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Sascha

Vom Box-Gym in die Champions League | PSG’s Ibrahim Mbaye (17) im Porträt

Von den Betonplätzen der Pariser Vorstadt bis in die Champions League – die Geschichte von Ibrahim Mbaye ist eine ganz besondere, da er Elemente des Boxsports in seine Fußballkarriere übertragen hat und damit zum jüngsten Debütanten von Paris Saint Germain avancierte. (Bild: IMAGO / ABACAPRESS)

Ibrahim Mbaye wuchs in Trappes in der Nähe von Paris auf und musste sich in seinem Leben immer mit den Größeren messen. Von der Boxhalle, in der er mit seinem Vater trainierte, bis zum Betonplatz seiner Stadt, auf dem er mit seinem älteren Bruder spielte.

Ob mit Boxhandschuhen oder mit dem Ball am Fuß. Mbaye lernte jeden Tag, sich dem Leben zu stellen, indem er die Lektionen aus dem Gym auf dem Spielfeld anwendete und umgekehrt. Die Tage, an denen er sich einen Platz zum Spielen oder Kämpfen erarbeitete, haben ihn geprägt. Und obwohl er immer noch nicht der Größte auf dem Spielfeld ist, müssen die anderen ihm hinterherlaufen.

Nun gilt er als eines der größten Talente der PSG-Akademie und hat bereits in der Saison 2024/25 Meilensteine gesetzt, darunter als jüngster Spieler, der je ein offizielles Spiel für PSG in der Startelf begann (mit 16 Jahren und 6 Monaten gegen Le Havre). Heute, fast ein Jahr später, „schenkt“ ihm Luis Enrique einen Platz im Champions League-Kader.

Vom Ring zum Spielfeld

In Mbayes Familie ist Boxen kein Sport. Boxen ist Kult. Boxen ist eine Schule fürs Leben. Der dreimalige französische Meister Souleymane, Mbayes Vater, versucht, all dies seinen Kindern zu vermitteln. Von Hartnäckigkeit über Ausdauer bis hin zu Disziplin. Und wenn ein Ziel zu weit entfernt scheint, bedeutet das, dass man nicht hart genug gearbeitet hat.

Mbaye wächst in der Boxhalle seines Vaters auf, wo er all dies lernt. Er atmet die Disziplin und die Arbeit, die das Boxen auch in den härtesten Leben derjenigen, die es ausüben, mit sich bringt. Er trainiert, wächst mit ihnen und mit diesen Geschichten. Aber seine Leidenschaft galt trotz alledem etwas anderem.

Sein Bruder nahm ihn oft mit, um mit ihm und seinen Freunden Fußball zu spielen. Ibrahim ist wie immer der Kleinste. Aber er versteht sofort, dass das, was er im Ring gelernt hat, ihm auf diesem Betonplatz nützlich sein kann. Er zieht seine Handschuhe aus und zieht seine Fußballschuhe an. Wie durch Zauberei ist er nicht mehr der Kleinste auf dem Platz, dafür jedoch der Stärkste.

„PSG? Der Verein meines Lebens“

Die Scouts von PSG erkannten sofort, dass Mbaye etwas Besonderes ist, und holten ihn mit 10 Jahren in die Pariser Jugendakademie. Da er es gewohnt war, mit Älteren zusammen zu spielen, stach er unter Gleichaltrigen sofort hervor. Mbaye ist nun nicht mehr das Kind, das um Erlaubnis bitten muss, um spielen zu dürfen. Jetzt ist er der Junge, den alle in ihrer Mannschaft haben wollen.

Luis Enrique, der schon viele Talente gesehen hat, ist von dem Jungen beeindruckt und nimmt ihn in die erste Mannschaft auf. Am ersten Spieltag der letzten Saison schickt er ihn mit 16½ Jahren von Beginn an auf den Platz. Damit wird er zum jüngsten Debütanten in der Vereinsgeschichte. Nach einem Saisonstart, in dem er viel Spielzeit bekam, erhält er nun die x-te Bestätigung seiner Wertschätzung.

Stärken

Doch was macht das Supertalent eigentlich so gefährlich? Mbaye ist außergewöhnlich schnell und wendig, was ihm ermöglicht, Verteidiger in engen Räumen wie ein Sambatänzer zu umkurven. Seine Beschleunigung und Beweglichkeit machen ihn zu einem enorm gefährlichen Konterspieler.

Darüber hinaus beherrscht er den Ball hervorragend und zeigt ein hohes Maß an Technik, das über sein Alter hinausgeht. In Jugendspielen und ersten Profieinsätzen hat er wiederholt beeindruckende Dribblings gezeigt, die zu Toren oder Assists führten, was gleichermaßen seine Effizienz unterstreicht.

Mbaye ist torgefährlich und zielgenau vor dem Tor. Sein erstes Profitor gegen Saint-Étienne (März 2025) und Tore in der U19 (z. B. gegen Marseille) unterstreichen seine Präzision und Kaltblütigkeit, wenn er das Runde im Eckigen unterbringen möchte.

Kein reiner Flügelstürmer

Er besitzt eine gute Übersicht und kann mit präzisen Pässen (z. B. Assists in der U19-Finalrunde) Mitspieler in Szene setzen. Sehr beeindruckend ist gleichermaßen seine Kreativität, welche sogar als Schlüsselstärke hervorsticht, und ihn zu einem potenziellen Spielmacher macht.

Mbaye positioniert sich intelligent, um Räume zu nutzen, und ist stark im Pressing, was in Luis Enriques System elementar wichtig ist. Seine Vielseitigkeit auf den Flügeln und seine Laufstärke erlauben ihm, sowohl offensiv als auch defensiv einiges zum Spiel beizutragen.

