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Max

Still kicking: Schalke - Rakitic, Rafinha & Co.

In unserer Serie „Still kicking" widmen wir uns Spielern aus der Vergangenheit, die hierzulande größtenteils von der Bildfläche verschwunden sind, aber noch immer irgendwo auf der Welt gegen das runde Leder treten. Ob ehemalige Talente, Flops oder Legenden - hier ist für jeden was dabei. In der heutigen Ausgabe beschäftige ich mich mit dem FC Schalke 04. (Bild: IMAGO / ActionPictures)

Rafinha - der Titelhamster

Diese Saison kamen in der Bundesliga zwei Spieler, Paul Wanner und Arijon Ibrahimovic, zum Einsatz, die nach dem 27.08.2005geboren wurden. Was das mit Rafinha zu tun hat? An diesem Tag gab der Brasilianer sein Bundesliga-Debüt für die Königsblauen. Damals selbst noch ein Teenager brauchte der für 5 Millionen Euro aus Curitiba verpflichtete Außenverteidiger keine Anlaufzeit. Auf Anhieb etablierte er sich auf der rechten Seite, wurde in den Folgejahren zu einem der besten Verteidiger der Liga. 2010 ging es dann für 8 Millionen nach Genua, ein Jahr später klopften die Bayern an - und Rafinha ging zurück nach Deutschland. Als Verteidiger vom Typ Wadenbeiser war er in München stets umstritten, trotzdem kam er Jahr für Jahr zu zahlreichen Einsätzen. Bis zu seinem Abschied 2019 sammelte er vier Deutsche Meisterschaften, vier Pokalsiege, vier Superpokalsiege, eine Club-WM, einen UEFA-Supercup und einen Champions League Titel.

Zurück in der brasilianischen Heimat, bei Flamengo Rio de Janeiro, ging es weiter wie gewohnt: Als Stammspieler gewann er zwei Mal die Meisterschaft, den brasilianischen Supercup sowie die Copa Libertadores und die Recopa Sudamericana. Danach ging der 1,72 m kleine Rafinha wieder nach Europa, für eine Saison schloss er sich Olympiakos Piräus an - und wurde griechischer Meister. Bis heute sollte das sein letzter Titel bleiben, nach einer Saison bei Gremio spielt Rafinha heute beim FC Sao Paulo und war bis zu einer Knöchelverletzung mit 37 Jahren auch dort gesetzt.

Ivan Rakitic - der (Un)Vollendete

Als Ivan Rakitic den Ruhrpott im Januar 2011 gegen das sonnige Andalusien eintauschte, galt er mittlerweile schon seit einigen Jahren als riesiges Talent. Bei Schalke hatte der 2007 aus Basel gekommene Kroate oft geglänzt, aber auch nicht selten enttäuscht. Oft blieb der Gedanke "Der kann doch eigentlich mehr!". Ein halbes Jahr vor Vertragsablauf ging es dann zum FC Sevilla, ein Transfer der für Spieler und Verein als Glücksgriff gelten dürfte. Dreieinhalb Jahre blieb der in der Schweiz geborene Rakitic in Sevilla und zeigte endlich das Potenzial, das man schon auf Schalke in ihm sah.

Nach zwei Jahren mit zweistellig Toren und Assists ging es dann für 18 Millionen Euro zum großen FC Barcelona - Ivan Rakitic war endlich in der Weltklasse angekommen! Im Verein neben Iniesta, Xavi oder Busquets, in der Nationalmannschaft neben Modric, der einst Unvollendete konnte auch neben den besten der Welt glänzen. In seiner ersten Saison im Camp Nou folgte dann der Champions League Titel, 2018 führte er das kleine Kroatien bis ins Finale der Weltmeisterschaften. Seit 2020 spielt er nun wieder in Sevilla, mit 34 Jahren hat er noch die ein oder andere Saison vor sich. Und trotzdem lässt sich schon heute resümieren: Rakitic ist schon lange der Vollendete.

Lars Unnerstall - plötzlich Punktelieferant

In die Bundesliga kam Lars Unnerstall eher überraschend. Vom Stammspieler in der Schalker Zweitvertretung wurde er zur Saison 11/12 zum Ersatzmann von Neuzugang Ralf Fährmann befördert. Als Fährmann, heute wieder Schalker Nummer 1, sich schwer verletzte, stand plötzlich der 2 Meter Mann im Kasten. Nach einer starken ersten Saison stand er plötzlich an Platz 1 der Torhüterrangliste, vor Fährmann und Timo Hildebrand. Doch die starke Form konnte er nicht bestätigen, rutschte in der Folgesaison bis zur Nummer 3 ab. Es folgte eine starke Leihsaison in Aarau und schließlich der feste Transfer zu Fortuna Düsseldorf. Dort kam er jedoch nicht an Stammkeeper Michael Rensing vorbei.

Drei Jahre verbrachte Unnerstall auf der Bank oder in der Regionalliga, als VVV-Venlo anfragte und ihn ablösefrei die Niederlande holte. Gerade mal 300.000 € betrug damals der Marktwert des ehemaligen Champions League Spielers, nur zwei Jahre später hatte er sich mehr als verzehnfacht. In der Eredivisie fand Unnerstall zu alter Stärke, wurde zum Stammspieler und Publikumsliebling. Diese Leistungen riefen dann auch den großen PSV Eindhoven auf den Plan, der ihn zuerst als Back-up für den langjährigen Stammspieler Jeroen Zoet holten, den er sogar verdrängen konnte. Doch schon zur nächsten Saison wurde er wieder degradiert, erneut folgte eine Saison auf der Bank bevor es weiter nach Enschede ging. Bei Twente ist er nun endlich wieder unumstrittene Nummer 1, spielt sogar international und ist laut Trainer Ron Jans "ein echter Punktelieferant".

