballbesitz: 65 – 35
Torschüsse: 5 – 2
Expected Goals: 1,67 – 0,32