Diese Stärken haben Mbaye bereits zu Rekorden geführt, wie dem jüngsten Einsatz im UEFA Super Cup (August 2025) und der FIFA Klub WM (Juni 2025). Experten vergleichen ihn mit Kylian Mbappé aufgrund seines Potenzials und seiner Herkunft aus der PSG-Jugend. Dennoch ist er noch jung, und es gibt noch Defizite an denen er arbeiten muss.

Schwächen:

Das junge Talent von Paris Saint-Germain, zeigt trotz seines enormen Potenzials einige Schwächen, die typisch für einen 17-jährigen Spieler sind, der sich noch in der Entwicklung befindet. Mit einer Körpergröße von 1,75 m, und nur 65 kg, ist Mbaye körperlich noch nicht vollständig entwickelt. In der Ligue 1, wo physische Duelle häufig sind, könnte er gegen robustere Verteidiger Schwierigkeiten haben, sich durchzusetzen.

Wie viele junge Spieler zeigt Mbaye noch Schwankungen in seinen Leistungen. In einigen Spielen dominiert er, während er in anderen weniger Einfluss hat, was auf mangelnde Erfahrung und Anpassung an den Profifußball zurückzuführen ist.

In hochintensiven Spielsituationen trifft Mbaye nicht immer die optimale Entscheidung, z. B. beim Abspielen oder Abschließen. Seine Jugend und begrenzte Profierfahrung (erst wenige Einsätze in der Ligue 1) führen gelegentlich zu überhasteten Aktionen.

Obwohl Mbaye im Pressing engagiert ist, fehlt ihm manchmal die taktische Disziplin, die erforderlich ist, um in einem System wie dem von Luis Enrique durchgehend effektiv defensiv zu arbeiten. Dies könnte seine Einsatzzeit in großen Spielen einschränken.

Mbaye hat zwar bereits in der UEFA Super Cup und im FIFA Club World Cup gespielt, aber seine Erfahrung auf höchstem Niveau ist noch begrenzt. Dies könnte sich in entscheidenden Momenten, z. B. in der Champions League, als Schwäche zeigen.

Fazit:

Diese Defizite sind größtenteils entwicklungstypisch und können mit mehr Spielzeit, Training und körperlicher Reifung verbessert werden. Mbaye ist auf dem besten Weg, diese Schwächen zu überwinden, da sein Talent und seine Lernfähigkeit außergewöhnlich sind.

Vor allem aber wäre es eine Untertreibung angesichts der Lehren, die ihm das Boxen und sein Vater vermittelt haben, wo „kein Ziel zu weit entfernt ist, und, dass es nicht durch harte Arbeit erreicht werden kann!“ Bis jetzt hat sich diese harte Arbeit wirklich ausgezahlt. „PSG ist der Verein meines Lebens, ich bin stolz darauf, dieses Trikot tragen zu dürfen“, hatte er erklärt. Jetzt ist Ibrahim Mbaye bereit, Europa mit seinem Herzensverein zu erobern.

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Sascha

Warum Slot Chiesa nicht für die CL nominierte

Federico Chiesa wurde aus der Liste der League Phase der Champions League 2025/26 von Liverpool gestrichen, nachdem ihn die Reds wieder von der Transferliste genommen haben. Doch wie kam das trotz der aufsteigenden Form des Italieners zustande? (Bild: IMAGO / Propaganda Photo)

Federico Chiesa wurde aus der Liste der Champions-League-Gruppenphase 2025/26 von Liverpool gestrichen. Der italienische Fußballspieler wurde im vergangenen Jahr von Arne Slot kaum berücksichtigt und schien im Laufe der Sommertransferperiode kurz vor dem Abschied zu stehen, wurde jedoch nach seinem entscheidenden Tor gegen Bournemouth vom englischen Verein gehalten und kam in allen drei bisher ausgetragenen Premier-League-Spielen als Einwechselspieler zum Einsatz.

Federico Chiesa war entscheidend für den Sieg am ersten Spieltag der Premier League gegen Bournemouth und äußerte sich nach dem Schlusspfiff wie folgt:

„Mein erster Gedanke nach dem Tor galt Diogo, seinem Bruder und ihrer ganzen Familie. Heute war ein bewegender Moment, vor allem weil wir so gewonnen haben. Dieser Ball hat mir geholfen, ihn von dort oben ins Tor zu schieben, das möchte ich zumindest glauben.“

Der italienische Stürmer hatte auch über seine Schwierigkeiten im ersten Jahr gesprochen: „Dieses Tor ist die Belohnung für die geleistete Arbeit. Ich kann sagen, dass ich letztes Jahr unter komplizierten Bedingungen angekommen bin. Bei Juve hatte ich nicht trainiert und kam mit Schwierigkeiten hierher, mit einem Rhythmus auf einem anderen Niveau.

Zu große Konkurrenz?

Als neutraler Beobachter bekam man den Eindruck, dass der Europameister von 2021 in die erste Elf drängt, denn die Einsatzzeiten erhöhten sich kontinuierlich. Doch plötzlich lasen die Tifosi die Nachricht, dass der mittlerweile 27-jährige Italiener nicht für die Königsklasse nominiert wurde. Wie kann das sein?

Liverpool hat die Transferperiode mit Ausgaben von fast 500 Millionen Euro abgeschlossen und Spieler wie Wirtz, Isak und Ekitike in die Offensive aufgenommen. Natürlich gibt es noch Gakpo und Salah für die beiden anderen Plätze, und der letzte schien für Chiesa bestimmt zu sein, jedoch hat sich Slot für den 17-jährigen Rio Ngumoha entschieden.

