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Sascha

Mehr als nur ein Theo-Ersatz? | Juan Miranda (23) im Porträt

Seit Monaten versuchte die AC Mailand Juan Miranda von Betis Sevilla zu verpflichten und hat sich nun mit dem Ex-Schalker geeinigt. Und nun das Entscheidende: Er wird 2024 kommen, die Frage ist nur ob bereits im Januar, oder im Sommer. Sollte der 23-jährige Spanier im Winter wechseln, könnte Betis noch eine geringe Ablöse erzielen, da dessen Vertrag im Juni ausläuft.

Er gilt als ein Spieler mit bereits konstanten Leistungen, aber möglicherweise noch mit reichlich Raum für Verbesserungen. Aufgrund seines noch jungen und entwicklungsfähigen Alters und seiner technischen Eigenschaften könnte er das ideale Element sein, um die Abwehrreihe der Rossoneri zu verstärken.

Seine natürliche Rolle ist die des linken Außenverteidigers, und daher könnte er in dem Kader, der Stefano Pioli zur Verfügung steht, idealerweise die vakante Rolle des Stellvertreters von Theo Hernandez einnehmen. Juan Miranda wäre jedoch mehr als nur eine Alternative für Milan. Er ist nämlich ein überdurchschnittlicher Spieler, der bereits viel Erfahrung gesammelt hat.

Ausbildung in Barcas La Masia

Juan Miranda vollendete seinen Werdegang in einer der wichtigsten Jugendabteilungen des Weltfußballs: In der La Masia des FC Barcelona. Er kam 2014 dorthin, nachdem er in sehr jungen Jahren zu Betis, dem Verein seines Herzens, gewechselt war. In der Jugendakademie der „Blaugrana“ durchlief er alle Jahrgänge und etablierte sich als einer der interessantesten Jugendspieler überhaupt.

Im Jahr 2018 gewann er die Youth League (er stand im Finale gegen Chelsea in der Startelf) und gab kurz darauf sein Debüt in der ersten Mannschaft in einem Spiel der Copa del Rey gegen Leonesa. Im Dezember desselben Jahres gab er auch sein Debüt (als Stammspieler) in der Champions League in einem Gruppenspiel, das 1:1-Unentschieden gegen Tottenham endete.

Abenteuer in Schalke endet vorzeitig

Seine erste richtige Saison als Profi endete mit insgesamt vier Einsätzen und dem Gewinn einer Meisterschaft und eines spanischen Superpokals. Im Sommer 2019 hat der FC Barcelona Juan Miranda für zwei Jahre an Schalke 04 ausgeliehen.

In Deutschland lief es nicht wie geplant, der junge Außenverteidiger fand nur wenig Platz im Kader der Knappen und so beschloss Barcelona im darauffolgenden Sommer, die Leihe aufzulösen und ihn zurück zur Basis zu holen. Einen Monat später gaben die Andalusier den Linksverteidiger an Betis ab, welche ihn mit einem Rückkaufrecht ausstattete (von dem später Gebrauch gemacht wurde).

Nach zwei guten Jahren bei den „Verdiblancos“ begann Miranda sich in der Saison 2022/23 zu profilieren, in der er insgesamt 31 Mal zum Einsatz kam und drei Tore (alle in der Liga) erzielte. In der vorangegangenen Saison 2021/22 vielleicht die größte Genugtuung seiner Karriere: Er gewann mit Betis die Copa del Rey, wobei er unter anderem den entscheidenden Elfmeter gegen Valencia verwandelte (1:1 das Ergebnis nach Verlängerung).

Stärken

Der linke Außenverteidiger Juan Miranda ist ein Spieler, welcher vor allem durch seine Schnelligkeit und seine progressiven Läufe besticht. Er verfügt über einen hervorragenden Körperbau (185 cm bei 71 kg), ist sehr schnell, technisch stark am Ball und versorgt die Betis-Angreifer mit hervorragenden Flanken.

Im Laufe seiner Karriere hat er Spanien mit der U17 (Europameister 2017), der U19 (Europameister 2019), der Olympiamannschaft (Silber in Tokio 2020), der U21 (ein dritter und ein zweiter Platz bei der Europameisterschaft) und der A-Nationalmannschaft (ein Freundschaftsspiel gegen Litauen 2021 mit einem Tor) vertreten.)

Erstaunliches Torjägerpotenzial

Im modernen Fußball wurden dem linken Außenverteidiger viele Rollen zugewiesen, da sich die Taktik in den letzten zehn Jahren stark weiterentwickelt hat, von Pep Guardiola, der Fabian Delph ins Mittelfeld verlegte, bis hin zu Carlo Ancelotti, der Eduardo Camavinga auf diese Position versetzte, weil der Trainer die Fähigkeiten der Spieler in verschiedenen Spielphasen mehr schätzte.

In Mirandas Fall unterscheidet er sich ebenfalls von den beiden genannten Spielern, da er ein gutes Gespür dafür hat, den Strafraum zu attackieren, was der Mannschaft helfen könnte, Chancen zu kreieren.

In La Liga 2022/23 erzielte Miranda in 21 Einsätzen nur drei Tore, was nicht gerade viel ist, aber die Statistik gibt mehr Aufschluss über seine Offensivaktionen. Erstens ist er gut darin, in die Torschusszone (Strafraummitte) oder sogar in den Sechzehnmeterraum zu gelangen und dort abzuschließen. Zweitens hatte er 2,21 xG aus 21 Schüssen und ein durchschnittliches xG/Schuss von 0,11; dies sind beeindruckende Zahlen, wenn wir sie mit anderen Linksverteidigern in La Liga vergleichen.

Bessere Stats als Jordi Alba

Nehmen wir zum Beispiel den Linksverteidiger der ersten Wahl des FC Barcelona in der letzten Saison, Jordi Alba, der 2648 Minuten und 30 Spiele in einer Mannschaft mit Ballbesitz spielte, aber ein Tor weniger erzielte als Miranda. Der Kontrast zeigt sich auch in anderen Zahlen: Alba gab nur 14 Schüsse ab, obwohl er mehr spielte, und die Summe der xG beträgt 0,74, also nur etwa ein Drittel von Miranda, was zu einem xG/Schuss von 0,05 führt.

Diese Zahlen spiegeln Mirandas Qualität wider, den Strafraum anzugreifen und sich in eine gute Schussposition zu bringen, nur dass es ihm noch etwas am Effektivität fehlt, worin er sich allerdings aufgrund seines Alters noch verbessern kann.

Ein schnellerer Alonso?

Interessanterweise ist Miranda nicht der klassische Außenverteidiger. Stattdessen könnte er eher Marcos Alonso, nur in schnell, ähneln, der ebenfalls bei Barcelona spielte, aber einen ganz anderen Spielstil hatte. Miranda sollte mit Alonso in seiner besten Saison verglichen werden - 2016/17 unter Antonio Conte, in der Alonso sechs Tore erzielte und 3,9 xG in der Premier League-Siegersaison verzeichnete.

Sein xG/Schuss liegt mit 0,09 sehr nah an dem Wert, den Miranda erreicht hat (0,11). Alonso hatte direkte Freistoßtore außerhalb des Strafraums. Gleichzeitig hat Miranda in der vergangenen Saison in La Liga bei diesen Gelegenheiten kein Tor erzielt.

In einem Freundschaftsspiel gegen die Fiorentina im Sommer 2022 erzielte er jedoch auch ein direktes Freistoßtor - im Jahr 2021 erzielte er in einem U21-Spiel gegen Litauen einen hervorragenden Standard.

Noch besserer Schienenspieler?

Er hat das Potenzial, der nächste Alonso zu werden, und ähnlich wie sein Landsmann könnten Trainer Miranda vielleicht auf der Schienenposition einsetzen, um ihn näher an den Strafraum zu bringen, so wie Denzel Dumfries bei Inter unter Simone Inzaghi.

Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass Alonso eine ähnliche Schussposition wie Miranda hat. Wenn der Linksverteidiger von Betis in diesem Bereich an seinem Abschluss arbeiten würde, könnte er noch mehr Tore erzielen.

In Bezug auf Milan könnte Miranda gut passen, da der Cheftrainer Stefano Pioli in seinen Ballbesitzphasen auch gerne falsche Flügelspieler einsetzt, damit diese sich ins Zentrum bewegen, und damit die Außenverteidiger viel Platz zum Angreifen haben.

Gute Pässe im Spielaufbau

Miranda brachte sich nicht nur in günstige Positionen im offensiven Drittel, um den Gegner zu gefährden, sondern konnte auch in der Aufbauphase mit seinem guten Passspiel beitragen. In diesem Abschnitt haben wir damit begonnen, sein Spiel anhand von Datenanalysen besser zu verstehen.

