Der Stürmer von Bayer 04 Leverkusen Sardar Azmoun und der ehemalige Bundesligaprofi Ali Karimi kämpfen für die Rechte der Frauen im Iran ein und unterstützen die aktuellen Proteste im ganzen Land. Dabei setzen sie ihr Leben aufs Spiel, denn ihr Einsatz kann weitreichende Folgen für sie und ihr Leben haben. Umso faszinierender ist ihr Support für die iranischen Frauen, deren Mut beispiellos und historisch ist. (Foto: IMAGO / Uwe Kraft)
We Support And Thank @alikarimi_ak8 For His Nice Kick. 💗#MahsaAmini#مهسا_امینی pic.twitter.com/f6tB1UXDJK
— Utfryst 🤞 (@Utfryst_) September 24, 2022
Ali Karimi – die Stimme des Volkes
Seit dem Ende seiner aktiven Laufbahn kämpft der ehemalige Bundesligaprofi, der von 2005 bis 2007 beim FC Bayern München und 2011 beim FC Schalke 04 spielte, um Freiheit und Frauenrechte im Iran und bekämpft die Korruption im Land. Er kandidierte sogar für den Posten als Präsident des iranischen Fußballverbandes, war jedoch aufgrund seines starken politischen Einsatzes gegen das iranische Regime sowie seiner vehementen Kritik am Verband chancenlos.
Seit dem Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini, die von der Sittenpolizei gewaltsam verhaftet wurde, weil ihr Kopftuch nicht richtig saß und anschließend starb, ist Ali Karimi die lauteste berühmte Stimme der iranischen Bevölkerung. Tagtäglich postet er Bilder und Videos von den Protesten und gibt öffentliche Statements ab, in denen er die Regierung auffordert, die Unterdrückung der Bevölkerung und die Gewalt gegen Menschen, die sich für ihre Rechte einsetzen, ein Ende zu setzen.
„Hab keine Angst vor starken Frauen. Vielleicht kommt der Tag, an dem sie deine einzige Armee sind. Lass nicht zu, dass unschuldiges Blut vergossen wird." (Ali Karimi)
Ali Karimi mobilisiert durch seinen Einsatz alle Iranerinnen und Iraner im und außerhalb vom Iran sowie auch alle Nicht-Iraner:innen auf der Welt. Er nutzt seine Reputation und seine Beliebtheit ein, die er durch seine Fußballkarriere erlangte, und riskiert dabei sein Leben, während die Menschen da draußen seinen Namen skandieren. Dabei geht es ihm nicht um einen Posten oder eine Position, sondern nur um Frieden, Trost und Wohlergehen der Menschen im Iran.
Der frühere Bundesliga-Star Ali Karimi ist einer der prominentesten Unterstützer der Protestbewegung im #Iran.Das Haus von @alikarimi_ak8 soll gestern von #Iran Behörden konfisziert worden sein. Jetzt schreibt Karimi: Ein Haus ohne Boden,meint damit Iran hat keinen Wert. Nehmt es https://t.co/l4lTdSrAg2 pic.twitter.com/5QH5FCMrtz
— Natalie Amiri (@NatalieAmiri) September 27, 2022
Sardar Azmoun – der mutigste Fußballer der Welt
Der iranische Stürmer von Bayer 04 Leverkusen hat sich nun ebenfalls als erster iranischer Nationalspieler öffentlich zu den Protesten geäußert und die Regierung für ihr Handeln gegen die protestierenden Frauen im Iran kritisiert. Dabei setzt er sein Leben und das seiner Familie, aber auch seine Fußballkarriere im Team Melli aufs Spiel, denn durch die öffentliche Kritik am Regime riskiert er seinen Ausschluss von der Nationalmannschaft Irans und damit auch seine WM-Teilnahme.
Als erste Maßnahme wurde kurz nach seinem Statement sein Twitter- und Instagram Profil gesperrt und alle Beiträge gelöscht. Mittlerweile ist die Sperrung seiner Social-Media-Kanäle wieder aufgehoben und der 27 jähriger Stürmer setzt dort an, wo er zuvor aufgehört hat.
"Schämt euch alle, wie leichtfertig Menschen ermordet werden. Lang leben die iranischen Frauen", schrieb Leverkusens Sardar Azmoun auf Instagram. Mittlerweile solidarisieren sich einige Fußballer mit den #IranProtests2022. #Mahsa_Amini @schultevolker https://t.co/5IfUj85Av6
— Deutschlandfunk Sport (@DLF_Sport) September 27, 2022
„Die ultimative Bestrafung wäre, dass sie mich aus dem Team werfen, was aber ein kleines Opfer im Vergleich zu jeder einzelnen Haarsträhne einer iranischen Frau wäre." (Sardar Azmoun)
Fußballer müssen politische Statements setzen!
Auch wenn die FIFA ausdrücklich politische Statements im Rahmen von Fußballspielen verbietet, sind vor allem Fußballer dazu verpflichtet, sich für Menschenrechte einzusetzen und den Fußball dadurch zu instrumentalisieren. Es sind nämlich die Menschen, die die Trikots ihrer Lieblinge tragen, ins Stadion gehen und ihre Mannschaft anfeuern, auf Social-Media Beiträge posten und liken oder teure Streaming-Abos kaufen, um die Spiele vor dem Bildschirm verfolgen zu können, deren Gelder mittelbar auch in den Taschen der Profis landen.
Es sind die Menschen die Sportler zu Ruhm und Reichtum verhelfen. Deshalb ist es meiner Ansicht nach die PFLICHT eines jeden Sportlers, für Menschenrechte einzustehen und den Menschen solidarisch zur Seite zu stehen. Ob durch Kniefall vor einem Spiel, dem Tragen von regenbogenfarbenen Trikots oder öffentlichen Statements sind es gerade die Sportereignisse, die von Milliarden Menschen verfolgt werden und jegliche Aktion eine unvorstellbare Reichweite erzielen. Es ist an der Zeit, dass die Sportler den Menschen das zurückgeben, was sie von und durch die Menschen erreicht haben.