18+ | Spiele mit Verantwortung | Es gelten die AGB | Glücksspiel kann süchtig machen | Wir erhalten Provisionen von den aufgeführten Wettanbietern

Max

Steven Gerrard und Liverpool - Rückblick auf eine Liebesgeschichte

„Schneide meine Venen auf und ich blute Liverpool rot. Ich liebe Liverpool mit einer brennenden Leidenschaft.“

Mit diesen Worten beschreibt Steven Gerrard zu Beginn seiner Autobiografie seine Beziehung zum Liverpool Football Club, für den er in 710 Pflichtspielen auf dem Rasen stand. An diesem Samstag wird er als Trainer von Aston Villa erstmals ein Spiel gegen seinen Herzensverein bestreiten. Grund genug, um einen Blick auf diese besondere Beziehung zu werfen. (Foto: IMAGO / Colorsport)

Steven Gerrard wurde am 30. Mai 1980 als Sohn eines glühenden Anhängers der Reds geboren. Schon in seiner Kindheit hatte er ständig einen Ball am Fuß und kickte bis zum Sonnenuntergang mit seinen Freunden, seinem Bruder Paul und seinem Cousin Jon-Paul auf den Betonplätzen und Straßen Liverpools. Im zarten Alter von acht Jahren wechselte der kleine Steven in die Jugendakademie seines Lieblingsvereins und alles sah nach einem geradlinigen Aufstieg aus.

Schicksalsschläge

Am 15. April 1989 kam es während des FA Cup Halbfinalspiels zwischen Liverpool und Nottingham Forrest im Hillsborough Stadion in Sheffield zu einer Massenpanik. Im überfüllten Block der Liverpool Anhänger verloren 97 Menschen ihr Leben. Das jüngste Opfer war der erst zehn Jahre alte Jon-Paul Gilhooley – Gerrards Cousin.

„Ein Freund der Familie nahm Jon-Paul mit. Sie fuhren an diesem Morgen aus Liverpool los, alle voller Aufregung, doch Jon-Paul kam nie zurück. Er kam nie von dem Spiel nach Hause. Diese Worte werden mich für immer verfolgen.“ Steven Gerrard

Dieses tragische Ereignis – heute bekannt als die Hillsborough Katastrophe - prägt Stadt und Verein bis zum heutigen Tage. Auch Gerrard, der seinem verstorbenen Cousin seine Biografie widmete, und darin bekannte: „Ich habe es noch nie zuvor jemanden wissen lassen, aber es ist wahr: Ich spiele für Jon Paul.

Als einen weiteren Antrieb für seine Weltkarriere bezeichnet Gerrard einen Unfall, den er im gleichen Jahr beim Spielen auf einem verlassenen Grundstück hatte. Eine rostige Grabgabel bohrte sich tief in seinen großen Zeh und es drohte die Amputation – das Ende seiner fußballerischen Ambitionen. Nur die Überzeugungskraft des Akademieleiters Steve Heighway („Nein, ihr werdet seinen Zeh nicht abnehmen!“) sowie das Geschick des Chirurgen konnten den Zeh und somit die noch junge Karriere retten.

„Ohne Fußball wäre mein Leben leer. Ich vergesse niemals diese Trostlosigkeit, von einem Ball getrennt gewesen zu sein.“ – Steven Gerrard

Zusammen mit seinem Freund Michael Owen, Europas Fußballer des Jahres 2001, durchlief Gerrard die Akademie der Reds. Im Alter von 18 Jahren bestritt Gerrard sein erstes Spiel in der Premier League gegen die Blackburn Rovers. Es sollte nicht lange dauern, bis sich der harte Zweikämpfer, der auch mit offensiven Aktionen zu brillieren wusste, einen Stammplatz im Mittelfeld seines Jugendclubs erarbeiten konnte.

„Kurz bevor ich mein Liverpool Debüt gab sagten sie [Jon-Pauls Eltern]: „Jon Paul wäre so stolz auf dich.“ Während dieses Spiels spürte ich, wie er auf mich herabsah, froh dass ich den Traum erfülle, den wir beide teilten.“ - Steven Gerrard

2003 übernahm der Englische Nationalspieler dann sogar die Kapitänsbinde seiner Reds. Ein Amt, das er erst bei seinem Abschied 2015 niederlegen sollte.

