Spaniens Eliteklasse geht in das Jahr eins nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo gen Italien. Zwar verliert La Liga damit eine ihrer schillerndsten Attraktionen, jedoch eröffnet dies gleichermaßen einigen aufstrebenden Talenten die Möglichkeit, aus dem Schatten des Portugiesen ins Rampenlicht zu rücken. Wir stellen euch fünf Kandidaten vor, die das Potenzial haben, diese Saison in der höchsten Spielklasse der iberischen Halbinsel den Durchbruch zu schaffen.
FC Barcelona: Carles Aleñá (20 / Zentrales Mittelfeld)
Die glorreiche La Masia-Akademie konnte in der letzten Dekade nach Xavi und Iniesta keine großartigen Talente mehr entwickeln, die das Niveau der beiden Ikonen nur annähernd erreichten. Dies soll sich nun in Persona von Carles Aleñá ändern. Das Talent des 20-jährigen zentralen Mittelfeldspielers fiel den Katalanen relativ früh auf, dennoch ließ man ihn in Ruhe reifen und wollte ihn nicht zu früh dem immensen Druck des rauen Profifußballs aussetzen.
Vor drei Jahren hob sich der Edeltechniker bereits in der UEFA-Youth-League 2015/16 mit sieben Scorerpunkten (6 Tore, 1 Vorlage) in acht Einsätzen deutlich vom Rest des Teams ab - war absoluter Antreiber und deutete an, dass er die berechtigten Hoffnungen auf das nächste große La Masia-Talent nähren kann. Letzte Saison sorgte er vor allem in La Liga 2 für Furore. Elf Tore und vier Vorlagen in 38 Partien waren der Garant dafür, dass Barca-Coach Ernesto Valverde dem U21-Nationalspieler Spaniens grünes Licht für den Profikader gab.
Aleñá ist ein exzellenter Ballkünstler, gesegnet mit einem brillanten Passspiel und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. Seine Dribblings sind ein purer Genuss, die Art und Weise wie er das für Barca typische Kurzpassspiel forciert und das Spiel dirigiert, machen Lust auf mehr. Das Talent verkörpert die typischen La Masia-Charakteristiken in sich. Wenngleich ihn ein schwerer Muskelbündelriss den Start von La Liga kostet, so sollte er sich im Laufe dieser Saison zweifellos zu einer echten Alternative im Kader der Blaugrana entwickeln.
Rayo Vallecano: Santi Comesaña (21 / Offensives Mittelfeld)
Nach dem Abgang von Leistungsträger Fran Beltran zu Celta Vigo schaut man besorgt in das Mittelfeld des Aufsteigers. Dass die Verantwortlichen des Clubs aus dem Madrider Stadtviertel Vallecas noch keinen adäquaten Ersatz verpflichtet haben, könnte daran liegen, dass man Talent Santi Comesaña die ungewohnte Rolle des tiefliegenden Spielmachers durchaus zutraut.
Zwar ist der in Vigo geborene 21-jährige Spanier von Hause aus ein offensiver Mittelfeldmann, jedoch besitzt er mit seiner außerordentlichen Kreativität, Technik und Übersicht Fähigkeiten, die für einen Taktgeber unentbehrlich sind. Mit etwas Feinschliff könnte Rayo-Coach Michel den beidfüßigen Edeltechniker zu einem „improvisierten Beltran“ umfunktionieren.
Die Qualität besitzt Comesaña ohne Zweifel, was seine Ausstiegsklausel von 25 Millionen Euro ebenso untermauert. Auch wenn der 1,84 Meter-Mann noch sehr grün hinter den Ohren ist, so selbstbewusst ist seine Art und Weise wie er das Spiel aufzieht.
Mit acht Scorerpunkten konnte der gebürtige Galizier in der letzten Zweitliga-Saison bereits auf sich aufmerksam machen und avancierte daher neben Real-Leihgabe Raul de Tomas (23) zu einem der Hoffnungsträger des spanischen FC St. Pauli. Möchte Rayo die Klasse halten, so wird es elementar für Übungsleiter Michel das Optimum aus Santi herauszukitzeln.
Espanyol Barcelona: Javi Puado (20 / Linksaußen)
Javi Puado ist ein noch sehr junges spanisches Talent, welches die letzte Saison aufgrund einer schweren Verletzung weitgehend verpasste. Nun ist der Linksaußen wiedergenesen und voller Tatendrang, seine Liebe zum Rasenballsport wiederaufzufrischen. Die Klubverantwortlichen schätzen das Potenzial des Youngsters ungemein und beförderten ihn trotz seines langen Ausfalls in den Profikader, in welchem er am 18. August beim Auswärtsspiel gegen Celta Vigo sein La Liga-Debüt gab.