Teemu Pukki - doppelter Aufstiegsheld

Seine denkwürdigste Leistung zeigte Teemu Pukki einst gegen Schalke, drei Tore erzielte er in der Europa League Qualifikation für HJK Helsinki, drei Wochen später stand er schon im Bundesligakader der Königsblauen. 1,5 Millionen Euro ließ man sich den abschlussstarken Stürmer damals kosten, wirklich durchsetzen konnte sich der Sympathieträger jedoch nicht. Es folgten Transfers zu Celtic Glasgow und Bröndby Kopenhagen, bis Pukki endlich zeigen konnte, was in ihm steckt. Nach starken Jahren in Dänemark war es dann der heutige Gladbacher Daniel Farke, der den Finnen zum englischen Zweitligisten Norwich lotste.

Viel Anlaufzeit brauchte er dort nicht, in seiner ersten Saison schoss er die Canaries mit 29 Treffern in die Premier League. Seine elf Treffer lonnten im Folgejahr nichts am Abstieg des krassen Außenseiters ändern, wovon sich Pukki nicht beirren ließ: 20/21 waren es dann 26 Tore, mit denen er Norwich abermals den Aufstieg sicherte, weitere elf später ging es aber wieder in die Championship. Dort spielt er auch in der laufenden Saison mit Norwich um den Aufstieg, steht schon wieder bei 10 Treffern. Mit dann 33 Jahren könnte er im Sommer zum dritten Mal zum Aufstiegsheld werden - aller guten Dinge sind drei.

Kaan Ayhan - das Juwel

Früh war Kaan Ayhan das große Versprechen der Knappenschmiede, ein neuer Star für Schalke. 15 Treffer erzielte der Innenverteidiger (!) in seiner letzten Saison als A-Jugendlicher, danach ging es sofort zu den Profis. Gegen Ende seiner ersten Profisaison, noch als Teenager, konnte er sich sogar den Stammplatz erarbeiten, erzielte gegen Freiburg seinen ersten Treffer. Lewandowski, Ronaldo, Drogba und Müller hießen seine Gegenspieler, noch bevor er 20 wurde, zwei Tage nach dem Geburtstag saß er für die türkische Nationalmannschaft gegen Brasilien auf der Bank. Ein kometenhafter Aufstieg, der so nicht weitergehen sollte. Die Entwicklung stagnierte, die Leistungen brachen ein und am starken Duo Matip - Höwedes war kein Vorbeikommen und so ging Ayhan im Januar 2016 per Leihe nach Frankfurt - eine Liga-Minute stand in der laufenden Saison zu Buche. Auch in Frankfurt konnte der spielstarke Verteidiger sich nicht durchsetzen, nach der Saison ging es für eine halbe Million Euro in die zweite Liga nach Düsseldorf. Nachdem er vor wenigen Jahren noch im Bernabeu auflief, ging es für das ehemalige Riesentalent jetzt in den Sandhauser Hardtwald.

Von Anfang an war er bei den Fortunen gesetzt, in der zweiten Saison folgte der Aufstieg. Auch in Liga 1 glänzte Ayhan, der dich mittlerweile auch in der Nationalmannschaft festgespielt hatte, den Abstieg 2020 konnte er trotzdem nicht verhindern. Danach ging es für 2,5 Millionen in die Serie A zu Sassuolo, wo er in den vergangenen zweieinhalb Jahren zu regelmäßigen Einsätzen kam, jedoch nie zum unverzichtbaren Stammspieler wurde. Im Januar ging es dann leihweise zu Galatasaray Istanbul, für den Sommer gibt es eine Kaufpflicht. 91 Einsätze in der Bundesliga, 52 in der Serie A, dazu 51 Länderspiele und eine EM-Teilnahme - auf seine bisherige Karriere kann der 28 Jährige durchaus stolz sein. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass deutlich mehr drin war für das Juwel aus der Knappenschmiede.

Sead Kolasinac - der Rückkehrer

Der nächste aus der Knappenschmiede: Über Karlsruhe, Hoffenheim und Stuttgart landete Sead Kolasinac einst in der Schalker Jugend. Auch er konnte sich vor dem 20. Geburtstag einen Stammplatz erspielen, selbst ein Kreuzbandriss konnte seine Entwicklung nur verzögern. Als Außenverteidiger und Schienenspieler wurde er zu einem der besten der Liga, der Marktwert stieg bis auf 15 Millionen Euro an. 2017 folgte dann der ablösefreie Wechsel in die Premier League zum großen FC Arsenal. Auch dort setzte sich Kolasinac durch, mit seiner Körperlichkeit passte er perfekt in den englischen Fußball. Erst als der heutige Erfolgscoach Mikel Arteta ankam und auf die filigraneren Bukayo Saka oder Kieran Tierney setzte verlor Kolasinac seinen Stammplatz, in der Hinrunde 2020 kam er zu nur einem Premier League Einsatz.