Dieser erzielte das entscheidende Tor beim 3:2-Erfolg über Newcastle in der Nachspielzeit und absolvierte eine bärenstarke Vorbereitung mit zwei Toren und genauso vielen Vorlagen in vier Partien. Dass der Linksaußen zehn Jahre jünger ist und daher mehr Wachstumspotenzial als Chiesa mitbringt ist selbstverständlich.

Alle Neuzugänge, darunter auch der italienische Verteidiger Giovanni Leoni, wurden für die Champions League nominiert:

Torhüter: Alisson, Mamardashvili, Woodman;

Verteidiger: Bradley, Frimpong, Gomez, Kerkez, Konate, Leoni, Robertson, Van Dijk;

Mittelfeldspieler: Endo, Gravenberch, Jones, Mac Allister, Szoboszlai, Wirtz;

Stürmer: Ekitike, Gakpo, Isak, Ngumoha, Salah.

Auch für Slot nicht einfach

Liverpools Trainer Arne Slot erzählte, was passierte, als er Federico Chiesa mitteilen musste, dass er ihn von der Champions-League-Liste der Reds streichen würde.

„Es tut mir leid, Fede, aber du stehst nicht auf der UEFA-Liste von Liverpool, daher wirst du nicht in der Gruppenphase der Champions League spielen“: Das muss in etwa der Kern des Gesprächs zwischen Arne Slot und Federico Chiesa gewesen sein, kurz bevor die Frist für die Einreichung der betreffenden Liste Anfang September ablief.

Ein sehr schwerer Moment für den 27-jährigen italienischen Nationalspieler, aber nicht weniger schwierig für den norwegischen Trainer der Reds. „Das ist eines der schwierigsten Dinge, die man als Trainer tun muss“, sagte Slot vor dem Auswärtsspiel am Sonntag in Burnley zu den Journalisten, als er nach dem Ausschluss von Chiesa gefragt wurde, dem der 17-jährige Rio Ngumoha im Rennen um den letzten Platz in der „Liste A“ vorgezogen wurde. – Es ist nicht immer einfach, einem Spieler zu sagen, dass er nicht spielen wird, ihm zu sagen, dass er nicht im Kader ist, ist noch schwieriger.“

Chiesas Reaktion, als Slot ihm mitteilte, dass er nicht in Liverpools Champions-League-Kader aufgenommen worden war

Slot erzählte dann, wie Chiesa reagierte, als er ihm die Nachricht überbrachte, und lobte ihn für die Art und Weise, wie er es aufgenommen hatte (zumindest vor ihm). Der 46-jährige Trainer, der in seinem ersten Jahr mit Liverpool sofort die Premier League gewann und Klopp nicht vermissen ließ, erklärte, dass Federico verständlicherweise enttäuscht war, aber dass seine positive Reaktion im Training für die Zukunft von entscheidender Bedeutung ist.

„Ich habe ihm einfach erklärt, warum wir diese Entscheidung getroffen haben“, sagte Slot, „und natürlich war er nicht glücklich darüber, aber ich glaube, er hat meine Argumente verstanden. Ich will nicht sagen, dass er sie teilte – übrigens hat er mir nicht gesagt, dass er nicht einverstanden war –, aber er gab die Antwort, die man von einem Spieler hören möchte.

Er sagte mir, dass er der Mannschaft in den Pokalspielen und in der Meisterschaft helfen werde, und das ist eine Aussage, die man machen kann, aber ich glaube, er hat es auch bewiesen, denn er wurde nicht ausgewählt, hat aber hart gearbeitet, um für die nächsten Spiele bereit zu sein. Das ist noch wichtiger als das, was ein Spieler einem sagt.“

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Sascha

10 Tore in 2 Spielen | Wo steht Italien unter Gattuso?

Der neue italienische Nationaltrainer Gennaro Gattuso holte die benötigten sechs Punkte aus den Spielen gegen Estland und Israel. Wir analysieren die zwei Siege, die unterschiedlicher kaum hätten sein können.

Zehn Tore in zwei Spielen hätten die Sache eigentlich einfach machen müssen. Stattdessen riskierten die Männer von Rino Gattuso in einer der verrücktesten Partie, die die Azzurri je gespielt haben, gegen eine unangenehme israelische Mannschaft in Ungarn zwei Punkte zu verlieren. Was haben wir in den letzten WM-Qualifikationsspielen über die neue Ära Italiens unter Gennaro Gattuso gelernt?

Gattuso-Mentalität ist übergegangen

Es überrascht niemanden, dass der neue Mann während seiner ersten Spiele als Trainer eine intensive Figur war, als er von der Bank aus Anweisungen auf das Spielfeld brüllte. Er hörte nie auf, seine Truppen zu ermutigen, nach vorne zu gehen, selbst als sie Estland deutlich überlegen waren.

Während seines zweiten Spiels sah er aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig werden. Euphorie nach den Toren seiner Mannschaft und Ohnmacht nach dem dritten und vierten Gegentor der Israelis. Verzweiflung und Ratlosigkeit über die eklatante Defensive seiner Squadra waren Gattuso ins Gesicht geschrieben. Diesen Gesichtsausdruck sah man wirklich selten bei der Milan-Legende.

Dennoch war sein gesamter Trainerstab und er, im Gegensatz zu Luciano Spalletti extrem emotional und engagiert an der Seitenlinie, als gehe es um das WM-Finale. Genau dieses „Nicht-Aufgeben“ und „Weitermachen“ ging auf seine Mannschaft über. Man kann den Italienern viel vorwerfen, aber nicht, dass sie nicht kämpfen unter ihrem neuen Mentor. Die Gattuso-Mentalität scheint in die Mannschaft übergegangen zu sein.