Es gibt offensichtliche Beobachtungen, dass z.B. Alba der beste Spieler ist, wenn es darum geht, progressive Pässe im Spiel zu spielen. Gleichzeitig waren Spieler wie Balde, García und Alfonso Pedraza in der Lage, den Ball mit ihrer Explosivität nach vorne zu tragen.

Miranda unterschied sich von dieser Art von Spielern. Sein Durchschnitt lag bei 1,35 progressiven Läufen/90, was okay, aber nicht beeindruckend ist. Aber er hat 9,4 progressive Pässe/90, was zeigt, dass Miranda seinem Team mit Pässen signifikant helfen kann, den Angriff voranzutreiben.

Bei der offensiven Beteiligung in Strafraumnähe in Bezug auf die Anzahl der Abschlüsse in der Tiefe/90 und der Berührungen im Strafraum/90 war Alba weitaus besser als alle anderen, da er in beiden Kennzahlen an der Spitze lag.

Faszinierend ist auch Miranda, der als zweitbester Spieler mit 1,58 tiefen Abschlüssen/90, also weitaus mehr als Camavinga, und 1,69 Berührungen im Strafraum/90 zu finden ist. Das zeigt, dass er im Strafraum sowohl als Vorlagengeber als auch als Empfänger ordentlich abliefern kann.

Probleme in den Zweikämpfen

Wenn Miranda auf breiteren Positionen eingesetzt wurde, war er auch sehr gut darin, die Passwege nach innen zu finden und die Aktionen des Gegners zu lesen. Er kann sich allerdings in der Verteidigung verbessern. Obwohl er sehr gut mit dem Ball umgehen kann, muss Miranda noch viel an seinem Defensivspiel arbeiten, um ein besserer Spieler zu werden, vor allem in 1-gegen-1-Situationen.

Miranda hatte einen Durchschnitt von 6,64 Abwehrduellen/90, was nicht schlecht ist - es zeigt, dass er sich nicht vor den Zweikämpfen scheut. Die Erfolgsquote von 55,93 % hätte jedoch besser sein müssen, da der Gegner ihn zu oft ausspielen konnte.

Und wir konnten auch sehen, dass Miranda gegen dynamische Spieler große Probleme hatte, da er zu schnell die Balance verliert. Er wurde zu nervös, was sich auf das Timing seiner Angriffe auswirkte, und er neigte dazu, diese falsch einzuschätzen.

Im Finale der U21-Europameisterschaft hatte Cole Palmer beispielsweise einige gute Momente gegen Miranda mit seinen Richtungswechseln; Miranda ließ sich von seiner vorgetäuschten Flanke völlig täuschen und erlaubte Palmer, bis zur Grundlinie zu stürmen.

So war es auch gegen den Athletic Club in der letzten Saison, als Iñaki Williams die Chance hatte, ihn in 1v1-Situationen zu fordern. Miranda versuchte oft, ihn zu früh herauszufordern und verpasste den Ball völlig, so dass er Williams die Möglichkeit gab, nach innen zu gehen oder zu flanken.

Fazit

Wie diese Analyse zeigt, könnte Miranda ein spannender Spieler sein, der in absehbarer Zeit für die Nationalmannschaft bereit ist. Was das Stellungsspiel angeht, ist er vielleicht nicht die beste Option, aber der gebürtige Andalusier ist in der Nähe des gegnerischen Strafraums torgefährlich und könnte der Mannschaft helfen, die Abwehr zu überwinden.

Natürlich ist er noch jung, und wie wir bereits angedeutet haben, gibt es Dinge, die Miranda in seinem Spiel noch verbessern kann, aber es wäre eine spannende Saison, wenn er bei den Rossoneri weiter an seiner Effektivität arbeitet und Defensive arbeitet, um dann zu einem Weltklassespieler avanciert.

Milan hat sich sehr um ihn bemüht und es gibt einen nicht unerheblichen Faktor, der für ihn spricht: Der Vertrag, der den Spieler an Betis bindet, läuft im Juni 2024 aus. Ob er im Januar oder im Sommer kommen wird, ist noch nicht ganz geklärt.

Sicher scheint nur, dass er zu den Rossoneri wechselt, die als Theo-Ersatz wiederholt auf Notlösungen wie Primavera-Talent Davide Bartesaghi oder Alessandro Florenzi setzten.

Mit der Verpflichtung von Juan Miranda hätten die Rossoneri den erheblichen Qualitätsfall des Teams bei einem Ausfall von Theo Hernandez gestoppt und einen weiteren Spieler verpflichtet der perfekt in die Spiel- und Transferphilosophie des Vereins passt.

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Sascha

Im Visier der Premier League | Genuas Radu Dragusin (21) im Porträt

CFC Genuas Innenverteidiger Radu Dragusin wird von den Scouts von Newcastle, Arsenal und Manchester United genau beobachtet, was bei seinen außergewöhnlichen Leistungen nicht überrascht. Der 21-jährige rumänische A-Nationalspieler wechselte in diesem Sommer für rund 5,5 Millionen Euro dauerhaft zu den Rossoblu und avancierte auf Anhieb zum Leistungsträger. (Bild: IMAGO / sportphoto24)

Als Kind wurde er von seinem Cousin zum Fußball überredet und trat im Alter von sieben Jahren in die Jugendmannschaften von Sportul Studențesc ein. Dort spielte er vier Jahre lang bevor der Verein aufgelöst wurde, und es anschließend zu Regal Sport Bucureșt ging, wo er unter anderem mit Octavian Popescu und Luca Florică zusammenspielte.

Er wechselte erst im August 2018 zu Juventus Turin. Ursprünglich war er für die U17 des italienischen Rekordmeisters vorgesehen, wurde dann aber schnell in die U19-Mannschaft befördert. Am 25. Januar 2020, mitten in der Serie-C-Saison 2019/20, gab Drăgușin sein Debüt für Juventus‘ U23 gegen Pro Patria, als er in der 36. Minute für Raffaele Alcibiade eingewechselt wurde.

Bei der Fülle an Talenten und der Tiefe, die Juventus in der Abwehr hatte, war das eine große Leistung. Am 8. November wurde er schließlich aufgrund herausragender Leistungen vom damaligen Cheftrainer Andrea Pirlo offiziell in die A-Mannschaft berufen.

Pirlo beruft ihn zu den Profis

"Ich werde ihm immer dankbar sein, dass er so sehr an mich geglaubt hat. Er hat mir die Möglichkeit gegeben, die reale Welt des Fußballs zu erleben. Er ist ein unglaublicher Mensch, wir wissen, was er für Italien, für den ganzen Planeten bedeutet. Ein Gentleman, mit einem sehr eleganten Charakter“, schwärmte der junge Rumäne über seinen Mentor.

"Ich habe ihn nie schreien sehen, wie es andere Trainer tun. Seine ruhige Art zu sprechen war das, was dich positiv aufgeladen hat. Und es ist interessant, dass er mir mein Debüt bei Juve gegen Dynamo Kiew angeboten hat, die Mannschaft, die von Lucescu trainiert wird, seinem Lehrer seit seiner Jugend. Ein glücklicher Zufall! ".

Am 31. August 2021 wurde Drăgușin für eine Saison an den Serie A-Verein Sampdoria Genua ausgeliehen. Nachdem das Defensivtalent zu einer festen Größe in der Abwehr reifte, wurde er am 14. Juli 2022 mit einer Kaufoption an den Erzrivalen CFC Genua ausgeliehen, welcher in der Serie B den direkten Wiederaufstieg anstrebte.

Genua zieht die Kaufoption

Am 25. Januar 2023 gab sein damaliger Agent bekannt, dass die Klausel für einen dauerhaften Transfer gezogen worden war, da Dragusin nicht nur gut spielte, sondern auch noch mehrere Tore erzielt hatte. Die Ablösesumme belief sich auf rund 5,5 Millionen Euro plus 1,8 Millionen Euro leistungsbezogener Boni.

In der Saison 2022/23 kam Drăgușin auf 40 Einsätze und vier Tore in allen Wettbewerben, als Genua die Liga als Zweiter beendete und den direkten Wiederaufstieg ins italienische Oberhaus schaffte. Im März 2022 wurde der Abwehrhüne erstmals in die rumänische A-Nationalmannschaft berufen, im Jahr darauf stand er in allen zehn Spielen der EM-Qualifikation 2024 in der Startelf und verhalf seinem Land zum Sieg in der Gruppe I.

Spielstil

Der rumänische Verteidiger, der aus einer sportlichen Familie stammt - seine Mutter spielte Basketball, sein Vater Volleyball, beides auf Nationalmannschaftsniveau -, ist 191 cm groß und verfügt über starke athletische Qualitäten, die eine beeindruckende Schnelligkeit mit einem soliden Körperbau verbinden.