Im Winter kam dann der Ruf aus der (fußballerischen) Heimat. Der abgeschlagene Tabellenletzte Schalke benötigte seine Hilfe und der Topspieler Kolasinac war sich nicht zu schade für den Abstiegskampf, sagte zu. Auch wenn es bekanntermaßen nicht zum Klassenerhalt reichte, Kolasinac warf sich in jeden Zweikampf, kämpfte für seinen Verein und war einer der wenigen Lichtblicke. Nach der Saison ging es dann wieder zurück nach England, in der Hinrunde kam er wieder kaum zum Einsatz. Es folgte der Winterwechsel zu Olympique Marseille, wo er beim Tabellen-Zweiten zwischen der linken Seite und der Innenverteidigung pendelt und das erste Mal seit 2014 wieder Champions League spielt - damals noch in Königsblau.

Viel rumgekommen sind unsere sechs Ex-Knappen und das werden auch wir. In den kommenden Monaten wird sich "Still kicking" auf der Suche nach spannenden Ex-Spielern durch Fußballdeutschland wühlen. Schaut auf Kickfieber.de vorbei und seid dabei!

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Max

American Dream - die Deutschen in der MLS 2023

Lange als Rentnerliga verschrien, entwickelt sich die Major League Soccer, die höchste Spielklasse in den USA, im Eiltempo zu einem ernstzunehmenden Player auf dem weltweiten Fußballmarkt. In der neuen Saison stehen wieder einige Deutsche mit den verschiedensten Geschichten auf dem Platz – hier lernt ihr sie kennen. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Der aktuell beste Deutsche in der MLS ist der gebürtige Berliner Hany Mukhtar. Bei der Hertha ausgebildet galt er früh als großes Talent, der große Sprung blieb ihm aber verwehrt. Über Stationen bei Benfica Lissabon und RB Salzburg landete er schließlich bei Bröndby, wo ihm endlich der Durchbruch glückte. 2,7 Millionen Euro überwies der frisch gegründete Nashville SC schließlich für Mukhtar. Eine gute Investition, bringt der 27-jährige es doch auf 67 Torbeteiligungen in 85 Spielen in der MLS. Eine Leistung, die ihm nach dem zweiten Platz im Vorjahr zum MVP der abgelaufenen MLS-Saison machte.

Einen Meistertitel kann dafür Julian Gressel (29) vorweisen. In Deutschland gelang ihm der Schritt in den Profibereich nicht, daher entschied er sich, in den USA aufs College zu gehen und dort Fußball zu spielen. Diese Entscheidung hat er vermutlich nicht bereut, denn 2016 wählte ihn Atlanta United in der ersten Runde des Drafts aus. Seitdem hat Gressel fast 200 Spiele mit 75 Torbeteiligungen in der MLS absolviert und konnte 2018 die Meisterschaft gewinnen. Nach einer Station in der Hauptstadt bei D.C. United nun bei den Vancouver Whitecaps in Kanada untergekommen, ist der Bayer als Schienenspieler seit Jahren einer der besten Spieler der Liga. Nach einem Jahrzehnt in den Staaten ist Gressel heute US-Bürger und Nationalspieler, träumt von der WM im neuen eigenen Land. Für unsere Liste hat er sich trotzdem qualifiziert.

Kai Wagner könnte der MLS schon bald den Rücken kehren. Der 26 Jahre alte Linksverteidiger liebäugelte schon offen mit einer Rückkehr nach Deutschland, der VfB Stuttgart und Hertha BSC sollen laut Sky interessiert sein. Bis dahin wird Wagner, der bereits im All Stars Team stand, weiter für Philadelphia Union glänzen, die ihn 2019 aus der 3. Liga von den Würzburger Kickers in die Staaten holten. So konnte der wohl beste Linksverteidiger der Liga in der abgelaufenen Saison mit seinem Team ins MLS-Finale einziehen. In einer rassigen Partie, in der Wagner keine Geringeren als Carlos Vela und Gareth Bale als Gegenspieler hatte, konnte er das zwischenzeitliche 2:2 vorlegen. Den letzten Elfmeter für seine Farben konnte Wagner dann nicht verwandeln, Union unterlag dem LAFC.

Der amtierende Meister hat vor der Saison auch für eine deutsche Note im Team gesorgt. Der ehemalige U19 Nationalspieler Timothy Tillmann kommt vom Zweitligisten Fürth nach Kalifornien. Der zentrale Mittelfeldspieler, zweifellos hochveranlagt, konnte in der laufenden Spielzeit selten beeindrucken und so legten das Kleeblatt ihm keine Steine in den Weg. Der 24-Jährige hat selbst Wurzeln in den USA, Bruder Malik stürmt sogar für das Nationalteam. Bei starken Leistungen ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch Timothy in deren Aufgebot steht. Davor muss er jedoch erst seinen Trainer, Ex-Hannoveraner Steven Cherundolo, von seinen Qualitäten überzeugen.

Gleich zwei Deutsche stehe bei Chicago Fire unter Vertrag, dem Ex Club von Weltmeister Bastian Schweinsteiger. Während Rafael Czichos erst im Winter von Köln aus über den großen Teich ging, ist Fabian Herbers schon seit 2016 in der MLS aktiv. In Deutschland primär als Podcasthörer bekannt, hat der 29-jährige in den USA schon über 120 Erstligaspiele absolviert. Dabei pendelt der variable Offensivmann häufig zwischen Bank und Startelf, ein wichtiger Bestandteil des Kaders ist er jedoch allemal.

Czichos hingegen konnte sich auf Anhieb als Stammspieler etablieren, der kopfballstarke Innenverteidiger konnte außerdem 3 Tore erzielen - so kann man die Karriere mal ausklingen lassen.

