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Sascha

Ein Wikinger mischt die Serie A auf | Albert Gudmundsson (26) im Porträt

Der 26-jährige Isländer sorgt derzeit in der höchsten italienischen Spielklasse für Furore. Dank seiner Leistungen befindet sich der CFC Genua als Aufsteiger im gesicherten Mittelfeld der Tabelle wieder und darf von einer Saison ohne Abstiegsnöte träumen. Wir haben uns für euch den „Wikinger“, der in den Fokus zahlreicher Topclubs gerückt ist, mal genauer unter die Lupe genommen. (Bild: IMAGO / LaPresse)

Er teilte sich Oktober letzten Jahres noch mit Matias Soulé von Frosinone den Rekord für die meisten erfolgreichen Dribblings in der laufenden Serie A-Saison, wenngleich ihm die Juve-Leihgabe in dieser Disziplin enteilt ist, hat Albert Gudmundsson bewiesen, dass er selbst die besten Verteidiger verwirren und mit seinem Dribbling überrumpeln kann.

Albert ist auf seinen Füßen genauso schnell wie in seinem Kopf. Seine Handlungsschnelligkeit führt natürlich dazu, dass er jede Aktion so schnell ausführt, dass er die Gegner aus dem Konzept bringt, vor allem wenn er sich im Dribbling befindet, wird er tödlich und uneinholbar.

Ein wahrer Offensivallrounder

Doch neben der Fähigkeit, Gegner auszuspielen, verfügt der isländische Stürmer auch über Technik, Eleganz, Spielübersicht und einen präzisen und kraftvollen Schuss, den er auch aus der Distanz verwerten kann.

Mit diesen Qualitäten macht er, nachdem er im letzten Jahr in der Serie B etwas unauffällig daher kam und sich gut schlug, nun auch im italienischen Oberhaus auf sich aufmerksam, wo er in den letzten Monaten die treibende Kraft in Gilardinos Team war.

Er kann sowohl als zweiter Stürmer, als Trequartista oder als offensiver Außenspieler agieren, was ihn zum absoluten Offensivallrounder und damit zu einem sehr interessanten Akteur für zahlreiche Top-Trainer, die es gerne taktisch flexibel mögen.

Fußball im Blut

Albert Gudmundsson wurde am 11. Juni 1997 in Reykjavík, der Hauptstadt von Island, geboren. In dem Land, in dem es im Sommer viel mehr Tageslicht als Dunkelheit gibt. Diese nutzte Gudmundsson, um seit seiner Kindheit viel Sport zu treiben: vor allem Fußball, der, wie wir sehen werden, in der DNA seiner Familie liegt, aber auch Basketball.

"Es gab etwa 20 Stunden Sonnenschein, und die haben wir genutzt, um Fußball zu spielen, ohne jemals damit aufzuhören. Es kam vor, dass meine Mutter mich um zwei Uhr nachts anrufen musste, damit ich aufhörte und nach Hause kam", erzählte Genuas Leistungsträger.

Fußball gewinnt über Basketball

Wie bereits erwähnt, spielt Gudmundsson nicht nur Fußball, sondern auch Basketball auf einem guten Niveau: Er war Point Guard und trug sogar das isländische U-15-Basketballtrikot. Irgendwann setzte sich jedoch die Familientradition durch: Sein Vater, seine Mutter, sein Großvater väterlicherseits und sein Urgroßvater mütterlicherseits waren Fußballer und auch Albert schlug diesen Weg ein.

Ich mochte Basketball sehr", sagte er gegenüber "La Repubblica", "es war mein Vater, der für mich entschied. Er sagte mir: 'Du hast ein Talent für Fußball, und für Basketball fehlen dir mindestens 20 Zentimeter...'". So begann er mit 15 Jahren sein Abenteuer bei KR Reykjavík, der Mannschaft der Hauptstadt, in der auch sein Vater einst spielte.

Nächster Step Holland

Um seinen Traum, ein großer Spieler zu werden, zu verwirklichen, wechselte er 2013 im Alter von 16 Jahren nach Holland zu Heerenveen, einem Verein, bei dem er zwei Spielzeiten lang im Jugendbereich in der U19- und U21-Mannschaft spielte.

Der isländische Spieler von illustrer Herkunft entwickelte sich so schnell, dass er 2015 bei einem ambitionierteren Verein, dem PSV Eindhoven, landete. Drei Spielzeiten lang spielte er in der zweiten Mannschaft „Jong PSV“ in der Eerste Divisie, der zweiten niederländischen Liga. Er machte sich einen Namen, indem er in 62 Spielen 28 Tore schoss und 13 Assists gab.

Unglaubliche Zahlen, die ihm 2017/18 den großen Sprung in die erste Mannschaft der „Boeren“ ermöglichten. Er wählte die Rückennummer 29 und gab sein Debüt am 2. Spieltag, als er in der 90. Minute beim 4:1-Auswärtssieg gegen NAC Breda für Hirving Lozano (heute: SSC Neapel) eingewechselt wurde.

Alle drei Spiele ein Scorerpunkt

Gudmundsson kam auf 12 Einsätze (9 in der Liga, 3 im niederländischen Pokal) ohne Tor, aber mit 4 Assists und trug zum Gewinn der niederländischen Meisterschaft bei. AZ Alkmaar wurde auf ihn aufmerksam und beschloss, ihn für 1,8 Millionen Euro zu verpflichten.

Mit seinen 21 Jahren war der isländische Stürmer bereit für den Durchbruch. Selbst in der Eredivisie waren Tore und Vorlagen in jeder dritten Partie die Regel.

In dreieinhalb Saisons sammelte Albert in 98 Spielen 24 Tore und 10 Assists. Am 10. Januar 2017 gab er im Freundschaftsspiel zwischen China und Island (0:2) sein Debüt für die isländische A-Nationalmannschaft und erzielte vier Tage später im Freundschaftsspiel gegen Indonesien (1:4) einen Hattrick. Er wurde in den Kader für die Weltmeisterschaft 2018 berufen und gab sein Debüt bei der 1:2-Gruppenniederlage gegen Kroatien am 26. Juni 2018.

Genua holt ihn für wenig Geld

Am 31. Januar 2022 wechselt der talentierte Isländer, dessen Vertrag ausläuft, erneut das Trikot: Genua sichert sich seine Karte, indem es 1,2 Millionen Euro in die Kassen des AZ Alkmaar einzahlt, um ihn nach Italien zu holen, in das Land, in dem ihm sein Urgroßvater mütterlicherseits vorausgegangen war.

Das Kuriose daran ist, dass seine Ankunft damals kaum jemand bemerkte: Der ligurische Verein hatte gerade einen Eigentümerwechsel von Enrico Preziosi zur US-Holding „777 Partners“ hinter sich, die Mannschaft befand sich in der Abstiegszone der Serie A und die trainerische Leitung ging nach Ballardini, Shevchenko und Konko an Alexander Blessin über.

Sein Debüt in der Serie A gab Gudmundsson am 13. Februar 2022, als er in der zweiten Halbzeit für Mattia Destro in der Partie gegen Salernitana (1:1) eingewechselt wurde. Sein erstes Tor in der höchsten italienischen Spielklasse erzielte er am 6. Mai beim 2:1-Sieg gegen Juventus Turin zum zwischenzeitlichen 1:1. Doch auch der talentierte Gudmundsson konnte nicht verhindern, dass Genua am Ende des Jahres in die Serie B abstieg.

Vom Absteiger zum aufstrebenden Star

Der isländische Stürmer wurde vor die Wahl gestellt, das sinkende Schiff zu verlassen oder zu bleiben und sich in der Serie B zu bewähren. Albert entschied sich für Letzteres und sollte es nicht bereuen, ganz im Gegenteil.

Die beste Entscheidung, die ich für meine Karriere treffen konnte", wird er sagen, "ich bin nicht nur glücklich darüber, sondern ich würde es wieder tun!“

Gudmundsson, der sich im italienischen Fußball immer wohler fühlte, begann sich zu beweisen, und mit dem Trainerwechsel von Alexander Blessin zu Alberto Gilardino explodierte er förmlich: Der neue Trainer ließ ihn in der gesamten Offensive frei agieren und setzte ihn zwischen den Linien ein, um Mittelstürmer Coda adäquat zu ergänzen.

16 Scorer in der Serie B

Der Isländer traf und bereitete vor, sein Stern ging allmählich auch in Italien auf. Am Ende der Saison hatten seine 11 Tore und 5 Assists in 36 Spielen entscheidenden Anteil am Aufstieg der Grifone in die Serie A.

Bei seiner Rückkehr in die erste Liga bestätigte der „Wikinger“ seinen Aufwärtstrend. Mit dem talentierten Mateo Retegui wechselte er den Sturmpartner, dennoch durfte er sich wieder frei bewegen.

