18+ | Spiele mit Verantwortung | Es gelten die AGB | Glücksspiel kann süchtig machen | Wir erhalten Provisionen von den aufgeführten Wettanbietern

Leon

Goldene Generationen: Bayer Leverkusen 2002

Bayer 04 Leverkusen hat es 2024 geschafft, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte deutscher Meister zu werden. Doch nicht nur das, man legte damit auch endgültig den allseits bekannten Ruf und Namen „Vizekusen" ab. Doch was hat es damit genau auf sich? Ein Blick zurück in die Geschichte von Bayer 04 Leverkusen und das Jahr 2002. (Bild: IMAGO / WEREK)

„Vizekusen“ – Trauma oder Marke?

So ziemlich jeder wird dieses Gefühl schon einmal erlebt haben: Das Gefühl nach einer 3stündigen Schachpartie dem Gegner Dame und Turm abgetrotzt zu haben, um dann aufgrund einer kurzen Unaufmerksamkeit plötzlich doch noch Schachmatt gesetzt zu werden - oder das Gefühl sich für sein absolutes Traumstudium durch 6 lange Bewerbungsrunden gequält zu haben, um am Ende nach schon sicherer Zusage plötzlich doch ein Schreiben zu bekommen, wo drin steht: "Wir gratulieren Ihnen für die spannende Aufnahmeprüfung. Nach Prüfung unserer eigenen Kapazitäten bedauern wir dennoch, Ihnen mitteilen zu müssen, dass aktuell kein Studienplatz mehr frei ist."

Alle Fans von Borussia Dortmund werden sich grade sicherlich schmerzvoll an das Finale der Meisterschaft 2022/2023 erinnern, wo der Borsigplatz schon reserviert war, sämtliche Planungen für die anstehende Meisterfeier schon so gut wie abgeschlossen waren, wo man dann aber mit ansehen musste, wie in den letzten Minuten ein gewisser Jamal Musiala im Parallelspiel das eine Tor schoss, wo es dann doch wieder hieß: Herzlichen Glückwunsch zur 11. Meisterschaft in Folge Bayern München.

Auch Fans von Schalke 04 haben dieses Trauma im Jahr 2001 erlebt, im letzten Moment doch nur zum „Meister der Herzen“ gekürt wurden zu sein. Und dennoch hat den Fluch des ewigen Zweiten in der Geschichte keine andere Mannschaft so hart getroffen, wie Bayer 04 Leverkusen im Jahr 2002. Denn jeweils nur ein einziges Spiel trennte das Team von Trainer Klaus Toppmöller in diesem Jahr davon, nicht nur die Meisterschaft zu gewinnen, sondern gleich alle drei bedeutenden Titel: Meisterschaft, DFB Pokal und sogar die Champions League.

Dieses sogenannte Triple aus Champions-League, nationalem Pokal und Meisterschaft war zuvor nur vier Mannschaften gelungen: Celtic Glasgow (1967), Ajax Amsterdam (1972), PSV Eindhoven (1988) und Manchester United (1999). Dennoch mussten sich die Leverkusener am Ende mit einer titellosen Saison abfinden.

Meisterkampf und DFB-Pokal

In der Bundesliga lieferte man sich zunächst einmal einen spannenden 5er-Kampf mit Borussia Dortmund, Bayern München, dem 1.FC Kaiserslautern und Werder Bremen. Nur sechs Punkte trennten die Mannschaften in der Hinrundentabelle, welche Bayer Leverkusen knapp mit 39 Punkten anführte. Erst zu Beginn der Rückrunde ließ man zum ersten Mal Federn. So verlor man hier gleich drei von vier Spielen gegen den VFL Wolfsburg, Bayern, so wie auch gegen Schalke 04. Eine Serie von zehn ungeschlagenen Spielen brachte Leverkusen dann jedoch wieder in die Pole-Position im Kampf um die Meisterschale, zumal zu diesem Zeitpunkt mit Dortmund und Bayern dann auch nur noch zwei ernsthafte Konkurrenten übrig waren.

Doch dann kam der 20. April 2002, das Heimspiel gegen Werder Bremen, in welchem man trotz Führung von Zé Roberto plötzlich Panik bekam und das Spiel mit 1:2 zu verlor. Sollte der große Traum, die erste Meisterschaft in der Vereinsgeschichte zu gewinnen, doch noch in Gefahr geraten? Beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Nürnberg (0:1) vergab man die Führung dann endgültig, weswegen es für den letzten Spieltag dann hieß: Nur noch ein Sieg sowie ein Unentschieden von Borussia Dortmund im Parallelspiel konnte die Meisterschaft noch retten. Den Sieg schaffte man dann zwar dank zweier Tore von Michael Ballack (2:1 gegen Werder Bremen), da aber Borussia Dortmund im Parallelspiel ebenfalls gewann, wurde man schließlich mit nur einem Punkt Abstand Zweiter.