Abschiedsgedanken

Doch bereits lange davor, im Sommer 2004, stand Captain Fantastic - wie ihn seine Anhänger noch heute nennen - kurz vor einem Vereinswechsel. Liverpool beendete die Saison 2003/2004 30 Punkte hinter Meister Arsenal und Gerrard - zu diesem Zeitpunkt bereits in der Weltklasse angekommen - zweifelte an den Ambitionen seines Vereins. Vor allem das Interesse des neureichen Vizemeisters Chelsea und Trainer José Mourinho beschäftigte den Mittelfeldmann.

„Ich werde mit offenen Armen auf Steven warten.“ -José Mourinho

Der Familienrat der Gerrards tagte und schließlich kam es am 28. Juni zu einem Telefonat mit CEO Rick Parry, bei dem Gerrard verkündete: „Ich werde definitiv bleiben.“ Die Fans der Reds können bis heute dem Vater ihrer Legende dankbar sein, der damals ein Machtwort sprach: „Steven, du gehst nirgendwo hin. Ich will, dass du bleibst."

Doch die Wechselgedanken waren noch nicht verschwunden, schließlich erreichte Liverpool in der folgenden Saison nur den 5. Platz. Im Gegensatz zum immer noch interessierten Meister Chelsea war man damit nicht für die Champions League qualifiziert.

Eine Nacht in Istanbul sollte dies vorerst ändern: die Reds besiegten im Finale der Champions League die übermächtige AC Mailand und waren zum fünften Mal die Könige Europas. Noch im Stadion teilte Gerrard der Welt mit: „Ich unterschreibe bei Liverpool für vier oder fünf Jahre.“

Aber die Verhandlungen kamen ins Stocken und eskalierten in einer offiziellen Transferanfrage. In den Straßen Liverpools herrschte der Ausnahmezustand, vor Anfield brannte ein Trikot des Kapitäns. Gerrard - der in dieser Zeit nach eigener Aussage Paracetamol wie Smarties zu sich nahm – setzte sich erneut mit seiner Familie zusammen.

„Lauf nicht weg. Verlasse nicht den Club, den du liebst.“ – Paul Gerrard Sr.

In seinem Buch schildert Gerrard seine Gedankengänge zu dieser Zeit. Wie er sich fragte, ob er die Stadt und den Verein, die ihn formten, verlassen kann. Ob er gegen den Kop, die Heimat der treusten Fans, spielen kann. Ob er seine Familie enttäuschen kann. Die Antwort lautete nein und so unterzeichnete er einen langfristigen Vertrag – diesmal ohne Ausstiegsklausel.

„Als ich an diesem Freitag den Vertrag unterzeichnete, war es, als würde ich einen Liebesbrief unterschreiben. Ich war froh, dass mein kurzer Flirt mit Chelsea vorbei ist.“ – Steven Gerrard

Erst 2015 folgte dann der emotionale Abschied, Steven Gerrard verließ den Liverpool Football Club nach 710 Pflichtspielen als weit über die Grenzen der Merseyside geschätzte Vereinsikone. Für ein Jahr schloss er sich LA Galaxy in der Major League Soccer an, wo er im hohen Fußballeralter von 36 Jahren aus dem zentralen Mittelfeld im Schnitt eine Torbeteiligung alle 100 Minuten beisteuern konnte.

Nach seinem Karriereende 2016 startete Gerrard sofort seine Trainerkarriere – natürlich in der Akademie des FC Liverpool, die er einst selbst durchlief. Der Weg zum Cheftrainer der Reds schien dabei schon vorgezeichnet, als er das Trikot das erste Mal gegen den Anzug tauschte. Doch ein Mann stand ihm dabei im Weg: Jürgen Klopp, der selbst für eine Vereinslegende unantastbar war und ist.

Und so verließ Gerrard seinen Verein im Sommer 2018 zu den Glasgow Rangers, nachdem er die U19 in das Viertelfinale der UEFA Youth League führte. Torschützen im Viertelfinale gegen Manchester City: Curtis Jones und Lukas Nmecha.

Doch die Verbindung zu Liverpool blieb auch über die private Ebene hinaus bestehen, so kam es während seiner Amtszeit zu vier Leihen von Liverpool zu den Rangers; sicherlich kein Zufall. Als Trainer Gerrard in der vergangenen Saison ungeschlagen die Schottische Meisterschaft ins Ibrox Stadium holte und damit endgültig bewies, dass er mehr als nur einen großen Namen mitbringt, wurden auch Teams der Premier League aufmerksam.

