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Sascha

Die größten Bad Boys in der Geschichte der Serie A

Die Serie A war nie eine Liga für Chorknaben. Von den rauen 60er Jahren bis heute hat Italien immer wieder Spieler hervorgebracht, die nicht nur mit Klasse, sondern vor allem mit Härte, Provokation und einem Hang zum Chaos auffielen. Sie waren die Männer, vor denen Schiedsrichter zitterten, Gegner nachts Albträume hatten und Fans sie trotzdem liebten – oder eben hassten. Hier sind die größten „Bad Boys“, die italienische Fußballgeschichte geschrieben haben. (Bild: IMAGO / Gribaudi/ImagePhoto)

1. Claudio Gentile – Der Schlächter von 1982

Spitzname: „Il Macellaio“ (der Metzger) - Höhepunkt: WM 1982, Viertelfinale gegen Maradona und Brasilien

Gentile war der Inbegriff des Catenaccio-Verteidigers. Im WM-Viertelfinale gegen Argentinien (und später Brasilien) bekam er den Auftrag, Diego Maradona „auszuschalten“. Er tat es – mit einer Brutalität, die heute sofort Rot + Sperre bedeutet hätte. Maradona bekam in 90 Minuten keinen einzigen freien Ballkontakt. Gentile foulte, zog am Trikot, trat, verteilte Ellbogenchecks – und grinste danach in die Kameras: „Fußball ist kein Sport für Ballerinas.“

In der Serie A war er bei Juventus der Mann, der selbst van Basten oder Platini das Leben zur Hölle machte. Legendär sein Spruch: „Ich habe Maradona nicht gefoult. Ich habe ihn nur daran erinnert, dass er in Italien ist.“ Umso ironischer, dass sein Nachname ins Deutsche übersetzt "nett, freundlich" heißt. Privat vielleicht ja, aber auf dem Platz war der Spitzname der "Schlächter" eher zutreffend.

2. Giuseppe „Beppe“ Signori – Der Spielmanipulator

3× Torschützenkönig (1993, 1994, 1996) – und später wegen Spielmanipulation verurteilt

Auf dem Platz ein eiskalter Torjäger, neben dem Platz ein Mann mit Connections ins dunkle Milieu. Signori war der Typ Stürmer, der dir lachend in die Wade trat - aus dieser Situation noch den Elfer provozierte und selbst verwandelte. Seine Lazio-Zeit war geprägt von Ellbogenchecks und ständigen Nickeligkeiten. 2011 flog dann alles auf:

Signori wurde im Zuge des "Calcioscommesse-Skandals" verurteilt – er hatte Spiele seiner eigenen Mannschaft verkauft. Der nette Junge aus Bologna entpuppte sich als einer der größten Betrüger der Serie-A-Geschichte. "Beppe" wurde ursprünglich wegen eines Wettskandals für fünf Jahre gesperrt, eine Strafe, die im Jahr 2012 vom Schiedsgericht des italienischen Olympia-Komitees (CONI) bestätigt wurde.

3. Marco Materazzi – „Matrix“, Zidanes Lieblingsspieler

Weltmeister 2006, aber berühmt-berüchtigt für das WM-Finale

Materazzi war der Inbegriff des modernen Bad Boys: groß, laut, provokant. In der Serie A (vor allem bei Perugia und Inter) sammelte er Rote Karten wie andere Menschen Briefmarken. Sein Markenzeichen: Trash-Talk auf Straßen-Niveau. Im WM-Finale 2006 provozierte er Zidane mit einem Spruch über dessen Schwester – und kassierte den berühmtesten Kopfstoß der Fußballgeschichte. Materazzi danach trocken: „Ich habe schlimmeres von meiner Oma gehört.“ In Italien liebten sie ihn dafür.

Das mit Abstand brutalste und berüchtigtste Foul von Marco Materazzi in der Serie A war das gegen Juan Pablo Sorín am 27. August 2006 (Inter – Fiorentina 3:2). In der 73. Minute läuft Sorín mit dem Ball am linken Flügel. Materazzi kommt von hinten mit gestrecktem Bein, voller Sohle und aus ca. 2–3 Metern Anlauf direkt auf das Standbein von Sorín. Er trifft ihn mit voller Wucht seitlich aufs Knie. Sorín fliegt meterweit durch die Luft, bleibt regungslos liegen und musste verletzt raus.

Materazzi selbst kommentierte es Jahre später typisch:
„Ich wollte den Ball spielen. Leider war da noch ein Bein dazwischen.“ Das Foul gilt unter den Tifosi als das härteste ungestrafte Foul (nur Gelb, erst nachträglich rot plus 3 Spiele Sperre) der 2000er-Jahre in der Serie A. Selbst hartgesottene Interisti nannten es damals „da morire“ (zum Sterben).

4. Gennaro Gattuso – „Ringhio“ (dt. Knurrer), Milans Pitbull

Weltmeister 2006, AC Milan-Legende

Gattuso war kein klassischer Schläger, sondern ein Mann, der mit 100 % Einsatz und 200 Prozent Aggression spielte. Wer gegen ihn antrat, wusste: Der beißt, der tritt, der brüllt dir ins Gesicht. Berühmt sein Duell mit Joe Jordan (Tottenham) 2011, als er dem Schotten an die Gurgel ging.

Gattuso war der Typ Spieler, den du in deiner Mannschaft haben wolltest – und gegen den du niemals antreten wolltest. Sein Trainer Ancelotti sagte einmal: „Rino ist wie ein Hund. Wenn er dich mag, leckt er dir die Hand. Wenn nicht, beißt er sie ab.“ Dieses "Abbeißen" mussten einige allen voran Francesco Totti erfahren.