Doch es sollte noch bitterer kommen: Denn nur eine Woche später verlor man das Endspiel im DFB-Pokal ebenfalls. Immerhin: Der ein Jahr zuvor ebenfalls im letzten Moment gescheiterte „Meister der Herzen“, Schalke 04 konnte schließlich mit 4:2 den Pokal gewinnen und wurde somit für die bitterste Niederlage in seiner Vereinsgeschichte zumindest ein bisschen entschädigt. Was Leverkusen anging, waren nun aber natürlich alle Augen auf das Champions-League-Finale gerichtet. Hier wartete dann ausgerechnet Real Madrid.

Der Traum vom Henkelpott

Das größte Wunder, was Klaus Toppmöller mit Leverkusen vollbrachte, war sicherlich dieser völlig überraschende Einzug ins Champions-League-Finale. Denn nur zur Erinnerung für alle Jüngeren unter uns: Wir reden hier von einer Zeit, wo die Beinahe-Galacticos Real Madrid (mit Zinedine Zidane, Luis Figo, Raul und dem Brasilianer Ronaldo in ihrer absoluten Prime) alles dominierten.

Zudem war da noch ein FC Barcelona, der sich, mit dem damals grade mal 18-jährigen Andres Iniesta, wie auch Rivaldo und Patrick Kluivert im Sturm, schon damals anschickte, über Jahre hinweg den besten Sturm der Welt zu stellen, ein Manchester United unter Sir Alex Ferguson, was mit dem heutigen Manchester United ungefähr so viel zu tun hatte wie das Kulturgut von Matze Knop mit furchteinflößendem Gangsterrap – und nicht zuletzt der Titelverteidiger FC Bayern.

Niemand hätte vor dieser Saison auf Bayer Leverkusen gewettet. Dennoch ging man, abgesehen von einer 0:4 Klatsche gegen Juventus Turin ungeschlagen und als Erstplatzierter aus der Gruppenphase. Im Viertelfinale unterlag man dann zunächst dem FC Liverpool mit 0:1, kehrte dieses Ergebnis dann allerdings im Rückspiel mi einem 4:2 um, wobei vor allem der brasilianische Verteidiger und spätere Bayern-Star Lucio aufblühte. Im Halbfinale schaffte man es dann - wenn auch knapp mit zwei Unentschieden und dank der damals noch bestehenden Auswärtstorregel - gegen Manchester United schlussendlich ins große Finale von Glasgow.

Im Finale gegen Real Madrid war es dann schließlich Raul, der die Werkself gleich in der 8. Minute schockte. Allerdings dauerte es nur drei Minuten und wieder war es Lucio, der den Ausgleichstreffer hinlegte. Mit einem sehenswerten historischen Volley entschied dann aber schließlich Zinedine Zidane in der 45. Minute das Spiel für die Königlichen und der letzte Traum von einem Titel zerplatzte in Leverkusen in den weiteren 45 Minuten wie eine Seifenblase.

War es hier möglicherweise auch schon der Frust über die beiden anderen verlorenen Titel, insbesondere der Meisterschaft, der dafür sorgte, dass hier am Ende die letzten Körner fehlten? Viele Experten sagen heute, dass für Leverkusen mit einem anderen Mind-Set in dieser zweiten Halbzeit definitiv mehr gegangen wäre. So aber sollte es einfach nicht sein und der Verein musste ganze 22 Jahre warten bis ausgerechnet Real-Madrid-Ikone Xabi Alonso den „Vizekusen“-Fluch brach.

Der Kader:

Dennoch bleibt die Frage: War der Kader von 2002 nicht möglicherweise sogar noch besser als der aktuelle Leverkusen-Kader? Bereits erwähnte Superstars wie Michael Ballack, Zé Roberto und Lucio könnten das durchaus glauben machen. Hinzu waren neben Ballack gleich fünf weitere deutsche Nationalspieler im Kader der Leverkusener, die im selben Jahr bei der WM natürlich nur eins werden konnten: Vize-Weltmeister.

Auch der FC Bayern, allen voran Uli Hoeneß, schien gewarnt zu sein, dass hier neben Borussia Dortmund ein weiterer dauerhafter Bundesliga-Konkurrent heranzuwachsen drohte. So kaufte man – in bester Bayern-Manier – dem ungeliebten Kontrahenten mit Zé Roberto und Michael Ballack gleich mal zwei seiner drei besten Spieler ab.

Für Michael Ballack war die „Vizekusen“-Saison auch gleichzeitig seine Durchbruchssaison. Als entscheidender Motor im Mittelfeld glänzte er nicht nur als Regisseur und Antreiber, sondern war hinzu noch extrem torgefährlich. Günter Netzer bezeichnete ihn in dieser Zeit sogar als den „kopfballstärksten Spieler der Welt.“ Ballack brachte es in dieser Saison bei 50 Pflichtspielen auf insgesamt 23 Tore und 13 Vorlagen. Damit war er Leverkusens Topscorer und belegte mit 17 Bundesliga-Treffern hinter Martin Max und Marcio Amoroso (beide 18 Tore) den dritten Platz der Torschützenliste und wurde zuzüglich zu „Deutschlands Fußballer des Jahres 2002“ ausgezeichnet.