Das erste Mal gegen Liverpool

Als Aston Villa sich im November von Trainer Dean Smith trennte, war das die Chance für Gerrard, sich auf höchstem Level zu beweisen. Und so musste er in Kauf nehmen, zum ersten Mal gegen seinen Herzensverein anzutreten, um seine eigene Karriere voranzutreiben. Bei seiner ersten Pressekonferenz in Birmingham wimmelte er eine Frage nach Liverpool förmlich ab, seine Konzentration gelte nur Aston Villa.

Doch bedeutet das, dass wir Steven Gerrard vielleicht niemals als Coach des FC Liverpool sehen werden? Davon ist Stand jetzt nicht auszugehen! Denn in seinen ersten Wochen als Premier League Coach konnte Gerrard bereits andeuten, der Aufgabe gewachsen zu sein. Sollte er dies auch zukünftig beweisen können, wird er bei einem Abschied von Klopp ganz oben auf der Liste der Liverpooler Bosse stehen.

Dass Gerrard ein Angebot seiner Reds ablehnen würde, das erscheint mir sehr unrealistisch. Denn um seine Liebe zu Liverpool zu erkennen braucht es keinen Schnitt in die Venen – es genügen hunderte Anekdoten, von denen ich nur einen Bruchteil in diesem Artikel unterbringen konnte.

Teile den Post
Max

Fredrik André Bjørkan – Herthas neuer Norweger

Kurz nach der Vorstellung des neuen Trainers Tayfun Korkut meldet die Berliner Hertha erneut Vollzug: Linksverteidiger Fredrik André Bjørkan kommt zum 01. Januar ablösefrei vom Norwegischen Meister FK Bodø/Glimt. In Berlin unterschreibt der 23-Jährige Nationalspieler einen Vertrag bis 2025 und soll die zuletzt schwache linke Seite beleben. (Bild: Imago/ Insidefoto)

In Bodø - einer Stadt mit nur 50.000 Einwohnern in Norwegens Norden – geboren, schaffte es Bjørkan bei seinem Heimatverein zum Profi. Nach dem Abstieg in seiner Debütsaison 15/16 ging es für Bjørkan und Bodø/Glimt steil bergauf. So konnte das Leicester vom Polarkreis, wie der Kicker titelte, in der vergangenen Saison sensationell die Meisterschaft in der Eliteserien erringen.

Auch dieses Jahr steht der Club zwei Spieltage vor Saisonende auf dem Platz an der Sonne, Bjørkan könnte also im Januar als zweifacher Meister in Berlin aufschlagen. In der Conference League weiß der für sein familiäres Umfeld bekannte Verein ebenfalls zu überzeugen, konnte neulich sogar die Roma mit 6:1 schlagen

Im Falle des Neu-Herthaners ist das oft zitierte familiäre Umfeld übrigens mehr als nur eine leere Phrase: Vater Aasmund war bereits als Spieler in Bodø aktiv und ist als ehemaliger Trainer und aktueller Sportdirektor einer der Väter des aktuellen Erfolgs. Auf einen neuen Vertrag konnte man sich familienintern nicht einigen, der Haussegen hängt deswegen trotzdem nicht schief.

„Nein, mein Vater denkt auch, dass es die richtige Entscheidung ist, da schon einige Norweger hier bei Hertha gespielt haben und der Club in unserem Land einen guten Ruf genießt.“ Fredrik André Bjørkan

Aus dieser Wohlfühloase im Fußballgeschäft kommt der Norweger nun nach Berlin – eine Millionenstadt – mit einem Verein, der in den letzten Jahren zusehends im Chaos versinkt. Keine leichte Umstellung, bei der sicherlich helfen wird, dass er die Deutsche Sprache immerhin aus der Schule kennt.

Hilfe hatte er dabei vom heutigen Wiesbadener Sascha Mockenhaupt, der ein halbes Jahr bei Bodø/Glimt aktiv war und sich an eine spezielle Bitte seines Trainers Aasmund Bjørkan erinnert: „Mein Sohn schreibt morgen eine Deutsch-Arbeit, kannst du ihm vielleicht noch mal helfen gleich?“

Ein moderner Verteidiger

Doch was können die Herthaner von ihrem Neuzugang erwarten? Bjørkan ist Teil einer bestens ausgebildeten Generation norwegischer Fußballer, die aktuell den europäischen Markt fluten. Neben Erling Haaland und Martin Ødegaard gehören dazu unter anderem auch Sander Berge von Sheffield United, Kristoffer Ajer vom FC Brentford sowie der Frankfurter Jens Petter Hauge, der ebenfalls aus Bodø stammt und dort ausgebildet wurde.