Tödliches Sturmduo

Jahrelang haben wir uns gefragt, ob die Azzurri zwei Stürmer gleichzeitig aufstellen können, und die Antwort lautet eindeutig - Ja – vor allem, wenn sie in der Form von Mateo Retegui und Moise Kean sind. Sie sahen nicht nur einzeln gut aus, sondern ihr Zusammenspiel und ihr Verständnis wirkten, als würden sie schon seit Jahren zusammen spielen.

Jetzt steht Gattuso vor der schwierigen Aufgabe, einen Weg zu finden, das Beste aus beiden herauszuholen und gleichzeitig das taktische Gleichgewicht zum Rest der Mannschaft außerhalb des Angriffsdrittels aufrechtzuerhalten. Denn da offenbarte der vierfache Weltmeister noch große Defizite.

Verzweifelte Verteidigung

Nachdem Italien sich Zeit genommen hatte, um Estland zu knacken, fiel es gegen einen stärkeren Gegner wieder in seine alten Unsicherheiten in der Abwehr zurück. Gigio Donnarumma wirkte unsicher beim Spielaufbau aus der Abwehr heraus, es gab schlampige Rückpässe (Barella) und jedes Mal, wenn der Gegner angriff, lag ein Gegentor in der Luft.

Zwei Eigentore sprachen Bände über eine Mannschaft, die immer noch darum kämpft, eine solide Basis für das Mittelfeld und den Angriff zu schaffen. Die besten Stürmer der Welt werden sich die Hände reiben, wenn sie die Chance bekommen, gegen sie anzutreten. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft scheint fast sinnlos, wenn sie keinen Weg finden, sich nicht mehr selbst in Schwierigkeiten zu bringen.

Weg vom 4-4-2?

Zugegebenermaßen muss Gattuso berücksichtigen, dass sowohl Bastoni, als auch Mancini bei ihren Vereinen in einer Dreierkette verteidigen und sie im 4-4-2 mit ihren defensiven Aufgaben schlichtweg überfordert waren, gewiss auch, weil es für sie eine zu große Umstellung darstellte. Der neue italienische Nationaltrainer sollte daher nicht nur im Sturm schauen, wie die Mannschaft am besten abliefert.

Daher wäre es am besten in der Abwehr auf eine Dreierkette umzustellen, und auf ein 3-4-1-2 oder 3-5-2 zu setzen, was mehr zum Naturell der Mannschaft passen würde. Inter stellt die meisten italienischen Nationalspieler, und diese fühlen sich in diesem System am wohlsten. Ja das hatten wir doch schon unter Spalletti!? Ja hatten wir, Gattuso kann diese Grundformation jedoch mit einer anderen Spielidee umsetzen

Erschöpfte Spieler?

Nach der Teilnahme an der Klub-Weltmeisterschaft war es kaum verwunderlich, dass einige der wichtigsten Spieler Italiens von Inter etwas außer Form zu sein schienen. Alessandro Bastoni, Nicolò Barella und Federico Di Marco sind normalerweise wichtige Stützen der Nationalmannschaft, aber keiner von ihnen zeigte in den beiden Spielen seine gewohnte Leistung.

Ein Eigentor von Bastoni, einige Fehlpässe und Frustrationen des Mittelfeldspielers sowie ungenaue Flanken des Außenverteidigers waren Anzeichen dafür, dass sie nicht in Topform waren. Die Azzurri hoffen, dass sie sich rechtzeitig für die nächste Spielrunde im Oktober erholen können, in der wieder nur Siege zählen. Gerade Norwegen beeindruckte mit einem 11:1-Sieg gegen Moldawien, und schließ damit sehr wahrscheinlich die Tür für die Italiener bei einem Sieg über Norwegen über ein besseres Torverhältnis den ersten Platz zu erklimmen.

Raspa ist bereit

Bei einer Weltmeisterschaft geht es um mehr als nur darum, eine gute Startelf zu finden, und der Spieler von Atlético Madrid hat zweimal gezeigt, dass er von der Bank aus einen großen Einfluss haben kann. Manche Spieler scheinen sich leichter als andere im azurblauen Trikot ihres Landes einzufügen, und Jack Raspadori ist definitiv einer dieser Stars, der unter Gattuso als tödlicher Joker überzeugt.

Als vielseitige und wertvolle Option gegen schwer zu knackende Gegner oder um anderen Stürmern eine Pause zu gönnen, bestätigte er, dass diese Mannschaft auch in der Tiefe über mehr Qualität im Angriff verfügt, als die Tifosi bisher annahmen.

Wenn die Italiener allerdings zur WM 2026 möchten, dann muss Gattuso sich unbedingt etwas für die Defensive einfallen lassen, denn sonst könnte es gegen Norwegen eine bitterböse Pleite geben, oder man verpasst wieder komplett die WM. Für eine Nation, die einst für ihre felsenfeste Abwehr bekannt war, sind dies derzeit beängstigende Zeiten…

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Sascha

Ist er der Richtige für Bayer? | Kasper Hjulmand (53) im Porträt

Kasper Hjulmand (53) ist neuer Cheftrainer von Bayer Leverkusen und löst damit Erik ten Hag ab. Werfen wir einen Blick auf den Weg des dänischen Trainers in die BayArena und analysieren wir ob er der Richtige für die Werkself sein könnte.

Bevor er Trainer wurde, war Hjulmand selbst Spieler. Den Großteil seiner Karriere verbrachte er jedoch in den unteren dänischen Ligen und musste seine Karriere 1998 im Alter von nur 26 Jahren verletzungsbedingt beenden. Hjulmand hat jedoch viel mehr zu bieten als nur Fußball.