Eine Menge Nostalgie werden Bundesligafans der älteren Semester sicherlich auch noch mit dem Namen Lucio verbinden. Der brasilianische Verteidiger, der in der Bundesliga sowohl für Bayer Leverkusen als auch für den FC Bayern auflief, galt als herausragender Kopfballspieler und trug damit neben seinen beeindruckenden Fähigkeiten gegen den Ball mit wichtigen Toren, insbesondere in der Champions League, zum Erfolg der Werkself bei. Auch er wechselte, allerdings erst 2004, zum FC Bayern.

Im Sturm hingegen war Ulf Kirsten der leuchtende Stern, ein Stürmer, der zu diesem Zeitpunkt wohl so etwas war wie der Thomas Müller von Leverkusen. Ganze zwölf Jahre spielte er bereits für den Verein in dem er auch ein Jahr später seine Karriere beendete. Mit 181 Bundesligatreffern war er zudem zu dem Zeitpunkt bereits der fünftbeste Torschütze der Bundesligageschichte. Auch seine Mentalität und sein Kampfgeist machte den einst von Ede Geyer trainierten DDR-Nationalspieler aus Sachsen für die Bayer-Elf unersetzlich.

Und sollte es auf der anderen Seite des Platzes mal gefährlich werden, war jedem Gegner klar, dass mit Kapitän und Libero Jens Nowotny im Zweifelsfall eher nicht gut Kirschen essen ist. Mit insgesamt acht Platzverweisen (fünf rote + drei gelb-rote Karten) ist er bis heute neben dem Brasilianer Luiz Gustavo der Spieler, der in der Bundesliga am häufigsten des Platzes verwiesen wurde. Doch auch sonst war Nowotny neben Ballack der wichtigste Motor in dieser Mannschaft.

Das machte es dann umso bitterer, dass ausgerechnet er sich im Halbfinale der Champions-League am Kreuzband verletzte und somit in allen drei verlorenen Finalspielen fehlte. Auch hier bleibt bis heute die Frage, wie die Leverkusen-Saison ohne diese Verletzung ausgegangen wäre. Zum Vergleich stelle man sich zum Beispiel vor, wie die Leverkusener Meisterschaftsaison 2023/24 ausgegangen wäre, hätte sich ein Granit Xhaka oder ein Florian Wirtz in der entscheidenden Phase am Kreuzband verletzt.

Ähnliches gilt für Torwart Hans-Jörg Butt, wobei dieser Gott sei Dank unverletzt blieb. Der erfahrene Schlussmann, der von 2001 bis 2007 für Leverkusen spielte, war eine Schlüsselfigur in der Defensive. Mit seinen ausgezeichneten Reflexen und seiner Spielübersicht stellte er sich als absolute sichere Bank heraus und war zuzüglich auch abseits der Platzes als mentaler Anker für seine Mitspieler wichtig.

Hinzu hatte Leverkusen mit dem wahrscheinlich neben Hristo Stoichkov bedeutendsten bulgarischen Fußballspieler aller Zeiten noch ein weiteres großartiges Talent in ihren Reihen: Dimitar Berbatov. Damals erst 20 Jahre alt, entwickelte er sich in der Saison 2001/2002 immer mehr zum Führungsspieler und brachte Bayer Leverkusen im DFB-Pokal-Finale gegen Schalke 04 sogar zunächst in Führung.

Neben Lucio bewies auch Mittelfeldspieler Zé Roberto, warum Bayer Leverkusen noch viele weitere Jahre als der Magnet in Deutschland für talentierte Brasilianer bekannt war, auch wenn dieser neben der brasilianischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft hatte. Hierbei mag es umso lustiger erscheinen, dass er in seiner Zeit bei der Werkself so auf Fußball fokussiert war, dass er es trotz deutschem Trainer verpasste auch nur ein einziges Wort deutsch zu lernen. Dies ging schließlich soweit, dass sein späterer Bayern-Mitspieler und Landsmann Giovane Elber damit drohte, in der Kabine nie wieder ein Wort portugiesisch mit ihm zu sprechen, wenn er nicht endlich die deutsche Sprache lernte.

Der Trainer, eine Inspiration für Guardiola?

Und schließlich wäre da noch Klaus Toppmöller, ein Name, der vor allem Eintracht-Frankfurt-Fans ein Begriff sein sollte. Nicht nur, dass er sowohl als Spieler als auch als Trainer zu den größten Vereinslegenden der Eintracht zählt, ausgerechnet sein Sohn Dino Toppmöller ist es, der sich als Drittplatzierter in der Bundesliga derzeit anschickt, die erste direkte Champions-League-Qualifikation in der Vereinsgeschichte zu schaffen. Interessant ist zudem, dass der gelernte Ingenieur für Versorgungstechnik einer der ersten war, der in Deutschland den bedingungslosen One-Touch-Fußball etablierte, mit dem nur wenige Jahre später ein gewisser Pep Guardiola beim FC Barcelona komplett durchstarten sollte.

Hinzu war Toppmöller extrem inspiriert vom Fußball der brasilianischen Nationalmannschaften und Verschiebungen der 5er-Kette. Auch die Aufgabe des Liberos interpretierte er insofern neu, als dass er diesem (in dem Fall Jens Nowotny) mehr und mehr Aufgaben gegen den Ball gab, was wiederum Mittelfeldspielern wie Michael Ballack weitaus mehr Freiräume in der Offensive gab.