Dank seiner beeindruckenden Statur und Schnelligkeit kann er als rechter Innenverteidiger, bei Bedarf aber auch als rechter Außenverteidiger eingesetzt werden. Sein Tempo ist beeindruckend, seine Physis ist beängstigend, sein Stellungsspiel ist für sein junges Alter weit ausgereift, und das alles gepaart mit Schnelligkeit, Präzision und Selbstvertrauen am Ball.

Doch eine seiner größten Stärken ist die Antizipation und Intelligenz, mit der er das Spiel hervorragend lesen kann, Gegner überlistet und sich in Zweikämpfen die Oberhand verschafft. Du kannst dir wahrscheinlich denken, was ich als Nächstes schlussfolgern werde - er verkörpert ähnlich wie Atalantas Giorgio Scalvini (19) den Prototyp eines modernen Verteidigers, daher ist es keine Überraschung, dass dieser Rohdiamant mit vielen europäischen Spitzenclubs in Verbindung gebracht wird.

Hohe Spielintelligenz, wenig Stellungsfehler

Drăgușin ist äußerst intelligent, sehr aufmerksam und „scannt“ ständig seine nähere Umgebung, so dass er weiß, wo er sich in Bezug auf Gegner und Mitspieler platzieren muss. Durch sein ständiges Beobachten der Umgebung, weiß er genau wo sich die gegnerischen Angreifer befinden. Auf diese Weise ist er in der Lage, das Spiel sehr gut zu lesen.

Sein Stellungsspiel ist eines seiner größten Stärken. Selten wird Drăgușin dabei erwischt, wie er aus einem Stellungsfehler heraus dem Spiel hinterherläuft. Meist steht er so gut, dass er nicht Mals ins Tackling gehen muss und die Zweikämpfe auf komfortablere Art und Weise für sich entscheiden kann und den Gegner schon beim ersten Kontakt den Ball abjagt.

Außerdem ist er in der Lage, Gefahren frühzeitig zu erkennen, klärt und fängt den Ball viel häufiger ab, als er ihn erobern muss, was aber nicht heißt, dass er nicht aggressiv und hartnäckig sein kann. Er profitiert eben mehr von seinem hervorragendem Urteilsvermögen, wenn es darum geht einem Gegner den Ball abzunehmen.

Stark wie eine Dampflok

Wie eine Dampflokomotive schüchtert er auch körperlich starke Gegner ein. Jeder Körperkontakt mit ihm ist unangenehm, der Versuch den Ball gegen ihn zu erobern meist aussichtslos. Diese außergewöhnliche Proaktivität in der Verteidigung ist eine Eigenschaft, die sich seine Mannschaft oft zunutze macht, um in Ballbesitz zu kommen.

Er versucht, in den höheren Bereichen des Spielfelds aktiv zu sein und die gegnerischen Stürmer und Mittelfeldspieler aggressiv unter Druck zu setzen. Seine Statur macht ihn zu einem massiven Hindernis, sowohl in der Luft als auch am Boden. Er gewinnt die meisten seiner Luftzweikämpfe, was er sowohl seinem Timing als auch seinem Körperbau verdankt.

Ein Großteil seiner defensiven Aktionen finden im rechten Halbraum statt, aber dank seines smarten Stellungsspiels und seiner Schnelligkeit ist er auch in der Lage, weite Räume zu verteidigen. Zudem verunsichert er mit seiner kompromisslosen Herangehensweise seine Gegner und verhindert, dass sie in ihren Spielrythmus finden können.

Reaktionsschneller Dirigent

Trotz seiner Größe ist er sehr reaktionsschnell, behauptet sich in Zweikämpfen, sowohl am Boden als auch in der Luft. Er ist in der Lage, seine Gegner zu überrumpeln, indem er sie vom Ball wegstößt und sie durch seinen permanenten Druck zu Fehlern zwingt. Dies ergänzt seine enormen Fähigkeiten in der Luft adäquat.

Darüber hinaus kann der 21-jährige Verteidiger die Abwehrreihen hervorragend dirigieren und spielt daher eine Schlüsselrolle im Gegenpressing, indem er die hoch stehenden Stürmer über den Platz treibt, um den Raum für den Gegner zu verengen und dabei seine Mitspieler anleitet. Er scheut sich nicht, seinen Körper einzusetzen, um Schüsse abzublocken oder sich aufopferungsvoll in Zweikämpfe zu stürzen - das sind nur einige der Dinge, die ihn bei den internationalen Scouts noch beliebter gemacht haben.

Versiert auch am Ball

Drăgușin ist gleichermaßen am Ball beeindruckend, den er mit Ruhe und Vertrauen in den Ballbesitzphasen verwaltet, wenngleich nicht auf dem Niveau wie Atalantas Scalvini. Genuas Talent ist in den Aufbauphasen für den CFC äußerst einflussreich und hat sich den Hype um sein Ballbesitzspiel dennoch redlich verdient. Sobald er den Ball mit seinem ordentlichen ersten Kontakt und Ballkontrolle sauber verarbeitet hat, spielt er diesen meist progressiv weiter.

Mit seiner tollen Übersicht schafft er es auch die Spieler in den offensiveren Bereichen des Platzes anzuspielen. Der flexible Innenverteidiger erkennt freie Räume und besitzt auch das Timing Stürmer die in diesen hineinstarten steil zu schicken.

Der Rumäne verfügt über eine einzigartige Technik und Spielintelligenz, wenn er am Ball ist. Er bewegt den Ball elegant und präzise mit beiden Füßen und ist darauf bedacht, die Dinge nicht zu kompliziert zu machen. Die Ruhe die er ausstrahlt ist großartig - er bleibt gelassen und gerät auch unter Druck nicht in Panik.

Gutes Aufbauspiel & Flexibilität

Seine unglaubliche Fähigkeit, die erste Pressinglinie des Gegners zu durchbrechen und dabei fast jedes Mal einen Mitspieler im Raum zu finden, ist außergewöhnlich. Das Timing bei der Ausführung seiner Pässe ist präzise, sein starkes Passspiel stammt noch aus seiner Zeit als Mittelfeldspieler. Er versteht es, sich von seinen Gegenspielern gekonnt zu lösen und seinen Körper so zu bewegen, dass elegante Pässe sowohl mit dem linken als auch mit dem rechten Fuß möglich sind.

Der beidfüßige Drăgușin, der sich mit beeindruckenden Tempo- und Richtungswechseln gegen seine Gegenspieler durchsetzt, könnte also gleichermaßen im Mittelfeld oder auch auf anderen Positionen eingesetzt werden, da er das Profil eines kompletten Fußballers besitzt und nicht nur ein reiner Zerstörer ist.

Schwächen

Er ist manchmal zu schlampig in der Verteidigung, vor allem beim Tackling. Er ist so selbstbewusst und gelassen, dass er sich manchmal überschätzt, wenn er in einen Zweikampf geht. Wenn er aufmerksamer auf die Bewegungen der Angreifer achten würde, wenn sie den Ball berühren, könnte er seine Unzulänglichkeiten beim Tackling ausmerzen. Daher muss er lernen seine Stärken zu kennen, aber auch gleichermaßen den Fokus das ganze Spiel über aufrechtzuhalten, ohne überheblich zu werden

Fazit:

Am Ende muss man konstatieren, dass Radu Drăgușin sich in sehr kurzer Zeit enorm an den Seniorenfußball angepasst hat. Seine Fähigkeit schnell zu adaptieren, seine Bereitschaft, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, ist ein Zeichen für seine Reife, schnelle Auffassungsgabe und Professionalität.

"Ich würde gerne halb Bonucci und halb Chiellini werden! Er [Bonucci] hat eine unglaubliche Übersicht. Chiellini ist ein Kämpfer, auch wenn er nicht wie einer aussieht“, offenbarte Dragusin. In der Tat besitzt der in Bukarest geborene Rumäne die Anlagen um eine Mischung aus beiden Juve-Legenden werden zu können.

Genuas Abwehrboss hat also ein deutlich erkennbares Talent und würde hervorragend in die Premier League passen, da er mit der höheren Körperlichkeit mithalten und sich im schnelleren Fußball durchsetzen kann. Das erklärt, warum sich verschiedene Vereine wie Newcastle, Manchester United und Arsenal um seine Unterschrift bemühen.