Jasper Löffelsend steht mit 25 Jahren vor seiner zweiten Saison im Profifußball, in Deutschland kam er nicht über die Regionalliga hinaus. Nachdem er den schon von Gressel und Herbers bekannten Gang ans College antritt, konnte er sich jedoch für die MLS empfehlen. Im Draft wurde er dann von Real Salt Lake City ausgewählt und zeigte sich etwas überraschend schnell als wertvolle Alternative. Nachdem er die ersten Partien auf der Bank verbrachte, erarbeitete sich der gelernte Rechtsverteidiger einen Stammplatz in der Mittelfeldzentrale. Eine neue Erfolgsstory bahnt sich an!

Robert Voloder von Sporting Kansas City ist mit seinen 21 Jahren der jüngste Akteur dieser Liste. In Köln ausgebildet, wechselte er im Winter nach einer Leihstation in Maribor nach Missouri. Nachdem er zu Saisonbeginn auf der Bank Platz nehmen musste, hat sich der U20 Nationalspieler mittlerweile einige Einsätze in der Innenverteidigung verdient. Noch konnte er sich nicht nachhaltig durchsetzen, mit seinem unverkennbaren Potenzial dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Voloder fest als Stammspieler etabliert.

Nach zwei enttäuschenden Jahren im Dress des VfB Stuttgart zog es Erik Thommy im Sommer zu Sporting Kansas City. Dort übernahm er sofort eine Schlüsselrolle im offensiven Mittelfeld und konnte in seinen ersten 12 Spielen auf US-Boden 5 Torbeteiligungen beisteuern. Man darf durchaus gespannt sein, was der 28-Jährige nach einer kompletten Vorbereitung mit seiner Mannschaft leisten kann.

Im Winter verpflichtete Kansas dann den dritten Deutschen, Tim Leibold. Nach seinem Kreuzbandriss in der Vorsaison konnte sich der 29 Jahre alte Außenverteidiger in der Hinrunde beim HSV nicht mehr durchsetzen. Nun wagt der Mann mit dem starken linken Fuß den Neustart in der MLS, man darf gespannt sein. Wenn er seine Leistungen vor der Verletzungspause abrufen kann, sollte er schnell zu den stärksten Akteuren auf seiner Position gehören.

Neu dabei ist dieses Jahr der Saint Louis City SC. Der deutsche Sportdirektor und Weltenbummler Lutz Pfannenstiel hat sich gleich zwei Landsmänner mit an Bord geholt, um in die erste Saison der Clubgeschichte zu starten. Einer der Stars im Team ist Eduard Löwen (26), der für 2 Millionen Euro aus Bochum verpflichtet wurde. Mit seiner Körperlichkeit und dem starken Rechten dürfte der ehemalige Herthaner im Mittelfeld die Fäden ziehen.

Im Tor wird sein Coach, der ehemalige Bundesligaspieler Bradley Carnell, wohl auf den ehemaligen Dortmunder Roman Bürki setzen. Für die Position dahinter wurde indes der zweite Deutsche verpflichtet, Ben Lundt. Auch der 27-Jährige war bei der Hertha aktiv, nach der Jugend ging es dann ans College. Den Sprung in die MLS hat er bisher nicht geschafft, kam jedoch regelmäßig in der zweitklassigen USL 72-mal zum Einsatz, wo er 2020 zum Torhüter des Jahres gewählt wurde.

https://twitter.com/stlCITYsc/status/1611384669001617408?t=0jJucmstI1x-Il0mI-KrnQ&s=19

Einer lässt seine Karriere langsam ausklingen, einer befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere und ein anderer steht noch ganz am Anfang. Viel unterschiedlicher könnten die neun Deutschen kaum sein. Trotzdem fällt auf, wie herzlich die Begrüßung ausfällt, wenn sie auf dem Platz auf einen anderen Deutschen treffen – fern ab der Heimat.

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Max

WM-Rekordtorschütze: Wer war Just Fontaine?

Alle vier Jahre, während der Weltmeisterschaft, stößt man als Fußballfan vermehrt auf die großen Namen der Vergangenheit. Doch zwischen Pelé, Ronaldo, Puskás und Gerd Müller taucht häufig ein heute eher unbekannter Spieler auf: Just Fontaine, der mit 13 Toren bei der WM 1958 einen Rekord für die Ewigkeit aufstellte. (Bild: IMAGO / Horstmüller)

Am 18. August 1933 wurde „Justo“ in Marrakesch im damaligen Französisch-Marokko geboren. Seine Eltern, ein französischer Tabakhändler und eine Spanierin, waren zunächst nicht überzeugt von den sportlichen Ambitionen ihres Sohnes, war doch das Verletzungsrisiko im Fußball sehr groß. Doch der junge Fontaine setzte sich durch und startete 1950 beim USM Casablanca seine Reise im Profifußball.

Im Vereinsfußball

Schnell entwuchs der pfeilschnelle Stürmer dem nordafrikanischen Fußball und so zog es ihn 1953 nach Nizza. Drei Jahre später verließ er die Cote d’Azur und schloss sich Stade de Reims an, mit denen er zwei Mal die Ligue 1 gewinnen konnte. 1959 schoss er sein Team mit zehn Toren im Europapokal der Landesmeister ins Finale. Die Partie in Stuttgart konnte jedoch Real Madrid mit 2:0 für sich entscheiden, die Offensive um die Weltfußballer Alfredo di Stefano und Raymond Kopa war eine Nummer zu groß.