Teile den Post
Leon

Goldene Generationen: Neapel 2023 - Eintagsfliege oder neuer italienischer Serienmeister?

Die SSC Neapel scheint mit ihrem ersten Scudetto-Gewinn seit 23 Jahren zurück an der europäischen Spitze zu sein. Allerdings steht der Verein diesen Sommer vor einem großen Umbruch, denn nicht nur Trainer Luciano Spaletti verließ den Club direkt nach dem großen Triumpf in der Serie A, auch Schlüsselspieler wie Stürmer Victor Osimhen werden bei anderen finanzstärkeren Clubs derzeit heiß gehandelt. Hier eine Analyse der (noch) aktuellen goldenen Generation der SSC Neapel.

Die ersten goldenen Jahre: Maradona und das magische Dreieck von 1990

Wer kennt ihn nicht? Einen der größten Helden des Weltfußballs: Polarisierend, atemberaubend, ein Spieler zwischen Genie und Wahnsinn und doch einer der größten Fußballer aller Zeiten - Diego Maradona. Jeder, der schon einmal ein paar Minuten eines Fußballspiels verfolgt hat oder weiß, dass man dieses Spiel in der Regel mit dem Fuß spielt und nicht mit dem kleinen Finger, kennt seinen Namen. Doch nirgendwo wurde er außerhalb Argentiniens so sehr wie ein Fußballgott verehrt wie in Neapel, einem Klub, den er über Jahre hinweg maßgeblich geprägt hat wie kein anderer. Selbst das vorher als Stadio San Paolo bekannte neapolitanische Stadion, einer der gefürchtetsten Hexenkessel Italiens, trägt mittlerweile seinen Namen.

Was viele nicht mehr wissen, ist, dass Maradona, so wie beim Gewinn des Weltmeistertitels 1986 mit Argentinien, auch beim letzten Scudetto-Sieg Neapels nur Teil einer goldenen Generation war – einer Generation, wo er am Ende natürlich als der publikumswirksamste Spieler alle überragte. Dennoch gab es zu dem Zeitpunkt mindestens zwei weitere Spieler bei der SSC, denen Maradona einen Teil seines Ruhms definitiv zu verdanken hat: Bruno Giordano und Careca - gemeinsam und angelehnt an die ersten zwei Silben ihrer Nachnamen: "La MaGiCa", das magische Dreieck.

Sie zusammen bildeten zu jener goldenen Zeit der Neapolitaner ein Sturmtrio, was gemeinsam eine Wucht entfalten konnte, welches höchstens noch das Sturmtrio Messi, Neymar und Luis Suarez zu deren besten Barcelona-Zeiten noch toppen konnte.

Keine Spur von dem zu der Zeit in Italien so berüchtigten Catenaccio-Fußball, auch kein taktisch perfekt durchgestylter auf Raumdeckung ausgerichteter Spielstil, wie ihn der ebenfalls zu der Zeit sehr erfolgreiche AC Mailand unter Arrigo Sacchi spielen ließ, sondern schnelle Vertikalpässe, ein für die damalige Zeit extrem hohes Tempo und eine Grundattitüde, die teilweise an den brasilianischen La-Jogo-Bonito-Style erinnerte: Dafür stand zu jener Zeit die SSC Neapel. Was aber macht die heutige goldene Generation Neapels aus, denen das Meisterstück 33 Jahre später nun abermals gelungen ist, sich an die Spitze der Serie A zu schießen?

33 Jahre später: Neapel zum ersten Mal seit Maradona wieder die Nr. 1 in Italien

Am 4.5.2023 konnte die SSC Neapel nach 23 langen Jahren mit vielen Höhen und Tiefen erneut den Scudetto für sich klarmachen. Und wieder sollte man sich diesen Titel mit dem „unitalienischsten“ Fußball erspielt haben, den ein Serie-A-Club seit Jahren präsentiert hat: Begeisternd, risikobereit, auf Ballbesitz ausgerichtet und offensiv. Was noch dazu kommt: Auch diesmal sollte wieder ein magisches Dreieck im Mittelpunkt stehen.

In diesem Fall reden wir allerdings nicht von drei Star-Spielern wie 1990 (zumindest nicht vor der Saison 2022/23), sondern von größtenteils völlig unbeschriebenen Blättern auf dem Fußballmarkt, die noch dazu alle aus Fußballnationen kommen, wo so manch ein argentinischer Maradona-Anhänger vielleicht noch nicht einmal weiß, wo diese überhaupt liegen: Slowakei, Nigeria und Georgien.

Stanislav Lobotka, Victor Osimhen und der georgische Flügelstürmer Khvicha Kvaratskhelia – sind sie also die Anführer einer neuen Goldenen Generation? Einer goldenen Generation, die auch aufgrund ihres jungen Alters und ihres nach wie vor rasant steigenden Marktwerts vielleicht noch nicht einmal ihre absolute Prime erreicht hat?

Die "Osi-KvaLo"-Gang - Das „MaGiCa“ Trio von 2023?