Im Rahmen der Coppa Italia traf die Roma auf die Rossoneri. Francesco Totti stand an der Mittellinie, der Ball war schon weg – Gattuso flog mit beiden Beinen voraus horizontal in Tottis Knie. Totti rollte sich schreiend am Boden, Gattuso sah direkt Rot. Die Roma-Legende war danach wochenlang verletzt. Gattuso meinte später nur dazu: „Ich habe ihn nicht getroffen… ich habe ihn nur umarmt.“

5. Zlatan Ibrahimović – Der König der Provokation

„Löwen vergleichen sich nicht mit Menschen“

Zlatan war zwar nur phasenweise in der Serie A (Juventus, Inter, Milan), aber wenn er da war, war er für jede Konfrontation zu haben. Ellbogen-Checks, Kung-Fu-Tritte (gegen Bari 2012), verbale Zerstörung von Gegnern und Schiedsrichtern. Sein Spruch nach einem Derby-Sieg: „Milano hat jetzt nur noch einen König – und der bin ich.“ Er bekam mehr Rote Karten fürs Nachtreten als manche Spieler in ihrer ganzen Karriere.

In seinem Buch gab der Schwede zu, dass das schwere Foul an Marco Materazzi eine Revanche war, da dieser in Jahre zuvor verletzt hatte. Zlatan kommentierte es klassisch arrogant: „Ich habe den Ball gespielt. Dass da ein Kopf war, ist nicht mein Problem.“ Materazzi (der selten Opfer war) war stinksauer und sagte nach dem Spiel: „Der wollte mich umbringen. Aber typisch Zlatan – er tritt immer nach oben, nie nach unten.“

Das Foul wurde sofort Kult: In Schweden als „Kung-Fu-Zlatan“ gefeiert, in Mailand als Beweis, dass selbst Materazzi mal den Kürzeren ziehen kann. Bis heute eines der meistgezeigten Zlatan-Highlights in Italien – und gleichzeitig ein Beweis, dass Zlatan der einzige war, der Materazzi wirklich mal richtig erwischte.

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Sascha

Die Karibik-Sensation | Curaçaos historischer Weg zur WM 2026

Es ist die größte Überraschung der laufenden WM-Qualifikationen: Curaçao, eine Karibikinsel mit gerade einmal rund 156.000 Einwohnern – so viele wie eine mittelgroße deutsche Stadt wie Paderborn – hat sich als kleinstes Land aller Zeiten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 qualifiziert. Doch wie war dieser sensationelle Erfolg möglich? (Bild: IMAGO / Imagn Images)

Ein torloses 0:0 am 18. November 2025 im National Stadium von Kingston gegen Jamaika reichte dem absoluten Underdog, um die Gruppe B der CONCACAF-Qualifikation ungeschlagen als Erster abzuschließen. Curaçao überholt damit Island (2018 etwa 330.000 Einwohner) und schreibt Fußball-Geschichte.

Die "Blaue Welle" – so der Spitzname der Nationalmannschaft – blieb in allen sechs Spielen der dritten Qualifikationsrunde unbesiegt und sammelte 12 Punkte. Der Weg dorthin war ein Mix aus niederländischem Know-how, karibischer Leidenschaft und der günstigen Ausgangslage durch die WM-Erweiterung auf 48 Teams sowie die automatische Qualifikation der Gastgeber USA, Kanada und Mexiko.

Der Trainer-Coup - Dick Advocaat und das „Oranje-Rezept“

Der Architekt dieses Wunders ist ein 78-jähriger Niederländer: Dick Advocaat. Der ehemalige Coach der Oranje, von Borussia Mönchengladbach, PSV Eindhoven, Glasgow Rangers und Nationalmannschaften wie Südkorea oder Russland übernahm 2024 das Amt. Advocaat, der das entscheidende Spiel gegen Jamaika aus familiären Gründen aus der Ferne verfolgte, setzte voll auf die Diaspora:

Fast die gesamte Stammelf besteht aus in den Niederlanden geborenen oder aufgewachsenen Profis mit curaçaoischen Wurzeln. Spieler, die früher für niederländische Jugendnationalteams aufliefen, jedoch es nie in die A-Nationalmannschaft schafften und per FIFA-Regeln wechseln durften. So avancierte die Nationalmannschaft des Karibikministaates zu einer zweiten niederländischen Nationalmannschaft.

„Wir mixen wie ein guter Barkeeper“, sagte Advocaat einmal scherzhaft. Das Ergebnis: Eine disziplinierte, kompakte Truppe, die defensiv kaum zu knacken war und vorne eiskalt zuschlug. Stars wie Leandro Bacuna (ehemals Aston Villa), Juninho Bacuna (Rotherham United) oder Kenji Gorré brachten europäisches Niveau auf die Insel.

Der Qualifikationsweg im Überblick

Curaçao startete in der ersten und zweiten Runde mit makellosen Siegen gegen schwächere karibische Nachbarn wie St. Lucia, Aruba, Barbados und sogar Haiti (das sich später ebenfalls qualifizierte). In der entscheidenden dritten Runde traf man in Gruppe B auf stärkere Konkurrenz:

• 3:2 und ein 7:0-Kantersieg gegen Bermuda (13. November 2025) – ein Statement

• Sieg gegen Jamaika im Hinspiel (2:0 am 10. Oktober 2025)

• zwei Mal Remis gegen Trinidad & Tobago und das dramatische 0:0 in Jamaika, bei dem ein Elfmeter für die Gastgeber in der Nachspielzeit per VAR zurückgenommen wurde

Am Ende stand Curaçao mit 12 Punkten vor Jamaika (11 Punkte), Trinidad & Tobago (9) und Bermuda (0). Ungeschlagen – eine Leistung, die selbst Advocaat als „unmöglich möglich“ bezeichnete.