Am 28. September machte er zunächst die Roma auf sich aufmerksam, gegen die er beim 4:1-Sieg im Stadio Luigi Ferraris sein erstes Saisontor erzielte. Dann folgte Udinese, wo der Isländer mit einem herrlichen Doppelpack beim 2:2-Unentschieden in der Dacia Arena am 1. Oktober glänzte.

Besser als der Urgroßvater

Für den offensiven Freigeist waren das bereits drei Tore in sieben Spielen, und Milan, der nächste Gegner der Rossoblù, war auf der Hut. Das Spiel gegen die Rossoneri war für den rot-blauen Star eine "besondere" Herausforderung:

Zum einen, weil es die Mannschaft seines Urgroßvaters und Namensvetters, war, zum anderen weil die rot-blaue Nummer 11 seinen Vorfahren, der in der Serie A bei zwei Toren stehen geblieben war, bereits übertroffen hatte.

"Mit Trainer Gilardino kann ich mich freier auf dem Feld bewegen", erklärte er nach seinem Doppelpack gegen Udinese, "er war damals ein Spieler auf sehr hohem Niveau und spielte eine Rolle, die sich nicht sehr von meiner unterscheidet.

Er erklärt mir viele Dinge, von der Position, die ich umsetzen, bis hin zu den Bewegungen, die ich machen muss", enthüllte der Topscorer der Ligurier.

Fußball in den Genen

Wie bereits erwähnt, liegt der Fußball in den Genen von Albert Gudmundsson, der aus einer Fußballerfamilie stammt. Sein Vater, Gudmundur Benediktsson (abgekürzt Gummi Ben), spielte in seinem Heimatland bei KR Reykjavík, der isländischen Mannschaft, bei der auch Gudmundsson anfing, und später in Belgien, als er auch für die Nationalmannschaft spielte.

Zuletzt stand er 2016 wieder im Rampenlicht, als er bei der Europameisterschaft die Rolle des TV-Kommentators innehatte und bei Islands Erfolgen in Jubel ausbrach.

Aber auch Kristbjörgs Mutter Helga Ingadottir war Profifußballerin und spielte für die Frauen-Nationalmannschaft. Doch damit nicht genug: Auch ihr Großvater väterlicherseits, Ingi Björn Albertsson, und ihr Onkel Albert Brynjar Ingason waren gute Fußballer.

Björn Albertsson war mit 126 Toren über 30 Jahre lang der beste Torschütze in der isländischen Liga und spielte auch für die Nationalmannschaft.

„Der Fußball liegt in der DNA meiner Familie"

„Der Fußball liegt in der DNA meiner Familie. Mein Vater Benediktsson und meine Mutter Helga und auch mein Großvater mütterlicherseits, Bjorn, haben gespielt", sagte Gudmundsson gegenüber "La Repubblica". „Sie alle haben es in die Nationalmannschaft geschafft. Mein Urgroßvater Albert war der erste isländische Profifußballer.

Die prestigeträchtigste Karriere von allen hatte sein Urgroßvater mütterlicherseits, Albert Sigurdur Gudmundsson, der auch in Italien beim AC Mailand spielte und der erste Isländer in der Serie A war. Der ehemalige Spieler der Rossoneri verstarb 1994, drei Jahre bevor sein Enkel geboren wurde.

Der Urgroßvater der für Milan spielte

Die Geschichte von Albert Sigurdur Gudmundsson, dem Urgroßvater mütterlicherseits des Genua-Stars, verdient es, dass man sie erzählt. Er wurde am 5. Oktober 1923 geboren und begann in einem vom Rest der Welt isolierten Island mit dem Fußballspielen.

Im Alter von 21 Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg, verließ er sein Land und zog nach Schottland, um dort Wirtschaft zu studieren. Dort wurde er Profifußballer und wurde von den Glasgow Rangers unter Vertrag genommen.

Wechsel zu Arsenal

Er setzte seine Karriere bei Arsenal fort, wo er von 1945 bis 1947 spielte, musste aber nach Abschluss seines Studiums England verlassen, da er keine Aufenthaltsgenehmigung erhielt, und wechselte 1947/48 zum französischen Verein Nancy.

Von dort holte ihn der AC Mailand am 2. Oktober 1948 für 11 Millionen Lire, und Gudmundsson wurde der erste Isländer und der erste Spieler aus Nordeuropa, der in der Serie A auflief. Es war ein anderer Ausländer, der Ire Paddy Sloan, der mit ihm bei Arsenal gespielt hatte, der für seinen Kauf durch das Management der Rossoneri verantwortlich war.

Schwere Verletzung im Derby gegen Inter

Als kreativer und technisch versierter rechter Mittelfeldspieler, der jedoch körperlich etwas anfällig war, gelang ihm der Durchbruch im italienischen Fußball leider nicht. Bereits am 3. Oktober, dem Tag nach seinem Kauf, erschien er in perfekter körperlicher Verfassung und wurde von Trainer Giuseppe Bigogno im Spiel gegen Atalanta eingesetzt. Mailand gewann im San Siro mit 3:0, und Gudmundsson eröffnete mit seinem Debüt den Torreigen im lombardischen Derby.

Es schien der Beginn einer großartigen Saison zu sein, doch nach nur drei Spielen wurde ihm das andere Derby, das mit Inter, am 16. Oktober im San Siro mit 0:2 verloren ging, zum Verhängnis. Gudmundsson zog sich einen Meniskusriss zu und musste operiert werden. Damals gab es noch nicht die Kenntnisse von heute, und der Isländer musste über drei Monate im Krankenstand verweilen.

Der Urgroßvater des heutigen Genuesers kehrte erst im Januar 1949 in die Mannschaft zurück, und in der Zwischenzeit holten die Rossoneri einen anderen Skandinavier, einen gewissen Gunnar Nordahl, der in Mailand und in der italienischen Eliteliga Geschichte schreiben und zur Legende avancieren sollte.

Stress mit Trainer Bigogno

Darüber hinaus geriet Gudmundsson auf Kollisionskurs mit Trainer Bigogno, der sich über seine individualistischen Ausbrüche ärgerte. So kam er nur noch zu zehn weiteren Einsätzen und erzielte beim 5:1-Sieg der Rossoneri gegen Modena sein zweites Tor.

Am 24. April 1949 bestritt er sein letztes "italienisches" Spiel gegen Genua, kurioserweise derselbe Verein, der 74 Jahre später seinen Namensvetter und Enkel verpflichten sollte.

In seinem einzigen italienischen Jahr kam er beim AC Mailand auf 14 Einsätze und erzielte 2 Tore, bevor er im Sommer 1949 auf die Transferliste gesetzt wurde und nach nicht zustande gekommenen Verhandlungen mit Triestina nach Frankreich zurückkehrte.

Drei Spielzeiten lang, von 1949 bis 1952, spielte er für Racing Club Paris, dann für Nizza, bevor er in sein Heimatland zurückkehrte und seine Karriere dort ausklingen ließ.

Ab in die Politik

Nachdem er seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatte, änderte der Mann, der in seiner Heimat den Spitznamen "Die weiße Perle" trug, sein Leben und schlug eine politische Karriere ein, indem er in den 80er Jahren Minister für Finanzen und Industrie wurde.

Er schied 1994 im Alter von 70 Jahren aus dem Amt, drei Jahre bevor sein namensgebender Enkel geboren wurde. Seit 2010 steht eine Statue von ihm vor dem Sitz des isländischen Fußballverbands.

"Mein Urgroßvater gilt als einer der drei stärksten isländischen Spieler aller Zeiten", erinnert sich sein Enkel. Etwa 48 Stunden vor dem 100. Geburtstag seines Vorfahren wird ein anderer Albert, der Star aus Genua, alles in seiner Macht Stehende tun, um das Andenken seines Urgroßvaters zu ehren.

Abseits des Platzes

Abseits des Spielfelds ist Albert Gudmundsson ein Modefan, der sich gerne schick, aber auch 'komfortabel', d.h. bequem, kleidet. Er war bereits Protagonist mehrerer Fotoshootings, auch im Trikot von Genua.

Seine Leidenschaft für Basketball ist geblieben, und er trainiert noch immer in seiner Heimat, wo er an einem Sommerturnier teilnimmt. Er bewundert vor allem Allan Iverson, sein Idol in der Kindheit, und Luka Doncic, seinen Favoriten unter den heutigen Spielern.

Er hat sich entschieden, im Zentrum von Genua zu leben, und es ist nicht ungewöhnlich, dass man ihn durch die Straßen der ligurischen Hauptstadt schlendern sieht, zwischen Piazza De Ferrari, Boccadasse oder inmitten der Caruggi.

