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Max

Mikkel Kaufmann – Danish Dynamite für Union Berlin

Union Berlin rüstet sich für die Champions League und bleibt sich trotzdem dem althergebrachten Weg treu. Für kolportierte 2,7 Millionen Euro kommt Mikkel Kaufmann, der die letzten beiden Jahre in Hamburg und Karlsruhe verbracht hat, aus Kopenhagen an die Spree. Als Karlsruher habe ich den Dänen nun ein Jahr ausgiebig beobachtet und kann euch daher sagen, was von dem 22 Jährigen zu erwarten ist. (Bild: IMAGO / Eibner)

Mit 17 Jahren debütierte Kaufmann bereits für den dänischen Erstligisten Aalborg, zwei Jahre später war er dem FC Kopenhagen dann schon 3 Millionen Euro Ablöse wert. Nachdem ihm dort der Durchbruch verwehrt blieb, am heutigen Wolfsburger Jonas Wind war kein Vorbeikommen, folgte eine weitestgehend erfolglose Leihstation beim HSV, ehe es ihn im vergangenen Sommer in die badische Fächerstadt zog. Auch dort hatte er anfänglich Probleme, doch in der Rückrunde sollte er dann explodieren - eben ganz Danish Dynamite.

Zum Saisonende stehen für den Stürmer mit Gardemaß (1,90m) in 30 Ligaspielen 18 Scorerpunkte zu Buche - 10 Tore und 8 Vorlagen. Doch schaut man sich die Werte ab Spieltag 17 an, so ist die Statistik noch beeindruckender: In diesem Zeitraum kam Kaufmann 17-mal zum Einsatz und kann 15 Torbeteiligungen vorweisen, ein Spitzenwert. Zum Vergleich, für den gleichen Wert benötigte Kevin Behrens, seines Zeichens zweitbester Berliner Torjäger, in seiner letzten Zweitliga-Saison 32 Spiele. Dabei glänzt Kaufmann nicht nur mit seiner Torgefahr, vor allem mit seiner hohen Laufbereitschaft und Körperlichkeit spielte er sich schnell in die Herzen der Karlsruher.

Das verlinkte Spiel gegen seinen Ex-Verein HSV ist beispielhaft für diese Qualität, immer wieder stresst er die gegnerische Verteidigung, kann sich sowohl läuferisch als auch körperlich durchsetzen. Ein weiteres Beispiel dafür ist auch sein Treffer gegen Fürth, bei dem er auch blitzschnell den Abschluss sucht - eine weitere Qualität. Im Zusammenspiel mit Fabian Schleusener zeigte Kaufmann, dass er für den in Karlsruhe und Berlin praktizierten Doppelsturm bestens geeignet ist, gerne weicht er auch auf den Flügel aus und sucht den besser postierten Mitspieler.

Trotzdem sucht er stürmertypisch schnell den Abschluss, zeigte sich hier im Laufe der Saison stark verbessert. Kaufmann bringt also vieles mit, um ein guter Bundesliga-Stürmer zu werden. Trotzdem weist er noch einige Schwächen auf, die es auszumerzen gilt. Zum einen ist er trotz seiner Größe schwach im Kopfball, in seiner Profikarriere konnte er erst einen Treffer per Kopf erzielen - für seinen Jugendclub Aalborg. Außerdem braucht er zeitweise zu viel Zeit und Platz, um den Ball zu kontrollieren und ins Dribbling zu kommen. Hier kann er sich durch seinen geschickten Körpereinsatz oft retten, in der Bundesliga und der Königsklasse wird das jedoch noch mal deutlich schwerer.

"Seine Entwicklung in den vergangenen Monaten zeigt steil nach oben, seine Torgefährlichkeit wird er auch bei uns zeigen." - Oliver Ruhnert

Doch wenn Trainer Urs Fischer in den vergangenen Jahren eines bewiesen hat, dann dass er das Maximum aus seinen Spielern und der gesamten Mannschaft rausholen kann. Kaufmann ist ein Rohdiamant, der körperlich und mental alles mit bringt, fußballerisch jedoch noch geschliffen werden kann. Für das intensive Spiel der Eisernen ist er bestens geeignet, ohne Murren geht er auch die unangenehmen Wege nach hinten.

Spannend wird, wie Kaufmann mit den verschiedenen Stürmertypen im Kader harmoniert. Mit der anstehenden Dreifachbelastung sollte Kaufmann wohl zu ausreichend Einsatzzeiten kommen um sich weiter wie in den vergangenen Monaten entwickeln zu können - dann wird Danish Dynamite auch wieder explodieren.

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Max

Der Transferguru: Wer ist Fabrizio Romano?

Über 14 Millionen Twitter-Follower hat Journalist und Transferguru Fabrizio Romano - mehr als doppelt so viele wie der FC Bayern. Doch wer ist der Italiener, der als verlässlichste Quelle für Transfernews im Weltfußball gilt? (Bild: IMAGO / TheNews2)

"Here we go!", diese Worte machten Romano in den sozialen Medien zu einer Marke, wer sie liest weiß: der Transfer ist in trockenen Tüchern. Das erste Mal verwendet hat er den Ausdruck beim Transfer von Paul Pogba zu Manchester United, die Fans fanden Gefallen daran und er wurde zum Markenzeichen des wohl bekanntesten Fußballjournalisten der Welt. Angefangen hat Romano ganz bescheiden, im Alter von 16 Jahre schrieb er das erste Mal über Fußball. Wirklich Fahrt nahm seine Karriere dann auf, als er über einen Berater von den Transfers des damals weitestgehend unbekannten Mauro Icardi zu Sampdoria Genua und schließlich weiter zu Inter Mailand erfuhr und als erster Journalist darüber berichten konnte.