In seiner Jugend war er ein sehr talentierter Volleyballspieler und spielte in dänischen Jugendmannschaften, bevor er sich schließlich für den Fußball entschied. Er interessiert sich auch für Philosophie und nennt Jean-Paul Sartre, Albert Camus und seinen dänischen Landsmann Søren Kierkegaard als einige seiner Lieblingsautoren.

Fast unmittelbar nach seiner aktiven Karriere wechselte der ehemalige Verteidiger zum dänischen Verein Lyngby und wurde dort Trainer der Jugendmannschaft. Sein großer Durchbruch kam 2006, als er zum Cheftrainer der ersten Mannschaft ernannt wurde. Seine zweijährige Tätigkeit dort erregte die Aufmerksamkeit von Nordsjælland, wo er drei Saisons lang als Assistent tätig war, bevor er im Sommer 2011 den Chefposten übernahm.

Lorentzen: „Er ist das Gesamtpaket!“

Als einer der östlichsten Vereine Dänemarks hatte der in Farum beheimatete Verein lediglich zwei nationale Pokalsiege vorzuweisen und verfügte über eines der niedrigsten Budgets in der höchsten dänischen Spielklasse. Entgegen aller Erwartungen führte Hjulmand den Verein 2011/12 jedoch zum ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte und verwies den Spitzenklub aus Kopenhagen mit zwei Punkten Vorsprung auf Platz zwei.

„Der Ball musste bei seiner Mannschaft sein. Wir wurden von Ajax und Barcelona stark inspiriert. Er war in dieser Hinsicht der beste Trainer, den ich je hatte. Hjulmand versteht die menschliche Seite des Spiels sehr gut. Ihm geht es um den Spieler als Ganzes, nicht nur um den Fußballer selbst. Ich habe mich im Verein wohlgefühlt, als Hjulmand dort war. Er ist das Gesamtpaket“, schwärmte Ex-Nordsjælland-Spieler Kasper Lorentzen.

Nach CL-Teilnahme geht es zu Mainz

Nachdem er Nordsjælland auch zu seiner ersten und einzigen Teilnahme an der Gruppenphase der UEFA Champions League geführt hatte, wechselte Hjulmand 2014 nach dem Abschied von Thomas Tuchel zu Mainz. Er startete gut in die Bundesliga, die 05er belegten nach acht Spielen in der Saison 2014/15 den dritten Tabellenplatz. Ein Formtief zwang ihn jedoch im Februar 2015 zum Rücktritt, da er das Ruder nicht mehr umreißen konnte.

Es folgte eine Rückkehr zu Nordsjælland, doch erst auf der internationalen Bühne sorgte er für Aufsehen, nachdem er 2020 zum dänischen Nationaltrainer ernannt wurde. Die Dänen hatten seit ihrem Titelgewinn 1992 nur einmal die Gruppenphase der UEFA-Europameisterschaft überstanden, doch Hjulmand führte sie bei der EM 2020 – die aufgrund der COVID-19-Pandemie erst 2021 ausgetragen wurde – ins Halbfinale, wo sie erst gegen England verloren.

Bemerkenswerterweise gelang ihm dies, nachdem Starspieler Christian Eriksen im Auftaktspiel Dänemarks gegen Finnland einen Herzinfarkt erlitten hatte. Er erntete dafür viel Lob für seinen Umgang mit dieser schwierigen Situation. Vor seinem Abschied führte er die Nation außerdem zur FIFA-Weltmeisterschaft 2022 und zur EM 2024.

„Kasper war schon immer daran interessiert, Neues zu lernen und neue Ideen zu entwickeln. Als Trainer ist er bereit, das System seiner Mannschaft während des Spiels zu ändern, und seine emotionale Intelligenz ist ebenfalls extrem hoch“, verriet Kasper Schmeichel über seinen ehemaligen Nationaltrainer.

Taktisch flexibel wie Tuchel

Es ist keine Überraschung, dass sich Mainz nach Tuchels Wechsel zu Borussia Dortmund auf der Suche nach Kontinuität an Hjulmand wandte. Der aktuelle englische Nationaltrainer ist bekannt für seine taktische Vielseitigkeit, auch innerhalb von Spielen, ähnlich wie Hjulmand. Beide äußern sich gelegentlich offen, doch Hjulmands eher menschenbezogener Ansatz könnte angesichts der vielen Neuzugänge in Leverkusen im Sommer 2025 seine große Stärke sein.

„Was dich zu einem einzigartigen Fußballtrainer macht, ist, dass du den Menschen vor den Spieler siehst und gleichzeitig unglaublich ehrgeizig bist. Du hast uns aus der Krise gerettet, warst der Kapitän von allem und hast uns das Gefühl gegeben, dass es okay ist, Fußball zu spielen“, lobte der ehemalige dänische Kapitän Simon Kjær zu Hjulmand nach der UEFA Euro 2020.

Fazit:

Bei seinem neuen Arbeitgeber könnten diese Fähigkeiten umso wichtiger werden, denn die Leverkusener mussten viele Abgänge verkraften und die Hierarchie in der Mannschaft muss nun so schnell wie möglich neu gebildet werden. Da der Däne auch die Menschen hinter den Spielern sieht, wird ihm das sicherlich schnell gelingen, wenngleich es die wohl größte Herausforderung seiner Karriere darstellen wird.