Weltmeisterschaft 1958

Mit letzterem nahm Fontaine an der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden teil. Ursprünglich nur als Ersatzmann nachgerückt, sollte es sein Turnier werden. Schon beim Auftaktspiel, einem 7:3 Erfolg gegen Paraguay, traf Fontaine dreifach. In der Gruppenphase folgten zwei Treffer gegen Jugoslawien sowie einer gegen Schottland.

Mit sechs Treffern wäre man bei bisher zwölf Weltmeisterschaften zum Torschützenkönig gekrönt worden – Just Fontaine brauchte dafür nur die Gruppenphase.

Und er hatte nicht genug: im Viertelfinale gegen Nordirland gelang ihm ein weiterer Doppelpack und die Franzosen zogen ins Halbfinale ein, wo er bei einer 2:5 Niederlage gegen Brasilien natürlich ein weiteres Tor erzielen konnte. Mit neun Treffern auf dem Konto ging Fontaine ins Spiel um Platz Drei gegen den Titelverteidiger aus Deutschland – und erzielte beim 6:3 Erfolg unglaubliche 4 Tore. Er beendete die WM als Torschützenkönig mit sagenhaften 13 Toren.

Der deutsche Torhüter Heinz Kwiatkowski kassierte damit übrigens den zweiten Viererpack in seinem zweiten WM-Einsatz – 1954 im Gruppenspiel gegen Ungarn hatte er gegen Sandor Kocsis bereits vier Mal hinter sich greifen müssen.

Zur Wahrheit der WM 1958 gehört jedoch auch, dass Fontaine trotz seines Fabelrekords nicht zum Star des Turniers wurde. Das Rampenlicht gestohlen hatte ihm der gerade einmal 17-jährige Brasilianer Edson Arantes do Nascimento – kurz Pelé. Dieser Pelé war es auch, der Fontaine im Jahre 2004 in die Liste der besten 125 lebenden Fußballer aufnahm – trotz einer zu kurzen Karriere.

„Ich hätte gerne fünf, sechs Jahre Fußball gegen den WM-Rekord getauscht.“ – Just Fontaine

Nach zwei Beinbrüchen 1960 und 1962 musste der Torjäger seine Karriere im Alter von nur 28 Jahren beenden. Es folgte eine Trainerkarriere, bei der er sowohl die Französische als auch die Marokkanische Nationalmannschaft sowie Paris Saint-Germain und den FC Toulouse betreute.

Am 1. März 2023 verstarb Just Fontaine im Alter von 89 Jahren in seiner Wahlheimat Toulouse. Er belegt weiterhin Platz 4 der ewigen WM-Torjägerliste – umgeben von Spielern mit mehr als doppelt so vielen Einsätzen. Sein Rekord wird wohl noch lange bestehen.

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Max

Champions League Vorschau: Frankfurt vs Neapel, Liverpool vs Real

Zwei Kracher erwarten uns am Dienstag im Achtelfinale der Champions League. Früh im Wettbewerb treffen die beiden Finalisten aus dem Vorjahr aufeinander, außerdem stehen sich zwei der aufregendsten Teams Europas gegenüber. Hier könnt ihr euch optimal auf einen unterhaltsamen Fußballabend vorbereiten. (Bild: IMAGO / Eibner)

Fliegt der Adler weiter?

Nach dem sensationellen Gewinn der Europa League geht der Traum der Frankfurter Eintracht weiter. Mit einem zweiten Platz in der Gruppenphase konnten sich die Adler für das Achtelfinale qualifizieren, treffen jetzt auf den unangefochtenen Spitzenreiter der Serie A, den SSC Neapel. Die Azzuri konnten sich in der Gruppenphase gegen den großen FC Liverpool durchsetzen, in der Liga trennen sie 15 Punkte vom Zweitplatzierten Inter Mailand. Die drittbeste Offensive der Bundesliga gegen die beste der Serie A, alles andere als ein Spektakel wäre eine Überraschung!

Das Duell der Double-Doubles

Fußball ist bekanntlich ein Mannschaftssport, trotzdem wollen wir heute ein besonderes Augenmerk auf zwei Akteure legen. Die wohl größten Schnäppchen des vergangenen Transfersommers, mit denen statistisch nur die Crème de la Crème des Weltfußballs mithalten kann. Der Frankfurter Randal Kolo Muani (ablösefrei) und der Napolitaner Khvicha Kvaratskhelia (10 Millionen Euro Ablöse) konnten in ihrer jeweiligen Liga bisher jeweils eine zweistellige Anzahl an Toren erzielen und vorbereiten - in den Top 5 Ligen gelang das dieses Jahr bisher nur noch den Parisern Lionel Messi und Kylian Mbappé.

Während Kolo Muani in vorderster Front aktiv ist, kommt der Georgier Kvaratskhelia über Links, assistiert von dort oft dem nächsten Napolitaner mit unfassbaren Werten: Victor Osimhen. Der ehemalige Wolfsburger trifft in dieser Saison am laufenden Band, war in den letzten sieben Ligaspielen erfolgreich. Spannend wird, ob Eintracht-Coach Glasner den körperlich starken Hrvoje Smolcic gegen den wuchtigen Nigerianer aufstellt, oder ob es Methusalem Makoto Hasebe mit all seiner Erfahrung richten soll.

Alles in allem stehen die Adlerträger vor einer großen Herausforderung, doch mit den eigenen Fans im Rücken sorgten sie in der Vergangenheit schon öfter für Sensationen.

Gelingt Liverpool die Revanche?