Großen Anteil am Erfolg des heute 30-Jährigen hat auch ein anderer Transferexperte, Gianluca Di Marzio. Der Sky-Reporter nahm den jungen Romano unter seine Fittiche, machte ihn bei Sky zu seinem designierten Nachfolger. Di Marzio gab seine Kontakte und seine Philosophie weiter, die großen Einfluss auf die Arbeit Romanos hat.

"Ich denke das Geheimnis ist, mit jedem eine gute Beziehung zu haben. Wir haben im Moment so viele Quelle."

Neben seiner Arbeit für Sky schreibt Fabrizio Romano auch für den Guardian. Die britische Zeitung wurde auf den damals 22 Jahre alten Newcomer aufmerksam, als sie berichteten, dass Stevan Jovetic bei Manchester City bleiben wird, Romano widersprach auf Twitter prompt. Er sollte recht behalten und bekam sogleich ein Jobangebot. Früh war er also schon ein respektierter Journalist, doch endgültig zum Social Media Star machte ihn ein anderer Transfer: Der Wechsel von Bruno Fernandes, den Romano als erster vermeldete, ließ die Followerzahlen durch die Decke gehen, bis heute sorgen Nachrichten über Manchester United für die meiste Aufmerksamkeit auf Romanos Kanälen.

Doch wie kommt der Journalist zu all diesen Informationen? Die Antwort ist so einfach wie beeindruckend: unermüdliche Arbeit. Nach eigener Aussage schläft er während Transferfenstern höchstens fünf Stunden pro Tag, führt täglich über 50 Telefonate mit Vereinsvertretern, Beratern, Mittelsmännern, Anwälten und anderen Journalisten.

"Ich erinnere mich, dass ich vor drei oder vier Jahren zu einem Apple Store in Mailand ging, um mich darüber zu beschweren, dass mein Akku nicht hält. Der Verkäufer schaute auf mein Handy und sagte: 'Ich arbeite hier seit 13 Jahren, und ich habe noch nie gesehen, dass ein Handy so oft benutzt wird."

Ist er gerade nicht am Handy, trifft er sich der geborene Neapolitaner in seiner Wahlheimat Mailand mit Beratern, geht in einschlägige Hotels und Restaurants um dort auf Vereinsverantwortliche zu treffen oder besucht die Geschäftsstellen der Mailänder Clubs. So kann es sein, dass er an einem Tag mit dem Berater von Chris Smalling telefoniert, mit einem Anwalt von Neymar chattet, den Berater von Angel Correa vor seinem Hotel aufsucht und vor einem weiteren Hotel auf die Verantwortlichen von AC Mailand wartet. Einen solchen Aufwand kann nur betreiben, wer mit voller Leidenschaft bei der Arbeit ist - und das ist er.

"Für mich ist das alles kein Job, sondern Unterhaltung und Leidenschaft. Ich habe das Glück, Fußball zu lieben und darüber sprechen zu können."

Romano, der nach eigener Aussage sein berühmtes "Here we go" erst dann verkündet, wenn mehrere verlässliche Quellen seine Informationen bestätigen, hat sich in seinen jungen Jahren schon eine Kredibilität erarbeitet, die in der Welt des Fußballs ihresgleichen sucht. Doch es gibt auch Kritik am Transferguru. Marcel van der Kraan, Sportchef der niederländischen Zeitung De Telegraaf, bezeichnete ihn als "König des Copy and Paste", viele seiner Informationen kämen nicht von seinen Insider-Quellen, sondern seien von anderen Journalisten abgekupfert.

Außerdem steht regelmäßig der Verdacht im Raum, Romano berichte nur über verhältnismäßig unbekannte Spieler, um Gegenleistungen von deren Berater zu erhalten - ob das nur Informationen oder auch Bezahlungen sein sollen ist nicht bekannt. Jüngstes Beispiel ist ein Tweet über die Verlängerung des 16-jährigen Julius Gottschalk von Hertha BSC. Nichts davon wäre illegal, höchstens die Glaubwürdigkeit des Italieners könnte darunter leiden. Doch bisher konnte keiner dieser Vorwürfe bestätigt werden.

Und so bleibt Fabrizio Romano der angesehenste Transfermarkt-Experte der Fußballwelt und ich kann jedem Fußballfan nur empfehlen, ihm auf Twitter zu folgen - gleich nachdem ihr Kickfieber folgt!

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Max

Talentschmiede Österreich: die Bundesliga-Kandidaten

Abseits des großen Dominators RB Salzburg entwickeln in Österreichs Admiral Bundesliga Jahr für Jahr Vereine mit deutlich geringeren Mitteln vielversprechende Spieler für den europäischen Markt. Jüngstes Beispiel ist Rasmus Højlund, den Atalanta Bergamo im Sommer aus Graz verpflichtete und der sich mit starken Leistungen auf die Wunschzettel der ganz Großen spielte. Wir stellen euch einige Spieler vor, die diese Saison für Furore sorgen und im Sommer zum nächsten großen Österreich-Export werden könnten - auch in der Deutschen Bundesliga. (Bild: IMAGO / Eibner Europa)

Keito Nakamura - dribbelnder Topscorer

Der 22 Jahre alte Japaner von Linzer ASK ist mit elf Toren und sechs Vorlagen in 21 Einsätzen Topscorer der Liga. Dabei ist er alles andere als ein klassischer Torjäger, auf dem linken Flügel glänzt er meistens als beweglicher Tempodribbler. Nakamura, der sämtliche Junioren-Nationalmannschaften Japans durchlief, ist einer dieser Spieler, für die auch neutrale Fans ins Stadion kommen, einer der mit seinen schnellen Haken für Zungenschnalzen sorgt.

"Meine Stärken liegen im Dribbling. Dazu kommen meine Wendigkeit und mein Abschluss von der Strafraumecke."