Wenn er ab und zu Zeit hat, verschmäht er auch nicht einen Ausflug ins nahe gelegene Monte Carlo, nach Forte dei Marmi, Mailand und Portofino. Er ist verheiratet und bereits Vater von zwei Kindern.

Status Quo

Aktuell gehört Albert zu den Top 10 der bestbewertesten Aktuere der Serie A, wenn es nach dem Fußballportal „Fotmop“ geht. Neun Tore und zwei Assists für Aufsteiger Genua und zweitbester Chancenkreierer (46 herausgespielte Torchancen) hinter Matias Soulé (47) rücken ihn natürlich in den Fokus zahlreicher Topclubs wie Juventus, Inter, Milan oder die Roma. Sie werden gewiss die weitere Entwicklung des Stürmers mit Adleraugen verfolgen.

Im Juni 2023 betrug dessen Marktwert lediglich 4,5 Millionen Euro. Mittlerweile ist dieser innerhalb von nur einem halben Jahr um das Vierfache gestiegen. Es bleibt also spannend ob der Marktwert von Gudmundsson weiter exponentiell steigen wird. Der CFC forderte bereits im Wintertransferfenster 25 Millionen Euro für den Offensivallrounder, Tendenz steigend.

Weit entfernt vom Abstieg

Der CFC ist als Aufsteiger ein sehr unangenehmer Gegner und seit 1 1/2 Monaten ungeschlagen, obwohl Gegner wie Inter und Juventus dabei waren. Gilardinos Truppe ist defensiv kompakt und spielt einen sauberen und gradlinigen Fußball, was auch der Spielweise unseres Protagonisten zu Gute kommt.

Dass der Isländer im Sommer den nächsten Schritt zu einem ambitionierteren Verein machen wird, scheint dagegen bei seinen Leistungen aktuell als unausweichlich. Sein Urgroßvater war zwar der erste Isländer in der Serie A, Albert dagegen ist gerade dabei der beste Isländer aller Zeiten in Italiens höchster Spielklasse zu werden.

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Sascha

Darum musste Mourinho die Roma verlassen

Am Ende kam Mourinhos Untergang schneller als eine gelbe Karte für Leandro Paredes. Seine letzte Handlung war - vielleicht passend - eine weitere Sperre an der Seitenlinie im San Siro, während er zusah, wie sein Team eine Niederlage einstecken musste – am Ende zuviel für die Friedkins, welche die Reißleine zogen. (Bild: IMAGO / sportphoto24)

Zweifellos gibt es einen Teil der Giallorossi-Anhänger, der mit diesem Schritt unzufrieden ist. Sie sahen den portugiesischen Trainer als einen der ihren an und glaubten an seine Botschaft "Niemand mag uns, uns ist alles egal". Zu ihrem Pech waren sie nicht diejenigen, die die letzte Kontrolle über sein Schicksal hatten.

Es ist noch gar nicht so lange her - etwas mehr als anderthalb Jahre - dass sie in den Straßen von Rom tanzten, um den Gewinn der Conference League zu feiern. Damit wurde sein Platz in der Legende des Stadio Olimpico zementiert, aber es verdeckte auch die anhaltenden Unzulänglichkeiten bei den "Lupi".

Statistiken unter Mourinho eindeutig

Die Statistiken in der Serie A waren brutal, und seine durchschnittliche Punktzahl pro Spiel war die niedrigste aller Roma-Trainer mit mehr als 50 Spielen in den letzten drei Dekaden. Für Dan Friedkin war das letztlich zu viel. In der heimischen Liga gab es acht Siege, fünf Unentschieden und sieben Niederlagen.

Zwar ist man noch nicht aus dem Rennen um die Champions League-Plätze, doch scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis man zu weit zurückfällt. Nach 20 Spielen in der Serie A lag die Mannschaft von Mourinho mit 29 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz, fünf Punkte hinter dem Viertplatzierten und Erzrivalen Lazio.

9 Punkte weniger als in der Vorsaison

Eine Figur, der man leicht die Schuld geben kann, ist der Trainer, der für seine eindimensionale Taktik und seine fragwürdigen Medienauftritte kritisiert wurde. Der Vergleich zwischen dieser und der letzten Saison nach 20 Spielen ergibt kein gutes Bild für Mourinho und die Roma. Sie haben neun Punkte weniger als in der letzten Spielzeit, sechs Tore mehr kassiert und drei Spiele weniger gewonnen.

Die zugrundeliegenden Zahlen zeigen ein anderes Bild des Niedergangs der Giallorossi: Sie haben weniger erwartete Tore produziert (1,51 pro 90), aber eine ähnliche Anzahl von Schüssen generiert (22,7 pro 90). Sie haben auch viel mehr Pässe pro 90 gespielt, 372,9 in der letzten Saison und 428,4 in dieser, jedoch nicht gewinnbringend.

Die Verletzungsproblematik

In dieser Hinsicht waren die Dinge in der italienischen Hauptstadt in dieser Saison nicht allzu anders, trotz der schlechten Ergebnisse. Es gibt aber auch andere Faktoren, die erklären, warum der Klub in den letzten Monaten Probleme hatte, wie zum Beispiel die Verletzungsproblematik.

Die Roma ist ein Verein, der immer wieder von Verletzungsproblemen geplagt wird, so auch in dieser Saison, als Führungspieler wie Chris Smalling und Tammy Abraham mit ernsthaften Problemen ausfielen. Auch Neuzugang Renato Sanches hat seine Verletzungsprobleme nicht in den Griff bekommen und konnte sich für Mourinho nicht als nützlich erweisen.

Transfers zünden nicht

Ein weiterer offensichtlicher Faktor ist der Mangel an Verstärkungen, die dem "Special One" zur Verfügung stehen. Im Sommer haben die Giallorossi sieben Spieler geholt: Romelu Lukaku, Leandro Paredes, Renato Sanches, Evan Ndicka, Houssem Aouar, Rasmus Kristensen und Sardar Azmoun.

Von diesen Spielern sind nur zwei in der italienischen Hauptstadt regelmäßig zum Einsatz gekommen, Lukaku und Ndicka. Beide haben sich für die Roma positiv entwickelt: Lukaku hat in 18 Ligaspielen neun Tore und eine Vorlage erzielt, während Ndicka eine gute Defensivleistung gezeigt hat.

Paredes und Kristensen sind in den letzten Monaten oft zum Einsatz gekommen, aber keiner von ihnen hat sich besonders hervorgetan. Zu Sanches, Aouar und Azmoun gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass Mourinho nur sehr begrenzte Einsatzzeiten zur Verfügung standen.

De Rossi-Lösung überrascht

Genauso interessant wie der Zeitpunkt von Mourinhos Abgang war jedoch die Wahl seines Nachfolgers. Der Hauptstadtklub war sich offenbar bewusst, dass die Fans der Roma protestieren könnten, und hat sich daher für einen Senator entschieden, der selbst den größten Zorn besänftigen dürfte. Neu-Coach Daniele De Rossi steht in der Liste der größten Fußballer aller Zeiten gleich hinter Francesco Totti.

Es ist allerdings ein Wagnis, denn seine Trainerkarriere war bisher nicht gerade von Stars geprägt. Fans der Serie B werden sich an seine katastrophale Zeit als Trainer von Ferraras bestem Verein SPAL erinnern, die nur wenige Monate dauerte. In Wahrheit waren bei diesem Debakel andere Dinge im Spiel, aber es macht sich trotzdem nicht gut in seinem Trainer-Lebenslauf.

Für neutrale Beobachter sah es jedoch so aus, als wäre es an der Zeit gewesen, den "Special One" vor einigen Wochen oder Monaten zu entlassen. Er war schon immer ein erfolgreicher Trainer - die europäische Trophäe hat das gezeigt -, aber er hat sich nur selten auf Dauer gehalten. Für einen Verein mit einem so teuren Kader wie dem der Roma, war der neunte Platz in der Serie A nicht akzeptabel. De Rossi bekommt sozusagen einen Freischlag, um zu versuchen, das zu ändern.

Ende des Theaterspiels abseits des Platzes?

Es könnte vielleicht auch ein Ende des Theaterspiels bedeuten, das bei jedem Spiel der Giallorossi zu einem lästigen Nebenschauplatz geworden war. Abgesehen von seinen eigenen roten Karten gab es für Mourinhos Team nichts Schöneres, als einen Schiedsrichter so zu hetzen, dass ein Laie glauben würde, dass es am Ende meist die Unparteiischen Schuld waren.

Der neue Trainer war als Spieler sicherlich ein Kämpfer, so dass das Team in Zukunft bei einem Rückstand mit dieser Mentaltiät daherkommt. Denn die Tür ist absolut offen, um das Team zurück nach Europa und möglicherweise in die Champions League zu führen. Nach Inter, Juventus und - mit etwas Abstand - Milan ist der Abstand zum vierten Platz, den die Fiorentina derzeit belegt, nicht so groß.