Ein Achtelfinale, das nach Finale riecht: FC Liverpool gegen Real Madrid. Und eure Nase trügt euch nicht, 2018 und 2022 spielten die beiden Clubs um den Henkelpott, beide Male waren die Königlichen erfolgreich. Und auch dieses Jahr scheinen die Spanier die besseren Voraussetzungen zu haben. Ungewöhnlich verletzlich zeigten sich die Reds in den vergangenen Monaten, in der Liga rangieren sie aktuell nur auf Platz 8. Der spanische Meister indes hat nur gegen den ewigen Rivalen aus Barcelona das Nachsehen, außerdem versteht sich wohl kaum eine Mannschaft besser darauf, in KO-Spielen das Maximale aus ihren Möglichkeiten zu machen.

Der Schlüsselspieler der Madrilenen ist seit dem Abgang des großen Cristiano Ronaldo wohl Karim Benzema, der für das Hinspiel jedoch mit muskulären Problemen auf der Kippe steht. Auch das Metronom im Mittelfeld, Toni Kroos, fällt wohl krankheitsbedingt aus. Mit ihren überfallartigen Angriffen über die schnellen Salah, Gakpo und Núñez wird sich die Elf von Jürgen Klopp sicherlich die ein oder andere Chance erspielen. Trotz der Erfolgserlebnisse der vergangenen beiden Wochen ist trotzdem fraglich, ob die neuerdings so fahrige Offensivreihe diese verlässlich verwerten können. Außerdem stehen ihnen mit Antonio Rüdiger und Eder Militao zwei der schnellsten Verteidiger im Weltfußball gegenüber.

Besonders im Blick behalten solltet ihr den erst 18 Jahre alten Stefan Bajcetic im Mittelfeld der Reds. Scheinbar aus dem Nichts spielte sich der Sechser in den vergangenen Wochen in die Startelf, glänzt mit einer beeindruckenden Ruhe am Ball. "Seit er für uns spielt, ist er vielleicht unser bester Spieler!", urteilt auch Mo Salah, der diesen Titel in den letzten Jahren regelmäßig innehatte.

Auch für die Wettfreunde unter euch bieten sich viele interessante Möglichkeiten. Meine Tipps für den Dienstag: Neapel und Frankfurt treffen beide, Real Madrid geht als Sieger vom Platz.

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Still kicking: Gladbach - Dante, Wendt & Co.

In unserer neuen Serie „Still kicking" widmen wir uns Spielern aus der Vergangenheit, die hierzulande größtenteils von der Bildfläche verschwunden sind, aber noch immer irgendwo auf der Welt gegen das runde Leder treten. Ob ehemalige Talente, Flops oder Legenden - hier ist für jeden was dabei. In der ersten Ausgabe beschäftige ich mich mit Borussia Mönchengladbach. (Bild: IMAGO / Ulmer)

05.04.2009, Karlsruher SC gegen Borussia Mönchengladbach: Als Einlaufkind habe ich mir an diesem Tag den Platz mit unseren ersten zwei Akteuren geteilt. Und während meine Frisur damals eher an Ansgar Brinkmann erinnerte, habe ich mich 14 Jahre später an unseren ersten Ex-Borussen angepasst.

Michael Bradley: endlich sesshaft

Mit einer 15 Tore Saison im Rücken zog es den US-Boy 2008 aus Heerenveen zu den Borussen. Nach zweieinhalb Jahren als Stammspieler im Gladbacher Mittelfeld zog es den Sohn seines damaligen Nationaltrainers leihweise nach Birmingham zu Aston Villa - der Abstiegskampf soll ihm nicht zugesagt haben. 18 Minuten Premier League Fußball später ging es dann, dieses Mal fix, nach Italien zu Chievo Verona. Nach nur einer Saison zog Bradley weiter in die ewige Stadt, doch auch den AS Rom verließ er nach einem Jahr – zum Toronto FC nach Kanada. Damals ein sehr überraschender Transfer, gingen doch zu dieser Zeit wenige international angesehene Spieler in die „Rentnerliga“ MLS.

„Die MLS ist bemüht, ihre Qualität zu erhöhen.“ - Jürgen Klinsmann über den Transfer

Als Wandervogel hätte man den Mann mit dem starken rechten Fuß damals wohl bezeichnet. Heute, neun Jahre später, steht er weiterhin seinen Mann im Mittelfeld der Kanadier. Dabei konnte er 2015 den Titel des „US Soccer’s Male Player of the Year“ gewinnen. Dabei ist er einer der prägenden Akteure auf dem langen Weg der Major League Soccer zu einer weitläufig respektierten Liga. Seit 2021 übrigens auch wieder mit Vater Bob an der Seitenlinie.

Dante: der Champions League Sieger

Wenn wir schon über Frisuren reden: Dante! Das erwähnte Spiel war erst der dritte Einsatz des Brasilianers, der für 2,5 Millionen Euro aus Lüttich kam, im Trikot der Fohlen. Viel mehr Spiele brauchte der Verteidiger nicht, um sich mit seinem auffälligen Afro, der scheinbar chronisch guten Laune und herausragenden Leistungen in die Herzen der Fans zu spielen. 2012 folge dann der Wechsel zu den Münchner Bayern, wo er auf Anhieb zum Stammspieler wurde und als solcher den Champions League Titel holen konnte. Doch auch persönliche Spuren hinterließ der Strahlemann. Bestes Beispiel dafür ist Dante Rummenigge, Enkel von Bayern-Legende Karl-Heinz.