Dabei hat er aber, was schon die Statistiken beweisen, ständig den Zug zum Tor, das er in seinen zwei Jahren in Österreich wettbewerbsübergreifend 26-mal treffen konnte. In der Bundesliga könnte Nakamura den im Umbruch befindlichen Borussen aus Mönchengladbach gut zu Gesicht stehen. Als Gegenstück zu Jonas Hofmann könnte er für eine Menge Torgefahr über den Flügel sorgen und neuen Schwung in die Mannschaft bringen.

Adis Jasic - umkämpftes Talent

Gute rechte Verteidiger sind rar - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als sich das wohl größte Talent auf dieser Position vor wenigen Wochen dazu entschied, für Bosnien aufzulaufen: der 20-jährige Adis Jasic. "Jasic bringt alles mit, er würde auch im Mittelfeld eine gute Figur machen", urteilte Österreichs U21 Coach Werner Gregoritsch über den Wolfsberger. Tatsächlich glänzt Jasic vor allem offensiv, fünf Scorerpunkte in der Liga sowie drei im Pokal stehen diese Saison schon zu Buche. Defensiv besteht definitiv noch Entwicklungspotenzial, was bei einem Spieler seines Alters aber völlig normal ist.

In seiner zweiten Saison als Stammspieler bringt sich das Talent aktuell für den nächsten Schritt in Position, in der Bundesliga sehe ich Augsburg, Köln und Hoffenheim als Kandidaten, bei denen sich Jasic dem Konkurrenzkampf mit wenig überzeugenden Platzhirschen stellen kann.

Alexander Prass - im Fokus von Inter Mailand?

Nur drei Punkte hinter RB Salzburg steht aktuell der SK Sturm Graz, großen Anteil daran haben zwei Ex-Bullen. Der erste ist Alexander Prass, der unter Ralf Rangnick bereits dein Nationalmannschafts-Debüt feiern konnte und zukünftig wohl regelmäßig zum Kader gehören dürfte. Meistens kommt der 21-Jährige im halblinken Mittelfeld zum Zug, mit seinem starken linken Fuß bringt er so immer wieder gefährliche Flankenbälle in den Strafraum. In engen Räumen ist er extrem kombinationsstark, seine besten Aktionen hat er meiner Meinung nach aber, wenn er auf den Flügel ausweicht und mit Tempo Richtung Grundlinie zieht. Dort, auf der linken Schiene vor einer Dreierkette, debütierte er auch für Österreich.

Gerüchten zufolge soll auch Inter Mailand darauf aufmerksam geworden sein und den Österreicher unter anderem als Konkurrent für Robin Gosens beobachten. Ein Transfer im Sommer ist sehr wahrscheinlich, sollte Prass sich auch noch in puncto Torgefahr steigern dürfte er für nahezu jeden Verein eine Bereicherung darstellen. In der Bundesliga werden nur sehr wenige Vereine einen Transfer von Prass stemmen können. Einer davon ist Bayer Leverkusen, wo er sowohl auf der linken Schiene, im zentralen Mittelfeld und in der variablen Offensivreihe zum Einsatz kommen könnte.

David Affengruber - ein junger Anführer

Der nächste Ex-Salzburger ist in der Defensive der "Schwoazen", die in 23 Spielen erst 16 Gegentore kassierte, gesetzt: David Affengruber. Der 1,85 Mann ist trotz seiner jungen Jahre ein wahrer Mentalitäts- und Führungsspieler, leitet seine Mitspieler aus der Innenverteidigung lautstark an.

"Auch wenn die Stadionatmosphäre sehr geräuschvoll ist, kann man mich noch hören - ich besitze zum Glück ein recht lautes Organ."

Wie die meisten Spieler aus dem RB-Kosmos ist er zudem technisch bestens ausgebildet, im Spielaufbau zeigt er kaum Schwächen, außerdem strahlt er bei Standardsituationen häufig Gefahr aus. Entwicklungspotential hat der 22-Jährige derweil noch in der Defensivarbeit, hier leistet er sich von Zeit zu Zeit noch die für sein Alter gängigen Fehler. Sollte der SC Freiburg wie in den letzten Spielen wieder häufige mit einer Dreierkette auflaufen, wäre eine Zukunftsalternative zu Manuel Gulde wichtig. In dieser Rolle auf der rechten Seite kann ich mir Affengruber gut vorstellen.

Matthias Braunöder - der Musterschüler

Als bester Newcomer der Saison 21/22 ausgezeichnet, hat der 21 Jahre alte Braunöder diesen Status schon längst hinter sich gelassen und sich als einer der besten Spieler der Admiral Bundesliga etabliert. Im zarten alter von neun Jahren ging Braunöder zur Wiener Austria, durchlief seitdem sämtliche Jugenden und gelang schließlich über die zweite Mannschaft in die Startelf der Viola. Dabei galt und gilt der zentrale Mittelfeldmann als fleißiger und akribischer Arbeiter, der stets an seinen Schwächen arbeitet. Genau so fleißig zeigt er sich auf dem Platz, der Juniorennationalspieler ist ein klassischer Box-to-Box Spieler, der nach dem Ballgewinn gerne mit dem Leder am Fuß durchs Mittelfeld marschiert.