Lobotka, Osimhen und nicht zuletzt Kvaratskhelia – der Spieler, dessen Namen nicht einmal eingefleischte Neapel-Fans aussprechen können, weswegen sie ihn zumeist nur „Kvaradona“ oder liebevoll „Zizi“ nennen, welches laut eigener Aussage auch sein eigentlicher Spitzname ist: Das sind sie also – die neuen „MaGiCa“s von 2023.

Mittelstürmer Victor Osimhen wäre dabei noch am ehesten als klassischer 9er zu bezeichnen und zählt derzeit zu den teuersten und heißbegehrtesten Stürmern Europas (so begehrt, dass selbst der große FC Bayern, der doch diesen Sommer so dringend einen neuen Robert Lewandowski braucht, schon Abstand von einer Verpflichtung genommen hat.)

Diese Tatsache scheint umso unglaublicher, wenn man bedenkt, dass Osimhen in der Saison von 2017/2018 beim VFL-Wolfsburg mit 12 Einsätzen und 0 Toren als einer der größten Transferflops der Bundesligageschichte galt. Zum Vergleich – für die SSC Neapel kam er seit 2020 in 78 Spielen auf ganze 46 Tore. Dies ist ein Wert von im Schnitt einem Tor in weniger als 180 Minuten. In der aktuellen Saison kam er sogar auf 28 Tore in 36 Spielen, das heißt er schoss in so gut wie jedem Spiel mindestens ein Tor.

Ebenso niemand auf dem Zettel hatte vor der aktuellen Saison den 22jährigen Georgier Khvicha KvaratskheliaDinamo Tiflis, Rubin Kasan, FC Rustawi und der FC Dinamo Batumi, dies sind die Clubs, für die „Kvaradona“ vorher seine Schuhe schnürte. Zuzüglich sollte er als Flügelstürmer und sich zwischen den Halbräumen bewegender 10er auch noch den zuvor aus Neapel abgewanderten italienischen Nationalspieler Lorenzo Insigne ersetzen, ein Druck, der für Kvaratskhelia größer hätte kaum sein können.

Dennoch entwickelte sich "Kvaradona" zum sofortigen Publikumsliebling, erinnerten doch insbesondere seine aberwitzigen Solodribblings oft an die argentinische Vereinslegende von 1990. Auch neben dem Platz wusste er mit seinem Humor durchaus zu unterhalten, so gründete er beispielsweise im Netz ein Tutorial, wo er den Fans wie in einem Duolingo-Onlinesprachkurs beibrachte, seinen vollen Namen, wie auch andere komplizierte Wörter in seiner Heimatsprache richtig auszusprechen.

Bei diesem magischen Dreieck geht dann der Dritte im Bunde fast ein bisschen unter. Dennoch sind sich die meisten Experten einig, dass kaum ein Spieler für den Erfolg der SSC so entscheidend mitverantwortlich war wie Stanislav Lobotka (28). In der Gazzetta dello Sport verglichen ihn einige Italienische Experten sogar mit Real-Madrid-Mittelfeldmotor Luka Modric, nicht zuletzt aufgrund seiner oft tödlichen Pässe in die gefährlichen Strafraumzonen.

Die südkoreanische Mauer und das italienische Sturmfeuerwerk

Doch auch ein weiterer Spieler darf in der Erfolgsgeschichte der Neapolitaner natürlich nicht ungenannt bleiben: Der südkoreanische Nationalspieler und Abwehrorganisator Min-Jae Kim, mittlerweile auch beim FC Bayern ein Gesprächsthema. Mit insgesamt 171 abgefangenen Pässen ist er in dieser Statistik Nummer drei in der Rangliste aller Abwehrspieler in den fünf europäischen Top-Ligen und wurde damit, wohlgemerkt als Verteidiger, 2023 zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt.

Und eine italienische Achse für die die Neapolitaner als stark heimatverbundener Club immer berühmt waren? Diese findet sich tatsächlich erst auf dem zweiten Blick. Dennoch waren auch die Stürmer Matteo Politano und Giacomo Raspadori, mal in der Startelf, mal als Joker eingesetzt, ein nicht unerheblicher Teil von Neapels zum Teil fast überrumpelnden Offensive. Oft wurden sie hierbei von Giovanni Simeone unterstützt – ausgerechnet von dem Spieler, dessen Vater (Diego Simeone, seit 2011 Cheftrainer bei Atletico Madrid) wie kein ein anderer Trainer auf der Welt für gnadenlosen Defensivfußball steht.

Komplettiert wurde das Spiel der Neapolitaner schließlich vom italienischen Schlussmann Alex Meret, der sich sowohl am Spielaufbau beteiligte, als auch über weite Strecken für eine sattelfeste Strafraumabsicherung stand. Mit seinen gerade mal 23 Gegentoren sorgte er dafür, dass selbst Kontermannschaften, von denen es in Italien bekanntlich sehr viele gibt, der SSC so gut wie nie gefährlich werden konnten.

Titelverteidigung oder Einkaufstheke der Big Money Players? Wie geht es weiter mit der SSC?

Somit bleibt abschließend nur die Frage: War und ist diese goldene Generation eine Eintagsfliege oder der Anfang einer künftigen sich auch noch die nächsten Jahre durchziehenden Wachablösung aus dem italienischen Süden? Eine Gefahr für die Stadt am Fuße des Vesuvs könnte hier darin liegen, dass zwischen den beiden Top-Scorern der Mannschaft und Platz drei eine dann doch recht große Lücke klafft.