International stark - in der Liga schwach

Trotzdem bräuchte es schon eine enorme Steigerung der Form, um die Veilchen und die anderen Anwärter um den letzten verfügbaren Platz für den größten Wettbewerb des Kontinents herauszufordern, wenngleich der Abstand aktuell nur fünf Punkte auf Platz vier beträgt.

Als Verona nach Mous Entlassung zu Gast war, wurde Mourinho mit dem Banner "Du hast unsere Roma verteidigt, du hast uns zum Sieg geführt. José Mourinho, ewiger Ruhm!" gewürdigt - was gerechtfertigt ist. Zwei europäische Endspiele in Folge - eines davon gewonnen - waren eine beachtliche Leistung, aber in der Liga waren die Dinge weit weniger schmackhaft.

Liebesbekenntnis zur Roma

Zwei sechste Plätze und der Kampf und der Absturz auf Platz neun in dieser Saison waren nicht gerade der Stoff, aus dem eine Hall of Fame gemacht ist. Dennoch genießt er in Teilen der heimischen Anhängerschaft eine gewisse Restliebe, auch aufgrund seines Bekenntnisses für den Verein:

"Ich bin ein Inter-Fan, ich bin ein Chelsea-Fan, ich bin verrückt nach Real Madrid. Aber bei allem Respekt für die Vereine, für die ich gearbeitet habe, fühle ich mich zu 100 Prozent als Giallorosso.“

"Ich werde Ihnen etwas sagen, was ich bisher nicht offenbaren wollte. Ich möchte bei der Roma bleiben. Wenn ich mich von diesen besonderen Fans trennen müsste, wäre das niemals meine eigene Entscheidung. Niemals...", enthüllte der exzentrische Portugiese seine Liebe zum Verein bereits im Dezember 2023.

Wenn überhaupt, dann hat er immer gewusst, wie man mit dem Publikum umgeht und die Medien optimal einsetzt. Einige seiner Auftritte an der Seitenlinie und seine Kommentare nach dem Spiel wirkten inszeniert, um sicherzustellen, dass sie so gut wie möglich bei den Fans ankommen. Irgendwann zieht diese Taktik jedoch nicht mehr bei allen Tifosi.

Wie weit reicht der Schatten Mourinhos?

Nichtsdestotrotz werden einige seinen Weggang bedauern, und das wird Druck auf den Mann ausüben, der in seine Trainerschuhe schlüpft. Zum Glück für Daniele De Rossi sind seine ersten Spiele nicht die schwierigsten, aber er muss einen erfolgreichen Start hinlegen, um die Sehnsucht nach Mourinho zu vertreiben. Der ehemalige Chelsea-Boss wirft definitiv einen langen Schatten.

Das erste Spiel gegen das abstiegsbedrohte Hellas Verona konnte mit 2:1 gewonnen werden, wenngleich die Leistung nicht sehr überzeugend war. Natürlich brauch die Roma-Legende auch noch Zeit um seine Spielideen zu implementieren. De Rossi appellierte im Vorfeld der Partie an die Fans:

"Das wichtigste Ziel, das es zu erreichen gilt, ist, die Mannschaft, die Fans und den Verein wieder zu einer Einheit zu machen. Denn eine Sache verbindet uns und das ist die Roma", so der neue Coach der Giallorossi.

Wie schnell lässt De Rossi Mou vergessen?

Als Trainer verstand José, dass es den Fans viel wichtiger war, einen Pokal zu gewinnen - egal auf welcher Ebene - als nur einen guten Tabellenplatz zu erreichen. Eine Busparade mit offenem Verdeck ist für einen zweiten Platz in der Serie A ziemlich selten.

Einige in Rom werden ihm die Treue halten, aber die meisten, so scheint es, werden bei weiter anhaltenden guten Ergebnissen schnell weiterziehen. Es liegt in der Natur des modernen Fußballs, dass die Helden von gestern schnell vergessen sind, und niemand weiß das besser als Mourinho selbst.

Die Fans können ihm für die gewonnene Trophäe dankbar sein, ohne dass sie über seinen Weggang allzu betrübt sein müssen. Eins scheint zudem klar, dass Mou' als Trainer weitermachen wird und bereit für den Kampf ist, wo immer er das nächste Mal auftaucht – vielleicht sogar bald um die Ecke in Neapel, was das „Derby del Sole“ zusätzlich anheizen würde.

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Sascha

Wirklich der neue Del Piero? | Kenan Yildiz (18) im Porträt

Wettbewerbsübergreifend drei Tore des 18-jährigen Stürmers türkischer Abstammung für Juventus, der sich zudem bereits seit November als A-Nationalspieler nennen darf. Kenan Yildiz gilt als das Versprechen für die Zukunft, aber auch für die Gegenwart der alten Dame, und wird von vielen Medien als der neue Alessandro Del Piero deklariert. Doch ist der Vergleich berechtigt? (Bild: IMAGO / Sportimage)

In der Zwischenzeit hat der gebürtige Regensburger bereits die Geschichte der Bianconeri akribisch studiert, denn er jubelt mit herausgestreckter Zunge und offenen Armen: "Eine Hommage an Del Piero, eine Legende dieser Mannschaft", sagte er nach seinem ersten Tor gegen Frosinone. Ein Jubel, den er auch gegen Salernitana wiederholte.

Kenan Yildiz weiß genau, wie man schöne Tore schießt. Sein erster Treffer gegen Frosinone, bei seinem Debüt für Juventus zwei Tage vor Weihnachten. In diesem Fall fiel das Tor bereits nach 11 Minuten, indem er drei Gegenspieler auf einmal austanzte, was ihn zum drittjüngsten Torschützen der Bianconeri nach Kean und Coman machte und zum jüngsten Ausländer in der Serie A mit 18 Jahren, 7 Monaten und 19 Tagen.

Nun zauberte Yildiz ein weiteres Mal, diesmal im Achtelfinale der Coppa Italia gegen Salernitana: ein erneutes Tempodribbling in den Strafraum bei dem vier Abwehrspieler ausgetanzt wurden und ein spektakulärer Abschluss Keeper Fiorillo nicht parieren konnte. Es war die Frucht der Arbeit des 18-Jährigen, eines echten prädestinierten Spielers, der sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft von Juventus verkörpert.

Allegri: "Yildiz so intelligent wie ein Champion"

Nach dem herrlichen Tor des Youngsters beim 6:1-Sieg gegen Salernitana fand Allegri nette Worte: "Kenan ist gut, aber darüber hinaus ist er auch intelligent. Er hat eine große Karriere vor sich, alle Champions, die ich trainiert habe, waren intelligent, und er ist es auch, aber er wird erst dann sagen können, dass er eine große Karriere hatte, wenn er 7-8 Jahre auf diesem Niveau geblieben ist."

Die Beziehung zu Allegri ist eines der Geheimnisse der hervorragenden Integration des Spielers von 2005 in die erste Mannschaft: "Ich danke ihm für diese Chance, er ist der Chef und ich freue mich immer auf alles, was er sagt, auch in Bezug auf meine Frisur. Ich danke auch den Fans, sie sind spektakulär".

Wie in der Türkei feierte er das Tor mit herausgestreckter Zunge (sowohl gegen Frosinone als auch gegen Salernitana), eine Hommage an Del Piero: "Ich habe es wieder getan, weil er eine Legende dieses Vereins ist. Er ist eines meiner Idole, zusammen mit Zidane und anderen Spielern wie Messi und Ronaldo".

Von Bayern zu Juve

Der in Deutschland geborene, aber türkischstämmige Stürmer (laut Guardian 2023 unter den 60 besten Spielern der Welt) wurde 2005 von Bayern München abgeworben, wo er im Alter von sechs Jahren seine ersten Schritte machte, bis er die U19-Auswahl erreichte. "Juventus war für mich jedoch die beste Option für die Zukunft", sagte Yildiz, der das Fußballspielen unter anderem autodidaktisch über YouTube-Videos erlernte.

"Sobald er in der Primavera ankam, hat er die Scouts in Ekstase versetzt", gab der Sportdirektor der Bianconeri, Giovanni Manna, zu, der wie die gesamte Geschäftsführung von seinen technischen Fähigkeiten enorm beeindruckt war. Er ist ein schneller zweiter Stürmer, der gut in der Vertikalen spielt und - wie Allegri betonte - "die Dinge auf den Punkt bringt".

Bayern Schuld am Abgang?