"Sehr dynamisch, ballsicher, ein guter Umschaltspieler und Zweikämpfer. Er ist ein Versprechen für die Zukunft. Und er ist eine Frohnatur, eine positive Erscheinung." - Werner Gregoritsch

Der Hochgelobte selbst sieht seine Schwächen im Tempo und in seinem linken Fuß (den er, wie ihr im Video seht, schon ziemlich verbessern konnte), auch könne er zwischen den Ketten offener stehen. Gregoritsch dazu: „Er ist nicht zufrieden mit dem, was er leistet, sondern will immer besser werden. Solche Spieler, die immer lernen wollen, machen Karriere.“

Dieser charakterlich und fußballerisch glänzende Spieler würde den meisten Mannschaften gut zu Gesicht stehen. Im Sommer wurde er noch mit der TSG Hoffenheim und dem VfB Stuttgart in Verbindung gebracht, den Abstiegskandidaten sollte er mittlerweile entwachsen sein. Im Mittelfeld von Eintracht Frankfurt wird durch den Abgang von Daichi Kamada und dem Karriereende von Sebastian Rode eine Vakanz entstehen, in der ihm aus Wien schon bekannten Zweier-Zentralen sehe ich Braunöder als einen geeigneten Kandidaten.

Oft hört man bei Zugängen aus Österreich die Sorge, die Anpassung an die deutlich stärkere Liga könnte zu viel für den jungen Spieler sein. Aber lasst uns dabei bedenken: Vor kurzem gab es diese Bedenken auch bei einem gewissen Erling Haaland. Man darf gespannt sein, wo unsere fünf Spieler in den nächsten Jahren landen werden.

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Max

Kilian Fischer - Wolfsburgs Senkrechtstarter auf DFB-Kurs?

Im Sommer haben wir an dieser Stelle einige Spieler unter die Lupe genommen, die aus der 2. in die 1. Bundesliga gewechselt sind und die Frage gestellt: "Wer wird der nächste David Raum?" Wer schafft es im Eiltempo in die Nationalmannschaft? Mit dabei damals: Kilian Fischer (22) vom VfL Wolfsburg. Nur drei Liga Partien durfte der rechte Verteidiger in der Hinrunde absolvieren, doch seit einigen Wochen scheint Fischer gesetzt zu sein. Haben die Wölfe nach Felix Nmecha bald ihren nächsten Jung-Nationalspieler? (Bild: IMAGO / Revierfoto)

Normalerweise braucht es mindestens eine starke Bundesliga-Saison, um auch nur in einem Atemzug mit der Nationalmannschaft genannt zu werden. Fischer braucht dafür nur 375 Minuten Spielzeit. Allerdings sorgen mehrere Faktoren dafür, dass der gebürtige Franke eineinhalb Jahre nach seinem Zweitligadebüt schon träumen darf.

Entwicklung im Eiltempo

Nach seiner Jugendzeit bei 1860 München schaffte der variabel einsetzbare Fischer nicht, sich in die erste Mannschaft zu spielen, nur einige Einsätze für die 2. Mannschaft in der fünftklassigen Bayernliga stehen zu Buche. Danach ging es zum ambitionierten Regionalligisten Türkgücü München und dort begann ein Aufwärtstrend, der bis heute Bestand hat. Nachdem er die ersten neun Spiele nicht zum Einsatz kam, erarbeitete sich Fischer einen Stammplatz auf der linken Abwehrseite und trug maßgeblich zum Aufstieg in die 3. Liga bei.

Dort startete er die Saison im zentralen Mittelfeld und beendete sie auf der rechten Defensivseite. Fünf Vorlagen steuerte der damals 20 Jahre alte Fischer bei, überzeugte neben seinem Offensivdrang mit hoher Grundaggressivität und Laufbereitschaft. "Er gehört zu den jungen Spielern der 3. Liga, die in der laufenden Saison mit konstant guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben", urteilte damals Nürnberger Sport-Vorstand Dieter Hecking. Selbst wurde Hecking aufmerksam genug, um den Allrounder zur Saison 21/22 zum Club zu lotsen.

„Kilian hat eine tolle und rasante Entwicklung hinter sich. Er ist hochtalentiert, physisch stark, bringt viel Tempo mit sowie eine sehr professionelle Einstellung. Er ist bereit, in der Bundesliga den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen“ - Marcel Schäfer

Wie schon in München kam er dort zuerst kaum zum Einsatz, Routinier Enrico Valentini hatte hinten rechts die Nase vorne. Erst gegen Mitte der Saison kam er zu seinem ersten Startelfeinsatz, danach führte aufgrund überragender Leistungen kein Weg mehr an ihm vorbei. Nach nicht einmal 1000 Minuten in Liga 2 folgte dann schon der nächste Schritt, für 2 Millionen Euro ging es in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg. Auch hier musste der U21-Nationalspieler zuerst auf der Bank Platz nehmen, Nationalspieler Ridle Baku war gesetzt.

Doch wieder setzte sich der Trend fort: Nach vier sieglosen Spielen in Folge bot Niko Kovac am 22. Spieltag erst zum zweiten Mal Fischer in der Anfangsformation auf. „Wir waren der Meinung, dass wir hinten rechts defensiv stark aufgestellt sein müssen“, erklärte der Coach damals - und sollte recht behalten. Ein Gegentor kassierten die Wölfe seitdem mit Fischer in der Stammformation, der seine Defensivaufgaben seriös erledigt.

„In der Hinserie hat Ridle den Vorzug gehabt, jetzt ist er bei Kilian." - Niko Kovac

Im Offensivspiel hat Baku, der auch gerne über die offensive Außenbahn kommt, derweil noch Vorteile. Doch auch Fischer zeigt hier Fortschritte, gegen den 1. FC Köln konnte er nach einem Lauf aus dem eigenen Strafraum einen Elfmeter rausholen und somit zumindest statistisch seinen ersten Bundesliga-Assist sammeln. Mit seiner Körperlichkeit und viel Einsatz bringt er ein neues Element in eine Wolfsburger Mannschaft, in der sich in den vergangenen Monaten mit Micky van de Ven, Patrick Wimmer, Jakub Kaminski und Felix Nmecha schon einige Jungprofis festspielen konnten. Letzterer gab am Dienstag sein Debüt für die Nationalmannschaft - genau wie Josha Vagnoman, ein junger rechter Verteidiger.