Profiteure der Diaspora

Von den 27 Spielern, die Nationaltrainer Dick Advocaat und sein Nachfolger kürzlich nominierten, spielen mehr als 20 in europäischen Ligen. Die meisten von ihnen wurden in den Niederlanden geboren, durchliefen dort die renommierten Jugendakademien und entschieden sich erst in den letzten Jahren für die Nationalmannschaft Curaçaos – ein legaler Wechsel, den die engen verfassungsrechtlichen Bindungen zum Königreich der Niederlande ermöglichen.

Zu den prominentesten „Europäern“ im Kader gehören:

Armando Obispo (PSV Eindhoven), Tahith Chong (Sheffield United), Sherel Floranus (PEC Zwolle) und Godfried Roemeratoe (RKC Waalwijk) – allesamt aktuell oder ehemals in der Eredivisie aktiv.

Livano Comenencia (FC Zürich), Xander Severina (Casa Pia/Portugal) und Sontje Hansen (FC Middlesbrough) ergänzen das Kontingent in anderen starken europäischen Ligen.

• Selbst Talente aus der zweiten Reihe wie Jordi Paulina (Borussia Dortmund II) oder Arjany Martha (Rotherham United) unterstreichen die Tiefe des europäischen Pools.

Nur eine Handvoll Leistungsträger wie Juninho Bacuna (Türkei) oder Kenji Gorré (Israel) verdienen ihr Geld außerhalb des klassischen Europas. Auf der Insel selbst spielt praktisch kein einziger Nationalspieler professionell.

Dieser ungewöhnliche Mix aus karibischem Pass und europäischer Ausbildung hat Curaçao innerhalb weniger Jahre von einem Außenseiter zu einer ernstzunehmenden Größe im CONCACAF-Raum gemacht. Bei der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada wird die Mini-Nation nun erstmals auf der ganz großen Bühne stehen.

Ein Rekord, der die Fußballwelt staunen lässt

Noch nie hat ein Land mit weniger als 160.000 Einwohnern an einer WM-Endrunde teilgenommen. Die FIFA-Weltrangliste katapultierte Curaçao auf Platz 82 – die zweitbeste karibische Mannschaft hinter Jamaika. Auf der Insel selbst explodierte die Begeisterung: Von einst 100 Zuschauern bei Heimspielen sind es nun über 10.000. In niederländischen Städten wie Rotterdam oder Amsterdam feierten Tausende mit curaçaoischen Wurzeln in Cafés die Qualifikation.

Im Sommer 2026 wird Curaçao in den USA, Kanada und Mexiko antreten – gegen die Weltstars von Messi, Mbappé oder Haaland. Der Kaderwert liegt bei bescheidenen 26 Millionen Euro, doch das Märchen geht weiter. Advocaat wird mit 79 Jahren der älteste Trainer der WM-Geschichte.

Für die kleine Inselnation ist es mehr als Fußball: Ein Beweis, dass Träume wahr werden können – selbst gegen alle Wahrscheinlichkeiten. Curaçao hat bewiesen: Fußballerische Größe misst sich nicht an Einwohnern, sondern an Herz und Teamgeist.

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Sascha

Passt Niclas Füllkrug zum AC Mailand?

Zwar rangiert der AC Mailand in der höchsten italienischen Spielklasse auf Platz drei, dennoch sind die Lombarden nicht zufrieden mit der bisherigen Chancenverwertung. Gerade gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte fehlt es den Rossoneri an Abschluss- und Kopfballstärke, weshalb das Management nach einem neuen Mittelstürmer fahndet. Niclas "Lücke" Füllkrug soll diese Lücke im Winter schließen – doch bringt er überhaupt die Qualitäten mit die Trainer Allegri sucht? (Bild: IMAGO / Pro Sports Images)

Der AC Mailand sucht verzweifelt nach Verstärkung im Sturm. Unter Trainer Massimiliano Allegri hinkt die Offensive hinterher: Santiago Giménez, der teure Neuzugang aus Feyenoord, hat in der Serie A noch kein Tor erzielt und kämpft mit Anpassungsproblemen sowie einer hartnäckigen Knöchelverletzung. Rafael Leão und Christian Pulisic tragen viel Last, doch ihre Verletzungen und Formschwankungen nähren die Gerüchte um einen klassischen Mittelstürmer umso mehr. Nun rückt ein Name in den Fokus, der in Italien für Diskussionen sorgt: Niclas Füllkrug von West Ham United.

Der 32-jährige Deutsche, der im Sommer 2024 für rund 27 Millionen Pfund von Borussia Dortmund in die Premier League wechselte, steht vor einem möglichen Wechsel. Berichte von Gianluca Di Marzio, Fabrizio Romano und Florian Plettenberg sprechen von konkreten Kontakten zwischen Milan und Füllkrugs Umfeld. Der Stürmer soll großes Interesse an einem Wechsel in die Serie A zeigen – auch, um vor der WM 2026 im Sommer wieder regelmäßig zu spielen und seinen Platz in der DFB-Elf zu sichern. West Ham ist offen für Verhandlungen, ein Tausch mit Giménez wird sogar diskutiert.

Füllkrug ein typischer „Allegri-Stürmer“?

Füllkrug ist der Prototyp des physischen Zielspielers: 1,89 Meter groß, kopfballstark, zweikampfstark und mit einem ausgeprägten Torriecher im Strafraum. In seiner besten Bundesliga-Saison 2022/23 bei Werder Bremen wurde er Torschützenkönig (16 Treffer), bei Dortmund trug er 2023/24 mit seinen Toren in der Champions League zum Finaleinzug bei.