Albert Sanchez, Technik-Trainer von Espanyols B-Team, beschreibt den Flügelstürmer als enorm antrittsstarken und mit einem exzellenten Antizipationsvermögen ausgestatteten Offensivspezialisten, der zu jeder Zeit des Spiels in der Lage ist ein Tor zu erzielen. Nach dem Abgang von Toptorschütze Gerard Moreno zum FC Villarreal wird es die größte Schwierigkeit für Trainer Rubi sein, dessen nun fehlende Torgefahr aufzufangen. Teil der Lösung könnte Javi Puado sein, welcher in der Vorbereitung seine Abschlussqualitäten bereits unter Beweis stellen konnte und für den Coach der „Periquitos“ mehr als nur eine Alternative darstellt.
SD Huesca: Cucho (19 / Mittelstürmer)
Viele kleinere Vereine in den europäischen Topligen verfügen nur über ein geringes Budget, um auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Daher ist das Ausleihen von jungen Talenten ein altbewährtes Konzept, diese Problematik zu umgehen. La Liga-Aufsteiger Huesca darf sich in diesem Fall beim FC Watford für die zweijährige Leihe von Mittelstürmer Cucho bedanken.
Denn der 19-jährige Kolumbianer hatte mit sensationellen 16 Toren und sechs Vorlagen entscheidenden Anteil am Aufstieg der Aragonier. Einige Experten gaben ihm den Spitznamen „Strafraumfuchs“, da der aktuelle U20-Nationalspieler Kolumbiens einen tödlichen Torinstinkt besitzt. Dank seiner Schussgewalt kann der 1,77 Meter-Stürmer auch aus der Distanz oder mit ruhenden Bällen Schlussmänner bezwingen.
Darüber hinaus strahlt der quirlige Südamerikaner vor dem Tor eine stoische Ruhe aus, die selbst die herauseilenden Torhüter zu deren Nachteil ansteckt. Meist erwachen sie erst wieder, wenn sie den Ball nach einem kaltschnäuzigen Abschluss des Offensivtalents aus dem Netz beseitigen müssen. Aufgrund der Verpflichtung von Inters Samuele Longo wird der Kampf um den Platz im Sturmzentrum härter als in der Vorsaison.
Zwar hat Cucho seine Qualitäten in der Segunda Division unter Ex-Trainer Rubi mehr als nachgewiesen, dennoch gilt es nun auch für ihn, als Protagonist den neuen Huesca-Coach Leo Franco zu überzeugen. Schaut man sich die Startelf der „Azulcranas“ am ersten Spieltag der La Liga an, dann scheint Cucho den 41-jährigen argentinischen Fußballehrer von sich überzeugt zu haben, denn er startete beim 2:1 Auswärtserfolg über Eibar in einem 4-4-2-System an der Seite von Longo in vorderster Front.
Athletic Bilbao: Unai Núñez (21 / Innenverteidiger)
Wenn eine Mannschaft aus Tradition nur Basken verpflichtet und trotzdem seit Jahren erstklassig bleibt, dann steckt dort gleichermaßen eine gute Jugendarbeit dahinter. Wie das jüngste Beispiel des 21-jährigen Unai Núñez beeindruckend demonstriert.
In seiner ersten La Liga-Spielzeit absolvierte der Innenverteidiger ganze 33 Ligapartien und darüber hinaus drei Auftritte in der Europa League. Nunez ist tatsächlich schon sehr weit entwickelt für sein Alter, begeht kaum Fehler und wirkt auf dem Platz enorm fokussiert. Er scheut keine Zweikämpfe, liebt ein robustes und zugleich faires Tackling, um seine Gegner zu eliminieren.
Das Abräumertalent überzeugt ebenso durch seine abgeklärte Spielweise und Cleverness im Zweikampf. Das ist auch dem FC Barcelona nicht entgangen. Die Blaugrana haben den U21-Nationalspieler Spaniens schon seit einem Jahr auf ihrer Einkaufsliste, doch nach der Vertragsverlängerung hat man erstmal Abstand genommen, behält ihn aber weiter im Fokus.
Sollte Unai Núñez seine Leistungen der letzten Saison bestätigen, dann wird er nächsten Sommer für den baskischen Traditionsverein kaum noch zu halten sein.