Dennoch kann es sein, dass er einen Transfer zu einem italienischen Topklub vorziehen wird, da sein alter Agent bereits letztes Jahr offenbarte, dass der Jungspund sich gut in Italien eingelebt habe und sich dort sehr wohlfühle. Daher bleibt es spannend wo die Wege von Radu Dragusin nächsten Sommer hinführen werden…

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Sascha

Das größte Abwehrtalent der Serie A? | Giorgio Scalvini (19) im Porträt

Heute stellen wir euch wohl eines der aufregendsten Abwehrtalente des italienischen Fußballs vor. Mit Giorgio Scalvini (19) verfügt Atalanta Bergamo eins der größten Rohdiamanten des Calcio in ihren Reihen, was ihn jetzt schon mit einem Marktwert von 40 Millionen Euro zu einer Investition für die Zukunft für "la Dea" macht. Doch was macht Scalvini so besonders? (Bild: IMAGO / SOPA Images)

Atalanta und Gian Piero Gasperini sind eine der Erfolgsgeschichten in Europa, die immer wieder daran erinnern, dass in der düsteren Welt des modernen Fußballs vielleicht doch nicht alles verloren ist. Im Jahr 2020 war Atalanta eine der besten Mannschaften in Europa und mit Sicherheit eines der besten Teams in der Champions League.

Das Schicksal wollte es, dass sie im Viertelfinale auf das hochdotierte PSG trafen, das, angetrieben von einer arabischen Gelddruckmaschine, die ehrlich aufgebaute „La Dea“ erst in der Nachspielzeit aus dem Wettbewerb kegelte. Jedoch kamen die Franzosen mit einem blauen Auge davon, denn Chancen gab es für den Underdog zu Genüge.

Doch der glorreiche Fußball, der in einer unterhaltsamen Mannschaft mit hohem Pressing und viel Tempo mündete, war möglicherweise einer der faszinierendsten, den die Serie A in den letzten zehn Jahren gesehen hat. Mit einem geringen Budget griffen Gasperinis Männer mit Geschwindigkeit und unerbittlicher Unnachgiebigkeit an und brachten dabei Stars wie Papu Gomez, Josip Ilicic, Mario Pasalic und Duvan Zapata hervor.

Dreimal Königsklasse in Folge

Das führte dazu, dass sie drei Spielzeiten in Folge in der Champions League mit der Elite mithalten konnten. Das furchtlose Pressing von Atalanta, bei dem fast alle Spieler nach vorne drängten und sich in den Angriff einschalteten, war ein Muss. Doch der Fußball ist zyklisch, wie Pep Guardiola kürzlich in Bezug auf sein Team von Manchester City sagte: "Man muss sich verändern", wenn es darum geht, als Fußballverein weiter zu wachsen.

Natürlich haben alle guten Dinge ein Ende. Gomez, der Dreh- und Angelpunkt der Bergamasken, wurde nach einem erbitterten Streit mit Gasperini nach Sevilla verkauft und hat dort nicht annähernd die gleichen Leistungen erbracht, wie für sein altes Team.

Ilicic hatte leider mit seiner Psyche zu kämpfen, während Spieler wie Robin Gosens und Ruslan Malinovskyi an Inter Mailand und Olympique Marseille verkauft wurden, und dort auch nicht wirklich an ihre Topform bei den Norditalienern anknüpfen konnten.

Drei Wege für die Zukunft

Es ist so schwierig, einen Trainer zu finden, der so lange bei einem Verein geblieben ist, wie Sir Alex Ferguson bei Manchester United, der eine Mannschaft nach der anderen durch wiederkehrende Neufindungen aufgebaut hat. Aber genau das geschieht jetzt wieder bei Atalanta Bergamo durch Gian Piero Gasperini, seit 2016 im Amt, welcher mit Talenten wie Charles De Ketelaere, Ederson, Ademola Lookman aus Fulham, Gianluca Scamacca und dem Holländer Teun Koopmeiners versucht wieder eine schlagkräftige Truppe zu formen.

Als Gasperini nach dem Scheitern von Atalanta in der vorletzten Saison in der Champions League gefragt wurde (als ob das bei dem Budget, über das der Verein verfügt, so einfach wäre), sagte er philosophisch voraus, wie es mit dem Verein nach dem Eigentümerwechsel weitergehen würde:

"Ich sehe drei Wege für die Zukunft. Der erste besteht darin, den Kader mit einigen wenigen Spitzenspielern zu verstärken, die das Niveau sofort anheben können, wie wir es mit Duvan Zapata und Luis Muriel getan haben. Der zweite Weg besteht darin, das Durchschnittsalter des Kaders zu senken und das Beste aus Spielern wie Giorgio Scalvini oder Teun Koopmeiners herauszuholen. Das sind die Profile, mit denen man Gewinne erzielen kann, die Atalanta regelmäßig eingenommen hat.

Kein klassischer Zerstörer

Man beachte, wie Gasperini einen gewissen Giorgio Scalvini, einen der aufregendsten Defensivspieler Italiens, in den Vordergrund stellt, auf dem das neue Atalanta-Team aufgebaut werden soll. Scalvini ist ein aufstrebendes junges Talent in der Defensive, das ein wenig an Milan-Legende Jaap Stam erinnert - physisch enorm stark und extrem stabil am Ball. Selbst gegen einen Sergej Milinković-Savić, lieferte sich der 19-jährige Abwehrhüne einen erbitternden Kampf, wobei Scalvini nicht vor körperlichen Auseinandersetzungen mit dem Serben zurückschreckte und ihn sehr hoch attackierte.

Auch wenn er eher an Staam erinnert, hat er ein anderes Idol für sich ausgemacht: "Seit meiner Kindheit verfolge ich Thiago Silva. Beim AC Mailand war er mein Idol und meine Inspiration aufgrund seines Charakters, seines Charismas und seinen Führungsstil. Ich bewunderte den Brasilianer auch inseiner Zeit in Frankreich und jetzt bei Chelsea, ich mochte ihn schon immer als Verteidiger", verriet das Talent.

Wenn man unter Gasperini als Innenverteidiger spielt, wird man höchstwahrscheinlich mehr tun als nur traditionell zu verteidigen, man denke nur an die offensiven Ausflüge, die Rafael Toloi ermöglicht wurden. Scalvini hat die Möglichkeit, hoch zu pressen und Pässe abzufangen oder nach vorne zu rücken und sich am Offensivspiel zu beteiligen, um den Gegner numerisch überlegen zu sein.

Er ist kein Verteidiger, der in einer tiefen Abwehrreihe spielt. Man könnte sagen, dass dies auch etwas mit der Spielweise dieser Atalanta-Mannschaft zu tun hat, aber sie ist etwas pragmatischer als die "großen Entertainer" der Vergangenheit. Wenn sich ein Stürmer in die Tiefe fallen lässt, um den Ball zu holen, folgt ihm das Eigengewächs, um sicherzustellen, dass er keinen Einfluss auf den Spielaufbau hat.

Balleroberung hebt ihn ab

Was mir an seiner Art, in die gegnerische Hälfte vorzudringen und die Spieler am Ball unter Druck zu setzen, aufgefallen ist, ist seine Fähigkeit, entweder ein Luftduell dank seiner Größe von 1,94 Meter zu gewinnen oder aufgrund seiner unheimlichen Aggressivität nicht nur den Bodenzweikampf für sich zu entscheiden, sondern auch für sein Team den Ball zu erobern.

Scalvini versucht nicht nur, seine Zweikämpfe zu gewinnen, er will sie so gewinnen, dass er auch die Kontrolle über den Ball erlangt, um Atalanta in Ballbesitz zu bringen, während andere Verteidiger vielleicht nur versuchen, den Ball wegzuschlagen. Das ist ein sehr entscheidendes Qualitätsmerkmal, was den jungen Italiener von vielen anderen Abwehrspielern unterscheidet. 75 Wiedereroberungen in 12 Einsätzen bezeugen diese Fähigkeit in dieser Saison.

Er verfügt über ein sehr gutes Defensivniveau in jedem Bereich des eigenen Spielfelds, was 63 Prozent gewonnene Zweikämpfe am Boden und 64 Prozent in der Luft unterstreichen. Trotz seiner immensen Körpergröße und seiner etwas steifen Taille, verfügt der aktuelle italienische Nationalspieler (7 Einsätze) über eine solide Grundschnelligkeit und lässt sich daher auch von schnellen Stürmern nicht so leicht abhängen.

Stoische Ruhe im Zweikampf

Zudem kann der in Chiari, eine Gemeinde in der Nähe von Brescia, geborene Lombarde gleichermaßen etwas am Ball, was ihn zu einem modernen Verteidiger macht. Nicht selten sind Läufe von ihm zu sehen in denen er mit Ball am Fuß den Gegnern davoneilt, oder sie gar ausspielt, wenngleich es manchmal etwas hölzern ausschaut. Das prädestiniert ihn für sämtliche Topvereine Europas und macht ihn auch Gasperinis System so wertvoll.

Darüber hinaus lässt sich der Norditaliener auch von schnellen Täuschungsmanövern der gegnerischen Stürmer nicht aus der Ruhe bringen, und wartet schon fast stoisch ab, bis das „Gezappell“ des Gegenübers vorbei ist um dann unbeeindruckt den Ball zu erobern. Eine Gabe, die in diesem jungen Alter enorm selten ist und ihn gleichermaßen deutlich von vielen Defensivakteuren abhebt.