Allegri, bekannt für taktisch disziplinierte, defensiv stabile Teams, liebt genau solche Neuner: Spieler, die Bälle festmachen, Abpraller verwerten, Tore auch vorbereiten können und bei Standards extrem gefährlich sind. Zuletzt füllte diese Rolle Olivier Giroud bei den Rossoneri aus. Doch in der aktuellen Mailander-Mannschaft fehlt genau diese Präsenz.

Giménez ist technisch versiert, aber zu schmächtig und zu wenig „dreckig“ im Sechzehner. Füllkrug könnte Leão und Pulisic mehr Räume schaffen, indem er Bälle abschirmt und Flanken verwertet. Die Serie A, langsamer und taktischer als die Premier League, würde seinem Spielstil enorm entgegenkommen – weniger Tempo, mehr Positionsspiel und Standardsituationen.

Die großen Fragezeichen: Form, Fitness und Alter

Doch Skepsis ist berechtigt. Seit seinem Wechsel zu West Ham ist Füllkrug ein Schatten seiner selbst. In der Saison 2024/25 und dem Beginn der aktuellen Spielzeit kam er verletzungsbedingt kaum zum Einsatz: Mehrere Monate Ausfälle durch Knie-, Muskel- und Achillessehnenprobleme. Wenn er spielte, blieben Tore und Assists aus – in der Premier League 2025/26 bisher torlos in wenigen Einsätzen. Kritiker sehen in ihm einen Spieler, der das hohe Tempo und die Intensität Englands nie verkraftet hat.

Mit 32 Jahren (im Februar wird er 33) wäre Füllkrug keine Investition in die Zukunft, sondern eine kurzfristige Notlösung – ähnlich wie Giroud oder früher Zlatan Ibrahimović. Der Marktwert liegt bei rund 10 Millionen Euro, die Ablöse könnte günstig ausfallen, doch hohe Gehaltsforderungen und die Verletzungshistorie (über 30 Spiele verpasst seit 2024) sind Risiken. Milan kann sich nach dem teuren Gimenez-Flop keine weitere Fehlinvestition leisten.

Fazit: Hohes Potenzial, wenig Risiko

Niclas Füllkrug würde taktisch hervorragend zum AC Mailand passen. Er könnte die Lücke schließen, die Giroud hinterlassen hat, und Allegri genau den robusten Zielspieler geben, den das Team braucht, um gegen tief stehende Teams erfolgreich zu sein. In der Serie A, wo physische Präsenz und Effizienz oft wichtiger sind als Tempo, könnte der Deutsche wieder aufblühen – wie einst Lukaku bei Inter oder Dzeko bei der Roma.

Gleichzeitig ist es ein Glücksspiel: Bei dieser Verletzungshistorie (218 Ausfalltage in den letzten 2 Jahren), ist es mehr als fraglich ob der bullige Stürmer überhaupt wieder in Form kommt. Sollte er es schaffen, wäre es ein wahrer Transfer-Coup. Für den AC Mailand, das dringend Punkte braucht um weiter um den Scudetto zu kämpfen, könnte Füllkrug mit einer reinen Leihe genau der „low-risk, high-reward“-Transfer sein, den Allegri fordert.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob „Lücke“ (wie ihn Fans liebevoll nennen) tatsächlich ins San Siro kommt – und ob er der Retter oder nur ein weiterer gescheiterter Angreifer in Milans endloser Stürmer-Saga wird...

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Sascha

Straßburgs neuer Hoffnungsträger | Joaquín Panichelli (23) im Porträt

Joaquín Panichelli war bis vor einem Jahr wohl den wenigsten Fußballfans bekannt. Doch das hat der junge Argentinier in dieser Saison schnell geändert. Er gehört aktuell zu den effektivsten Stürmern Europas und wird von zahlreichen Spitzenklubs gejagt. Daher wollen wir euch die Geschichte des Mannes aus Cordoba erzählen und welche Qualitäten ihn auszeichnen.

In einer Ligue-1-Saison, die von Überraschungen und Neuankömmlingen geprägt ist, ragt ein Name heraus: Joaquín Panichelli. Der 23-jährige Argentinier, mit seinen 1,90 Metern ein Koloss unter den Stürmern, hat RC Straßbourg Alsace in nur wenigen Monaten in die oberen Ränge katapultiert.

Neun Tore in 13 Ligaspielen, ein Treffer in der UEFA Conference League – Zahlen, die nicht nur Statistiken sind, sondern das Potenzial einer Überraschungssaison für den Traditionsverein aus dem Elsass. Doch hinter der präzisen Abschlussstärke verbirgt sich eine Geschichte von Rückschlägen, familiärem Erbe und unerbittlichem Willen. Panichelli ist mehr als ein Spieler; er ist das Symbol für Straßbourgs ambitionierten Neuaufbau.

Selbe Herkunft wie Paulo Dybala

Geboren am 7. Oktober 2002 in Córdoba, der Geburtsstadt argentinischer Fußballlegenden wie Paulo Dybala und Ossie Ardiles, wuchs Panichelli in einer Familie auf, in der der Ball kein Spielzeug, sondern ein Vermächtnis war. Sein Vater Germán, selbst ein Stürmer in den unteren Ligen Argentiniens, hatte einst ein Probetraining bei River Plate absolviert – nur um durch eine Verletzung gestoppt zu werden.

„Er hat mich nie gedrängt“, erzählte Panichelli später in einem Interview. „Fußball war für ihn eine Verantwortung, keine Pflicht.“ Dennoch war der Sport allgegenwärtig. Als Kind kickte Joaquín bei lokalen Clubs wie Racing de Córdoba, Belgrano und Atalaya de Córdoba, bevor er 2020 den Sprung nach Buenos Aires wagte.