Denn belegen die beiden Top-Scorer (Torschützenkönig Osimhen mit 27 Scorerpunkten und Kvaratskhelia mit 22 Scorerpunkten) derzeit beide die Top 3 der Türschützenliste der italienischen Liga, so ist der offensiv drittstärkste Spieler Piotr Zielinski mit 10 Scorer-Punkten nur auf Platz 30 zu finden.

Man ist also extrem abhängig von seinen Top-Stars und die Gefahr ist somit durchaus gegeben, dass der Verein - sollte die SSC diese beiden Spieler oder auch nur einen von ihnen im Sommer verkaufen - den offensiven Qualitätsabfall dann doch so leicht nicht kompensieren kann. Zudem verlässt mit Luciano Spalletti der Meistertrainer den Klub, ein schwerer Verlust nach einer grandiosen Spielzeit.

Allerdings - das hat man Ende der Saison 2021/22 nach dem Abgang des vorherigen Sturmduos Dries Mertens und Neapel-Legende Lorenzo Insigne auch schon befürchtet – und wurde schnell eines Besseren belehrt. Es wird aber maßgeblich auch von Vereinspräsident (und Filmemacher) Aurelio de Lorentiis und einer klugen Transferstrategie abhängen. Wie groß ist sein Ehrgeiz die Meisterschaft auch in der nächsten Saison zu verteidigen? Und wie lange wird er dabei astronomisch-hohen Mond-Angeboten von sich finanziell nach wie vor in völlig anderen Sphären aufhaltenden Vereinen wie Manchester City oder Paris St. Germain widerstehen können? Angesichts eines schon vor dieser Saison bereits erfolgreichen vollzogenen Umbruchs ist die Wahrscheinlichkeit aber durchaus hoch, dass selbst beim Abgang der Starspieler die SSC Neapel - nach vielleicht einer Saison Selbstfindungsphase - spätestens in zwei Jahren wieder ganz oben im Rennen um den Scudetto mitspielen könnte.

Teile den Post
Leon

Goldene Generationen: Norwegen - ein Halbfinalist für die EM 2024?

Wenn wir von aufkommenden Top-Talenten im europäischen Fußball reden, reden wir in Europa derzeit immer und immer wieder von den gleichen Nationen: Frankreich, England, Spanien und Portugal.

Auch Deutschland und Italien haben lange zu diesen Platzhirschen gehört, wenn auch insbesondere in Deutschland die Nachwuchsarbeit derzeit etwas stagniert. (Bild: IMAGO / Gonzales Photo)

Doch neben diesen sogenannten "großen Nationen" gab es auch immer wieder die Nationen, die kurz zuvor noch niemand auf dem Schirm hatte: Länder mit zum Teil weit unter 10 Millionen Einwohnern, die auf einmal aufblühten, nicht nur wegen ihres einen großen Stars, sondern vielmehr dank einer plötzlichen Ansammlung herausragender Spieler, die durch irgendeinen Zufall alle in eine Dekade gebeamt wurden und dank ihrer Herkunft auf einmal alle in einer Nationalmannschaft landeten.

Diese goldenen Generationen sind dabei so alt wie der Fußball selbst: Uruguay, mit seinen gleich zwei WM-Trophäen 1930 und 1950 und bis heute das kleinste Land, was jemals eine Fußballweltmeisterschaft gewann - Ungarn, Anfang der 50er bis zum "Wunder von Bern" über 4 Jahre lang für jede andere Mannschaft unschlagbar - Polen, mit Stars wie Grzegorz Lato und Zbigniew Boniek neben den Niederlanden das Überraschungsteam der 70er - Rumänien und Bulgarien, Anfang der 90er bärenstark und von jedem Gegner gefürchtet - Belgien, von 2018-2021 Spitzenreiter der FIFA-Weltrangliste - und nicht zuletzt Kroatien, das kleine 3,8-Millionen-Einwohnerland, welches 2018 Vize-Weltmeister wurde, derzeit eine der Nationalmannschaften der Stunde.

Was all diese goldenen Generationen gemeinsam haben: Sie alle eint das Schicksal vom Vogel Phönix. Sie kommen urplötzlich hervor aus der Asche, versinken dann aber auch schnell wieder in ihr, sprich irgendwo im Niemandsland des Weltfußballs.

Denn im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich oder Brasilien zeigt sich hier dann doch, dass diese Länder trotz hervorragender Nachwuchsförderung wegen der geringen Einwohnerzahl einfach nicht die Möglichkeiten haben, ständig wieder und wieder neue Messis oder Modrics zu entdecken.

Oder tippt heute noch jemand ernsthaft auf eine Teilnahme des Europapokal-Siegers von 1986 Steaua Bukarest in der KO-Runde in der Champions League oder auf Bulgarien in einem WM-Halbfinale, so wie 1994? Wohl eher nicht.