Aus Bayern-Perspektive muss man sich natürlich den Vorwurf gefallen lassen wie man so einen Rohdiamanten verlieren konnte. Laut Holger Seitz, Coach der zweiten Mannschaft und langjähriger Campus-Wegbegleiter, ist dem nicht so: “Wir mussten ihn ziehen lassen, weil er sich gemeinsam mit seiner Familie und seiner Berater-Agentur für einen anderen Weg entschieden hat.“

„Das hat schon wehgetan, weil er sehr lange bei uns ausgebildet worden ist. Wenn uns dann Spieler verlassen, wenn es im oberen Bereich spannend wird, tut es weh”, drückte Seitz sein Bedauern aus. Der Coach zeigte aber auch Verständnis für die Entscheidung des Offensiv-Juwels: “Das Recht haben die Spieler. So ist das Geschäft. Und so wie es jetzt für ihn läuft, hat er sicherlich einiges richtig gemacht”, verdeutlichte er.

Yildiz‘ Berater Hector Peris jedoch enthüllte kurze Zeit später, dass der Zeitpunkt der Verlängerung und die Art und Weise wie mit dem Talent beim deutschen Rekordmeister umgegangen wurde, der ausschlaggebende Punkt dafür war, warum sein Schützling die Zelte gen Italien abbrach.

Das Derby gegen den Toro

Es gibt ein Datum in Yildiz' Schicksal: den 1. Oktober 2022. Das Derby Primavera zwischen Torino und Juventus wird ausgetragen. Yildiz begann von der Bank aus, die Bianconeri lagen 3:1 zurück und eine halbe Stunde vor Schluss schickte Paolo Montero den jungen Türken ins Spiel. Ab da änderte sich das Spiel komplett!

Von 3:1 auf 3:4 mit einem Doppelschlag von Yildiz. 'Er ist einer für Juve', sagte Paolo Montero, der dann hinzufügte: 'Mit den Qualitäten, die Gott ihm gegeben hat, ist es offensichtlich, dass er es in die erste Mannschaft schaffen wird.“ Gesagt, getan. Allegri hatte ihn in der vergangenen Saison den älteren Spielern zugeteilt, doch ließ ihn weiterhin in der Serie C zwischen Primavera und Next Gen in Ruhe reifen.

Die Anekdote mit dem Haarschnitt

Sein Debüt in der Serie A gab Yildiz schließlich am 20. August gegen Udinese, als er fünf Minuten vor Schluss für Vlahovic eingewechselt wurde. Auf der einen Seite seine Begeisterung auf dem Spielfeld, auf der anderen seine Eltern, die ihn im Fernsehen verfolgten. Am Ende lobte ihn Allegri, aber nicht bevor er ihm in der Pressekonferenz ins Gewissen redete:

"Er muss sich die Haare schneiden, er hat sie schon hundertmal angefasst". Yildiz befolgte den Rat und erschien am nächsten Tag mit einem Kurzhaarschnitt beim Training. So sehr, dass ihn seine Freunde bis heute hänseln: "Weißt du, was mir an deinem Debüt gefallen hat? Deine neue Frisur...".

Das Tor gegen "sein" Deutschland

Yildiz wurde in Deutschland geboren, ist aber türkischer Herkunft. Zwei Optionen für die Nationalmannschaft, aber ein klarer Wunsch: das türkische Trikot zu tragen, mit dem er bereits in der U21 und U17 gespielt hatte. Also griff Nationaltrainer Vincenzo Montella zum Telefon und berief ihn im Oktober 2023 zum ersten Mal ein.

Erst das Debüt gegen Kroatien, dann das Tor gegen "sein" Deutschland am 18. November. Ein Tor im Stile von Del Piero, sowohl die Art des Tores (Schuss mit dem rechten Fuß an den langen Pfosten) als auch der Jubel (rausgestreckte Zunge und weit geöffnete Arme). Wie bei Alessandro damals ist Juventus von dessen Fähigkeiten so überzeugt, dass sie ihn bis 2027 mit einem Vertrag gebunden haben.

Dank seiner sehr starken Leistungen soll dieser jetzt mit verbesserten Konditionen bis 2029 verlängert werden. Juventus hat die Absicht um ihn herum einen schlagkräftige Offensive zu bauen und hat ihn daher im Sommer als unverkäuflich deklariert.

Spielstil ebenfalls "Del Piero-Like"

Auch vom Spielertyp her hat er Ähnlichkeiten mit dem Weltmeister von 2006. Denn der junge Türke kann ebenfalls als hängende Spitze agieren, besitzt Spielmacherqualitäten, eine überragende Technik und kann jederzeit mehrere Gegenspieler ausdribbeln.

Darüber hinaus bewegt er sich sehr klug im Raum und weiß genau wo er sich zu platzieren hat. Im Gegensatz zu del Piero bringt er jedoch mehr Geschiwndigkeit und dank seiner 185 cm mehr körperliche Wucht mit, so dass er sich auch in Kontaktsituationen mit dem Gegner wohl am Ball fühlt.

Sicherlich war der Italiener im Abschluss stärker, jedoch besitzt der junge Türke die Anlagen um es der Juve-Legende in paar Jahren gleichzutun, sollte er weiterhin ehrgeizig an der Perfektion seines Abschlusses feilen, um diesen auf Weltklasseniveau zu bringen.

Die Zukunft (und die Gegenwart) der alten Dame scheint gerade in der Offensive mit Kenan Yildiz also sehr vielversprechend zu sein. Ob er jedoch in die großen Fußstapfen von Del Piero treten kann, wird vor allem seine Konstanz und Mentalität am Ende zeigen. Die Anlagen besitzt das Ausnahmetalent mit Sicherheit, jetzt gilt es diese weiterzuentwickeln.

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Sascha

Herausforderer für Calabria? | Filippo Terraciano (20) im Porträt

Der zweite Neuzugang des AC Mailand nach Mattia Gabbia in der Winterpause ist Filippo Terracciano, ein Spieler von Hellas Verona, der trotz seines jungen Alters immer mehr ins Rampenlicht bei den Bentegodi rückte. Ein Name, den die großen Vereine in den letzten Wochen auf ihrem Radar verfolgt haben. Der AC Mailand machte nun Ernst und verpflichtet den italienischen Juniorennationalspieler. (Bild: IMAGO / LaPresse)

Der AC Mailand ist entschlossen 2024 auf Terracciano zu setzen: Vertrag bis 2028 und eine Ablöse von ca. 4,5 Millionen Euro mit Terraccianos sofortigem Wechsel in den Kader von Stefano Pioli. In nur eineinhalb Jahren in der Serie A im Trikot von Hellas Verona, einem Verein, für den er seit seiner Kindheit spielt, hat Terracciano gezeigt, dass er auf vielen verschiedenen Positionen spielen kann.

Als Außenverteidiger auf beiden Flanken, im linken und rechten Mittelfeld und sogar in der Innenverteidigung. Als Rechtsverteidiger hat Terracciano keine festgelegte Rolle und seine Vielseitigkeit hat den AC Mailand dazu veranlasst, den gebürtigen Venetier vor dem ersten Training im Jahr 2024 genauer unter die Lupe zu nehmen.

Mehr als nur ein Back-Up?

Bei den Rossoneri könnte er der Stellvertreter von Theo Hernandez sein, vielleicht auch um Calabrias Position konkurrieren, aber auch ein möglicher Flügelstürmer, wenn einer der Stammspieler nicht verfügbar sein sollte. Die Mailänder haben angesichts der vielen Verletzungen in der Saison 2023/24 oft Bedarf an äußeren und inneren Mittelfeldspielern.

Terracciano wurde 2003 geboren und wird im kommenden Februar 21 Jahre alt. Obwohl er erst seit dem Sommer 2022 in der Serie A spielt, hat er gezeigt, dass er sich sofort im Profifußball behaupten kann.

Juric sein Förderer

Spielte er in der Saison 2022/23 hauptsächlich als Mittelfeldspieler auf der rechten Seite, so hat er in der laufenden Spielzeit seine ganze Beweglichkeit, sein Einfügungsvermögen und seine Fähigkeit, gegen erfahrene Gegner anzutreten, unter Beweis gestellt, wenngleich seine Physis nicht seine eigentliche Hauptwaffe ist.

Juric, der ehemalige Trainer von Hellas, hat Terracciano geholfen, sich taktisch zu verbessern und im Mittelfeld Selbstvertrauen zu gewinnen: "Ich verdanke ihm alles. Er war der erste, der an mich geglaubt hat, und der Trainer, der mir geholfen hat, ein Profi zu werden", so der 20-Jährige gegenüber "L'Arena".

Rückkehr zu den Azzurri

Terracciano gab Ende 2022 sein Debüt für die italienische U21-Nationalmannschaft, kam seitdem aber nicht mehr zum Zug. In Anbetracht seiner exponentiellen Entwicklung in den letzten Monaten ist es jedoch unwahrscheinlich, dass er in Zukunft weiterhin von U21-Coach Carmine Nunziata nicht berücksichtigt wird.