Trotz seiner aggressiven Zweikampfführung ist Scalvini ein sehr fairer Gegenspieler. Diese Saison hat er ihn 12 Einsätzen nicht eine Karte erhalten, letzte Spielzeit lediglich eine gelbe Karte in 18 Partien, was für einen Abwehrspieler schon fast unrealistisch ist. Sicherlich auch dank seiner Antizipation, da er die Bälle oft abfängt bevor sie den Gegner erreichen (23 in 12 Partien). Es wird nun also niemanden mehr überraschen, dass dieses Rohdiamant 2023 zum besten U21-Spieler der Serie A (Goldener Junge Pokal) gekürt wurde.

Reifeprozess an der Seite von Veteranen

Meist verteidigt Scalvini neben Berat Djimisti und Kolasinac in einer Dreierkette. An der Seite der beiden Routiniers lernt der Youngster, wie man in einer Atalanta-Mannschaft verteidigt. Scalvini ist der Verteidiger, der seine Position etwas defensiver interpretiert und die beiden anderen "Veteranen" nach vorne gehen lässt, damit sie sich an den Angriffen beteiligen können.

Gasperini hat ein gutes Auge für Talente und hat möglicherweise seinen zukünftigen Abwehrchef für die nächste Generation der Atalanta-Mannschaft gefunden, was auch Ex-Schalker Kolasinac bestätigt:

"Ich bin beeindruckt von der Reife seiner 19 Jahre. Er versteht das Spiel sehr gut, er weiß, wie man mit dem Ball umgeht, wie man im Eins-gegen-Eins verteidigt, wie man seine Physis in der Manndeckung einsetzt! Es ist schön, ihn in der Verteidigung an meiner Seite zu haben. Aber vor allem ist er ein guter Junge, der auch bescheiden ist: Wenn er diesen Charakter nicht verliert, wird er eine große Karriere haben."

Doch dafür muss „die Göttin“ möglichst kontinuierlich am internationalen Wettbewerb teilnehmen, denn die Konkurrenz hat bereits ein Auge auf das 19-jährige Defensivtalent geworfen. Ein Juwel, dessen nächstes Ziel auf höchstem Niveau sein wird und sich die Vereine wie Real Madrid oder Manchester United womöglich bald aussuchen kann.

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Sascha

Schafft Spalletti mit Italien den nächsten Coup?

Italien hat sich für die EURO 2024 qualifiziert. Ja, das mag wie das absolute Minimum für eine Nation erscheinen, die immerhin amtierender Europameister ist, aber wenn man bedenkt, dass man an zwei aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften nicht teilgenommen hat und mitten in der Saison den Trainer wechseln musste, kann man das als Erfolg werten. (Bild: IMAGO / Uwe Kraft)

Das Problem mit den Azzurri ist derzeit, dass sie mit einer Mischung aus Katastrophenstimmung und übertriebenen Selbstansprüchen konfrontiert werden. Einen Mittelweg scheint es nicht zu geben. Top oder Flop scheint die Devise auf dem Stiefel zu sein. Eine Situation die für jeden jungen Nationalspieler sicherlich nicht einfach zu ertragen ist.

Das ist vielleicht verständlich, wenn man bedenkt, dass es für Italien bei großen Turnieren um alles oder nichts geht. Wer sonst könnte einen Triumph bei der Europameisterschaft als Beilage zu einer verpassten Weltmeisterschaft nutzen?

Dennoch ist ein Teil der Negativität, die sich um diese Qualifikation rankt, beunruhigend und ungerechtfertigt. Nein, das 0:0 gegen eine ukrainische Mannschaft, die wusste, dass sie gewinnen musste, um sich zu qualifizieren, war weder ein beschämendes Ergebnis noch ein Zeichen dafür, dass Italien jetzt die sechstbeste Liga in Europa ist.

Die Italiener haben zwar kein Tor erzielt, aber nur wenige Tage zuvor, trafen sie gegen Nordmazedonien fünf Mal, und es hätten auch viel mehr sein können. Jenes Nordmazedonien, an welchem man in der Qualifikation für die letzte Weltmeisterschaft noch scheiterte. Jeder Tifosi wird sich schmerzhaft daran erinnern.

"Es ist nicht einfach, hierher zu kommen und sofort die richtigen Entscheidungen zu treffen. Einige Dinge habe ich erst gelernt, nachdem ich den Job übernommen hatte, und ich glaube, jetzt weiß ich ein bisschen mehr. Ich bin hierher gekommen, um mich zu qualifizieren und nicht, um Ausreden zu finden, falls wir es nicht schaffen sollten", gab sich Neunationalcoach Spalletti kämpferisch.

Effektivität das größte Manko

Die „Squadra Azzurra“ tut sich schwer Tore zu schießen, da sie keinen eiskalten Vollstrecker in vorderster Front besitzt? Selbst Luca Toni hat bei der WM 2006 nur in einem Spiel getroffen, und Christian Vieri hat in seiner Zeit bei der Nazionale einige Treffer verpasst. Alessandro Del Piero und auch Ciro Immobile sind weitere Beispiele, welche in der Nationalmannschaft meist ein Schatten ihrer Selbst waren.

Es war also noch nie unsere Stärke und wird es wahrscheinlich auch nie sein, also müssen wir uns damit abfinden, dass die Mittelfeldspieler und Flügelspieler es wieder richten müssen. Denn auf Mario Balotelli wollen wir nun wirklich nicht mehr zurückgreifen, welcher nach seinen Spitzen gegen die aktuellen Nationalstürmer den Teamspirit nur vergiften würde.

Chiesa der Superstar der Mannschaft?

Das bringt uns zu Federico Chiesa. Es ist absolut kein Zufall, dass die besten Leistungen in den beiden einzigen Spielen der EURO 2024-Qualifikation erzielt wurden, in denen Chiesa auf dem Platz stand. Mit ihm ist die Mannschaft eine ganz andere, da er schon im jungen Alter Verantwortung übernimmt, voraus geht und mit Einzelaktionen das ganze Team mitreißt bzw. Spiele entscheiden kann.

"Italien hat keinen Weltklassespieler wie Jannik Sinner? Das ist nicht wahr. Wir hatten ihn in den letzten Spielen nicht, aber jetzt ist er zurück....ich spreche von Federico Chiesa", betonte Luciano Spalletti gegenüber den Gazzetten.

Die Rückwärtsbewegung, mit der der Juvestürmer Mykhailo Mudryk verteidigte, war so viel wert wie ein Tor und brachte die Fans richtig in Wallung. Nur wenige Tage nach seinen zwei Toren gegen Nordmazedonien war er in Leverkusens BayArena überall zu sehen und wurde nur ausgewechselt, weil er völlig erschöpft war.

Acerbi und Buongiorno überraschen

Einige weitere positive Aspekte sind in der Verteidigung zu finden. Sie war keineswegs die erste, zweite oder gar dritte Wahl in der Innenverteidigung, aber sie hat trotzdem gut funktioniert. Jedes Mal, wenn man sich darüber lustig macht, dass Francesco Acerbi nicht das Tempo hat, um mit gegnerischen Stürmern wie Erling Haaland oder Artem Dovbyk mitzuhalten, neutralisiert er sie mit anderen Tricks wie präventiver Manndeckung, physischer Präsenz und seiner Stärke in der Luft. Je mehr er unterschätzt wird, desto mehr tendiert er dazu, in den großen Spielen aufzutrumpfen und zu überzeugen.

Es ist zwar kein legendäres B-B-C, aber Italien hat immer noch einige sehr gute Verteidiger. Da Alessandro Bastoni, Giorgio Scalvini und Rafael Toloi verletzt sind, hat Torinos Alessandro Buongiorno bewiesen, dass er auf höchstem Niveau durchaus mitreden kann. "Ich habe bereits einige wichtige Dinge gelernt. Zum Beispiel hatten wir Alessandro Buongiorno nie wirklich im Team, und doch hat er sich als Champion erwiesen", konstatierte Spalletti über den Innenverteidiger.

Federico Dimarco knüpfte an seine hervorragende Form bei Inter an und bringt diese auch in die Nazionale ein, indem er auf der linken Seite hervorragend mit Chiesa harmoniert und damit die Italiener auf dem Flügel extrem gefährlich macht.

Torhüterposition stark besetzt

Bei den Torhütern hat Italien eine solche Fülle an Talenten, dass Guglielmo Vicario und Ivan Provedel immer noch kein Länderspiel absolviert haben, denn Gianluigi Donnarumma ist nach wie vor die beste Option auf die Handschuhe und hat gegen die Ukraine einige gute Paraden gezeigt, wenngleich der PSG-Keeper mit den Füßen am Ball noch Luft nach oben hat und daher nicht als moderner Torhüter bezeichnet werden kann.