Das Schöne und Spannende an diesen goldenen Generationen aber ist: Wo an einem Fleck der Erde eine goldene Generation zu Ende geht (dies musste nicht zuletzt Belgien beim letzten WM-Turnier in Katar schmerzlich erleben), steigt woanders eine neue wieder auf. Warum also nicht mal in Norwegen?

Denkt man an das Land Norwegen, denkt man zunächst einmal an wunderschöne Fjorde, malerische Seen, wie auch an endlose Sommernächte. Und schaut man auf den Globus, denkt sich der ein oder andere sicherlich auch: Hmmm, komisch, das Land ist doch gar nicht so klein. Das stimmt. In der Tat ist Norwegen von seiner Gesamtfläche her sogar größer als die gesamte britische Insel. Von seiner Einwohnerzahl ist das Land jedoch mit 5,4 Millionen Einwohner nicht einmal halb so groß wie Belgien.

Die Stars aus dem hohen Norden

Zum einen wäre da natürlich der Eine - der aktuell größte und leuchtendste Stern Norwegens: Erling Haaland, 22 Jahre jung, und derzeit Mittelstürmer bei Manchester City. Über die Tatsache, dass Erling Haaland derzeit weltweit zu den talentiertesten und besten Fußballern zählt, gibt es sicherlich keine zwei Meinungen. Seine Rekorde sind schon in diesem jungen Alter so unglaublich, dass einem jede Fantasie fehlt, wie er es anstellen soll, nicht eines Tages rekordtechnisch in der Liga Cristiano Ronaldo oder Messi zu landen. Kaum einem anderen Fußballer weltweit, wenn überhaupt vielleicht noch Kylian Mbappé, traut man derzeit zu, eines Tages in diese übergroßen Fußstapfen treten zu können.

Alleine in der Bundesliga schoss Haaland in 89 Spielen ganze 86 Tore, was für alle Stürmer mit über 25 Toren, die je in Deutschland gespielt haben, jetzt schon die historische Bestmarke aller Zeiten ist. Und falls es nach seinem Wechsel vom BVB zu Manchester City im Sommer 2022 noch irgendjemanden gab, der darauf spekulierte, die Premier League könne diesen Ausnahmestürmer vielleicht zumindest wieder etwas "menschlich" wirken lassen, wurde dieser sehr schnell eines besseren belehrt: 17 Tore in seinen ersten 11 Pflichtspielen unter Pep Guardiola, 3 Hattricks alleine in der Hinrunde 2022/2023, wie auch nicht zuletzt beim 6 : 3 Derby-Sieg gegen Manchester United sein 103. Treffer in seinem 100. Pflichtspiel auf Clubebene.

Mit diesen schier unmenschlichen Rekordzahlen könnte man noch Seiten füllen. Viel spannender scheint aber derzeit die Tatsache, dass Haaland längst nicht mehr der einzige Norweger ist, der in der Premier League absolute Ausnahmeleistungen bringt.


Der Taktgeber

Noch mindestens ein weiterer Norweger zählt nämlich derzeit zu den talentiertesten Spielern der für viele immer noch besten Liga der Welt. Dieser Spieler ist dabei zuzüglich noch einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass sein Verein grade an der Tabellenspitze der Premier League steht: Mittelfeld-Allrounder Martin Odegaard vom FC Arsenal.

Wie kaum einen anderen Spieler verbindet man Odegaard mit dem furiosen Comeback der Gunners im europäischen Spitzenfußball. Oder wie die Daily Mail kurz nach seinem völlig verrückten No-Look-Pass beim 4:3 gegen Brighton schrieb:

„Ganz England liegt Odegaard zu Füßen. Mit seinem Spiel und seiner Leichtigkeit sieht er aus wie ein ehemaliger Galactico und ist derzeit einer der besten Spieler der Premier League. Mit einem Odegaard in dieser Form ist für den FC Arsenal momentan alles möglich."

Ein Martin Odegaard in seiner aktuellen Form könnte somit auch das Mittelfeld-Herzstück der norwegischen goldenen Generation sein, ähnlich wie es ein Kevin de Bruyne für Belgien oder ein Aaron Ramsey für Wales war - ein Aaron Ramsey, der zu seiner Prime ebenfalls Spielmacher beim FC Arsenal war und zuzüglich mit dafür verantwortlich war, dass die Waliser rund um Superstar Gareth Bale bei der EM 2016 als absoluter Außenseiter ins Halbfinale ziehen konnten.

Denn auch das zeigt die Geschichte all jener goldenen Generationen: Wo immer eine kleinere Nation mit einem herausragenden Knipser gesegnet war, so hatte sie im Erfolgsfall doch immer noch mindestens einen weiteren Dirigenten im Mittelfeld, der seinen scheinbar komplett zugestellten Stürmerstar mit den entscheidenden genialen Schnittstellenpässen bediente: Hidegkuti und Puscas für Ungarn (1954), Seedorf und Bergkamp (1998) für die Niederlande wie auch Modric und Mandzukic (2018) für Kroatien sind hier nur einige prominente Bespiele für geniale Mittelfeld-Stürmer-Duos. Odegaard und Haaland hätten aktuell definitiv das Zeug dazu als zwei der besten Spieler der Premier League ein ähnliches Duo zu bilden.