"Natürlich kam es für mich auch sehr überraschend.", Vagnoman selbst über seine Nominierung

Auch Vagnoman, 21 Jahre alt, absolviert gerade seine erste Bundesligasaison im Trikot des VfB Stuttgart. Während Fischer zum Saisonstart nur auf der Bank Platz nehmen durfte, war Vagnoman gesetzt - bis er vom gelernten Innenverteidiger Waldemar Anton verdrängt wurde und seitdem in einer schwachen Stuttgarter Mannschaft kaum zum Zug kam. Die für alle überraschende Nominierung spiegelt die Situation auf der rechten Abwehrseite im DFB-Team sehr gut wider. Sollte Fischer in den kommenden Monaten seine Position in der Wolfsburger Startelf behaupten, wäre eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft durchaus möglich.

Mit Blick auf die Heim-EM 2024 muss vor allem auf der Position des Rechtsverteidigers noch etwas passieren. Einen Stammspieler eines Euro League Aspiranten würde ich dort lieber sehen als einen Bankdrücker eines Abstiegskandidaten.

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Max

Still kicking: Dortmund - Barrios, Kagawa & Co.

In unserer Serie „Still kicking" widmen wir uns Spielern aus der Vergangenheit, die hierzulande größtenteils von der Bildfläche verschwunden sind, aber noch immer irgendwo auf der Welt gegen das runde Leder treten. Ob ehemalige Talente, Flops oder Legenden - hier ist für jeden was dabei. In der heutigen Ausgabe beschäftige ich mich mit Borusiia Dortmund. (Bild: IMAGO / Chai v.d. Laage)

Lucas Barrios - Mr. Worldwide

Nicht viele Profis können in ihrer Karriere einen Meistertitel gewinnen, geschweige denn mehrere. Noch weniger schaffen das in verschiedenen Ländern oder sogar Kontinenten. Lucas Barrios, Dortmunder Meistermacher 2011, kann sieben Meistertitel in vier Ländern auf drei Kontinenten vorweisen. Aber beginnen wir von vorne: Zu Beginn seiner Karriere pendelte der in Argentinien geborene Paraguayer über den Amerikanischen Kontinent. Argentinien, Chile, wieder Argentinien, wieder Chile Mexiko und schließlich erneut Chile. Bei Colo Colo (Yaya Yaya, ich wünsche euch einen schönen Ohrwurm) konnte er schließlich seine ersten beiden Meisterschaften erringen und sich für einen Wechsel nach Europa empfehlen. Knapp über 4 Millionen Euro blechten die Borussen für den Stürmer, eine gute Investition wie sich zeigen sollte. Die Anpassungszeit wurde sofort übersprungen, in seiner ersten Saison erzielte Barrios bereits 19 Tore, in der zweiten reichten derer 16 für seinen dritten Meistertitel auf dem zweiten Kontinent - und die Unsterblichkeit im Westfalenstadion.

In der Folgesaison verlor er dann seinen Stammplatz an einen jungen Polen, der einer der besten Stürmer der Ligageschichte werden sollte, die Meisterfeier auf dem Borsigplatz konnte er trotzdem miterleben. Danach ging es für 8,5 Millionen Euro nach China zu Guangzhou Evergrand, zwei Meisterschaften, der Gewinn der Asiatischen Champions League und unzählige Millionen Gehalt später ging es zurück nach Europa, zu Spartak Moskau. In Russland konnte sich Barrios nicht durchsetzen, bei seiner Leihstation in Montpellier erzielte er dann noch mal elf Tore in einer Ligasaison. Danach ging es zurück nach Südamerika, dieses Mal nach Brasilien. Mit Palmeiras war Meisterschaft Nr. 7 an der Reihe, 2017 dann die Copa Libertadores mit Gremio. Seitdem wurde es still um den Titeljäger. Mehrere Stationen in Argentinien und ein halbes Jahr bei Colo Colo später spielt er nun das erste Mal in seiner Karriere in Paraguay, bei Trinidense konnte er im Kalenderjahr 2023 im stolzen Alter von 39 Jahren immerhin schon ein Tor erzielen.

Mitchell Langerak - endlich Nr. 1

Mr. Zuverlässig, die langjährige Nummer 2, kam 2010 aus Melbourne nach Deutschland. Nach dem nächtlichen Anruf seines Beraters glaubte er nach eigener Aussage an einen Traum. Zwei Meistertitel in Folge konnte er sich damals, erst ein halbes Jahr nachdem der Autralier in der Heimat zur Nr. 1 befördert wurde, wahrscheinlich selbst im Traum nicht vorstellen. Nur 35 Spiele absolvierte der Keeper in seinen fünf Jahren in Dortmund, an Roman Weidenfeller war jedoch nie ein Vorbeikommen. Als dann auch noch Roman Bürki verpflichtet wurde ging es für 3,5 Millionen Euro nach Stuttgart, wieder saß er auf der Bank. Nach dem Abstieg wurde Langerak dann zur Nr. 1 befördert, das erste und letzte Mal in Europa. Nach dem Wiederaufstieg, an dem Langerak nicht unbeteiligt war, wurde jedoch Weltmeister Ron-Robert Zieler verpflichtet, wieder drohte die Bank.

Langerak flüchtete nach Levante, auch dort kam er nur zu einem Einsatz. Im Winter ging es dann nach Japan, zum Aufsteiger Nagoya Grampus. Den wechsel bezeichnet Langerak als "Nach Dortmund die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe." In Japan, der Heimat wieder deutlich näher, ist Langerak seitdem klarer Stammspieler, wurde 2021 zum besten Torwart der Liga gewählt. Seit 2018 stehen für den heute 34 Jahre alten Torhüter 176 Ligaeinsätze zu Buche - mehr als die Hälfte seiner Spiele im Profibereich. Die ewige Nummer 2 ist endlich auf dem Feld angekommen.