Es gibt genug Spielermaterial, mit dem man arbeiten kann, vor allem, wenn sich die Verletzungen im nächsten Sommer lichten. Spalletti kam mitten in der Saison, nur wenige Tage vor seinem Debüt als Nationaltrainer, und man kann nicht erwarten, dass er die Mannschaft über Nacht komplett umkrempelt.

Denn Europameistercoach Roberto Mancini warf sehr überraschend das Amt „aus persönlichen Gründen“ hin. Wie die „Tuttosport“ berichtet soll der 58-jährige Italiener einen unterschriftsreifen Vertrag als Nationaltrainer bei Saudi Arabien vorliegen haben, welcher ihn wohl in den Orient locken wird. Und das obwohl die FIGC ihn noch vor kurzem mit mehr Macht ausstattete und er auch über die Junioren mitbestimmen durfte.

Spalletti arbeitet anders als Mancini

Jetzt, da die Qualifikation besiegelt ist, gibt es keinen Grund zu glauben, dass Neucoach Spalletti diese Mannschaft nicht mit einem offensiven, spannenden und publikumswirksamen Konzept des Calcio in Form bringen kann. Schließlich hat es der Meistercoach mit Napoli geschafft, einem Verein, der den Scudetto seit über 30 Jahren nicht mehr gewonnen hat, warum also Trübsal blasen?

Spalletti hat bereits einige Änderungen an Mancinis Regentschaft vorgenommen, darunter eine App, die es den Spielern ermöglicht, auch außerhalb des Trainingslagers in Coverciano Videovorlesungen und taktische Analysen anzuschauen, um auf den nächsten Sommer hinzuarbeiten.

"Wir wollen so nah wie möglich an das herankommen, was im Verein passiert. Wir wollen mit den Spielern in Kontakt bleiben, deshalb werde ich nicht bis März warten, sondern in die Trainingszentren gehen, mit ihnen zu Abend essen und sie nach ihrer Meinung fragen."

Viele Spielergespräche werden folgen

"Wir haben großartige Spieler in der Nazionale und ich möchte sie kennenlernen, ohne den Druck, dass wir Punkte benötigen. Die Spieler haben uns einiges zu sagen. Wahrscheinlich werden wir von nun an auch mit einer Drohne trainieren, denn wir brauchen das Bildmaterial von den Trainingseinheiten."

Die Vorbereitungen für die EURO 2024 beginnen, und das bedeutet, dass einige Freundschaftsspiele für das nächste Treffen im März 2024 geplant werden.

"Wir brauchten diese Qualifikation, um wieder in den Fußball zu kommen, der zählt. Ohne die Euro wäre es schwierig gewesen, wirklich in einen Wachstumsprozess zu kommen. Ich werde nach den schwierigsten Freundschaftsspielen fragen, denn viele dieser Spieler haben nicht viel Erfahrung auf europäischer Ebene, wann sonst können sie diese sammeln?"

Geben wir Spalletti also wenigstens die Chance, mit den Spielern wirklich zu arbeiten und sie zu einer schlagkräftigen Einheit zu formen. Das hat Roberto Mancini bei der EURO 2020 schließlich auch geschafft. Das ist Italien. Eine Turniermannschaft, die unter Druck wächst und in der Gruppenqualifikation traditionell stottert. Doch die Geschichte hat es gezeigt – wurden die Italiener unterschätzt, haben sie die besten Ergebnisse erzielt…

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Sascha

Francesco Camarda (15) | Wer ist Milans neues Ausnahmetalent?

Francesco Camarda ist spätestens seit seinem Fallrückziehertor gegen Paris Saint Germain im Rahmen der Europe Youth League in den sozialen Medien viral gegangen. Wir stellen euch das 15-jährige Ausnahmetalent des AC Mailand heute genauer vor. (Bild: IMAGO / Gribaudi/ImagePhoto)

Die Geschichte von Francesco Camarda hat ihre Wurzeln im glanzvollen Fußball von Ancelottis AC Mailand. Der Grund? Er wurde am Tag des Sieges der Rossoneri gegen Empoli am 9. März 2008 geboren. Während die Rossoneri mit drei Toren von Pato, Ambrosini und Kakà die "Azzurri" schlugen, kam Camarda auf die Welt. Und niemand ahnte, wofür er fünfzehn Jahre später stehen würde: für die vielversprechende Zukunft von Milan.

Im letzten Freundschaftsspiel gegen Trento wurde Camarda von Pioli in die Mannschaft berufen, was einen Schritt in Richtung Profifußball bedeutete. Von da an machte er von sich reden. Er ist das größte Talent in der Jugendabteilung der Rossoneri seit Hachim Mastour.

Mit 15 Jahren schon für die Primavera

Abate's Primavera ist zu seiner neuen Bühne geworden, auf der er sein Talent voll zum Ausdruck bringt. Der junge Stürmer wurde bereits mit bedeutenden Adjektiven bedacht und mit berühmten Namen verglichen: "prädestiniert", "Phänomen", "reines Talent". Diese Lobeshymnen kommen sicherlich zu früh, aber sie sind ein Indikator für seinen wachsenden Ruhm und die Erwartungen, die seine noch junge Karriere weckt.

Am 16. September erzielte Camarda im Spiel gegen Sassuolo mit der U19-Auswahl der Rossoneri sein erstes Tor im Trikot der Primavera. Ein Tor 'à la Inzaghi', aus reinem Torinstinkt. In seinem ersten internationalen Spiel gegen Newcastle in der Youth League erzielte er direkt zwei Tore.

Das erste durch einen Elfmeter im Stile eines echten Routinier in die Ecke geschossen wurde, das zweite durch einen spektakulären Rechtsschuss unter die Latte. Am 7. November traf er wieder mit einem Kunstschuss, jedoch diesmal gegen PSG.

Wunderkind

Man erzählt sich, dass er seit Beginn seiner Laufbahn über 500 Tore erzielt hat. Das stimmt, aber man muss bedenken, dass in dieser Zahl Teams mit sieben Spielern und Saisons in den Pulcini-Kategorien enthalten sind, in denen die individuelle Stärke den Unterschied ausmachen kann, selbst bei fünf oder sechs Toren pro Spiel. Trotzdem hat er schon einige Erfolge erzielt.

Mit 22 Toren in 25 Spielen gewann er 2022 die U-15-Meisterschaft. Danach schoss er neun Tore in der Jugendmannschaft der Azzurri und beendete eine U17-Meisterschaft mit 22 Toren in 18 Spielen. Bei seinem Debüt in der Primavera-Mannschaft erzielte er direkt zwei Tore gegen Solbiatese.

Eigenschaften

Ein waschechter Vollblutstürmer. Neben technischen Fähigkeiten wie einem kraftvollen Schuss und effektiven Dribblings ist Camarda auch ein Spieler, der niemals aufgibt. Im Jahr 2018 verließ er bei einem Spiel zwischen dem AC Mailand und Bayern München in Wien nach einer Viertelstunde mit einer Knöchelverletzung das Spielfeld.

Als die Mannschaft zehn Minuten vor Schluss mit zwei Toren im Rückstand lag, fragte Camarda den Trainer, ob er zurück aufs Spielfeld darf. Das Ergebnis? Ein Doppelpack und ein Assist, die seine Entschlossenheit und seinen Willen, sich für sein Team aufzuopfern, unter Beweis stellten.

Die Reise von Francesco Camarda begann vor einigen Jahren, als er bereits im Rampenlicht stand. Obwohl der Vergleich mit Haaland verlockend ist, muss der Junge noch viel wachsen und reifen. Seine Erfahrungen in der ersten Mannschaft von Milan stehen erst am Anfang, aber seine Zukunft sieht sehr vielversprechend aus.

Tormaschine schon mit 15 Jahren

Es ist schon beeindruckend, einem Spieler, der erst 15 Jahre und ein paar Monate alt ist, das Zertifikat „Tormaschine“ zu verleihen, aber die Zahlen, die dieses Talent sizilianischer Herkunft (San Cataldo in der Provinz Caltanissetta) vorlegt, sind wirklich sensationell. Camarda, der unter dem Mythos Kaka aufgewachsen ist, hat im Freundschaftsspiel gegen Trient bereits einige Minuten gespielt und damit einen vielversprechenden Anfang seiner Karriere gemacht.

Eine sehr junge Karriere, die praktisch noch am Anfang steht, die aber unter den besten Vorzeichen aufblüht. In der vergangenen Saison führte Camarda die Lombarden zum Gruppensieg in der U16-Meisterschaft und erzielte im entscheidenden Spiel um den Sieg in der regulären Saison einen Hattrick (4:0-Sieg gegen Südtirol). Insgesamt erzielte er in seinem Jahr 22 Tore in 18 Spielen, doch der Titel ging an die Roma.