Bundesliga-Fans hingegen mag aktuell noch ein weiterer Name aufgefallen sein, wurde er doch grade erst als Winterneuzugang vom BVB verpflichtet: Julian Ryersson, der ebenso wie sein Landsmann Morten Thorsby bis zu seinem Wechsel Stammspieler beim 1. FC Union Berlin war. Ryersson dankte den Dortmunder für deren Vertrauen, in dem er sich und den BVB bereits im 2. Spiel gegen Mainz 05 mit einem Tor belohnte. Doch auch in der Defensivarbeit zeigte Ryersson in den letzten Jahren mehr und mehr seine Ausnahmeklasse. Ein kleines statistisches Beispiel: Mit einem Schnitt von 60 gewonnenen Zweikämpfen pro 90 Minuten lag er nur knapp hinter Bayern-Neuzugang Joao Cancelo (63 Zweikämpfe), der bei Manchester City lange Zeit zu den besten Spielern der Welt auf seiner Position zählte.

Derweile tummeln sich auch in anderen europäischen Ligen immer mehr neue hochtalentierte Norweger. Nicht zuletzt der derzeit herausragend aufspielende SSC Neapel hat sich hier, auch mit Blick auf die Zukunft, mit dem 22jährigen Leo Ostigard in der Defensive verstärkt. Dieser könnte aktuell gemeinsam mit dem schon etwas erfahreneren Birger Meling von Stade Rennes beispielsweise ohne Probleme das Innenverteidigerduo der Skandinavier bilden, ein Innenverteidigerduo auf mit Sicherheit gehobenem europäischen Niveau.

Insgesamt sind es sage und schreibe ganze 23 Spieler mit norwegischem Pass, die in der Saison 2022/2023 mit ihren Teams europäisch überwintern konnten. Darunter fallen Fredrik Oppegard vom PSV Eindhoven (der als gelernter Linksverteidiger mit Ryersson, Meling und Ostigard z.B. die norwegische Viererkette komplettieren könnte), Marcus Pedersen von Feyenoord Rotterdam, Kristoffer Zacharias und Joshua King von Fenerbahce, wie auch Fredrik Aursnes von Benfica Lissabon als mögliches defensives Pendant zu Martin Odegaard im Mittelfeld.

Einzig und allein die Torwart-Position könnte noch eine gewisse Schwachstelle darstellen, da Leipzig-Keeper Orjen Nyland derzeit nur die Nr. 3 im Verein ist und daher aktuell nur über wenig Spielpraxis verfügt. Auch U21-Keeper Kristoffer Klaesson (Leeds United) konnte sich in der A-Nationalmannschaft bislang noch nicht fest spielen. Hier greift man daher derzeit vor allem auf André Hansen (FK Rosenborg) zurück, der allerdings bislang nur in kleineren Ligen zwischen den Pfosten stand.

Das absolute Herzstück der Norweger jedoch ist und bleibt der Sturm und das auch neben Erling Haaland. Hier fand der von RB Leipzig an den spanischen Europa-League-Teilnehmer Real Sociedad verliehene Alexander Sörloth zuletzt auch abschlusstechnisch zu immer stärkerer Form. Zuzüglich wirbelt neben ihm noch Southhamptons Mohammed Elyounoussi auf der rechten Außenbahn und auch den zuletzt von Eintracht Frankfurt an Gent verliehenen Jens-Petter Hauge sollte man im Auge behalten.

Und schließlich wäre da last but not at least auch noch er - eines der vielleicht derzeit größten Talente im europäischen Fußball und erst kürzlich von Benfica Lissabon verpflichtet: der erst 18jährige Andreas Schjelderup.

Diese 10 Minuten Fußballkunst zeigen in etwa zu welchen herausragenden Aktionen in Sachen Dribbelstärke, Passgenauigkeit und Abschlussstärke der junge Mann jetzt schon fähig ist:

Mit 22 Toren für den dänischen Underdog FC Nordsjaelland wurde er in der vergangenen Saison mit haushohem Abstand Torschützenkönig in der dänischen Liga, wobei er im Gegensatz zu Erling Haaland eben nicht dieser klassische Mittelstürmer ist.

Seine größte Stärke liegt vielmehr in seiner Variabilität, seiner Entscheidungsfindung auch gegen den Ball und seiner Gradlinigkeit auf dem Weg zum Tor. Fast immer weiß er, wann es an der Zeit ist ins Dribbling zu gehen, den Abschluss zu suchen oder die Verteidiger in Räume zu ziehen von wo aus er dann seine Mitspieler in Szene setzen kann. Gefürchtet sind des weiteren seine Innenrissschlenzer aus zum Teil unmöglich scheinenden Positionen, die zum Teil schon fast an die französische Stürmerlegende Thierry Henry erinnern.

Mit all diesen Anlagen könnte Andreas Schjelderup in den nächsten einer der spannendsten Spieler 2023/2024 europaweit werden und gemeinsam mit Erling Haaland eines der gefährlichsten Sturmduos im europäischen Nationalmannschaftsfußball werden - Anführer einer neuen goldenen Generation: Norwegen, vielleicht sogar schon das Überraschungsteam der EM 2024 in Deutschland.

Teile den Post