Ein gescheitertes Probetraining bei den Boca Juniors – dem Erzfeind von River Plate – wurde zum Wendepunkt. River nahm ihn auf, und in der Jugendabteilung der „Millionarios“ reifte der Junge aus Córdoba zum argentinischen Vollblutstürmer.

Kreuzbandriss konnte ihn nicht aufhalten

Die Pandemie warf lange Schatten: Panichellis Debüt in der "Reserva" von River verzögerte sich, doch seine Leistungen, die präzise Abschlüsse und das unermüdliche Pressing machten ihn zum Hoffnungsträger. 2023 folgte der große Schritt nach Europa: Deportivo Alavés in der spanischen Primera División verpflichtete den 20-Jährigen.

Sein Profi-Debüt im Mai 2023 gegen Granada CF war ein Traumstart, sein La-Liga-Einstieg im Februar 2024 gegen den FC Barcelona ein Höhepunkt. Doch nur Wochen später kam der Tiefschlag: Ein Kreuzbandriss, der ihn acht Monate auf die Ersatzbank verbannte.

„Das war der Moment, in dem ich lernte, dass Fußball nicht nur Talent ist, sondern Geduld“, reflektierte er später. Die Verletzung, ein typisches Schicksal junger Talente, testete seine Resilienz – und machte ihn stärker.

Durchbruch in der zweiten spanischen Liga

Der Durchbruch gelang in der Saison 2024/25 auf Leihbasis bei CD Mirandés in der Segunda División. Hier explodierte Panichelli: 21 Tore in 40 Spielen, acht Assists, Topscorer seines Teams. Mirandés scheiterte knapp in den Aufstiegs-Play-offs, doch der Stürmer hatte sich als Vollprofi etabliert. Sein Stil – physisch dominant, mit der Eleganz von Vorbildern wie Karim Benzema und Olivier Giroud – passte perfekt in das 4-3-1-2-System, das er bevorzugt.

Der 23-jährige Gaucho ist kein reiner Abschlussspieler, sondern ein Läufer, der Räume aufreißt und Mitspieler einbindet. „Joaquín bringt die Art von Intensität, die wir brauchen“, lobte Straßbourgs Trainer Liam Rosenior bei der Vorstellung.

Der Wechsel zu RC Straßbourg am 27. Juli 2025, mit einem Vertrag bis 2030, war logisch: Der Club, der im Sommer mit Talenten wie Valentín Barco (21) und Andrew Omobamidele (23) aufgerüstet hatte, sah in Panichelli die fehlenden Pfeilspitze. Sein Marktwert explodierte auf 12 Millionen Euro, und die Fans feierten ihn als „den Großen aus Córdoba“.

Stärken

Panichelli ist der Inbegriff des modernen Torjägers. Neun Treffer aus 17 Schüssen aufs Tor – das ist eine Abschlussquote, die selbst etablierte Stars wie Mason Greenwood oder Ousmane Dembélé blass aussehen lässt. Ob mit rechts, links oder per Kopf: Der Argentinier verwertet Chancen mit eiskalter Präzision. Besonders beeindruckend war sein Doppelpack gegen den Ligaprimus Paris Saint-Germain, als er Straßbourg fast im Alleingang zu einem spektakulären 3:3 rettete. „Er riecht das Tor“, schwärmte Trainer Liam Rosenior, „und er ist immer da, wo es wehtut.“

Mit seiner Körpergröße von 1,90 Metern und athletischer Robustheit dominiert Panichelli die Lufträume wie kaum ein zweiter junger Stürmer in Europa. Drei seiner neun Ligue-1-Tore erzielte er per Kopf – eine Waffe, die Straßbourg bei Standardsituationen zur gefährlichsten Mannschaft der Liga macht. Flanken von Außenverteidigern wie Guéla Doué oder Diego Moreira finden fast automatisch seinen Kopf. Doch Panichelli ist kein unbeweglicher Turm: Er ist gleichermaßen schnell, gewinnt Zweikämpfe mit Kraft und Timing und schirmt Bälle ab wie ein alter Hase.

Ein Edinson Cavani 2.0?

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Panichelli ist kein reiner Mittelstürmer, sondern ein Stürmer der Moderne. Er führt das Team bei Balleroberungen an (29 Balleroberungen, 12 Ballgewinne im letzten Drittel) durch sein unermüdliches Pressing. Seine Defensivarbeit macht ihn zum Liebling moderner Trainer – ein Edinson-Cavani-Vergleich liegt daher sehr nahe. „Er ist Trainers-Liebling“, schreibt die französische Presse, weil er nicht nur trifft, sondern das gesamte Team entlastet und Räume für Mitspieler schafft.

Trotz seiner Jugend zeigt Panichelli ein bemerkenswertes Spielverständnis. Sein Positionsspiel im Strafraum ist erstklassig, er liest Abwehrreihen wie ein Veteran und nutzt kleinste Lücken. Nach einer schweren Kreuzbandverletzung 2023 und einer Explosiv-Saison in der Segunda División (21 Tore für Mirandés) hat er sich blitzschnell an das höhere Tempo der Ligue 1 angepasst – und übertrifft sogar seine xG-Werte nur minimal, was auf Nachhaltigkeit hindeutet.

Panichelli ist mehr als nur ein Torjäger: Er ist ein kompletter Mittelstürmer mit Zukunft. Kein Wunder, dass Klubs wie Chelsea, Barcelona und der AC Mailand bereits Schlange stehen. In Straßburg hofft man noch ein paar Monate auf ihn – doch Europa scheint ein neues Ausnahmetalent gefunden zu haben.