Emre Mor - das komplizierte Talent

Mit Vorschusslorbeeren der Superlative kam Emre Mor als Teenager nach Dortmund. Den türkischen Messi nannte man ihn, 10 Millionen flossen von der Ruhr nach Nordsjaelland. Wie auch Messi war Mor ein Tempodribbler, einer dieser Spieler, für die man auch als neutraler Fan gerne den Eintritt zahlt. Viel zu selten brachte er die PS jedoch auf den Platz, Defensivaufgaben nahm er nur ungern war und Disziplinfanatiker Thomas Tuchel trieb er beinahe in den Wahnsinn. Als sich Mor über eine Konditionseinheit beschwerte, quittierte Tuchel das mit einem "Shut your mouth!" Nach einem Jahr und nur 12 Ligaspielen, keinem über die volle Distanz, war das Abenteuer Dortmund für den Flügelspieler zu Ende. 13 Millionen zahlte Celta Vigo für den Jungen, der in Dortmund am Druck und an sich selbst scheiterte.

"Vom Jungen aus dem Ghetto wurde ich plötzlich jemand, den jeder auf der Straße erkannte. Ich konnte mich nicht normal verhalten - es war schwer. Am Anfang gefiel es mir, dass man mich erkannte, und es erfüllte mich mit Stolz, aber dann wurde es zu viel. Denn ich merkte, dass ich niemals ein freier Mensch sein werde."

In Vigo glänzte Mor weiterhin vor allem mit Verspätungen und anderen Undiszipliniertheiten. In seinen ersten zwei Jahren konnte er einen Ligatreffer und zwei Suspendierungen sammeln, danach hatten die Verantwortlichen genug und verliehen ihn an Galatasaray Istanbul. Auch am Bosporus konnte er sich nicht durchsetzen, die Leihe wurde nach nur einem halben Jahr beendet. Nächste Station: Olympiakos Piräus - dort kam er nur zwei Mal im Pokal zum Einsatz. 2020 gab ihm dann tatsächlich noch mal Celta Vigo die Chance, die ersten vier Spieltage stand Mor in der Startelf, gegen Saisonende dann nicht mal mehr im Kader. Es folgte die nächste Leihe: Mit Fatih Karagümrük glaubte der nächste Club an das unbestrittene Talent Mors. Im Winter stand Mor noch ohne Scorerpunkt da, es sah nach der nächsten Enttäuschung aus. Doch im Kalenderjahr 2022 explodierte er dann, verbuchte acht Scorerpunkte. Das rief dann auch den zweiten Istanbuler Großclub auf den Plan, 2 Millionen ließ sich Fenerbahce seine Dienste kosten. Dort kommt er heute endlich zu regelmäßigen Einsätzen, konnte schon in Liga, Pokal und international scoren. Mit nun schon 25 Jahren scheint das "gescheiterte Talent" langsam gereift zu sein.

Shinji Kagawa - zurück in der Heimat

Hierzulande völlig unbekannt war Shinji Kagawa, als ihn Diamantauge Mislintat 2010 entdeckte. Gerade hatte er Cerezo Osaka mit wahnwitzigen Zahlen in die erste japanische Liga geschossen, nur elf Spiele sollte er dort absolvieren, bis es nach Deutschland ging. Wie schon Barrios, den er von der Zehn aus unterstützte, brauchte Kagawa keinerlei Anlaufzeit: Acht Tore in den ersten 17 Saisonspielen erzielte er auf dem Weg zur Herbstmeisterschaft, ehe ihn ein Mittelfußbruch bei der Asienmeisterschaft ausbremste. Auch in der zweiten Meistersaison glänzte er mit 13 Toren und zwölf Assist, ehe es für 16 Millionen zu Manchester United ging. Bei den Red Devils war er zunächst gesetzt, eine Verletzung und der neue Trainer David Moyes sorgten dann aber für den Verlust des Stammplatzes.

Für 8 Millionen Euro ging es dann zurück nach Dortmund, wo er wieder über Jahre hinweg mit den gewohnt starken Leistungen glänzte, bis ihm wieder ein Trainer im Weg stand: Lucien Favre. Unter dem Schweizer war Kagawa komplett außen vor, im Winter ging es per Leihe zu Besiktas Istanbul. Auch dort baute seine Form immer weiter ab, Kagawa wechselte in der Süper League zwischen Startelf und Bank. Im Sommer 2019 folgte dann der feste Wechsel zu Real Saragossa in die zweite spanische Liga. Nach anfänglich starken Spielen verlor der einstige Meisterspieler auch in der Zweitklassigkeit den Stammplatz, die Wege trennten sich folgerichtig schon nach einer Saison. Auch zwei Intermezzi bei PAOK Thessaloniki und VV St. Truiden, einem belgischen Club unter japanischer Führung, sorgten nicht für die Rückkehr des fußballerischen Glücks. Daher ging Kagawa im Winter nach über einem Jahrzehnt den Schritt zurück in die Heimat in Osaka, wo er einst seinen Durchbruch feiern konnte. Der verlorene Sohn ist dort endlich wieder gesetzt, konnte auch schon sein erstes Tor erzielen.

Sokratis - plötzlich außen vor

Als Sokratis 2011 bei Werder Bremen unterschrieb, hatte der damals 23-Jährige bereits an der Seite von Thiago Silva und Alessandro Nesta verteidigt - und war in Deutschland trotzdem ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Schon 2008, kurz nach seinem 20. Geburtstag, ging er als Jungnationalspieler den Schritt von AEK Athen in eine Topliga, die italienische Serie A. Nach zwei Jahren in Genua ging es dann zum großen AC Mailand, gegen die genannten Größen des Weltfußballs konnte er sich jedoch nicht durchsetzen. Über die erneute Zwischenstation Genua landete er schließlich in Bremen. Zwei starke Jahre und eine beeindruckende EM 2012 im Innenverteidiger-Duo Papadopoulos - Papastathopoulos später ging es dann für 10 Millionen Euro nach Dortmund.