Von 30 Millionen Transfer Mehdi Benatia verdrängt, ging der WM Teilnehmer von 2014 dann drei Jahre später nach Wolfsburg und ein Jahr später an die zugegebenermaßen etwas schönere Côte d'Azur nach Nizza. Dort ist er noch heute, mit 39 Jahren, unumstrittener Stammspieler und verpasste in der laufenden Saison eine einzige Partie in der Ligue 1. Am 18. Oktober wird Dante 40 Jahre alt - wahrscheinlich ist, dass er ihn auf dem grünen Rasen feiert.

Raul Bobadilla: ein echter Wandervogel

Bei zwölf Vereinen stand der Mann aus Paraguay bisher unter Vertrag, in den Borussia-Park wurde er sogar zwei Mal transferiert. 2009 flossen über 4 Millionen an die Grashoppers aus Zürich, nach Zwischenstationen in Thessaloniki, Basel, Bern und Augsburg waren es 2017 derer 2. Wie für den Stürmer mit der breiten Brust so üblich, war er beim zweiten Anlauf nach nur einer Saison wieder weg, dieses Mal ging es über den großen Teich zu den Argentinos Juniors nach - Überraschung - Argentinien.

Es folgten zwei wilde Jahre, bei denen er weder in der seiner Heimat bei Guarani noch bei Fluminese nachhaltig überzeugen konnte. Vergangenen Winter ging es dann zurück in die Schweiz, dieses Mal in die Zweitklassigkeit. Mit heute 35 Jahren ist er heute Leistungsträger beim FC Schaffhausen und scheint noch lange nicht ans Aufhören zu denken.

Oscar Wendt: zurück zu den Wurzeln

Deutlich weniger Clubs hatte der ehemalige Leitwolf, oder besser das Leitfohlen, Oscar Wendt. Als Teenager ging es aus seiner Heimat Göteborg nach Kopenhagen, wo er fünf Jahre blieb bevor er den Schritt in die Bundesliga ging. Heute steht er mit über 300 Spielen auf Platz 17 der Rekordspieler Gladbachs - eine wahre Vereinslegende. Nachdem er nach einem Jahrzehnt seinen Stammplatz an Rami Bensibaini verlor, ging es zurück zu seinem Jugendclub IFK in seiner Geburtsstadt Göteborg. Dort ist Wendt, wie er es gewohnt war, wieder unumstrittener Stammspieler, trotz seiner schon 37 Lenze auf dem Buckel.

Luuk de Jong: auf Umwegen zu Barca

Vom Kapitän gehen wir über zu einem großen Missverständnis. Zum ersten Mal seit 1996 beendete die Borussia die Saison 11/12 auf einem einstelligen Tabellenplatz - und dann gleich als Vierter. Um den Aufwärtstrend zu halten und im europäischen Geschäft zu bestehen wurde ein 21 Jahre alter Stürmer aus den Niederlanden verpflichtet, der in 31 Ligaspielen für Twente Enschede 25 Mal netzen konnte: Luuk de Jong. 12 Millionen Euro Ablöse, damals Rekordtransfer der Clubgeschichte, sofort die Nummer 9 auf dem Rücken: die Vorschusslorbeeren aber auch die Last auf seinen Schultern war enorm. Nach einer ersten Saison mit Licht und Schatten folgte eine Hinrunde mit nur 73 Liga-Minuten, das kongeniale Duo Raffael und Kruse beanspruchte die Plätze in der vordersten Reihe. Also ging es zuerst leihweise zum heutigen Saudi-Verein nach Newcastle und dann zurück in die heimische Eredivisie zu PSV. Und dort fand de Jong auch wieder zu seiner Form, konnte in zwei aufeinanderfolgenden Saisons mehr Scorer als Einsätze verbuchen.

2019 folgte dann der nächste Transfer ins Ausland, für abermals 12 Millionen ging es zum FC Sevilla. Nach zwei guten, aber nicht überragenden Saisons dann die riesige Überraschung: per Leihe ging es für de Jong zum großen FC Barcelona. Erwartungsgemäß konnte er sich nicht durchsetzen, 7 teilweise wichtige Tore erzielte er nichtsdestotrotz. Im vergangenen Sommer ging es dann zurück nach Eindhoven, wo er noch immer eine große Rolle spielt. Außerdem stand er im WM-Kader der Niederlande, verwandelte sogar im Viertelfinale einen Elfmeter gegen den späteren Weltmeister Argentinien. Keine schlechte Karriere für einen Transferflop.

Viel rumgekommen sind unsere fünf Ex-Fohlen und das werden auch wir. In den kommenden Monaten wird sich "Still kicking" auf der Suche nach spannenden Ex-Spielern durch Fußballdeutschland wühlen. Schaut auf Kickfieber.de vorbei und seid dabei!

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Bekommt Deutschland ein Torwartproblem?

Sepp Maier, Bodo Ilgner, Oliver Kahn, Jens Lehmann, Manuel Neuer - die Liste der deutschen Weltklasse-Torhüter ist lang. Doch nicht erst seit der schweren Skiverletzung von Manuel Neuer wächst in Deutschland die Angst vor einem Torwartproblem. Hat Deutschland bald das erste Mal seit Ewigkeiten keinen Weltklasse-Keeper im Tor? (Bild: IMAGO / Laci Perenyi)

Beginnen wir mit der Nummer 1, Neuer selbst. Mit bald 37 Lenzen auf dem Buckel und einem gebrochenen Unterschenkel ist Neuer kein Mann für die Zukunft. Als Torhüter, vor allem mit seiner Klasse, kann er selbstverständlich auch bis ins höchste Fußballalter Leistung bringen. Doch Berichten zufolge zweifelt selbst sein Arbeitgeber aus München an einer schnellen Genesung und sucht aktiv nach einem Nachfolger.