Das Vorbild Dybala

Seit seinem Debüt in Blau und Weiß hat Panichelli Straßbourgs Angriffsspiel neu definiert. Sieben Tore in den ersten acht Ligaspielen halfen dem Team, auf den dritten Platz zu klettern – nur zwei Punkte hinter Marseille. In der Conference League, wo Straßbourg als Underdog antritt, traf er prompt. Seine Spezialität? Der Kopfball nach Flanken, kombiniert mit explosiven Sprints. Kollege Emanuel Emegha, der bisherige Torjäger, profitiert ungemein von seinem neuen Partner:

„Mit Joaquin teilen wir die Last – und die Freude.“ Persönlich bleibt Panichelli bodenständig. Er spricht fließend Spanisch und Englisch, lernt Französisch und teilt auf Instagram Einblicke in sein Leben: Training, Mate-Tee und Lobpreisungen an Dybala. „Córdoba hat mir die Leidenschaft gegeben, Europa die Disziplin“, sagt er. Keine Skandale, keine Eitelkeit – nur der Fokus auf das Wesentliche – den Fußball.

Fazit:

Doch Panichelli ist kein fertiges Produkt. Die Ligue 1 ist gnadenlos, und Straßbourg ringt aktuell mit der Konstanz. Kann der Argentinier seinen Rhythmus halten? Experten sehen in ihm einen Kandidaten für die Nationalmannschaft Argentiniens, wo der Schatten von Julián Álvarez und Lautaro Martínez lang ist.

Für RC Straßbourg, das unter der BlueCo-Ägide (Chelsea-Mutterkonzern) aufstrebt, ist er der Schlüssel: Ein Torjäger, der nicht nur trifft, sondern das Team trägt. In einer Stadt, die Frankreich und Deutschland verbindet, verkörpert Joaquín Panichelli den Geist des Aufbruchs – aus Córdoba in die Welt, vom Traum zum Tor. Und solange er läuft, läuft Straßbourg mit.

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Sascha

Der junge Löwe im Schatten des Vaters | Milans Denzel Seedorf (18) im Porträt

In der Jugend des AC Mailand tummelt sich neben dem Sohn von Zlatan Ibrahimovic ein weiterer Filius einer Legende. Denzel Seedorf, Sprössling des ehemaligen Weltklasse-Kickers Clarence setzt Akzente in der Jugend der Rossoneri, weshalb wir uns entschieden haben euch seine besondere Geschichte zu erzählen. (Bild: IMAGO / Artur Stabulnieks)

In einer Fußballwelt, die von Dynastien und Erbschaften geprägt ist, wächst Denzel Miguel Viana Seedorf als leuchtendes Beispiel für den unbeschwerten Ehrgeiz der nächsten Generation heran. Geboren am 25. Mai 2007 in Mailand, trägt der 18-Jährige nicht nur den Nachnamen einer Legende, sondern auch die Last und das Privileg, in den Schuhen seines Vaters Clarence zu wandeln – dem niederländischen Meister, der mit vier Champions-League-Titeln und unzähligen magischen Momenten im rot-schwarzen Trikot die Geschichte Milans prägte.

Doch Denzel ist keine bloße Kopie seines Vaters; er ist ein selbstloser Kämpfer, der mit brasilianischem Temperament, niederländischer Präzision und italienischer Leidenschaft seinen eigenen Weg beschreiten möchte. Denzels Wurzeln sind so vielfältig wie die Fußballkultur selbst.

Als Sohn von Clarence Seedorf und der Brasilianerin Luviana aus Rio de Janeiro besitzt er drei Pässe – italienisch durch seine Geburtsstadt, niederländisch durch den Vater und brasilianisch durch die Mutter. Dieser Mix spiegelt sich gleichermaßen in seinem Spiel wieder:

Auf dem Platz agiert er als zentraler Mittelfeldspieler, doch im Gegensatz zu Clarences eleganter Dirigentenrolle mit seinem unübertroffenen Ballgefühl, ist Denzel ein dynamischer Allrounder. Er liebt es, in die Tiefe zu sprinten, Lücken zu nutzen und mit progressiven Läufen zum Abschluss zu kommen – ein Stil, der an moderne Box-to-Box-Mittelfeldspieler wie Jude Bellingham erinnert.

Zusammen mit Zlatans Sohn in der Serie D

Seine Reise im Schatten des Vaters begann früh. Mit gerade einmal 12 Jahren trat Denzel der Jugendakademie des AC Milan bei, dem Verein, der für Clarence zur zweiten Heimat wurde. Heute, mit 18 Jahren, steht er bei der U18 unter Vertrag und hat bereits erste Meilensteine gesetzt. In der Saison 2024/25 erzielte er ein Tor gegen die AS Roma, ein Moment, der nicht nur seine Abschlussqualitäten unter Beweis stellte, sondern auch die Erwartungen an ein neues Kapitel der Seedorf-Dynastie weckte.

Im Oktober 2025 wechselte er in die Milan Futuro, das Zweitteam des Klubs in der Serie D, wo er neben einem anderen prominenten Nachwuchsstar – Maximilian Ibrahimović, dem Sohn von Zlatan – trainiert. Die Parallelen sind unverkennbar: Wie einst Clarence und Zlatan unter Massimiliano Allegri in der ersten Mannschaft glänzten, versuchen die beiden Söhne in der Serie D die Grundlagen für eine gleichermaßen besondere Karriere zu legen.