Diese erstklassige Ausbildung lässt sich in seinem Spiel sofort erkennen, ist er doch der klassische moderne Außenverteidiger. Mit seinem Tempo initiiert der 23-Jährige regelmäßig Angriffe. Dabei klebt er nicht stur an der Seitenlinie, sondern zieht auch regelmäßig ins Zentrum, um auf der Außenbahn Platz für seinen Vordermann zu schaffen. So sorgt er auch vor dem gegnerischen Tor regelmäßig für Gefahr, in 108 Erstligaspielen stehen 15 Assists und 5 Tore zu Buche.

Gegen den Ball glänzt Bjørkan vor allem in Pressingmomenten, die er auffällig gut antizipiert. Schwächen sind hingegen in der Deckungsarbeit zu erkennen, bei der er gelegentlich den Gegenspieler aus den Augen verliert. In Norwegen konnte er diese Fehler noch mit seinem Tempo ausgleichen, gegen die Comans und Diabys dieser Welt können solche Fehler jedoch fatal sein.

Seine größte Schwäche ist jedoch das Kopfballspiel, wie er selbst in seinem ersten Interview für seinen neuen Arbeitgeber eingestand.

Netz-Abgang wirft Fragen auf

Ein ablösefreier Transfer eines talentierten Spielers bietet eher selten Zündstoff, aus diesem lässt sich jedoch eine gewisse Brisanz ziehen. Im Sommer erst wechselte der hochveranlagte Linksverteidiger Luca Netz von Berlin nach Mönchengladbach – angeblich, weil ihm durch die Konkurrenz von Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt keine klare Perspektive aufgezeigt werden konnte. Wenige Monate später wird jetzt also ein 5 Jahre älterer Spieler aus dem Ausland für die gleiche Position verpflichtet – das wirft Fragen auf.

Da der ehemalige Nationalspieler Plattenhardt seiner Topform schon seit geraumer Zeit hinterherläuft und der seit Jahren stagnierende Mittelstädt eher auf dem offensiven Flügel gebraucht wird, ist die Verpflichtung trotzdem nachvollziehbar und folgerichtig. Außerdem zeigt sich hier endlich die Handschrift von Fredi Bobic, der bei Transfers auf Fähigkeiten und Potenzial achtet, nicht auf Namen. Ein solches Vorgehen hat man im Olympiastadion in den vergangenen Jahren häufig vermisst.

Teile den Post
Max

Ralf Rangnick – der neue starke Mann bei Manchester United

Die Meldung traf die Fußballwelt am gestrigen Donnerstag völlig unvorbereitet: Ralf Rangnick wird neuer Trainer des englischen Fußballriesen Manchester United. Das englische Portal “The Athletic“ berichtete zuerst davon, mittlerweile soll Rangnick auch schon Glückwünsche entgegengenommen haben – der 63-Jährige unterschreibt bis Saisonende als Interimstrainer, erhält zusätzlich einen Anschlussvertrag über zwei Jahre als Berater. Ein seltenes Konzept, dessen Hintergründe es zu beleuchten gilt. (Foto: IMAGO / Eibner)

Zuerst lohnt es sich, einen Blick auf die Vergangenheit des gebürtigen Schwaben zu werfen. Als aktiver Fußballer kam der studierte Lehrer für Englisch und Sport nicht über die damals drittklassige Oberliga hinaus. In seiner Trainerlaufbahn sollte er schnell in andere Sphären vordringen.

Nach einigen Stationen im Amateurfußball landete er über Reutlingen beim Regionalligisten SSV Ulm. Diesen führte er innerhalb von zwei Jahren zur Herbstmeisterschaft der 2. Bundesliga. Dabei begeisterte er Fußballdeutschland mit Viererkette und Pressing – damals galt das als Innovation. Vor allem ein Auftritt im aktuellen Sportstudio brachten ihm den Spitznamen Fußballprofessor ein.

