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Vereine am Abgrund: SG Wattenscheid 09

Vereine am Abgrund: SG Wattenscheid 09

Der Profifußball ist ein hartes Geschäft. Fehler können sich die Verantwortlichen der Vereine nur wenige leisten, wenn sie dauerhaft Teil der Bundesliga sein wollen. Mit der TSG Hoffenheim und RB Leipzig haben sich in den vergangenen Jahren zwei Vereine aus dem Nichts in die höchste deutsche Spielklasse gekauft – andere sind verschwunden. Heute blicken wir auf die SG Wattenscheid 09, die nach 4 Jahren 1. Bundesliga und 20 Jahren 2. Bundesliga mittlerweile in der 5. Liga kickt.

Wattenscheid bezwang sogar den großen FC Bayern

Über 32 Jahre ist es her, dass die SG Wattenscheid 09 in die höchste deutsche Spielklasse aufstieg. Der Bochumer Stadtteil sorgte damit nicht überall für Freude. Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern, bezeichnete den Aufstieg der grauen Maus als „das Schlimmste, was der Bundesliga passieren konnte.“ Nur wenige Wochen später mussten sich die Münchener mit 3:2 gegen eben jene Wattenscheider geschlagen geben. Deutscher Meister wurde der 1. FC Kaiserslautern. Viel hat sich seitdem also geändert. Aber während der FC Bayern noch immer der Ligakrösus ist und die Lauterer immerhin in Liga zwei unterwegs sind, ist von der SG Wattenscheid 09 nichts mehr zu sehen. Mittlerweile kickt der Verein, der 4 Jahre lang in der 1. und 20 Jahre lang in der 2. Bundesliga spielte, nur noch in der 5. Liga. Und auch dort liegen die Schwarz-Weißen im Winter auf dem letzten Tabellenplatz.

Vetternwirtschaft und die Globalisierung

In ihrer ersten Bundesligasaison präsentierte sich die SG Wattenscheid 09 allerdings prächtig. Mit Rang elf am Ende und dem besagten Erfolg über den FC Bayern überraschten sich die Schwarz-Weißen vermutlich sogar selbst. Und auch in den Folgejahren sollte der Klassenerhalt gelingen. Erneut bezwang Wattenscheid den FC Bayern. Außerdem stieg der Lokalrivale VfL Bochum in die 2. Bundesliga ab, womit man erstmals tatsächlich die Nummer eins der Stadt war. Dann jedoch sorgten einige Fehlentscheidungen für den Absturz. Mäzen Klaus Steilmann installierte seine Tochter Britta als Managerin. 1993/94 wurde der Erfolgstrainer Hans Bongartz entlassen. Der Verein stieg zunächst in Liga zwei ab, dann sogar in Liga drei. Zudem zerfiel die Firma von Mäzen Klaus Steilmann zusehends auf Grund der Globalisierung. Obwohl er sich schließlich zurückzog und seine Drohung – in die Oberliga abzusteigen – nicht wahrmachte und obwohl der Verein zwischenzeitlich wieder in die 2. Bundesliga aufsteigen konnte, sollte Wattenscheid nicht mehr richtig auf die Beine kommen.

Fink, Ebbers, Preetz und die Altintops

Wattenscheid sollte zu einer Fahrstuhlmannschaft verkommen. Immer wieder stieg der Verein in die 2. Bundesliga auf, anschließend aber wieder in die Regionalliga ab. Landesweit bekannte Spieler liefen im Laufe ihrer Karriere für die Schwarz-Weißen auf. Thorsten Fink, Marius Ebbers, Michael Preetz sowie Halil und Hamit Altintop dürften den meisten Fußballfans ein Begriff sein. Auch Yıldıray Baştürk, Karsten Baumann, Uwe Neuhaus, Giuseppe Reina, Michael Skibbe, Marcel Witeczek und Edin Terzić schnürten ihre Schuhe für Wattenscheid. 2007 wurde die finanzielle und sportliche Lage aber immer prekärer. Schließlich stieg der Club in die 4. Liga ab. Es folgte der Durchmarsch in Liga 5 und 2011 sogar in Liga 6.

Der lange Weg in die Insolvenz

Ab 2013 etablierte sich Wattenscheid trotz finanzieller Probleme in der 4. Liga. Doch nicht gezahlte Gehälter und nicht eingehaltene Absprachen sorgten immer wieder für Unruhe. Auch eine Kooperation mit Galatasaray Istanbul konnte die Talfahrt nicht stoppen. Für die Saison 2015/16 sollte die SG eigentlich keine Zulassung für die Regionalliga erhalten. Diese Entscheidung wurde später revidiert. Dennoch musste der Verein weiter ums Überleben kämpfen. 2018 stieg das Unternehmen Haalo Technology als Investor ein. Mit dem Ziel, die SG Wattenscheid 09 zum „digitalisiertesten“ Verein der Welt zu machen, scheiterte man jedoch kläglich. Wegen Verbindlichkeiten in Höhe von 350.000 Euro rief der Verein aus lauter Verzweiflung eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben. Der FC Schalke 04 organisierte ein sogenanntes Retterspiel. Doch die SG Wattenscheid 09 war nicht mehr zu retten. Im August 2019 wurde ein Antrag auf Insolvenz gestellt.

Nie wieder Profifußball in Wattenscheid?

Nach dem Insolvenzverfahren stieg der Verein 2022 in die viertklassige Regionalliga auf und es schien, als könnte es für Wattenscheid endlich wieder bergauf gehen. Doch im Folgejahr stieg der Verein direkt wieder ab. Aktuell belegt Wattenscheid in der fünftklassigen Oberliga Westfalen den 18. und damit letzten Tabellenplatz. Ein weiterer Absturz ist vorprogrammiert. Besserung ist nicht in Sicht, auch weil die wirtschaftliche Situation des Vereins weiter angespannt bleibt und in der näheren Umgebung keine Geldgeber zur Verfügung stehen. Während der Stadtrivale VfL Bochum derzeit in der Bundesliga kickt, müssen die Fans der SG Wattenscheid 09 also weiter tapfer bleiben ...

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