Besonders aufschlussreich war Denzels erste Nominierung für die Profimannschaft. Am 22. Dezember 2024, kurz vor der Weihnachtspause, trainierte er unter Paulo Fonseca mit den Stars der ersten Elf – ein Meilenstein, den die Gazzetta dello Sport als „ein weiterer Seedorf bei Milan“ feierte. Obwohl der Weg ins San-Siro noch lang ist, strahlt Denzel viel Optimismus aus.

Vergleich mit Vater Clarence

Im Gegensatz zu seinem Vater, der für seine Klasse und Ballkontrolle bekannt war, brilliert Denzel darin, in die Tiefe zu laufen und Räume zu nutzen. Er ist dynamisch und gut im Box-to-Box-Spiel, was ihn eher zu einem modernen, energiegeladenen Mittelfeldmotor macht. Er zeigt eine Neigung zu progressiven Läufen in den Strafraum und hat bereits Tore erzielt, z. B. gegen die AS-Rom in der U18-Saison 2024/25. Seine Offensivqualitäten sind ein Schlüsselmerkmal, das ihn von rein defensiven Mittelfeldspielern abhebt.

Als zentraler oder offensiver Mittelfeldspieler besitzt er eine solide Ballführung und Passgenauigkeit, geerbt aus der Familie. Er ist rechsfüßig, 177 cm groß und wiegt ca. 70 kg – eine athletische Basis, die Ausdauer, Dynamik und Zweikampfstärke ermöglicht. Denzel betont in Interviews eine “gewisse Mentalität”, um Profi zu werden. Er trainiert hart, ohne Druck vom Vater (der ihn sogar lieber beim Tennis gesehen hätte), und zeigt Reife in der Jugendentwicklung.

„Ich bin nicht Clarence. Ich bin Denzel und ich weiß, dass man eine bestimmte
Mentalität braucht, um Fußballer zu werden“, sagte er kürzlich in einem Interview mit Globo Esporte, und diese Worte unterstreichen seine Entschlossenheit, den Vergleich nicht zu scheuen, sondern zu nutzen.

Fazit

Clarence war ein Künstler mit Muskeln – technisch überlegen, torgefährlich aus der zweiten Reihe, oft spielentscheidend durch Geniestreiche. Denzel ist ein moderner Mittelfeldarbeiter – weniger filigran, aber athletischer, laufstärker, mit Fokus auf Progression und Timing statt Ballzauberei.

Denzel wird nicht der neue Clarence – und muss es auch nicht. Er repräsentiert eine andere Generation: intensiver, vertikaler und taktisch diszipliniert. Während der Vater mit Klasse glänzte, will der Sohn mit Energie und Instinkt überzeugen.

Er hat sich für die brasilianische Nationalmannschaft entschieden, ein klares Bekenntnis zu seinen Wurzeln, das in einem Interview mit brasilianischen Medien deutlich wurde. Sein Name, inspiriert vom charismatischen Schauspieler Denzel Washington, symbolisiert nicht nur Stärke und Präsenz, sondern auch den Wunsch, jenseits des Fußballs eine eigene Identität zu formen. Denzel Seedorf ist mehr als der „Sohn von“. Er verkörpert die Essenz des modernen Fußballs und ist bereit, die Erwartungen zu übertreffen.

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Sascha

Rote Laterne statt Königsklasse | Die Viola trennt sich von Pioli

Nach zehn Ligapartien ohne Sieg setzt die Fiorentina Trainer Stefano Pioli vor die Tür. Unter dem ehemaligen Scudetto-Sieger rutschte die Viola auf den letzten Tabellenrang ab, so dass es keinen Spielraum mehr für den 60-jährigen Italiener gab. Doch was sind die Gründe für diesen gewaltigen Absturz der Toskaner? (Bild: IMAGO / IPA Sport)

Florenz, 4. November 2025 - In den Straßen der Stadt hängen noch immer die Banner der verbitterten Fans: “Pioli raus!” und “Commisso, reagiere endlich!”. Die Viola, einst ein Symbol für leidenschaftlichen, unberechenbaren Fußball, versinkt immer mehr in der Krise. Nach nur vier Monaten in seinem zweiten Kapitel bei der Fiorentina muss Stefano Pioli gehen – eine Entlassung, die niemand so früh erwartet hatte.

Der 60-jährige Trainer aus Parma, der im Juli mit einer frenetischen Rückkehr gefeiert wurde, steht nun überraschend vor dem Aus. Warum es so weit kam, und was hinter den Kulissen brodelt, liest sich wie ein Drama: schlechte Ergebnisse, fanatischer Druck und harte Verhandlungen um eine Abfindung in Millionenhöhe.

Ein hoffnungsvoller Neustart, der im Desaster endet

Stefano Pioli kehrte am 12. Juli 2025 nach Florenz zurück – ein emotionaler Moment für Fans und Verein gleichermaßen. Nach einem turbulenten Jahr in Saudi-Arabien beim Cristiano Ronaldo-Klub Al-Nassr, wo er nur 11 Monate durchhielt, unterschrieb der Ex-Milan-Coach einen Dreijahresvertrag mit einem Netto-Gehalt von über drei Millionen Euro pro Saison. Die Fiorentina, unter Präsident Rocco Commisso, sah in ihm zunächst den Garanten für Stabilität:

Ein Mann mit Erfahrung respektive Scudetto-Sieger der die Mannschaft aus der Mittelmäßigkeit der vergangenen Jahre holen sollte. Pioli, der schon von 2017 bis 2019 die Viola mit mäßigem Erfolg trainierte, versprach, die Jugend zu fördern und den Club wieder in die europäischen Ränge zu katapultieren.