Wenn er so weitermacht, könnten sich für Terracciano nach der Europameisterschaft in Deutschland die Türen zunächst zur U21 und dann zur A-Nationalmannschaft öffnen. Schließlich wird Spalletti bis zur EM im Sommer auf Spieler zurückgreifen, die bereits seit einiger Zeit zur A-Nationalmannschaft gehören, sowie auf einige Spieler, die bereits in der U20- und U21-Auswahl stehen. Der aus Verona stammende Spieler hat bereits seit der U18 bis U21 alle Juniorenjahrgänge durchlaufen.

Von Antonio zu Filippo

Filippo Terracciano ist der Sohn von einem ehemaligen Fußballprofi. Sein Vater Antonio spielte in den frühen 1980er Jahren für Hellas und konnte sogar den historischen Scudetto erleben. Seit 2018 ist er ein Botschafter des Vereins, auf Augenhöhe mit Penzo und Guidotti. „Er hat mir immer nur einen Rat gegeben", erzählt Terracciano jr. über seinen Vater. "Der Unterschied zwischen einem guten Fußballer und einem Profi sind nur der Kopf und die Mentalität."

Während Vater Antonio nicht lange in Verona bleiben konnte und in den 1990er Jahren zwischen Triestina, Carpi, Mantova und Brescello wechselte, konnte Filippo mit der Kapitänsbinde den großen Durchbruch seines Lebens schaffen: „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich im Alter von 20 Jahren, wenn auch nur für ein paar Minuten, Kapitän von Verona war. Es ist fast unglaublich.“

Spielstil

Obwohl er eigentlich ein Rechtsfuß ist, hat Terracciano gezeigt, dass er auch als Linksverteidiger in einem 4-2-3-1 spielen kann, wenn Trainer Marco Baroni ihn dort benötigte. Ursprünglich hatte Verona mit einem 3-5-2 begonnen, doch aufgrund der schlechten Ergebnisse wechselte er zu einem 4-2-3-1 mit Filipino als Linksverteidiger. In einem 3-5-2 wurde der Rohdiamant als rechter Schienenspieler (seiner natürlichen Position) eingesetzt. Seine Vielseitigkeit ist ein Gewinn für jeden Trainer.

Wenn er die Freiheit hat, nach vorne zu gehen, zeigt Terracciano die Fähigkeit, Verteidiger im 1-gegen-1 zu schlagen, nach vorne zu stürmen und zu überlaufen, um die Gegenspieler bei einem Angriff zurückzudrängen und eine numerische Überzahl auf seiner Seite zu bilden – sozusagen ein weiterer Ballschlepper für den siebenfachen Champions League-Sieger. Auch sein Auge für Pässe ist nicht zu unterschätzen, denn er hat hier gezeigt, dass er die Räume vor ihm erkennt und richtig einschätzen kann.

Defensiverhalten

Im Alter von 20 Jahren zeigt Terracciano, dass er noch viel lernen muss, was die defensive Disziplin und die Fähigkeit gefährliche Situationen vorauszuahnen, angeht. Gegen Udinese Calcio ließ er sich beim Gegentor zu leicht von Lorenzo Lucca abschütteln der dann zu leichtes Spiel hatte.

Er hatte gegen Udinese ebenfalls Probleme mit dem Antritt von Festy Ebosele, da er die Richtungsänderung nicht antizipieren konnte. Jedoch besitzt Terracciano ein sehr gutes Tempo. Daher kann er viele Fehler durch seine Geschwindigkeit wieder ausbügeln und er schafft es auch schnell wieder bei einem Konter des Gegners in Position zu kommen.

Auch wenn er in der Luft kein dominantes Monster ist, so gewinnt er trotzdem noch sehr entscheidende Luftduelle und ist in der Rolle eines Flügelspielers trotzdem als kopfballstark einzuschätzen. Terracciano ist überraschenderweise der Spielgestalter von Verona. Er ist der wichtigste Eckstoß- und Freistoßschütze. Gegen Lecce landete sein Freistoß im Strafraum auf dem Kopf von Juric. Eine weitere Option also für Milans Standardschützen.

Fazit:

Terracciano ist erst 20 Jahre alt und es scheint, dass er bei Milan echte Chancen auf einen Stammplatz haben könnte. Denn er hat gezeigt, dass er fleißig ist und bereit ist, für seinen Platz zu kämpfen. Gegen Udinese legte Terracciano alleine 11-12 km zurück, was demonstriert, dass er die nötige Ausdauer für die laufintensive Spielphilosophie Piolis besitzt.

Ein weiterer Vorteil für die Rossoneri ist, dass sie mit dem jungen Italiener einen weiteren Namen in die UEFA-Liste der Eigengewächse aufnehmen und jemanden wie Caldara, der für eine Weile auszufallen droht, aus dem Spiel nehmen können.

Zudem sorgten die Lombarden mit dem Transfer dafür, dass sich die direkte Konkurrenz (Juventus und Fiorentina), welche ebenfalls an dem Talent interessiert waren, nicht verstärken konnten und man nun einen weiteren Spieler neben Krunic in den eigenen Reihen hat, der fast auf allen Positionen eingesetzt werden kann.

Gutes Preis-Leistungsverhältnis

Filippo Terraciano steht noch am Anfang seiner Karriere, findet sich nun bei Milan in einer Umgebung wieder, in der schon so einige junge Spieler sich prächtig entwickelt haben. Auch für Nationaltrainer Spaletti wird dieser Transfer willkommen sein, da auch die Nationalmannschaft einen so flexiblen Akteur begrüßen würde.

Möchte man den Transfer bewerten, so kann man anhand der extrem niedrigen Ablöse konstatieren, dass Filippo Terraciano für wenig Geld das Potenzial eines zukünftigen italienischen Nationalspielers mitbringt – daher ein sehr gelungener Transfer für den aktuellen Tabellendritten der höchsten italienischen Spielklasse.

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Sascha

Die Top 10 der teuersten Serie A-Spieler 2024

Heute wollen wir euch direkt im neuen Jahr die zehn teuersten Spieler der höchsten italienischen Spielklasse vorstellen. Berücksichtigt wurden dabei die aktuellen Marktwerte auf Transfermarkt.de, Zudem gehen wir in diesem Artikel auch auf die aktuelle Form der Akteure ein. (Bild: IMAGO / NurPhoto)

Wie von Transfermarkt.de hervorgehoben, haben Lautaro Martinez und Victor Osimhen den höchsten Marktwert. Es ist kein Zufall, dass der Kapitän von Inter der aktuelle Torschützenkönig der Serie A ist, während Osimhen in der vergangenen Saison Capocannoniere war.

Der Stürmer von Inter Mailand ist in absoluter Topform und führt die Torschützenliste mit 15 Toren vor Domenico Berardi (9) von der US Sassuolo an. Victor Osimhen ruht sich mit sieben Saisontreffern noch auf seinem Titel als Torschützenkönig aus und kommt diese Saison noch nicht richtig in Fahrt. Beide Topstürmer werden auf einen Wert von 110 Millionen Euro taxiert.

Der nigerianische Nationalspieler hat vor kurzem seinen Vertrag mit Napoli bis 2026 verlängert und soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von 130 bis 140 Millionen Euro besitzen. Auch Inter wird in Kürze Lautaros Vertragsverlängerung bekannt geben, doch wird erwartet, dass der neue Vertrag von „El Toro“ keine Ausstiegsklausel enthält.

Milans Leao auf Platz 3

Der Mailänder Rafael Leao ist der drittteuerste Spieler der Serie A mit einem angegebenen Transferwert von 90 Millionen Euro. Der portugiesische Stürmer hat eine Ausstiegsklausel in Höhe von 175 Millionen Euro in seinem Vertrag mit den Rossoneri verankert, welche er in dieser Spielzeit nicht wirklich bestätigen konnte. Mit nur drei Toren und vier Vorlagen, kann er derzeit die Tifosi der Lombarden nicht wirklich begeistern.

Napolis Khvicha Kvaratskhelia steht mit einem Transferwert von 80 Millionen Euro an vierter Stelle, hat es momentan jedoch mit einer schwächelnden Napoli-Mannschaft schwer an die Leistungen der Vorsaison anzuknüpfen. Aktuell kann der 22-jährige Georgier jedoch mit einer besseren Performance glänzen als Leao und Sturmkollege Osimhen (fünf Tore und drei Vorlagen).

Barella der Motor von Inter

Auf den Georgier folgt Nicolò Barella (75 Mio. EUR), der Mittelfeldmotor der Nerazzurri, welcher auch diese Saison mit fünf Scorerpunkten auf Hochtouren läuft und wieder mit absoluter Konstanz überzeugt. Barella sorgt für die nötige Balance im Team von Simone Inzaghi und ist für das Team genau wie Hakan Calhanoglu weitaus bedeutender als es deren Marktwerte widerspiegeln.