Darüber hinaus war es jetzt sehr wichtig für Bayer einen taktisch flexiblen Trainer zu verpflichten, der sich an die Mannschaft anpassen kann, da er nicht an der Kaderplanung mitwirken konnte und nun mit den Spielern klar kommen muss die da sind. Damit tut sich der Großteil der Trainer sehr schwer, doch unser Protagonist ist da genau der Richtige für.

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Sascha

Der nächste Malick Thiaw? | David Odogu (19) im Porträt

David Odogu (19) war der letzte Neuzugang des AC Mailand im Sommertransferfenster und gilt als die vielleicht größte Unbekannte im Kader Milans. Daher wollen wir euch das vielversprechende deutsche Abwehrtalent genauer vorstellen und wie er die Rossoneri bereichern könnte.

Noch am Stichtag des Sommertransferfensters war Milans Sportdirektor Igli Tare auf der Suche nach einem Innenverteidiger. Der Name Manuel Akanji fiel in Berichten häufig, doch letztendlich entschied er sich für den Stadtrivalen Inter.

Auch Joe Gomez war im Gespräch. Gerüchten zufolge wartete Liverpool auf die Verpflichtung von Marc Guéhi von Crystal Palace, bevor es grünes Licht gab. Doch dieser kam nicht, und so platzte der Deal.

Für wen entschied sich Milan? Für David Odogu vom deutschen Bundesligist VFL Wolfsburg. David wer? Ein Name, der für die Tifosi praktisch unbekannt ist, und das aus gutem Grund. Im Gegensatz zu den erfahrenen Spitzenspielern Akanji und Gomez hat Odogu erst drei Einsätze in der Bundesliga vorzuweisen.

"Das war ein Last-Minute-Transfer, eine Überraschung für mich selbst. Ich habe davon nur 24 Stunden vor dem Ende des Transferfensters erfahren", sagte der 19 Jahre alte Abwehrspieler bei seiner Vorstellung.

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Last-Minute-Transfer, doch der hohe Preis von rund 10 Millionen Euro für einen so jungen und unerfahrenen Spieler könnte etwas anderes über Tares Vertrauen in den Spieler aussagen. Er könnte sich als Schnäppchen wie sein Landsmann Malick Thiaw oder als totaler Flop erweisen.

„Klar, der Anruf war eine Überraschung. Aber ich war auch nicht schockiert», sagte Odogu. "Ich habe immer an meine Qualitäten geglaubt. Ich weiß, dass ich mit starken Spielern mithalten kann. Ich möchte in diesem Team ein Startelf-Spieler werden.“

Werdegang

Odogu wurde 2006 geboren und wuchs in einem christlichen Haushalt in Berlin bei seinem nigerianischen Vater auf, einem ehemaligen Fußballspieler und heutigen Musiker mit Gospel-Hintergrund.

David spielte den Großteil seiner Jugendkarriere in der Nähe seiner Heimat bei Union Berlin, bis er 2020 beim VfL Wolfsburg unterschrieb. Für die Wölfe absolvierte er insgesamt 55 Einsätze auf Juniorenebene, davon drei für die erste Mannschaft.

Er machte sich erstmals im Juni 2023 einen Namen, als er mit der deutschen U17-Nationalmannschaft in einem hitzigen Finale gegen Frankreich im Elfmeterschießen den Europameistertitel holte. Seine Leistung bei diesem Turnier wird jedoch oft von der des folgenden überschattet, da er eher als Nebendarsteller auftrat.

Als er im Dezember desselben Jahres die Weltmeisterschaft gewann, stand Odogu als absoluter Leistungsträger im Vordergrund. Auch das Finale gegen Frankreich ging ins Elfmeterschießen, und der Grund dafür, dass dieser Triumph seine berühmtere Leistung ist, liegt darin, dass er in jedem einzelnen Spiel als zentraler Innenverteidiger in der Startelf stand und herausragende Leistungen zeigte.

Stärken und Schwächen

Der neue Rossonero weist körperliche Eigenschaften auf, die stark an den Spieler erinnern, den er ersetzen soll, nämlich Malick Thiaw. Mit einer Größe von 1,91 m ist er nur drei Zentimeter kleiner als der neue Newcastle-Verteidiger. Mit 83 Kilogramm Gewicht belegt er zudem den zweiten Platz in der aktuellen Innenverteidigung der Rossoneri, hinter Strahinja Pavlovic.

Auf die Frage nach seinen Stärken auf dem Platz nannte David als Erstes seine Eins-gegen-Eins-Duelle. Seine große Statur harmoniert hervorragend mit seiner Aggressivität, da diese Kombination es ihm ermöglicht, den Gegner stark unter Druck zu setzen, was oft zu Balleroberungen oder einer stressbedingten Entscheidung des Gegners führt.

Sein großes Vorbild sei Nationalspieler Antonio Rüdiger von Real Madrid. „Genau wie er will ich aggressiv und ein Leader sein“, betonte Odogu.

„Ich will genau seine Mentalität haben und alles dafür tun, um unser Tor zu verteidigen.“ Aber auch Vereinslegende Paolo Maldini wird von ihm in höchsten Tönen gelobt. "Der erste an den ich denken muss, wenn es um Milan geht, ist Maldini. Für mich ist er der stärkste Spieler aller Zeiten, der auf meiner Position gespielt hat."

Aufgrund seiner enormen Körpergröße scheint der Deutsche seinen Gegnern in Kopfballduellen oft überlegen zu sein. Dies ist eine wichtige Stärke, insbesondere wenn man bedenkt, dass dies eine der wichtigsten Aufgaben eines Innenverteidigers ist.

Der deutsche Beckenbauer?