Fünf Jahre blieb der Grieche, in dieser Zeit etablierte er sich als einer der besten Verteidiger der Liga. Selten auffällig, aber immer solide und mit maximalem Einsatz spielte er sich so auf den Wunschzettel es FC Arsenal. 16 Millionen Euro ließen sich die Gunners ihren neuen Anker in der Defensive kosten, eineinhalb Jahre war er als einer der Schlüsselspieler der Londoner gesetzt. Dann aber kam im Dezember 2019 Mikel Arteta und plötzlich war Sokratis außen vor. In der Rückrunde saß er zumeist ohne Einsatzzeit auf der Bank, im Sommer folgte dann der nächste Nackenschlag. Zusammen mit Mesut Özil wurde er nicht für den Premier League Kader nominiert, seine einzigen zwei Spiele in der Hinrunde absolvierte er für die U21 Arsenals. Sein Nebenmann in beiden Spielen: William Saliba, mittlerweile Abwehrchef der Gunners, außerdem stürmten mit Gabriel Martinelli, Emile Smith-Rowe und Folarin Balogun weitere heute namhafte Spieler. Nach dieser enttäuschenden Hinserie war man sich im Winter schnell einig, der Vertrag wurde aufgelöst. Nur kurz darauf ging auch er zurück in die Heimat, bei Olympiakos Piräus darf Sokratis nun wieder in der ersten Mannschaft spielen. Dort ist er noch heute gesetzt und kämpft aktuell um seinen dritten Meistertitel in Folge!

Viel rumgekommen sind unsere fünf Ex-Borussen und das werden auch wir. In den kommenden Monaten wird sich "Still kicking" auf der Suche nach spannenden Ex-Spielern durch Fußballdeutschland wühlen. Schaut auf Kickfieber.de vorbei und seid dabei!

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Max

FC Bayern - das Problem mit den Flügelspielern

Sané, Mané, Gnabry und Coman - die offensiven Außen der Bayern könnten kaum namhafter sein. Und trotzdem saßen beim bisher wichtigsten Spiel der Saison, dem Achtelfinale gegen Paris, drei davon auf der Bank. Einzig Kingsley Coman durfte starten, ihm gab Julian Nagelsmann auf der rechten Schiene das Vertrauen. Wir erklären euch, warum die klassischen Außenspieler unter Nagelsmann auch weiterhin einen schweren Stand haben werden. (Bild: IMAGO / Sven Simon)

Mit 12 bzw. 13 Toren gehören Neuzugang Sadio Mané sowie Serge Gnabry und Leroy Sané zu den besten Torschützen der Münchner. In den letzten Wochen, vor allem in den wichtigen Spielen gegen Paris und Union Berlin, waren ihre Fähigkeiten jedoch immer seltener gefragt. Einher geht das mit der Systemumstellung von Julian Nagelsmann. Statt im in München seit Jahren etablierten 4-2-3-1 liefen die Bayern zuletzt im 3-4-2-1 auf - einer Formation, die der Coach auch in Leipzig gerne und erfolgreich spielen ließ. Die bisherigen Leistungen gaben ihm damit recht, die Formation scheint zukunftsträchtig zu sein.

Die Außenbahnen

Die Außenbahnen beackert dabei jeweils ein Schienenspieler, der somit sowohl defensiv als auch offensiv gebraucht wird. Im eigenen Ballbesitz sollen sie die Flügel besetzen und Flanken ins Zentrum schlagen beziehungsweise bei denen von der Gegenseite bis in die Box ziehen. In Leipzig waren in der Saison 20/21 mit Nordi Mukiele und Angeliño zwei offensivstarke Außenverteidiger gesetzt - ein schlechtes Zeichen für die bayrischen Flügelflitzer.

Auf der linken Seite ist Alphonso Davies gesetzt, er dürfte einer der größten Profiteure sein und vermehrt mit Torbeteiligungen auffallen. Auf Rechts scheint aktuell Kingsley Coman die Nase vorne zu haben. Die nominellen rechten Verteidiger Pavard und Stanisic sind wohl für die Planstelle in der rechten Innenverteidigung eingeplant, Mazraoui ließ bisher die nötigen Offensivqualitäten vermissen. Von den vier offensiven Flügelspielern zeigt Coman das größte Engagement in der Defensivarbeit, außerdem hält er sich am liebsten auf der Außenbahn auf anstatt ständig Richtung Tor zu ziehen und für eine Überbesetzung des Zentrums zu sorgen. Gegen Gladbach durfte Serge Gnabry sich auf der Position versuchen, extreme defensive Schwächen und kicker-Note 5 sprechen deutlich gegen einen neuerlichen Versuch.

Die Offensive

Damit bleiben noch die drei Planstellen in der Offensive. Hier setzt Nagelsmann am liebsten auf eine echte Neun, aktuell ist das Eric-Maxim Choupo-Moting. Zu Beginn der Saison noch außen vor, ist er seit Spieltag 10 in der Spitze gesetzt, zahlt das Vertrauen mit regelmäßigen Treffern zurück. In der neuen Formation, in der vermehrt Flanken in den Straufraum segeln, wird an einem waschechten Stürmer eher kein Weg vorbei führen. Und da waren es nur noch zwei Positionen.