Gerade der Türke hätte eine deutlich höhere Bewertung aufgrund seiner Leistungen verdient, da er als Regista neben Lautaro Martinez zum besten Akteur der Nerazzurri avanciert ist. Doch auch Teamkollege Alessandro Bastoni der sich mit Dusan Vlahovic (60 Mio. EUR), hinter Barella einordnet, konnte sich leistungstechnisch zur Vorsaison steigern.

Thuram lässt Lukaku vergessen

Marcus Thuram und Theo Hernandez (55 Mio. EUR) folgen mit einem Marktwert von 55 Millionen Euro. Während Inters Stürmer sogar ein ablösefreies Update zu Romelu Lukaku darstellt, läuft Milans Linksverteidiger der Form, teils auch den Verletzungsproblemen Milans geschuldet, derzeit hinterher. Aktuell muss er als Innenverteidiger in der Abwehr der Rossoneri aushelfen, so dass er seine Offensivstärke nicht ausspielen kann.

Federico Chiesa, Gleison Bremer und Federico Dimarco (50 Mio. EUR) bilden das Ende der Top 10. Chiesa darf sich nach seiner langen Verletzung wieder über seine Form freuen, die für Juventus lanfristig unverzichtbar ist. Wenngleich noch ein paar weniger starke Partien des Offensivmannes dabei waren, ist Chiesa auf bestem Wege in diesem Jahr wieder in seine alte Form zu finden.

Gleison Bremer hat sich nach anfänglichen Anpassungsproblemen nach seinem Wechsel vom Lokalrivalen Torino zur alten Dame zum Abwehrboss entwickelt. In der Dreierabwehrkette fühlt sich der Brasilianer deutlich wohler, als in einer Viererkette, was man gerade in seiner Anfangszeit bei den Bianconeri deutlich sehen konnte.

Inter stellt vier Spieler der Top 10

Federico Di Marco hat sich bei Inter zu einer der stärksten Linksverteidiger der Serie A entwickelt und darf sich daher zurecht über einen Marktwert von 50 Millionen Euro freuen. Es gibt in Europa kaum Schienenspieler die das technische Repertoire des italienischen Nationalspielers besitzen. Präzise Flanken, Distanzschüsse, Standards oder sein Passspiel sind nur einige seiner Vorzüge die ihn für den aktuellen Tabellenführer so wertvoll machen.

Auffällig ist, dass Inter den größten Anteil mit gleich vier Spielern in den Top-Ten stellt, gefolgt von der „alten Dame“ mit je drei, Milan und der amtierende Meister Neapel mit je zwei Akteuren. Trotz der finanziellen Einschränken konnte Inter-Chef Marotta das Niveau des Teams aufrecht erhalten, so dass die Nerazzurri zurecht den Ligaprimus stellen, wodurch auch die Marktwerte der Spieler profitieren.

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Sascha

Zirkzee mit Bologna auf CL-Kurs | Ist er stark genug für Bayern?

Joshua Zirkzee gehört in der diesjährigen Serie A-Saison zu den Senkrechtstartern im italienischen Oberhaus und sorgte mit seinen Leistungen dafür, dass der FC Bologna aktuell auf einem Champions League-Platz rangiert. Dass die Bayern die Entwicklung des Youngsters mit Argusaugen verfolgen, scheint klar. Doch ist er schon stark genug für den deutschen Rekordmeister?

Werdegang

Zirkzee stammt aus Schiedam, westlich von Rotterdam, hat bereits für sechs verschiedene Vereine gespielt und steht erst am Anfang seiner vielversprechenden Karriere. In seiner Jugend spielte er für VV Hekelingen und Spartaan '20, bevor sein Talent von ADO Den Haag entdeckt wurde.

Zirkzee beeindruckte in der Jugend und wurde in die U15-Juniorennationalmannschaft der Niederlande berufen, etwa zur gleichen Zeit, als Feyenoord ihn verpflichtete. Doch lange hielt es den 1,93-Meter-Mann nicht bei seinem neuen Arbeitgeber, denn die Bayern schnappten sich nur ein Jahr später den Rohdiamanten und bauten diesen sukzessive in ihrer U17 auf.

Die Münchener haben den Kampf um Zirkzee im Jahr 2017 gewonnen, denn der Wunderknabe war sehr gefragt. Die Premier-League-Giganten Manchester United und Arsenal waren scharf darauf, den erst 16-jährigen Zirkzee von Feyenoord zu verpflichten. Die Niederländer wollten ihn im darauffolgenden Jahr in ihre U19-Auswahl holen, und Ajax war bereits mit dem Versuch gescheitert, ihn in ihre Akademie zu transferieren.

Zirkzee sollte Lukaku ersetzen

Im Sommer 2017 überholte Everton den Rivalen Arsenal und United im Rennen um das Talent. Zirkzee verriet, dass er Anfang des Jahres beinahe als langfristiger Ersatz für Romelu Lukaku zu den Toffees gewechselt wäre.

"Everton war eine ernsthafte Option für mich", sagte er gegenüber Voetbal International. "Ronald Koeman war Trainer, Romelu Lukaku wechselte im Sommer zu Manchester United und ich hatte das Gefühl, dass Everton gute Chancen hatte, dass ich dort etwas werden könnte. Sie haben mir sogar einen Vertrag angeboten, als ich fertig mit dem Probetraining war.“

Trotz des Angebots von Everton kam ein Transfer nach England nicht zustande, stattdessen entschied sich der Stürmer überraschend für den FC Bayern. "Nachdem ich das erste Mal mit den Bayern trainiert hatte, wusste ich, dass ich zu ihnen gehen wollte. Ich habe mir gesagt, lass mich drei Trainingseinheiten absolvieren - dann werde ich entscheiden, ob ich gut genug bin", so Zirkzee weiter.

Zirkzee rockt die Jugend der Bayern

Nach seinem Wechsel sammelte Zirkzee Erfahrungen in der Jugend des FC Bayern und wusste auch dort zu überzeugen. 16 Tore und 9 Vorlagen in 19 Partien beförderten den Neuzugang direkt von der U17 in die U19 des deutschen Rekordmeisters, in der auf Anhieb in 21 Spielen abermals 16 Tore und vier Assists beisteuern konnte.

Bei seinem Debüt in der Reservemannschaft vor drei Jahren erzielte Zirkzee einen Hattrick, und im Dezember desselben Jahres debütierte er im Champions-League-Gruppenspiel gegen Tottenham mit gerade einmal 18 Jahren in der ersten Mannschaft.

Doch erst in den darauf folgenden Tagen machte er sich einen Namen. Beim Stand von 1:1 zwischen Bayern und Freiburg wurde Zirkzee von der Bank aus eingewechselt und brachte die Bayern bei seinem Debüt in der Bundesliga in der Nachspielzeit in Führung. Nur 72 Stunden später kam das Talent erneut zum Einsatz und erzielte in der 85. Minute gegen Wolfsburg sogar den Führungstreffer für die Bayern.

Flick schwärmt von Zirkzee

Der damalige Bayern-Coach Hansi Flick lobte Zirkzee nach seiner Leistung beim 6:0-Erfolg der Bayern über Hoffenheim und betonte, wie wichtig es sei, dass er an der Seite von Weltstars trainiere: "Er hat im Training gezeigt, dass er eine gute Qualität hat und ein guter Stürmer ist. Er kann den Ball gut halten und hat die nötige Physis, was wichtig ist, wenn es in der Spitze eng wird."

"Er hat seine Sache gut gemacht. Es war die richtige Entscheidung, ihn in die erste Mannschaft zu holen, wie auch die anderen jungen Spieler, denn sie können sich verbessern und lernen, wenn sie jeden Tag im Training mit Spitzenspielern zusammenspielen."

"Joshuas Leistung war gut, nicht überragend, aber ziemlich gut. Er hat ein Tor erzielt, was für einen Stürmer wichtig ist. Er kann sich aber noch verbessern, und das weiß er auch", so Flick.

Bayern-Akademieleiter Jochen Sauer sagte bereits im Dezember gegenüber dem Kicker: "Joshua ist ein guter Stürmer, deshalb haben wir ihn von Feyenoord nach München geholt. Er ist ein Stürmertyp, den es heute nicht mehr so häufig gibt: groß, athletisch, aber trotzdem technisch stark.“

Der Durchbruch war ihm also laut den Medien gelungen, doch so bilderbuchmäßig wie es sich anhört, war es am Ende nicht. In seiner Debüt-Saison 2019/20 gelangen dem Holländer in neun Partien noch vier Tore und eine Vorlage. Ein Jahr später absolvierte er nur noch drei Einsätze ohne Torerfolg und landete in der zweiten Mannschaft der Bayern, für die er in Liga 3 zum Einsatz kam.