Doch der Saisonstart 2025/26 wurde zum Albtraum. In der Serie A holten die Toskaner in zehn Spielen keinen einzigen Sieg – sechs Niederlagen und vier Unentschieden ließen die Fiorentina bis zur roten Laterne abstürzen. Platz 20 hinter dem FC Genua (18) und Hellas Verona (19). Noch nie sind die Toskaner in ihrer Historie so schlecht in die Saison gestartet. Die Conference League, wo Pioli bisher ungeschlagen blieb, konnte den Tifosi keinen Trost mehr schenken.

Hier ging es um die Existenz des Vereins. Der Tiefpunkt kam am 2. November: Eine 0:1-Heimniederlage gegen den Abstiegskandidaten aus Lecce, das Tor fiel früh durch Medon Berisha, und besiegelte endgültig das Aus von Stefano Pioli. Davor hatte der AC Florenz schon gegen Giganten wie Inter (0:3) und Milan (1:2) verloren, und selbst ein 2:2 gegen ein 10-Mann-Bologna glich eher einem moralischen Trostpreis aus.

Team passt nicht zur Spielphilosophie

Eine zehn Spiele andauernde Liga-Serie ohne Triumph – das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. “Es ist eine Frage von Leben und Tod”, hatte Sportdirektor Roberto Pradè vor dem Lecce-Spiel gewarnt. Die Mannschaft, die mit Stars wie Moise Kean, Robin Gosens und Albert Guðmundsson glänzen sollte, wirkte orientierungslos. Defensivschwächen mit 16 Gegentoren, fehlende Kreativität im Mittelfeld und eine unfassbare Torungefährlichkeit (nur sieben Treffer in zehn Partien) zeichnen das Bild.

Pioli selbst sprach nach dem Lecce-Desaster von “einem Mangel an Intensität”, doch das ist nicht die ganze Wahrheit: Seine taktikarme 4-2-3-1-Formation passt nicht zur dynamischen Viola-DNA der letzten Spielzeit unter Palladino. Dieser setzte auf ein abwartendes Team, das tief steht und blitzschnell umschaltet. Pioli wollte das Gegenteil forcieren – vergebens. Seine Truppe schaffte es nicht die neue Spielweise, offensiver Ballbesitzfußball zu adaptieren.

Fan-Wut und interne Spannungen

Die „Curva“ der Fiorentina ist berüchtigt für ihre Leidenschaft – und ihre Loyalität. Nach der Lecce-Niederlage pfiffen jedoch tausende von Tifosi die Spieler aus dem Stadion, Banner gegen Pioli und die Führungsebene zierten das Stadio Artemio Franchi. “Stefano hat uns verraten”, skandierten Fans; die Stimmung kippte schon nach einer 0:3-Pleite gegen Inter im Oktober.

Commisso, der temperamentvolle US-Unternehmer, der den Club 2019 übernommen hat, stand besonders in der Kritik zu viele Trainer zu „verbrennen“ und die Guten wie Italiano oder Palladino nicht halten zu können. Letzterer verließ den Verein, da er für sich keine Perspektive mehr sah, doch was hinter den Kulissen trotz einem starken sechsten Platz passierte, bleibt weiterhin ein Geheimnis.

Intern brodelte es ebenfalls. Pioli und die Dirigenten – darunter General Manager Alessandro Ferrari und Pradè – stritten wie sein Vorgänger über die Vision: “Unsere Ideen für das Team waren zu unterschiedlich”, offenbarte ein früheres Zitat des Ex-Trainers Simone Palladino, die internen Probleme des italienischen Traditionsvereins.

Pradè übernahm öffentlich Verantwortung: “Der Einzige, der uns hier rausbringt, ist Stefano.” Doch hinter den Kulissen war klar: Der Trainer musste weichen. Die Mannschaft zog sich ins Trainingslager im Viola Park zurück, Pioli’s Stab leitete die Sessions, während der Boss selbst in hitzigen Gesprächen mit der Führung steckte und entlassen wurde.

Ein Kapitel schließt sich – mit offenen Fragen

Das Drama endete in Verhandlungen um Pioli’s Abfindung. Der Club drängte auf seinen Rücktritt, um die Kosten zu minimieren – ein Vertrag bis 2028 verursacht eben eine hohe Abfindung. Pioli, der auf eine Klausel aus seiner Saudi-Zeit pocht (Schutz vor italienischer Steuer auf die letzten sechs Monatsgehälter), fordert rund fünf Millionen Euro, während der Verein ihm nur drei eingestehen möchte. “Er will nicht auf sein Gehalt verzichten”, berichtete Sport Mediaset; Commisso, “sehr wütend” über die Sturheit Piolis, gab schließlich grünes Licht für die 5 Mio. Euro Abfindung.

Mögliche Kandidaten für die Nachfolge: Paolo Vanoli (aktuell bei Verona) führt die Liste an, gefolgt von Roberto D’Aversa oder gar einer Interims-Lösung wie Jugendtrainer Daniele Galloppa. Thiago Motta oder Daniele De Rossi werden gleichermaßen spekuliert. Doch die Mannschaft soll intern auf eine Rückkehr von Ex-Trainer Palladino drängen, der die Vorsaison auf dem sechsten Tabellenplatz abschloss.

Pioli’s Abgang markiert das Ende eines turbulenten Kapitels. Der Mann, der mit Milan 2021/22 den Scudetto holte und die Rossoneri ins Champions-League-Halbfinale führte, scheiterte in Florenz an Erwartungsdruck, einem ungeeigneten Kader und seiner Sturheit. Für die Fiorentina, die unter Commisso zu einem “Krisen-Klub” mutierte, ist es eine Weckruf: Die Suche nach Identität muss endlich gelingen. Bleibt die Frage: Kann ein Neuer die Viola aus dem Abstiegskampf reißen, oder war nicht nur Pioli das Problem?

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