Es folgten Stationen in Stuttgart, Hannover und auf Schalke, bei denen er sich als einer der besten deutschen Trainer etablierte, ehe er die TSG Hoffenheim aus der Regionalliga direkt in die Bundesliga und dort furios zur Herbstmeisterschaft führte. Nach einer erneuten Tätigkeit beim FC Schalke 04, die er aus gesundheitlichen Gründen nach einem halben Jahr beendete, folgte ab 2012 eine langjährige Tätigkeit im Fußballkosmos von Red Bull.

Rangnick als Vordenker

Dort übernahm Rangnick als Sportdirektor zuerst die Geschicke beim Salzburger Ableger, wo er unter anderem den unbekannten Senegalesen Sadio Mané entscheidend förderte. Danach ging es nach Leipzig, wo der Fußballlehrer als Sportdirektor sowie zwei Jahre lang als Cheftrainer maßgebend am rapiden Aufstieg der Sachsen beteiligt war.

"Dank mir wurde Thomas Trainer. Er war mein Spieler beim FC Ulm und musste seine Karriere wegen Knieproblemen beenden. Ich habe ihm einen Trainerjob im U15-Team gegeben. Er wollte nicht einmal Trainer werden, er arbeitete in einer Bar in Stuttgart" – Ralf Rangnick über Thomas Tuchel

In dieser Zeit prägte er federführend die heute berüchtigte RB-DNA – einen blitzschnellen Umschaltfußball mit extremem Pressing. Diese Taktik gilt heute als eine der effektivsten im Weltfußball. Nicht umsonst stammen acht aktuelle Bundesligatrainer sowie Nationalcoach Flick aus dem RB Kosmos und viele andere Spitzentrainer wurden von Rangnick maßgebend beeinflusst.

Nach seinem Rückzug von RB im Jahre 2020 soll Rangnick ein Angebot des FC Chelsea mit dem Hinweis, er sei kein Interimstrainer, abgelehnt haben. Nun landet der Fußballprofessor aber mit einem kurzen Abstecher als Geschäftsführer von Lokomotive Moskau in ebendieser Rolle in Manchester. Warum?

Berater mit Entscheidungskompetenzen

Entscheidend dafür dürfte ein zweijähriger Anschlussvertrag als Berater mit Entscheidungskompetenzen sein – eigentlich ein Widerspruch in sich. Diese doch sehr vage Formulierung lässt vermuten, dass Rangnick zukünftig eine noch nicht näher definierte Rolle in der Führungsriege – eventuell als Head of Football – übernehmen wird.

Somit würde er ein dort seit Jahren herrschendes Vakuum an Fußballkompetenz füllen. Dazu passt der geplante Abgang von CEO Ed Woodward, einem Investmentbanker und Buchhalter.

„Ich glaube nicht, dass Ralf Rangnick Ed Woodward neben sich haben will und das wird er sicherlich auch genau so verbalisiert haben: dass er der Boss ist und nicht Ed Woodward.“ – Uli Hebel (Kommentator; Klick & Rush Podcast)

Somit schickt sich der einstige Ulmer an, in seiner zweiten Station in England – als Student war er ein Jahr beim unterklassigen FC Southwick aktiv – die Geschicke eines der wertvollsten Sportteams der Welt zu prägen. Über die genauen Pläne einer der größten Vordenker unseres Sports zu spekulieren möchte ich mir nicht anmaßen. Eines dürfte jedoch klar sein: ein akribischer Arbeiter wie Rangnick hat schon jetzt einen klaren Plan, wie er Mannschaft und Verein nach einer lange Durststrecke nach vorne bringen kann. Seine Vergangenheit lässt erwarten, dass er damit Erfolg haben wird.

Teile den Post
Max

Der VfL Wolfsburg unter Florian Kohfeldt

Drei Siege zum Auftakt – nach dem früh beendeten Experiment mit Mark van Bommel mit zuletzt acht sieglosen Partien scheint es beim VfL Wolfsburg unter dem neuen Coach Florian Kohfeldt plötzlich wieder bergauf zu gehen. Doch was konnte der Bremer Abstiegstrainer, einst als großes Trainertalent gefeiert, innerhalb weniger Tage im Amt verändern? (Foto: IMAGO / regios24)

Dafür bietet sich zuerst ein kleiner Blick in die Vergangenheit an. Unter Erfolgstrainer Oliver Glasner wurde über zwei Saisons ein lauf- und zweikampfintensives Spiel mit schnellen Gegenstößen etabliert. Mit nur 51% durchschnittlichem Ballbesitz, Platz acht der Liga, konnte sich der VfL so in der vergangenen Saison für die Champions League qualifizieren. Einen großen Anteil hatte dabei die starke Defensive der Niedersachsen, nach RB Leipzig die zweitbeste der Liga.