Seit Jahren ist Marc-André ter Stegen der designierte Nachfolger. Der Schlussmann des FC Barcelona gehört schon lange zur Weltklasse, in den vergangenen zwei Jahren zeigte er jedoch immer häufiger durchwachsene Leistungen. Trotzdem ist die nähere Zukunft der Torwartposition in sicheren Händen. Doch auch ter Stegen ist schon 30 Jahre alt, eine langfristige Lösung sieht anders aus.

"Hier soll ich hart arbeiten und um die Position kämpfen." - Marc-André ter Stegen

Und die anderen Optionen? Bei Kevin Trapp, Bernd Leno und Oliver Baumann steht auch schon die 3 vorne. Alexander Nübel ist mit 26 Jahren in seiner zweiten Saison als Stammspieler beim AS Monaco. Ob er jedoch jemals auch nur in die Nähe der Weltklasse kommt, darf bezweifelt werden. Weitere deutsche Torhüter existieren, zeigten in den vergangenen Jahren aber nicht konstant Leistungen, die eine namentliche Erwähnung rechtfertigen. Die nähere Zukunft ist also geklärt, an ter Stegen führt kein Weg vorbei. Und danach?

Nach Sport1-Informationen gibt es eine Untersuchung der DFB-Akademie, wonach Deutschland 2028 keinen Weltklasse-Torwart mehr hat. Aber woran liegt das, hat man in Deutschland verlernt, Torhüter auszubilden? Vermutlich nicht. Aber was die Herren Neuer, ter Stegen, Trapp, Leno und Baumann gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie vor ihrem 21. Geburtstag die Nummer 1 eines Bundesligaclubs waren. Außerdem standen am ersten Spieltag der Saison 2012/2013 14 deutsche Torhüter in der Startelf - 10 Jahre später waren es deren 8. Der jüngste davon ist der Stuttgarter Marius Müller (25), ihr Altersschnitt liegt jenseits der 30.

"Wir haben das Ziel, dass in der Bundesliga möglichst viele deutsche Keeper gesetzt sind. Die Spielpraxis ist für die Jungs entscheidend." - Marc Ziegler, DFB-Torwartkoordinator

Genau diese Spielpraxis auf höchstem Niveau geht den jungen deutschen Keepern aktuell ab. Anstatt auf einen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen, holt man bewährte Kräfte aus dem In- und Ausland. Selbst die Möglichkeit, sich als Ersatztorhüter zu beweisen, ist oft nicht gegeben. Lieber setzen die Vereine auf Spieler wie Sven Ulreich (34), Alexander Meyer (31) oder Janis Blaswich (31) - erfahrene Torhüter, denen man in Drucksituationen wohl weniger Wackler zutraut als einem Nachwuchsspieler. Meiner Meinung nach ein Nebeneffekt der stetig wachsenden Menge Geld im Fußballgeschäft: ein einziger Fehler kann potenziell unzählige Millionen kosten, was die Vereine zu konservativem Handeln zwingt.

Die vielversprechendsten Talente sammeln aktuell in anderen Ligen Spielpraxis. Die ehemalige Torwart Hoffnung der Bayern, Christian Früchtl, ist bei der Wiener Austria Stammtorhüter, jedoch auch schon 22 Jahre alt. Der Dortmunder Luca Unbehaun (21) hat seinen Stammplatz in der Zweitvertretung kürzlich an Marcel Lotka (ebenfalls 21) verloren, der bei den Junioren-Auswahlen bisher für Polen auflief. Nico Mantl (22) verließ RB Salzburg nach eineinhalb Jahren auf der Bank im Winter leihweise gen Aalborg, er wird wohl auf einen baldigen Wechsel von Stammkraft Philipp Köhn hoffen.

Besser ergeht es aktuell Tim Schreiber (20), der von RB Leipzig an Holstein Kiel verliehen ist und sich gegen Ende der Hinrunde den Stammplatz ergattern konnte. Doch meine größte Hoffnung spielt aktuell in der 3. Liga: der 20-jährige Noah Atubolu vom SC Freiburg. Aktuell für Spielpraxis in der zweiten Mannschaft eingesetzt, ist der U21 Nationalspieler klarer Vertreter der Nr. 1 Mark Flekken. Doch das könnte sich im Sommer ändern.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in dieser Konstellation in die Saison 2023/24 gehen, ist eher gering.“ - SC-Sportdirektor Clemens Hartenbach

Berichten zufolge könnte Flekken den Verein bei einem passenden Angebot verlassen. Dann stünde Atubolu bereit, um mit dann 21 Jahren zur mit Abstand jüngsten Nr. 1 der Liga zu werden. Und da für einen Torhüter nichts wichtiger ist als Spielpraxis, würde es mich nicht wundern, wenn er zum Nachfolger von Marc-André ter Stegen wird. Ob er jemals die Weltklasse erreicht, ist heute unmöglich zu sagen, aber ausgeschlossen ist es keinesfalls. Hoffen wir also, dass sich der Freiburger in die lange Liste der überragenden deutschen Keeper einreihen kann.

Abschließend muss ich deutlich sagen, dass wir kein Torwartproblem bekommen, sondern eines haben. Nicht personell, genug Talent ist in den Mannschaften und den Akademien definitiv vorhanden, sondern strukturell. Es ist an den Vereinen, diese Kette zu durchbrechen und ihren jungen Torhütern das Vertrauen zu schenken.

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