Odogu hat ein echtes Talent für schöne Pässe auf die Flügel, die er meist von seiner Position in der Mitte einer Dreierkette aus spielt. Mit Thiaws Abgang haben die Rossoneri in der Defensive einen guten Passgeber verloren. Obwohl Tomori die Saison mit einer wunderschönen Flanke und einem Kopfball von Leão begann, ist er für konstante Pässe über weite Distanzen nicht wirklich zuverlässig, während Pavlovic eher die Bälle per Dribbling nach vorne trägt.

Doch aufgrund seines starken Aufbau- und Passspiels wurde er in den Medien schon als der neue Beckenbauer deklariert. Wir wissen natürlich auch, dass solche Vergleiche gerne übertrieben werden und konstatieren einfach nur nüchtern, dass Odogu in der Ballbesitzphase enorme Stärken für einen Abwehrspieler besitzt.

Ähnlicher Verteidigungsstil wie Tomori

Wie bereits erwähnt, ist Odogus Defensivstil stark von seiner Aggressivität geprägt. Ähnlich wie Tomori versucht er oft, den Ball weiter vorne zu erobern, indem er schnell aus der Defensivreihe raus rückt, den Gegner eng deckt und direkt attackiert.

Das kann sowohl als Stärke als auch als Schwäche bezeichnet werden, da solche Manöver auch mit hohem Risiko verbunden sind. Gelingt dies, kann ein vielversprechender Konter entstehen, was angesichts von Allegris Konterspielstil und den Ballempfängern (namentlich Rafael Leão und Christian Pulisic) eine gewinnbringende Fähigkeit für Milan wäre.

Schlägt ein solcher Versuch jedoch fehl, kann dies die Abwehr ordentlich ins Wanken bringen und ein Tor verursachen. Hoffentlich perfektioniert er diesen Ansatz mit der Zeit, denn eine optimale Entscheidungsfindung kommt oft mit der Erfahrung.

Großgewachsen und trotzdem schnell

Wenn er in Fahrt kommt, erreicht David eine ähnliche Höchstgeschwindigkeit wie Tomori, doch um diese Geschwindigkeit zu erreichen, muss er meist erst einmal einige Meter zurücklegen, was ihn gelegentlich in missliche Lagen bringt. Für so einen großgewachsenen Spieler ist ein schwacher Antritt jedoch nicht ungewöhnlich.

Die fehlende Erfahrung des 19-Jährigen zeigt sich manchmal auf dem Spielfeld, da er hin und wieder panisch wirkt und ihm dann die Bälle verspringen, sowie Kopfbälle und Pässe ihr Ziel verfehlen. Offenbar aus dem gleichen Grund wie oben erwähnt, neigt Odogu dazu, sich an einer anderen Stelle auf dem Spielfeld zu befinden, als er eigentlich sollte. Dies geschieht meist, wenn die gegnerische Mannschaft durch die Mitte mit einem Pass auf den Flügel angreift. Da darf Allegri noch gerne an seinem Stellungsspiel feilen.

Fazit

Die Risiken des Transfers selbst sind recht gering, und die Fehler des Spielers lassen sich leicht auf mangelnde Erfahrung zurückführen. Auch die Ablösesumme von 10 Millionen Euro trägt zum geringen Risiko bei, da sie für einen so jungen Spieler wie Odogu zwar viel ist, aber nicht im Vergleich zu Milans Investitionen in andere Transferziele in diesem Sommer.

Betrachtet man jedoch den Kontext des Transfers, werden die Risiken deutlich. Er könnte sich für Milan zum Superstar entwickeln, doch die Chancen dafür, dass ihm das schon in dieser Saison gelingt, sind angesichts seiner Unerfahrenheit eher unwahrscheinlich.

Zwischen dem ebenfalls gewollten Leoni und Odogu liegen lediglich 11 Ligaeinsätze, jedoch 30 Millionen mehr Ablöse, wenn Milan sich für den jungen Italiener entschieden hätte. Mit Odogu kommt ein nicht weniger talentiertes Talent zu den Rossoneri, welches allerdings die wirtschaftliche Prämisse mitbringt.

Odogu ist eine Chance, aber keine Sicherheit für Milans Defensive. Er ist ein vielversprechender Perspektivspieler, dennoch muss sich das Management vorwerfen lassen, dass man zu lange gewartet um einen erfahrenen Innenverteidiger zu verpflichten.

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Sascha

Kann Victor Boniface seine Verletzungsprobleme in Bremen hinter sich lassen?

Von allen Transfers am Deadline-Day war die Leihe von Bayer Leverkusens Stürmer Victor Boniface (24) zu Werder Bremen wohl der überraschendste. Zuvor wurde der Nigerianer vor allem mit dem AC Mailand in Verbindung gebracht, doch am Ende ging es dann doch an die Weser. Doch passt der bullige Mittelstürmer überhaupt zu den Norddeutschen?

Auf den ersten Blick ist die Verpflichtung von Viktor Boniface ein großer Coup für Werder, das Anfang des Sommers mit Marvin Ducksch (9 Tore/10 Vorlagen) seinen Topscorer an die englische Championship respektive Birmingham City verloren hat.

Die Bilanz des Nigerianers mit 32 Toren in 61 Pflichtspielen für Leverkusen – darunter 21 in der bemerkenswerten Saison 2023/24, in der die Werkself unter Xabi Alonso das Double gewann – liest sich erst einmal mehr als positiv. Der einzige Zweifel an Bonifaces Eignung als zuverlässiger Stammstürmer ist ohne Zweifel seine Verletzungsanfälligkeit.

Boniface hat während seiner Zeit in der BayArena 37 Spiele aufgrund von Verletzungen verpasst und erlitt vor seinem Wechsel nach Leverkusen zwei Kreuzbandrisse, den ersten in der Saison 2018/19 (179 Tage Ausfallzeit), den zweiten 2020/21 mit 358 Tagen Ausfallzeit.