Als dann im Sommer Mark van Bommel den nach Frankfurt abgewanderten Österreicher ersetzte war schnell klar, dass ein taktischer Umbruch ansteht. Zwar veränderte der frühere Weltklassespieler wenig am Personal, doch taktisch lag der Fokus plötzlich auf Ballbesitz und einem langsamen doch dominanten Fußball, die Stärken der Vergangenheit wurden in der Autostadt neutralisiert. Und so war es nur konsequent, dass die sportliche Führung um Jörg Schmadtke frühzeitig die Reißleine zog.

„Kohfeldt hat einen wichtigen Impuls geleistet“ – Maximilian Arnold

Nun also Florian Kohfeldt, der zu Beginn seiner Zeit in Bremen mit einem aufregenden Ballbesitzspiel zu begeistern wusste, später angesichts eines schwachen Kaders jedoch immer häufiger einen deutlich pragmatischeren Defensivfußball spielen ließ. Doch welches Gesicht zeigt der 39-Jährige bisher in Wolfsburg? Zuerst fällt auf, dass der als guter Kommunikator bekannte Kohfeldt in der Kabine exzellent ankommt. Kapitän Maximilian Arnold spricht von einem „wichtigen Impuls“, den Kohfeldt geleistet habe. Auch erkannte der Leitwolf schon nach dem ersten Spiel unter dem neuen Coach „eine Änderung in der Philosophie“. Auch der wieder erstarkte Joshua Guilavogui redet in höchsten Tönen von seinem neuen Vorgesetzten, attestiert ihm, „sofort in unserem Kopf“ gewesen zu sein. Großes Lob zweier Führungsspieler, jedoch auch offensichtliche Kritik an van Bommel, dessen Ideen die Mannschaft blockierten. Kohfeldt hat das Team des Werksclubs erreicht und auch wenn nach zwei Wochen im Amt noch längst nicht alle Automatismen greifen: es ist klar zu erkennen, wohin der Weg gehen soll.

Intensität und 3-4-3 – so lässt Kohfeldt spielen

Wie schon letzte Saison hört man ein Wort in Wolfsburg besonders oft: Intensität. Die Niedersachsen verteidigen wieder intensiver als unter van Bommel. Außerdem wird fast jeder Angriff in hohem Tempo und mit Zug zum Tor ausgespielt. Dabei zeigt der ehemalige Torhüter Kohfeldt wie schon in Bremen, dass er sich an die Gegebenheiten eines Kaders anpassen kann. Zur Stabilisierung der Defensive wurde der gelernte Sechser Guilavogui auf die Position des zentralen Innenverteidigers in einer 3er Kette gezogen. Diese Umstellung erlaubt den offensivstarken Außenverteidiger, Nationalspieler Ridle Baku und dem lange verletzten Otavio, im eigenen Ballbesitz sehr breit und hoch zu stehen. Abgesichert durch den erfahrenen Arnold im Mittelfeldzentrum ziehen vorne zwei Offensivakteure auf den Halbpositionen, verstärkt durch einen in den Zehnerraum stoßenden Achter sowie den Torjäger vom Dienst, Wout Weghorst, variabel ihre Kreise. So zeigte sich Wolfsburg in den bisherigen Partien unter Kohfeldt schwerer ausrechenbar als noch in den letzten Monaten.

Und auch wenn die teilweise schwächeren Leistungen gegen Bielefeld und in der Champions League gegen den FC Sevilla, Kapitän Arnold analysiert, dass er und seine Kameraden „nur weil wir einen neuen Trainer haben, nicht über alles hinwegfegen“, die Aufbruchsstimmung etwas dämpften: es geht wieder aufwärts in der Volkswagenarena. Denn wie der Shootingstar Lukas Nmecha, der sich seit der vergangenen Länderspielpause deutscher Nationalspieler nennen darf, zusammenfasst: „Wir haben einfach das Selbstvertrauen zurückbekommen.“

Teile den Post