Er ist noch keine 16 Jahre alt, was er am 10. März nächsten Jahres sein wird, Francesco Camarda ist schon jetzt eine Hoffnung des AC Mailand und, wenn man weiter vorausschaut, des italienischen Fußballs. Denn sein Torinstinkt ist für sein junges Alter extrem ausgeprägt, er weiß genau wie er den freien Raum attackiert und wo er im Strafraum zu stehen hat.

Die Konkurrenz lauert

Da der AC Mailand in den nächsten beiden Spielen auf Olivier Giroud verzichten muss, und Luka Jovic hat sich bisher als enttäuschend erwiesen. Wie die italienischen Gazzetten berichten, könnte Francesco Camarda daher, zum ersten Mal in die erste Mannschaft berufen werden.

Die Leistungen für die Primavera der Rossoneri ist natürlich auch Cheftrainer Stefano Pioli nicht verborgen geblieben. Camarda erzielte in allen Wettbewerben sieben Tore. Drei davon in der UEFA Youth League, wo der 15-Jährige auf Spieler trifft, die körperlich wesentlich stärker und älter sind als er. Selbst Hachim Mastour war in diesem Alter noch nicht so weit in seiner Entwicklung.

Der Erfolg ist jedoch nicht unbemerkt geblieben, und mehrere Spitzenvereine beobachten seine Situation. Es wird erwartet, dass Milan seinen Vertrag im März verlängert – sobald dies rechtlich möglich ist - und Camarda betonte, dass er eines Tages sein Debüt in der ersten Mannschaft der Rossoneri geben möchte.

Mastour als warnendes Beispiel

Milan ist von Camardas Qualitäten überzeugt und möchte, dass er sich im richtigen Tempo entwickelt. Ignazio Abate hat bisher gute Arbeit mit dem Stürmer geleistet, aber es ist nur natürlich, dass die Fans ihn in der ersten Mannschaft sehen wollen.

Allerdings sollte der Fall von Hachim Mastour, welcher damals als neuer Cristiano Ronaldo gehandelt wurde, ein warnendes Beispiel sein, dass man einen Jugendspieler nicht so schnell verheizen sollte. Mastour bestätigte, dass ihm der Erwartungsdruck der Fans am Ende zu groß wurde, und er vor allem daran gescheitert ist.

Aktuell kickt der ehemalige Milan-Youngster mit 25 Jahren in der ersten marokkanischen Liga für Union Touarga. Die Rossoneri sollten also aufgrund dessen sensibilisiert sein und umso achtsamer mit der Entwicklung von Francesco Camarda umgehen. Das Talent ist zweifellos da, jedoch gilt es nun den richtigen Umgang mit den Rohdiamanten zu finden.

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Sascha

Spitzenklasse oder überbewertet? | Jonathan David (23) im Porträt

Jonathan David war im letzten Sommer einer der gefragtesten Stürmer in ganz Europa, da er mit seinen Toren Lille ins internationale Geschäft verhalf. Ablösesummen um die 65 Millionen Euro wurden für den Kanadier gehandelt, daher gehen wir in diesem Artikel dem ganzen Trubel um ihn auf den Grund, und ob er das Geld wirklich wert ist.

Bis zu seinem sechsten Lebensjahr lebte Jonathan David mit seinen Eltern auf Haiti, wo er als Kind mit seinen Freunden auf den Strassen der karibischen Insel kickte. Mit sechs Jahren zog es die Familie dann Richtung Kanada. David schloss sich der Jugend von Ottawa ISC an und durchlief die für ihn wichtigste Ausbildung für den Profifußball.

"Mein größtes Glück war es mit elf meinen damaligen Trainer getroffen zu haben, der mich bis zu meinem Wechsel nach Belgien ausgebildet hat. Er war perfekt für mich, da es ihm am Herzen lag uns für den Profifußball in Europa vorzubereiten", erklärte der Kanadier im Interview mit Sky Sports.

Sein Idol war Ronaldinho

Als Kind bewunderte er vor allem sein Idol Ronaldinho, weshalb er am meisten die La Liga verfolgte, aber auch ein Auge auf die Serie A und die Premier League geworfen hat. Eins war ihm schon damals klar, sein großes Ziel war es, irgendwann in Europa zu spielen.

Dieser Traum ging mit seinem Wechsel über Gent nach Lille mittlerweile in Erfüllung, wenngleich er noch nicht in den von ihm präferierten Ligen kickt. Doch es war alles andere als einfach für den jungen Stürmer, denn er musste sich vielen Herausforderungen stellen.

Die letzten Spielzeiten bei seinem aktuellen Verein Lille waren sowohl auf als auch neben dem Platz turbulent. Der Verein hat den Besitzer gewechselt und musste sich mit Problemen im Zusammenhang mit langjährigen Schulden, den Auswirkungen von COVID-19 und dem gescheiterten Mediapro-TV-Deal auseinandersetzen.

Daher war es für den Verein von entscheidender Bedeutung, weiterhin auf junge Talente mit großen Potenzial zu setzen, die man zu Stars ausbilden kann, und sie mit Gewinn weiterverkauft, um die Finanzen zu sanieren. Dies war beispielsweise der Fall bei Spielern wie Nicolas Pépé oder Victor Osimhen und auch unser Protagonist könnte diesen beiden bald folgen.

David lässt Osimhen vergessen

Doch trotz dieses Chaos schaffte der Verein das seltene Kunststück, 2020/21 vor Paris Saint-Germain den Titel in der Ligue 1 zu gewinnen. Und das, obwohl Osimhen und Arsenals Innenverteidiger Gabriel Magalhães im Sommer vor Saisonbeginn verkauft wurden. Doch wen hat man als Ersatz für Osimhen noch im selben Fenster verpflichtet? Niemand anderes als Jonathan David vom belgischen Klub Genk. Auf ihn kommen wir gleich zu sprechen.

Oberflächlich betrachtet war die Saison 2022/23 für Lille zwar solide, aber unspektakulär. Die Mannschaft hat ihre Punktzahl aus der letzten Saison übertroffen und hat sich für die UEFA Europa Conference qualifiziert. Aktuell rangieren „Les Dogues“ auf dem fünften Tabellenplatz und sind damit wieder voll auf Europe League-Kurs.

28 Scorerpunkte letzte Saison

Einer der Gründe, warum Lille letzte Saison in der Lage war, starke Offensivzahlen zu produzieren, lag daran, dass Jonathan David seine beste Saison seit seinem Wechsel in die Ligue 1 gespielt hat. Der Kanadier erzielte 24 Tore, bereitete weitere vier vor und lag damit nur fünf Treffer hinter Torschützenkönig und Superstar Kylian Mbappé.

Seine Offensivleistungen waren in dieser Saison außergewöhnlich, was ihn zum Ziel großer europäischer Klubs gemacht hat, und Lille möchte sich erneut eine große Ablöse sichern. Aber was für ein Spieler ist David? Wie gut könnte er einmal werden? Und wie würden sich seine Fähigkeiten außerhalb Frankreichs entwickeln?

Herausragendes Positionsspiel

Davids Laufwege während des Ballbesitzes sind faszinierend, aber noch nicht ganz vollständig. Häufig lässt er sich etwas tiefer in den Raum fallen und sucht den Ball, wobei er sich auf seine Fähigkeiten als Empfänger und Ballsicherer verlässt.

Manchmal versucht er in koordinierten Sequenzen, einen Innenverteidiger aus seiner Position zu locken, während die Flügelstürmer (letzte Saison meist Jonathan Bamba oder Rémy Cabella) den frei gewordenen Raum besetzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass David in der Zone in der Mitte des Spielfelds unmittelbar vor dem gegnerischen Strafraum - am aktivsten ist.

Er scheut sich nicht davor, mit seinen Läufen hohe Verteidigungslinien zu überwinden, aber gute Stürmer versuchen in der Regel, solche Situationen auszunutzen. Die sehr guten Stürmer finden offene Räume, auch wenn sie kaum Ballkontakte haben.

Meiste Abschlüsse nach Flanken und Rückpässen

Fairerweise muss man sagen, dass David gegen stabile Abwehrreihen einige gute Momente hat. Wenn er kurz vor dem Strafraum auftaucht und sich sicher ist, dass er angreifen kann, stürmt er in die Box, um kurze Pässe anzunehmen, die zu Abschlüssen führen können.

Wenn er bereits im Strafraum ist, lässt er sich manchmal in Richtung des Außenpfostens fallen, um auf eine Flanke zu warten. Gelegentlich nutzt er auch Körpertäuschungen, um den Ball am langen Pfosten zu erhalten und sich auf dem Wege dahin aus dem Gedränge herauszulösen.