Die Bayernbosse entschieden sich anschließend das Ausnahmetalent nach Italien zum italienischen Traditionsverein FC Parma auszuleihen, damit Zirkzee Spielpraxis sammeln konnte. Doch auch in der Serie A konnte er nicht überzeugen und er musste zurück an die Säbener Straße.

Wiedergeburt unter Kompany

Nach diesem gescheiterten Leihgeschäft mit Parma und dem Unvermögen, Julian Nagelsmann in der Saisonvorbereitung so zu beeindrucken, dass er sich einen Platz im Bayern-Kader für die kommende Bundesliga-Saison verdienen konnte, packte Joshua Zirkzee erneut seine Koffer und wechselte auf Leihbasis nach Belgien zum RSC Anderlecht.

Im 3-3-4-System des RSC Anderlecht blühte der junge Niederländer unter der Leitung des belgischen Trainers Vincent Kompany regelrecht auf. 27 Scorerpunkte in 38 Spielen bezeugten, dass der junge Stürmer im Profifussball angekommen schien.

Trotz seines Durchbruchs in der belgischen Jupiler Pro League entschieden sich die Bayern den Offensivmann für 8,5 Millionen Euro an den FC Bologna abzugeben. Während der Youngster in seiner ersten Saison noch Anpassungsprobleme hatte, ist seine zweite Spielzeit umso beeindruckender. In der Hinrunde konnte Zirkzee sieben Tore und zwei Vorlagen in 17 Spielen erzielen und half entscheidend mit, dass der FC Bologna aktuell auf Platz vier rangiert.

Bayern-Bosse beobachten Situation

Die Münchener haben die Entwicklung ihres ehemaligen Spieler mit Argusaufen verfolgt, sicherten sie sich doch eine Weiterverkaufsbeteiligung, die zwischen 35 und 50 Prozent liegen soll. Darüber hinaus besitzen die Süddeutschen eine Rückkaufklausel in Höhe von 20 bis 25 Millionen Euro. Eine entsprechende Klausel bestätigte Di Vaio: “Sie gilt nur für Bayern, aber von den anderen Vereinen können wir fordern, was wir wollen.”

Zirkzees Vertrag in Bologna läuft noch bis 2026. Wenn er in Italien weiter so überzeugt, könnte dieser zum Top-Deal für die Münchner werden. Denn selbst wenn man nicht mit ihm plant, könnte man ihn zurückholen und teurer verkaufen.

Wie ist sein Spielstil?

Ähnlich wie sein ehemaliger Bayern-Teamkollege Lewandowski ist auch Zirkzee mit seinen 1,93 m sehr groß und präsent. Allerdings ist der Youngster auch ein schneller und trickreicher Abnehmer mit viel Geschick und Flair in seinem Spiel. Mit seinen Toren für die Bayern hat er bewiesen, dass er die Fähigkeit besitzt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein - der Instinkt eines Stürmers.

Zirkzee erzielte das dritte Tor beim 6:0-Sieg der Bayern gegen Hoffenheim in der Saison 2020/21 und unterstrich damit die Ausgeglichenheit seines Spiels in einem so jungen Alter. Mit dem Rücken zum Tor und unter dem Druck eines Verteidigers kontrollierte er den Ball mit dem rechten Fuß, drehte sich, und verzögerte den Schuss mit dem linken, bevor er in Gerd Müller-Manier ins Netz traf.

Mischung aus Mittelstürmer und Zehner

Auch Bolognas Technischer Direktor Marco Di Vaio kommt bei dem Angreifer ins Schwärmen: “Er kann mit keinem anderen Spieler verglichen werden, er ist einzigartig”, sagte er der Gazzetta dello Sport. Der Niederländer sei eine “9,5” – eine Mischung aus Mittelstürmer und Zehner.

Der Stürmer hat bereits gezeigt, dass er in der Lage ist, wichtige Räume zwischen sich und seinem Gegenspieler zu schaffen und den Ball somit für seine aufrückenden Mitspieler auch dank seiner Physis effektiv zu verwalten und das auch in sehr engen Situationen, in denen er kaum Raum besitzt.

Deutliche Verbesserung bei der Ballverwaltung

Seine Ballan- und Mitnahme war eine der größten Verbesserungen. Zu Beginn der Saison spielte Zirkzee zu oft noch kurze Pässe, was bedeutete, dass er den Raum um ihn herum oder vor ihm, mit oder ohne Ball, nur selten nutzte. Doch anstatt sich ausschließlich auf One-Touch-Bälle zu fokussieren, die sein Team oftmals nicht weiter brachten und den Spielverlauf in die Länge zogen, hat Zirkzee ein fast neues Bewusstsein entwickelt.

Er sucht nun nach den Stürmern um ihn herum und hat das Selbstvertrauen, Pässe in verschiedene, schwierigere Winkel zu spielen, die er sonst nur ungern versuchte. Dies war auch ausschlaggebend für die Entwicklung seiner Beiträge in Kontersituationen, da er anfangs zu oft den einfachen Pass suchte und daher transparent für den Gegner war, ist er nun schwerer auszurechnen.

Während er früher zu statisch war, besitzt er jetzt nicht nur gut getimte Läufe in die Tiefe, sondern er nutzt auch sein Bewusstsein, um die Momente besser auszuwählen, in denen er in den Raum läuft oder sich fallen lässt, um die Bälle aus dem Mittelfeld zu holen.

Zirkzee ist bereits sehr gut in der Lage, schwierige Pässe anzunehmen, ohne dass er dafür perfekte Bedingungen braucht, aber mit seiner verbesserten Wahrnehmung neigt er viel weniger dazu, das Spiel zu verzögern und nach hinten zu spielen, sondern auch ins progressive Dribbling zu finden und den Ball klug weiterzuleiten mit einem raumöffnenden Steilpass, wie bei seinem Assist beim Coppa Italia-Erfolg über Inter.

Schwächen:

Für seine imposante Größe ist der Niederländer wahrlich nicht der Kopfballstärkste. Keines seiner Tore konnte er diese Spielzeit per Kopf erzielen, da er meist gar nicht erst in den Luftzweikampf findet. Mit 49 Prozent gewonnener Kopfbälle ist er daher eher im Durchschnitt anzusiedeln, was bei seiner Körpergröße definitiv ausbaufähig ist.

Zudem gewinnt Zirkzee lediglich 39 Prozent seiner Dribblings, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass er als einzige Spitze es gleich mit mehreren Gegenspielern zu tun hat, jedoch ist auch dieser Wert verbesserungswürdig, vor allem in der Hinsicht, wann er ins Dribbling geht und wann er sich besser für einen Pass entscheiden sollte.

Darüber hinaus ist seine Passquote mit 76 Prozent gleichermaßen etwas schwach, allerdings versucht der ehemalige Bayern-Akteur mit seinem Passspiel auch häufig schwierige Pässe zu spielen, die seinen Wert natürlich runterziehen, da der Schwierigkeitsgrad einfach höher ist, als bei einem einfachen Abspiel.

Fazit:

Der große Sprung in der Entwicklung von Joshua Zirkzee in so vielen Bereichen seines Spiels zu einem so frühen Zeitpunkt in der Saison machen den Niederländer zum absoluten Leistungsträger in der Überraschungstruppe von Trainer Thiago Motta.

Dennoch ist es wichtig, dass er weiter an sich arbeitet, denn es gibt noch Feinheiten die sein Profil auf Topniveau katapultieren würden, dafür muss er jedoch klar im Kopf und konstant in seiner Motivation bleiben.

Anderlechts und Bolognas Spielphilosophie haben gezeigt, dass Zirkzee sich in einem ballbesitzorientierten Team am wohlsten fühlt. Daher sollte der junge Niederländer, wenn er denn im Sommer die Wahl hat sich seinen neuen Verein neben dem FC Bayern auszusuchen, diese Prämisse berücksichtigen.

Transfer zu Bayern zu früh?

Zirkzee ist stark, aber brauch noch 1-2 Jahre um sein Topniveau zu erreichen, was ihn beim deutschen Rekordmeister wieder zum Verhängnis werden könnte, da er dort einem höheren medialen Druck ausgesetzt wäre und mit weniger Vertrauen des Trainers auskommen müsste.

Bei den Bayern hätte er zudem mit Harry Kane einen absoluten Platzhirsch vor
sich und wäre daher erstmal nur die zweite Wahl, was ihn wichtige
Spielzeit kosten würde. Daher würde es ihm gut tun, ein weiteres Jahr in
der Emilia-Romagna zu verweilen, wo er eine Stammplatzgarantie innehätte und weiter wachsen könnte.

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