Hinter der Spitze bevorzugt Nagelsmann zwei Mischwesen aus Spielmacher, Flügelspieler und hängender Spitze - kurz: Jamal Musiala. Der 20-Jährige ist nicht mehr aus der ersten Elf wegzudenken, brilliert mit seiner Technik in den engen Räumen zwischen den Ketten. Mit 20 Scorerpunkten in 22 Ligaspielen ist er der beste Scorer der Roten, mit etwas mehr Zug in die Box könnte er diese Werte in Zukunft sogar übertreffen. Umkämpfter ist da noch die Position neben ihm. Am meisten überzeugte hier Thomas Müller, der Altmeister mit dem untrüglichen Gespür für Räume steht wie gewohnt oft richtig, die Freiheiten in der variablen Offensivreihe kommen seinen Talenten entgegen. Das fehlende Tempo kommt auf der eingerückten Position kaum zum Tragen, gegen die meist tief stehenden Gegner kommt der FCB dazu selten in Kontersituationen. Werfen wir wieder einen Blick nach Leipzig: Dort wurden die eben beschrieben Positionen meistens von Nkunku, Olmo, Forsberg oder Szoboszlai besetzt - alle vier der Zehn näher als dem Flügel. Ein klassischer Flügelspieler wir Justin Kluivert kam dabei sehr selten zum Einsatz.

Wohin also mit den Flügelspielern?

Von den drei verbliebenen Akteuren, Sané, Mané und Gnabry, traue ich wie bereits angerissen keinem die Position auf der rechten Schiene zu. Auch in vorderster Front sind sie keine Optimalbesetzung, wenn auch vor allem Mané und Gnabry mit ihrer Abschlusstärke Argumente haben. Nichtsdestotrotz sind beide eher für einen überfallartigen Konterfußball geeignet, der den Bayern höchst selten ermöglicht wird. Von den reinen Fähigkeiten wäre Leroy Sané als Nebenmann von Musiala am besten geeignet. Auch er kann sich in engen Räumen behaupten, hat in der Vergangenheit schon häufiger in einer zentralen Position seine Kreativität unter Beweis gestellt. Doch der Mann aus der Knappenschmiede fällt immer wieder durch erhebliche Formschwankungen sowie sichtbare Unlust auf Defensivarbeit auf, was mehrfach die Ungunst von Trainer und Umfeld auf ihn zog.

Was passiert in Zukunft?

Wichtigste Frage hier ist: Vertraut der Verein auf Nagelsmann? Schenken die Verantwortlichen dem Coach ihr Vertrauen, müssen sie den Kader mehr als bisher an seine Vorstellungen anpassen. Diese Vorstellungen beinhalten, das zeigen nicht zuletzt die aufgenommenen Vertragsverhandlungen mit dem in einer Dreierkette bärenstarken Benjamin Pavard, das 3-4-2-1. Dann wäre es nur folgerichtig, mindestens einen Spieler unseres Trios, eher sogar zwei, abzugeben. Wer das sein soll, das wird sich im Laufe der Saison zeigen. Schwer vorstellbar, dass ein Weltstar wie Sadio Mané sich mit einem Bankplatz zufriedengeben wird, sollte er sich im weiteren Saisonverlauf keinen Platz in der Formation erarbeiten. Einen Leroy Sané, der sich an die neue Position gewöhnt würde ich persönlich halten, Serge Gnabrys Gradlinigkeit findet in der neuen Ausrichtung dafür weniger Anklang.

Die Kandidaten

Sollten wirklich zwei Flügelspieler gehen, würde das nicht nur das Budget deutlich erhöhen, sondern auch Platz für andere Spieler schaffen. Doch bevor wir in anderen Vereinen suchen schauen wir mal auf die bayrische Bank. Dort hat man mit Arijon Ibrahimovic ein riesiges Talent, das genau ins Profil passt. "Zwar hat er die allermeisten Spiele hinter den Spitzen als "Zehner" absolviert, doch er kann sowohl über den linken Flügel kommen als auch ganz vorne als Mittelstürmer spielen", urteilte unser Experte Farsad über den Youngster, damit stellt er genau das von Nagelsmann gesuchte Mischwesen da. Auch die ebenfalls 17 Jahre alten Paul Wanner und Mathys Tel sollten dann zu mehr Einsätzen kommen, was der weiteren Entwicklung definitiv nicht schadet.

Als externe Neuzugänge bieten sich selbstverständlich die Leipziger Bekannten von Nagelsmann an, der schussstarke Ungare Szoboszlai würde mit seinen Standards ein interessantes Element zum Spiel der Bayern hinzufügen - im Vergleich zu Nebenmann Nkunku dürfte er außerdem erschwinglich sein. Schon lange im Fokus sollen die beiden Nationalspieler Florian Wirtz und Kai Havertz stehen, beide wären zwar teuer aber "eine echte Bayernlösung". Kreativer wäre der Transfer von Pedro Goncalves, der Portugiese im Dienste von Sporting glänzt dort seit dem Abgang von Bruno Fernandes auf einer ähnlichen Position, mit 24 Jahren ist er noch entwicklungsfähig. Auffällig ist vor allem seine Torgefahr, wobei man auch die geringere Qualität der Liga nicht außer Acht lassen darf.

Auf Rechts wird man vermutlich mit Coman und Mazraoui in die Saison gehen, die eher innen eingesetzten Pavard und Stanisic können im Notfall auch nach vorne rücken oder ermöglichen eine Umstellung auf die Viererkette. Sollte sich Bayer Leverkusen jedoch nicht für das internationale Geschäft qualifizieren, könnte mit Jeremie Frimpong meine 1A Lösung für diese Position auf den Markt kommen - hier dürften sich die Bayern vermutlich in Stellung bringen. Spannend wird, ob die Münchner sich entgegen der bisherigen Äußerungen auf der Jagd nach einem Mittelstürmer von Weltformat befinden, spätestens 2024 wird das unumgänglich sein.

Das kommende Transferfenster wird also ein richtungsweisendes für den Rekordmeister, wir werden es gespannt beobachten!

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