Laut Opta Analyst kommt David am öftesten nach Flanken und Rückpässen zu Abschlüssen. Vier seiner Ligue-1-Tore in der letzten Saison sind direkt auf Flanken zurückzuführen, und er schlug selbst mehr Flanken als jeder andere Spieler von Lille. Darüber hinaus produzierten nur Kylian Mbappé und Lionel Messi in dieser Saison mehr Flanken als David.

Bei Konterangriffen ist David aufgrund seiner Schnelligkeit und seinem soliden Dribbling ein wertvolles Mitglied um die Gegner blitzartig zu überwinden. Wenn er mehr Raum zur Verfügung hat, startet er auch klug in die Tiefe. Beim 4:3-Sieg von Lille gegen Monaco im vergangenen Jahr hat er dies sehr effektiv vorgeführt.

Qualität seiner Abschlüsse

Was seine individuelle Treffsicherheit betrifft, war dies Davids beste Saison. Sein Schussvolumen ohne Strafstöße ist um 37,7 % auf 2,95 pro 90 Minuten gestiegen, womit er sich in der Ligue 1 im 83 Perzentil einreiht. Normalerweise geht ein Anstieg des Schussvolumens, insbesondere in diesem Ausmaß, mit einem Rückgang der Schussqualität einher, aber das war nicht der Fall. Seine erwarteten Tore pro Schuss (0,22) liegen im 80. Perzentil und sind auf einem ähnlich gutem Niveau wie in den beiden vorangegangenen Spielzeiten geblieben.

Was ihm als Schütze hilft, ist die Tatsache, dass er mit beiden Füßen gut abschließen kann. Von Davids 95 Schüssen in der Ligue 1 in dieser Saison wurden 30 (31,5 %) mit seinem schwächeren linken Fuß abgegeben. Seine Fähigkeit, beidfüßig zu schießen, macht ihn für den Gegner schwer ausrechenbar.

In diesem Stadium seiner Karriere ist es jedoch aufgrund seiner geringen Laufdistanz ohne Ball schwer vorstellbar, dass er in den Bereich von mehr als 3,5 Schüssen pro 90 Minuten kommt, welcher den besten Stürmern der Welt vorbehalten bleibt.

Passspiel und Kombinationsspiel

David hat sich zu einem fähigen, instinktiven Passgeber und Spielgestalter entwickelt. Er kann Pässe am Boden annehmen und hat ein gutes Händchen diese klug weiterzuleiten. Der Stürmer ist ein hervorragender Zielspieler für seine Mannschaft - nur Mbappé hat letzte Saison mehr Pässe erhalten als der Kanadier.

David ist sehr kreativ bei der Ausführung von verschiedenen Dribblings und verfügt über die technischen Fähigkeiten, um schnelle Kombinationen zu spielen. In Situationen, in denen das Tempo erhöht wird, kann David dank seiner schnellen Auffassungsgabe kurze Pässe nach vorne spielen, um seine Mitspieler in nächster Nähe in Szene zu setzen.

Wie gut ist Jonathan David?

David hat ein interessantes Profil, denn er verfügt über eine Reihe von Stärken, von denen aber wohl noch keine zur Spitzenklasse gehört. Seine Bewegungen abseits des Balls sind nicht weltklasse, obwohl man darüber streiten kann, wie weit er von diesem Niveau noch entfernt ist, und er verfügt aufgrund seiner Beidfüßigkeit über eine gewisse Flexibilität beim Schießen. Er behauptet sich eindeutig, wenn er die Bälle halten soll um sein Team zu entlasten, aber alles noch nicht auf Spitzenniveau.

Davids Passspiel und seine Fähigkeit Kombinationsspiele zu initiieren, tragen dazu bei, das komplette Team in höhere Bereiche des Spielfelds mitzuziehen. Insgesamt ist er als Spielmacher jedoch eher auf seine eigene Art und Weise unterwegs. Er stand 2022/23 zwar an siebter Stelle in der Liga, wenn es um das Erzeugen von Chancen ging, aber nicht viele davon waren Langstreckendribblings, bei denen er die Verteidigung umkurvte, bevor etwas passiert.

Im Vergleich zu anderen Spielern in den fünf großen europäischen Ligen ist Davids Torquote zwar gut, liegt aber ein paar Stufen unter der absoluten Weltklasse. Seine Torquote in der Ligue 1 wird durch die zehn Elfmetertore, die er verwandelt hat, ordentlich aufgepeppt. Wenn man diese herausrechnet, gelingt ihm nur noch alle 226 Minuten ein Tor aus dem Spiel heraus – ein guter, jedoch kein überragender Wert.

Top 40 Europas

Bei den erwarteten Toren (23,96) und Assists (5,67) ist er in den Top 40 besser platziert, aber immer noch eine Stufe unter denen von Victor Osimhen und Erling Haaland. Wie bereits erwähnt, ist David ein Nicht-Elite-Torjäger und Spielmacher, was seine Gesamtleistung der abgegebenen Schüssen unterstreicht (jedoch zugegebenermaßen letzte Saison immer noch recht solide war).

Der Versuch, die künftige Adaption in einer anderen Liga zu beurteilen, ist nie eine exakte Wissenschaft, aber es ist möglich, eine vernünftige Schätzung abzugeben. Offensivtalente aus der Ligue 1 haben sich im Allgemeinen in verschiedenen europäischen Topligen bisher gut geschlagen.

David hat bereits Erfahrung in einer ballbesitzorientierten Mannschaft, die immer wieder mit tiefstehenden Abwehrreihen konfrontiert wird und deshalb häufig auch die Breite des Spielfelds nutzt, um den Gegner auseinander zu ziehen. Das ist sicherlich ein Pluspunkt. Bei seiner nächsten Station wird er wahrscheinlich auch stärkere Mitspieler haben, was seinem Spiel natürlich auch entgegen kommt.

Ähnlicher Spielertyp wie Firminho

Es ist zumindest einigermaßen plausibel, sich David in einer ähnlichen Rolle vorzustellen wie Roberto Firmino in seiner Glanzzeit bei Liverpool, wo er an der Seite von Mohamed Salah und Sadio Mané spielen durfte, die nach hinten loslegten, während der Brasilianer die tieferen Räume besetzte und für Bewegung sorgte.

In diesem Fall müsste man von Davids Spiel aus der Tiefe und seiner Spielweise sehr überzeugt sein, damit dies sein bester Weg zum Ruhm ist. Vielleicht landet er wieder in einem Stürmerduo, wie es mit Burak Yılmaz der Fall war, aber das könnte von dem ablenken, was David in dieser Saison auszeichnete.

Wenn es darum geht, über Davids Spielerprofil nachzudenken, könnte ein bemerkenswerter Vergleich Alexandre Lacazette sein. Beide haben ein gutes Kombinationsspiel und können andere Spieler mitreißen. David ist ein bisschen schneller, während Lacazette etwas geschickter darin war, individuelle Torchancen zu kreieren. Beide machten mit Anfang 20 einen Sprung nach vorne, und Lacazette fügte seinem Spiel immer wieder neue Elemente hinzu, was dazu führte, dass er von 2015 bis 2017 in Frankreich 0,75 Tore und Assists pro 90 Minuten erzielte.

65 Millionen Ablöse realistisch?

Sollte David Lille nächsten Sommer für die kolportierte Ablösesumme von 65 Millionen Euro verlassen, wäre es zwar unwahrscheinlich, dass er ein kompletter Reinfall wird, aber er könnte auch keinen Mehrwert bieten, wie es bei Lacazette bei Arsenal der Fall war (obwohl David fast zweieinhalb Jahre jünger wäre als Lacazette, als er wechselte).

Es ist nicht ausgeschlossen, dass er einen Punkt erreicht, an dem er den Angriff eines großen Vereins auf ein sehr hohes Niveau heben kann. Aber das würde einen bemerkenswerten Sprung in den Fähigkeiten bedeuten.

Jonathan David ist zweifelsohne ein guter Spieler, der in seiner besten Zeit vielleicht zu einem großen Spieler werden kann. Die europäischen Spitzenvereine werden hoffen, dass der kanadische Stürmer einen weiteren Sprung machen wird, aber eine Garantie werden sie bei einem Transfer nun mal nicht haben. Somit wird ein Transfer aufgrund der hohen Ablöse ein immenses finanzielles Risiko darstellen.

Allerdings spielt David in der aktuellen Saison unter Trainer Paulo Fonseca bei weitem nicht so stark wie letzte Spielzeit. Sowohl leistungstechnisch als auch statistisch (nur 2 Tore und eine Vorlage in elf Partien) steckt der 23-Jährige eher in einer Abwärtsspirale, was auch seine Ablösesumme wiederum erschwinglicher machen könnte und somit auch ein Transfer weniger finanzielles Risiko bedeuten könnte.

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