Boniface dachte ans Aufhören

Aus Sicht von Peter Niemeyer, dem Leiter des Profifußballs in Bremen, überwiegen jedoch die Vorteile des Wechsels bei weitem die Nachteile:

„Victor hat in der Bundesliga brillante Leistungen gezeigt und seine Qualitäten unter Beweis gestellt“, sagte Niemeyer. „Wir sind sicher, dass er hier bei uns darauf aufbauen kann.“

Angesichts der Tatsache, dass der italienische Spitzenklub AC Mailand diesen Sommer versucht hatte, den Stürmer zu verpflichten, ist Niemeyers Optimismus durchaus verständlich. Allerdings scheiterte Bonifaces geplanter Wechsel ins San Siro, nachdem die Rossoneri Bedenken hinsichtlich seines rechten Knies geäußert hatten.

Boniface sprach kürzlich offen über seine Verletzungsprobleme und gab zu, dass er sogar darüber nachgedacht hatte, den Fußball ganz aufzugeben:

„An einem Punkt hatte ich aufgegeben“, sagte er. „Ich hatte zwei Verletzungen am rechten Knie und das Problem hielt lange Zeit an. Während andere Fußball spielten, arbeitete ich nur daran, wieder spielen zu können.“

Keine Bedenken wegen des Knies

Laut Clemens Fritz, dem Geschäftsführer für Fußball bei Werder Bremen, reiste kürzlich eine Delegation des Vereins nach Leverkusen, um eine „umfassende“ Hintergrundüberprüfung von Boniface und seiner Verletzungsgeschichte durchzuführen.

Das medizinische Team gab ohne Bedenken grünes Licht für den Transfer, und nun liegt es an Boniface, zu seiner alten Form zurückzufinden, die ihm den Ruf als einer der gefährlichsten Stürmer der Bundesliga eingebracht hat.

Werder-Cheftrainer Horst Steffen hat volles Vertrauen in den ehemaligen Stürmer von Bodø/Glimt und Union Saint-Gilloise und sagt:

„Victor ist körperlich unglaublich stark, ein sehr guter Torjäger und hat ein gutes Tempo. Ich bin mir sicher, dass er in dieser Saison eine große Bereicherung für unsere Mannschaft sein wird.“

Boniface selbst kann es kaum erwarten, sein nächstes Tor vor den begeisterten Bremer Fans zu feiern und freue sich sehr über die Unterstützung, die er vom gesamten Verein bekomme. Er möchte diese Begeisterung nutzen, und auf dem Platz etwas zurückgeben.

Ist er fit oder nicht?

Eigentlich sollte der Nigerianer zum AC Mailand wechseln, aber die Rossoneri nahmen nach der obligatorischen medizinischen Untersuchungen Abstand zum Transfer und entschieden sich am Ende dagegen. Man hielt den brachialen Stürmer für zu verletzungsanfällig und war nicht bereit dieses Risiko einzugehen und verpflichtete mit Christopher Nkunku einen ganz anderen Spielertyp.

„Das liegt nicht an mir. Sie haben sich entschieden, es nicht weiterzuverfolgen. Ich habe eine starke Mentalität und sehe das Leben so: Wenn so etwas passiert, dann sollte es so sein. Für mich ist das kein Problem, ich mache einfach weiter“, gab sich Boniface darauf angesprochen am Mittwoch kämpferisch. "Wäre ich nicht 100 Prozent fit, wäre ich nicht hier sondern im Krankenhaus!"

Werder geht natürlich mit der geringen Leihgebühr und der Teilzahlung des Gehalts ein sehr überschaubares Risiko ein. Milan dagegen hätte das volle Gehalt selbst zahlen müssen, plus einer stattlichen Ablöse von 30 Millionen Euro. Daher kann man als neutraler Beobachter verstehen, warum die Bremer den Transfer vollzogen haben und die Lombarden nicht. Wäre die Leverkusener Leihgabe nicht fit, hätte Werder den Transfer sicherlich nicht durchgezogen.

Vergleich mit Duksch

Während Marvin Duksch eher der spielende Stürmer war und vor allem durch das Vorbereiten von Toren glänzte, kommt mit Viktor Boniface ein richtiger Brecher ins Weserstadion. Der Nigerianer bietet den Bremern eine Kombination aus Schnelligkeit, Physis, Dribbel- und Abschlussstärke.

Darüber hinaus kann er die Bälle dank seiner 91 Kg und seinen technischen Fähigkeiten sehr gut festmachen, während der Rest des Teams aufrückt. Zudem ist er in der Luft mit seinen 190 cm wesentlich kopfballstärker als Duksch und daher der komplettere Mittelstürmer.

Während sein deutscher Vorgänger oftmals negativ durch seine Körpersprache und ständiges Lamentieren aufgefallen ist, provoziert der Nigerianer gerne durch provokante Jubelszenen, wie beispielsweise das Runterziehen seiner Hose. Überdies weigert sich Boniface seit Jahren die deutsche Sprache zu erlernen, was eine Integration in den Kader von Trainer Horst Steffen erschweren könnte.

Fazit:

Für Bremen ist der Transfer von Viktor Boniface nach den Abgängen von Marvin Duksch und Oliver Burke ein absoluter Glücksfall, erst recht durch die überragenden finanziellen Konditionen und der immensen Qualität die er mitbringt. Sollte der Sturmtank die meiste Zeit gesund bleiben, dann wird er das ganze Team auf ein höheres Level heben, denn von seiner Qualität wird die ganze Mannschaft profitieren.

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